Sabbat - Glauchau

21.12.2003 | 11:08

20.12.2003, Alte Spinnerei

Er schwitzt, seine dunklen Augen blitzen, seine kehlige Stimme wird manchmal fast flehentlich. Martin Walkyier liebt seine Musik sichtlich, geht in ihr auf, atmet sie. Er spielt heute mit seiner Band SABBAT in der "Alten Spinnerei" zu Glauchau, gut 200 Mann sind gekommen. Der eher kleine Sänger hat eine lange Karriere hinter sich: Erst war er der Kopf von SABBAT, dann Sänger bei SKYCLAD. Mit beiden Bands waren die Erfolge groß, schließlich waren die dunkle Magie von SABBAT als auch das folkige Wesen von SKYCLAD für die damalige Zeit völlig neu, originell und abgedreht. Seit dem Walkyier SKYCLAD verlassen hat, wuchs in ihm ein Wunsch: Die alten Kumpels von SABBAT noch einmal zu reaktivieren und die alten Klassiker über deutsche Bühnen zu jagen. Die nicht allzu zahlreichen Fans danken es ihm im Glauchau umso herzlicher. "Ihr seid immer so gut drauf in Deutschland", bedankt sich Walkyier artig und fügt schmunzelnd hinzu: "Und das Bier geht hier immer so schön in den Kopf." Er und seine Bandkollegen scheinen dennoch nüchtern: Fehlerfrei und voller Spielwitz klingen Thrash-Klassiker wie 'Behind The Crooked Cross' oder 'For Those Who Died' immer noch taufrisch, obwohl zum Teil schon knapp 20 Jahre alt. Doch hier wirkt nichts anachronistisch, selbst die dezente Horrorschminke der SABBAT-Musiker sieht nicht peinlich aus.

Da haben DEBAUCHERY aus Hannover vorher schlechtere Karten. Die Jungs sind über und über mit Blut bespritzt, ihren recht uninspirierten Death Metal macht das aber nicht interessanter. Fast schon hämisch klingt es da, als der Sänger den letzten Song ankündigt und im Publikum Jubelrufe ertönen. Doch da haben DEBAUCHERY auch eine gehörige Portion Mitschuld. Zwar passen sie nicht unbedingt ins Billing des Abends, doch klauen sie gleichzeitig derart ungeniert bei SIX FEET UNDER, dass wenig Verständnis aufkommen mag...
Besser klingen als zweite Band die schwungvollen SOULLESS HEART. Die Rhythmen und Songstrukturen erinnern an IRON MAIDEN in seeligeren Zeiten, die Stimme von Sänger Dimitry Banchevsky krächzt dagegen fröhlich in bösen Black Metal-Gefilden. Was stilistisch interessant klingt, ist es auch. Die Songs sind abwechslungsreich und voller Spilefreude runtergezockt. Dennoch nerven SOULLESS HEART: Ihr Sänger ist mit seiner rollenden R-Reichparteitag-Rhetorik am Anfang noch ganz witzig, wirkt aber irgendwann nur noch wie ein Hampelmann mit stahlbewehrten Schuhen. Da hilft auch das sehr gute "Aces High"-Cover von Maiden am Ende nichts mehr.

Die Zwickauer ARBOR IRA sind dagegen am Anfang die positive Überraschung des Abends. Doomiger Dark Metal, der manchmal an BETHLEHEM, manchmal an DORNENREICH erinnert. Die Zwickauer klingen live um einiges frischer und intensiver als noch auf ihrem Demo "... Ohne Welt Und Aber", besonders die neueren Stücke knallen melancholisch frisch und hemmungslos düster. Dazu sehen die Musiker alle noch verdammt gut aus - da kann's ja mit der Karriere nur bergauf gehen.

Doch an SABBAT kommen an diesem Abend alle drei Vorbands nicht heran, diese Musiker zelebrieren ihre Metal-Liebe am Glaubwürdigsten. Walkyier fast anrührend, in gebrochenem Deutsch: "Wir brauchen keinen Rassismus, wir lieben Metal!" (HK)

Setlist SABBAT:

A Cautionary Tale
Hosanna In Excelsis
I For An Eye
The Clerical Conspiracy
Advent Of Insanity
Do Dark Horses Dream Of Nightmares?
Behind The Crooked Cross
By Thy Command
For Those Who Died
The Church Bizarre

Redakteur:
Henri Kramer

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