Spock's Beard - Wien

31.05.2007 | 20:09

18.05.2007, Planet Music

Die Wiener Prog-Institution CONXIOUS bietet nicht nur feinste Musik für Genre-Fans, sondern konzentriert sich nun auch immer mehr aufs Konzert-Veranstalten. Natürlich nur mit der Crême de la Crême an Prog-Bands - und so dürfen die legendären SPOCK'S BEARD endlich mal in Österreich spielen!

Eröffnet wird der Abend natürlich von den Veranstaltern und Lokalhelden CONXIOUS, die nach einigen Live-Auftritten schon eine ganze Fanschar um sich versammelt haben und dementsprechend gut ankommen. CONXIOUS scheinen sich außerdem von Konzert zu Konzert immer mehr zu steigern, und trotz technischer Probleme bleibt mir der Auftritt positiver in Erinnerung als der Gig vor PAIN OF SALVATION. Vielleicht liegt's auch einfach daran, dass die Musik von CONXIOUS irgendwie besser zu SPOCK'S BEARD passt, vielleicht aber auch daran, dass manche Songs (wie etwa das geniale 'Do You Feel Free Now') nach intensivem Hören des Albums einfach noch besser rüberkommen. Die sympathische Truppe erntet auf jeden Fall einen ehrenhaften Applaus, spielt sogar noch eine Zugabe und wärmt die Prog-Gemeinde bestens für weitere zwei Stunden Musik-Genialität auf!

SPOCK'S BEARD sind schon ein besonderer Haufen: Besonders nett, besonders authentisch und vor allem ganz besonders talentiert! Ich muss zugeben, dass ich mir nichts absolut Großartiges von dem Abend erwartet hatte, außer eben ein gutes Prog-Konzert zu sehen. Doch der Eindruck, den SPOCK'S BEARD bei mir hinterlassen, ist überwältigend, und das schon nach ein paar Songs. Irgendwie haben die Amis etwas ganz Eigenes, Magisches in Ihrer Musik und bringen Ihre Hymnen live einfach genial rüber. Vor allem Sänger und Multitalent Nick D'Virgilio ist dabei ein Hingucker, der gerne mal über sich selbst lacht, auf der Bühne rumkaspert und seine Stimmbänder ebenso beherrscht wie Gitarre, Keyboard und natürlich Drums.

Der Einstieg mit 'On A Perfect Day' ist rundum gelungen, denn mit diesem Ohrwurm haben die Bärte gleich das gesamte, etwa 230 Nasen zählende Publikum (welches teilweise auch aus den Nachbarländern angereist ist) auf ihrer Seite. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, als sich Nick mit Tour-Drummer Jimmy Keegan ein Drum-Solo-Duell liefert. Normalerweise sind solche Drum-Soli eher langweilig und reines Ego-Gewichse, doch in diesem Fall beweisen SPOCK'S BEARD, dass es auch anders geht und bringen das Doppel-Solo als sympathischen Technik-Fight rüber, der auch Nicht-Drummer überzeugen kann und einigen Anwesenden ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Eine Augenweide ist aber auch Ryos Einsatz an zwei Keyboards, die er mit Leidenschaft bearbeitet, dabei immer wieder ein Grinsen für seine Fans bereit hält und während einer Ansage von Nick sogar kurzfristig in den Fotograben springt, als er einen Fan etwas auf Japanisch rufen hört. Aber auch Nick hält sich in Sachen Rumalbern nicht zurück, greift neben seinem Rachenspray auch gern mal zur hinten versteckten Whisky-Flasche und ist in seinen Ansagen mehr als gesprächig.

Dagegen wirken Bassist Dave Meros, der sich etwas statisch im Hintergrund platziert und der schüchterne Alan Morse fast schon zurückhaltend. Aber ich glaube mehr als zwei "Klassenclowns" verträgt eine Band auch nicht. Natürlich kriegt auch Ryo Okumoto einen eigenen Keyboardpart, und sein Solo glänzt durch Abwechslungsreichtum sowie seine unheimlich sympathische Ausstrahlung. Musikalisch konzentrieren sich SPOCK'S BEARD zwar eindeutig aufs neue Album, lassen aber auch ältere Hits nicht aus. Nach dem letzten regulären Song, dem schönen 'Rearranged', kommt mit 'The Water' noch eine kultige Zugabe mit einer mindestens ebenso kultigen Ansage: Nick zeigt Ryo eine Mineralwasserflasche und fragt, in Bezug auf den Songtitel, was er denn da in der Hand halte ... woraufhin Ryo natürlich nur alberne Antworten gibt, die im "Buttjuice" gipfeln.

Nach zwei Stunden Prog-O(h)rgasmus sind SPOCK'S BEARD aber noch in Feierlaune und mischen sich unter die Fans, geben bereitwillig Autogramme, posen für Fotos und vor allem Nick und Ryo (wie könnte es anders sein) entpuppen sich als extrem freundliche Quasselstrippen. SPOCK'S BEARD in Wien bleibt auf jeden Fall ein Konzertereignis, welches man nicht so schnell vergisst - und man darf drauf hoffen, dass CONXIOUS noch viele weitere Prog-Konzerte in Österreich veranstalten werden. Im Herbst geht's auf jeden Fall mit SIEGES EVEN (13.10.) und IQ (25.11.) weiter!

Setlist:
On A Perfect Day
Into The Mouth Of Madness
Crack The Big Sky
Slow Crash Landing Man
Return To Whatever
Surfing Down The Avalanche
Thoughts Pt. 2
Skeletons At The Feast
Walking On The Wind
As Far As The Mind Can See
Rearranged
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The Water/Go The Way You Go

Redakteur:
Caroline Traitler

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