SECRETS OF THE MOON - Altenburg

13.10.2009 | 17:12

10.10.2009, Brauerei

Die Mondforscher gastieren in der Skat-Stadt. Doch sie kommen nicht allein und haben ein fettes Band-Package in die Brauerei geladen.

Mit ihrem gefeierten Album "Privilegivm" im Gepäck haben sich SECRETS OF THE MOON durch die Nation gespielt und halten bei ihrem vorletzten Stopp in Altenburg. Doch die Veranstalter haben Köpfchen bewiesen und die Show um einige Bands an diesem Tage aufgestockt. Aber was nützt es, wenn die Leipziger von INVOCATION zeitlich mit der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft spielen? Nicht viel, daher müssen wir leider auf die Jungs sowie die folgenden FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND verzichten und kehren pünktlich zu CODE in der atmosphärischen Alten Tenne unterhalb der traditionellen Altenburger Bierbrauerei ein. Die Englisch-Norwegische Truppe hämmert mit ihrem progressiven Metal wahrlich den Putz von den Wänden. Noch ist die unterirdische Katakombe nicht wirklich voll, dafür die Fans in der ersten Reihe umso mehr. Wild werden Songs wie der Opener 'Smother The Crones' von der Bühne geschossen, welche im Übrigen auf dutzenden von leeren Bierkästen steht. Die Fans flippen um diese unchristliche Zeit schon richtig aus und schwingen die Matten. Dennoch hält sich der Großteil der Anwesenden noch zurück und sich lieber an der hiesigen Bierbar auf, welche auch bei mir mit extragroßen Bierbechern punkten kann. Gut, wenn die Brauerei nur wenige Meter Luftlinie entfernt beheimatet ist. Prost! Mit 'Possession Is The Medicine' schließt die sympathische Truppe nach etwa dreißig Minuten diesen durchaus unterhaltsamen Gig ab.

Wie positiv sich das Rauchverbot in den Köpfen der Menschen bereits verankert hat, erkennt man nun an der Tatsache, dass trotz Raucherlaubnis, der Großteil der Meute zum Rauchen ins Freie marschiert – und das trotz leichtem Regen. So einfach kann man die Leute erziehen. Nun folgt mit SOLSTAFIR für viele der heimliche Headliner des Abends. Mir, bisher nur vom Namen ein Begriff, noch unbegreiflich, immerhin haben wir SECRETS OF THE MOON auf der Card. Was dann aber folgt, kann man wirklich nur als Wahnsinn bezeichnen: Die Isländer packen ihren Zauberkasten aus und präsentieren einen Trick nach dem anderen. Bereits das Intro 'Náttfari' haut mich aus den Latschen. Cool, verwegen und scheinbar aus einer anderen Welt zelebrieren die Jungs Musik, die unter die Haut geht. Augen zu und treiben lassen. Cowboy Sæþór Maríus Sæþórsson spielt wie der berühmte einsame Wolf in der Wüste, während Frontmann Aðalbjörn Tryggvason sich regelrecht in Trance singt. Und plötzlich ist die Halle auch voll. Wen diese Musik nicht packt, der sollte nie wieder Musik hören. Die Atmosphäre ist der pure Wahnsinn; ausgelöst durch einzigartige Musik, die eine Gänsehaut nach der nächsten beschert. Songtechnisch bleibt man ausschließlich bei den beiden letzten Alben "Köld" und "Masterpiece of Bitterness", was aber niemanden interessiert. Hätten die Jungs ein isländisches Volkslied gespielt, hätte es auch funktioniert. Während die Konkurrenz bereits laut "Headliner" schreit, zündet sich Aðalbjörn genüsslich eine Zigarette an und macht sich eine gute Flasche Wein auf. Jawohl, das ist die richtige Vino-Musik. Mit dem ergreifenden 'Ritual Of Fire' schließen SOLSTAFIR einen Gig ab, der jedem hier wohl lange im Gedächtnis bleiben wird und der es den beiden folgenden Bands unglaublich schwer machen wird, auch nur eine annähernd vergleichbare Atmosphäre zu erzeugen.

Setlist SOLSTAFIR:
01.    Intro (Náttfari)
02.    78 Days In The Desert
03.    Köld
04.    Nature Strutter
05.    Ritual Of Fire

Dass es für die Nossener Death- Metal-Walze PURGATORY hart wird, war eigentlich bereits im Vorfeld klar: Inmitten von drei progressiv angehauchten Bands hat der eher traditionelle Knüppel-Aus-Dem-Sack-Metal zwar die Chance, die Besucher ein wenig aufzumischen, nur wenn sich der Großteil der Meute lieber im Freien von SOLSTAFIR erholt, wird es schwer. Und so prügeln sich die Jungs durch ihr Set, welches sich leider durch extrem wenig Abwechslungsreichtum auszeichnet. Zwar bewegt sich sowohl Kopf als auch Nacken, doch sobald man einmal damit aufhört um am Bier zu Nippen, hört man eigentlich keinen Grund, um sich seine Körperteile weiter zu ramponieren. Daher sind die Stimmung und der Sound etwas mau und man hat das Gefühl, dass alle nur auf die ASPHYX Coverversion von 'The Rack' warten, welches dann auch die größten Reaktionen hervorruft. Wie gesagt: handwerklich gut gemachter Death Metal, dem aber irgendwie der Groove abgeht und der daher heute nicht wirklich punkten kann.

Setlist PURGATORY:
01.    Realm Of The Vortex
02.    Chaos Aeon
03.    Forbidden Wisdom
04.    Seeds Of Annihilation
05.    Back From The SL
06.    Ruler Of The East
07.    Luciferic
08.    Red Prison
09.    Burial Of A Plague
10.    The Enemy Within
11.    The Rack

Ganz im Gegensatz dazu stehen SECRETS OF THE MOON, die dem heutigen Abend den endgültigen Gnadenstoß verpassen. Mit ihrem aktuellen Werk "Privilegivm" haben sie einen wichtigen Schritt in Richtung Black Metal-Thron getan, den sie in Deutschland wohl nun endgültig sicher haben. Black Metal ist eben nicht immer nur Krieg, sondern zeichnet sich im Jahre 2009 durch jede Menge Köpfchen aus. Mit 'Sulphor' vom aktuellen Album starten die Osnabrücker die Show, die wie ein einziger Rausch erscheint. Majestätisch und alles zermalmend schießt der Sound in die Köpfe der Fans, die sich wie in Trance bewegen und das Haupthaar kreisen lassen. Partystimmung ist dennoch angesagt, dafür sorgen unter anderem die Jungs von CODE, die es sich nicht nehmen lassen, in der ersten Reihe ihrem Headliner zu huldigen. Zwar hat sich die Alte Tenne zu dieser Zeit (es ist bereits weit nach Mitternacht) schon etwas geleert, aber die hier Verbliebenen nutzen die Gunst der Stunde um ein letztes Mal so richtig aus sich heraus zu gehen und fantasievolle Ausdruckstänze zu vollführen. Vor allem 'I Maldoror' mit seinen hypnotischen Riffs befördert die wilde Meute in ferne Welten und lässt den Alkoholpegel blitzartig in astronomische Höhe schnellen. Black Metal ist eben kein Krieg sondern die richtige Musik um den Alltag auf der Couch zu lassen und eine gigantische Party zu feiern. Nach gut einer Stunde ist dann aber endgültig Feierabend und während der ein oder andere sich komplett in den Montag trinkt, heißt es Abschied und einen Abend voller Emotionen und starker Musik mit ins Bettchen zu nehmen.

Setlist SECRETS OF THE MOON:
01.    Sulphor
02.    Ghost
03.    I Maldoror
04.    Lucifer Speaks
05.    Ordinance
06.    Seraphim Is Dead
07.    Queen Among Rats

Redakteur:
Enrico Ahlig

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