Spocks Beard - Bochum

08.06.2001 | 11:27

07.06.2001, Zeche

Wieder einmal luden die Giganten des Prog-Rock zu einem Ihrer grandiosen Live-Gig\'s ein, die Ihnen viele Fans und Sympathien eingebracht haben.

In der prall gefüllten Zeche dürften sich an diesem Abend ca. 1.000 Leute versammelt haben, um sich eine gewaltige Portion Spielkunst und -freude präsentieren zu lassen.
Wie schon auf der letzten Tour im Herbst des vergangenen Jahres verzichteten SPOCK\'S BEARD auf eine Support-Band.

Und so ging es schon pünktlich um 20.00 Uhr mit dem Headliner los. Die optischen Highlights setzten einmal mehr Keyboarder Ryo, der in einem schwarz-roten Kimono auflief und Gitarrist Al, der durch ein quietschbuntes Flowerpower-Hemd bestach. Köstlich! Etwas erschrocken war ich dagegen beim Anblick von Nick, welcher mit einer 2mm-Frisur hinter seinem Drumkit saß. Werden sicherlich einige Damen im Publikum nicht sooo toll gefunden haben.

Den Anfang machte der Titelsong des zweiten Albums \"Beware Of Darkness\" und sofort stieg die Stimmung bei Band und Publikum ins unermessliche. Neal zappelte wild hinter seinem Keys und sang wie immer fröhlich grinsend. Ryo warf schon hier fast seine Hammond-Orgel um und Al tapste bärig über die Bühne. Bei \"Gibberish\" wurde dann das erste Mal der wunderbare Satz-Gesang präsentiert. Hier wurde deutlich, dass Nick auch einen superben Frontmann abgeben würde. Doch auch an seinem Schlagzeug ist er unschlagbar, wie das kurze Schlagzeug-Solo am Ende des Tracks zeigte.

Mit dem folgenden Longtrack \"At The End Of The Day\" wurde der erste Track des aktuellen Longplayers \"V\" präsentiert. Bei dem ziemlich harten Mittelpart des Songs flippte Al dann bereits völlig aus und malträtierte seine olle, zerschlissene Fender auf Knien rutschend und wild gestikulierend. Der Typ ist echt im positivsten Sinne verrückt. :-)

\"All On A Sunday\" und \"Thoughts, Pt. II\" beendeten die Promotion-Tour für das aktuelle Werk erstmal. Wobei letztere Nummer einmal mehr zur Lehrstunde progressiver Rockmusik wurde. Die schlüssig wirkenden Breaks im Mittelpart und der abgefahrene Satzgesang sind einfach der Hammer.

Bei dem wunderschönen \"Distance To The Sun\" durften dann die Feuerzeuge ausgepackt werden. Nick hing sich für diesen Song dann auch mal eine Akustikklampfe um den Hals. Von den Jungs kann offensichtlich jeder schlicht alles.

Mit \"Harm\'s Way\" folgte die Überraschung des Sets. Nicht nur, dass die Band den Song schon lange nicht mehr live gespielt hat. Nein! Er avancierte auch zum absoluten Oberstimmungskracher. Damit hatte ich bei der Ankündigung nicht wirklich gerechnet. Doch die Band spielte \"Harm\'s Way\" mit soviel Spielfreude, Power, Spaß und Leidenschaft, dass wirklich jeder in der Halle mitgerissen wurde. Neal\'s Gesicht zerbarst dabei fast durch sein Grinsen und auch Al tobte wie ein Wilder über die Bühne. Unglaublich!! Dazu kamen dann noch die Bassläufe von Dave, die mit einem \'Spot on Dave\' auch entsprechend gewürdigt wurden.

Ein Höhepunkt jeder Show ist das Solo von Ryo. Wenn der Kerl mit seinem Umhänge-Keyboard über die Bretter fegt, auf dem Boden liegend spielt und schlussendlich ins Publikum hüpft, um dort zwischen der ausrastetenden Meute auf Knien auf die Tasten einzuhämmern, muss die Halle anschliessend einfach in Jubelstürme ausbrechen. Wahnsinn!!! Und zwar jedes Mal wieder.
Wer es noch nicht gesehen hat, darf sich die Szene aus \"Zurück in die Zukunft\", wo Michael J. Fox völlig austickt, noch ein paarmal gesteigert vorstellen. :-)

Den Abschluß des regulären Sets bildete dann das 27(!)-minütige \"The Great Nothing\", welches ähnlich intensiv und kraftvoll interpretiert wurde wie \"Harm\'s Way\". Superb!!

Auf den ersten Zugabenteil ließ die Band aber nicht lang warten. Neal enterte die Bühne und stimmte das völlig geniale \"The Doorway\" an, dass im Mittelteil mit einem Akustik-Gitarren-Solo versehen wurde, welches einfach in Worte kaum zu beschreiben ist. Was Neal und Al da abzogen, war schlicht nicht von dieser Welt!! Spätestens als Neal & Al gemeinsam(!) auf einer(!!) Gitarre spielten und zu guter letzt auch noch die Griffe des Anderen(!!!) spielten, stand die Halle Kopf. Für sowas gibt es keine passenden Superlative mehr. Von \"The Doorway\" ging es direkt über in \"The Light\", dass in einer Edit-Version gespielt wurde. Es folgte die wunderschöne Gänsehaut-Nummer \"June\", wo einmal mehr Nick neben Neal mit glänzenden Vocals überzeugte.

Die Band verabschiedete sich zum zweiten Mal und auch diesmal wurden sie relativ fix von der tobenden Menge überzeugt zurückzukommen. Wild durcheinander laufend nahm dann Ryo an den Drums, Neal an Ryo\'s Hammond-Orgel, Al am Bass, Dave an der Gitarre und Nick am Micro platz. Leichte Verwirrung im Publikum, lachen auf der Bühne, ein kurzes, ähhh, \'Schlagzeug-Solo\' von Ryo und die Band nahm wieder fast Ihre Plätze ein. Nur setzte sich Neal ans Schlagzeug, während sich Nick eine E-Gitarre schnappte, wie ein Derwisch über die Bühne fegte und anfing \"Space Trucking\" von DEEP PURPLE runterzubrettern. Ich möchte nicht wissen, wieviele Bands sich einen solchen Mann am Micro wünschen würden. Hammergeil!!

Dann war nach 135 Minuten trotz tosenden Beifalls und nicht enden wollenden Zugabe-Rufen Schicht im Schacht.

Fazit:
SPOCK\'S BEARD sind live immer wieder Pflichtprogramm, da man jedesmal wieder überrascht und von den positiven Vibes der Band mitgerissen wird. Definitiv der beste Live-Act im Prog-Rock/Metal-Bereich.

Und weil ich ja immer auch noch was zu meckern hab, möchte ich noch anmerken, dass meine Favorit \"The Healing Colors Of Sound\" gefehlt hat. :-( Aber man kann nunmal nicht alles haben....


Setlist:

Beware of Darkness
Gibberish
At The End Of The Day
All On A Sunday
Thoughts, Pt. II
Distance To The Sun
Harm\'s Way
Ryo Solo
The Great Nothing

The Doorway
Akutik-Gitarren-Solo
The Light (Edit)
June

Space Trucking

Redakteur:
Peter Kubaschk

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