SABATON und THE LEGENDARY ORCHESTRA - Frankfurt

14.12.2025 | 17:34

25.11.2025, Festhalle

Kann man eine neue Show noch beeindruckender gestalten, als die letzte? SABATON: "Hold my beer!!"

Ja, ich gebe es zu, sobald ich wusste, dass SABATON wieder in meine Gegend kommt, habe ich das dick in meinem Kalender vermerkt. Immer in der stillen Hoffnung, dass doch bitte nichts dazwischenkommen möge, auch wenn die Frankfurter Festhalle nicht zu meinen Lieblingslocations zählt... Das fängt bei der Anfahrt an (Frankfurt zur Rushour!), zieht sich übers Parken bis hin zum Einlass, bei dem öfter mal etwas schiefgeht. Außerdem besteht sie gefühlt nur aus Treppen und der Sound ist oft auch nicht optimal. Ach ja, da ist ja auch noch etwas mit der Höhe der Bühne...



Also mache ich mich sehr frühzeitig auf den Weg, stehe mir dann natürlich noch ewig die Beine in den Bauch, bis das Kassenhäuschen endlich öffnet. Während ich warte, wird die Menschenmenge immer größer, auf dem Vorplatz bis zum eigentlichen Eingang ist praktisch kein Durchkommen mehr und die Schlange zieht sich die Straße entlang, soweit das Auge reicht. 

Endlich sind auch die Umschläge mit den Unterlagen da und wir Presseleute schlängeln uns an den Wartenden vorbei zum Eingang. Hier geht direkt wieder ein Lob an alle Mitarbeitenden, die super freundlich und kompetent sind. 

SABATON ist ja nicht alleine unterwegs, sondern hat THE LEGENDARY ORCHESTRA dabei. Einige Live-Ausschnitte auf YouTube, und natürlich Andres Bericht, haben mich schon total neugierig gemacht. Ich liebe ja Metal-Orchester-Bombast und es gibt immer mal wieder Bands, die damit arbeiten. 

Da ich schon ein wenig gespoilert habe, weiß ich, dass an der E-Violine Mia Asano als Solistin dabei ist und Patty Gurdy mit ihrer Drehleier. Als Dirigentin fungiert Noa Gruman, die allerdings auch mehreren Songs ihre Stimme leiht, was sie hervoragend macht. Kein Wunder, ist sie doch Frontfrau von SCARDUST. 

Wenn ich mich so umsehe und nach dem Applaus gehe, dann kommt das Orchester beim Publikum sehr gut an. Es ist einfach toll, die bekannten SABATON-Songs einmal so bombastisch zu erleben. War früher auf der Bühne ein Panzer "stationiert", so haben wir es heute mit einer gigantischen Burg zu tun, das Orchester spielt quasi im Burggraben.

Das ist für die Fotografen eine echte Herausforderung, sieht man von den Spielleuten doch nicht wirklich viel. Einzig, wenn Mia, Patty und Noa direkt auf oder nahe bei den Zinnen stehen, kann man einen einigermaßen guten Blick erhaschen. Auf den Sitzplätzen im weiten Rund hat man natürlich einen besseren Überblick, dafür ist man aber auch relativ weit vom Geschehen entfernt. 

Aber das ändert nichts an der tollen musikalischen Leistung und an der Spielfreude von Mia und Patty, die beide um die Wette strahlen. Ich muss immer ein bisschen lächeln, wenn Mia ihren Geigenbogen wie einen Propeller kreisen lässt und dabei offenbar mächtig viel Spaß hat.

Es gibt auch "leise" Töne, etwa bei 'The Final Solution', das wohl nicht nur mir eine Gänsehaut beschert. Wobei die Meute bei 'Swedish Pagans' wieder voll abgeht und kräftig mitsingt. 

Grundsätzlich dürfen wir nach den drei Songs aus dem Graben die komplette Show fotografieren. Auch später bei SABATON. Allerdings verkneife ich mir den Treppenaufstieg nach oben, der Zeitplan gibt es für mich einfach nicht her.

Auch das Schlängeln durchs Gewühle erscheint mir nicht sinnvoll. Also beschließe ich, ganz vorne stehenzubleiben und die Musik zu genießen, bis wir uns mit Nick treffen, der uns den weiteren Ablauf des Abends erklärt. 

Setliste: Ghost Division; Bismarck; Maid Of Steel; Hearts Of Iron; The Final Solution; Sarajevo; Angels Calling; The Unkillable Soldier; Resist And Bite; A Lifetime Of War; Sparta; Winged Hussars; Swedish Pagans

Wie schon bei meinem letzten Konzert werden wir auch heute wieder hervorragend betreut. Wie Andre schon in seinem Bericht aus München schreibt, ist auf dem Infoblatt, das bei den Unterlagen dabei ist, die Setliste vermerkt und genau erklärt, wann es Pyro, Flammen oder "Geknalle" gibt.

Aber das ist noch nicht alles. Gut 20! Minuten lang erklärt uns SABATON-Manager Nick den kompletten Ablauf: wer wann wie und wo fotografieren kann und was genau wo und wie zu sehen ist. Mir schwirrt schon nach fünf Minuten der Kopf und ich schließe mich später einfach meiner Gruppe an. Hat dann auch funktioniert. Nick hat übrigens auch zwei Tritte dabei, die wir uns aufteilen sollen, damit wir Fotografen einen etwas besseren Blick haben. Ich beäuge sie mißtrauisch und beschließe, sie lieber nicht zu benutzen... 

Kaum ist das Briefing beendet, geht es auch schon los. Mitten in der Halle ist eine zweite Miniburg aufgebaut. Es ist zumindest für mich leider völlig illusorisch, irgendwie dort in die Nähe zu kommen, auch wenn ich theoretisch von überall aus fotografieren darf. Nun ja, auch das, was dort gesprochen wird, ist relativ schwer zu verstehen, auch wenn das Publikum öfter laut lacht.

Im Grunde treffen sich dort Napoleon, Cäsar und Dschingis Khan und wollen wohl herausfinden, wer der größte Herrscher ist. Okay, Cäsar entfällt, der wird gemeuchelt, seine Selbstbeweihräucherung hat den beiden anderen Herren nicht so gefallen. Bevor es zur Eskalation zwischen Napoleon und Dschingis Khan kommt, verlassen diese die kleine Bühne und überlassen sie einigen Kreuzrittern. Einer verkündet, dass Geschiche für alle da ist und der heutige Abend SABATON gehört, wobei schnell klar wird, dass sich unter der Verkleidung die Mannen von SABATON verstecken.

Zwischenzeitlich ist der riesige Steg heruntergefahren und so schreitet die Band zu den Klängen von 'Templars' darüber Richtung Bühne. Mögen die Spiele beginnen! Das Publikum rastet zumindest schon einmal amtlich aus und auch bei mir steigt die Spannung. Zu 'The Last Stand' geht es ebenfalls noch einmal auf den Steg.

Es ist einfach nur gigantisch, was heute Abend passiert, man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Auf jeden Fall geizt die Band nicht mit Pyros, Flammen, Geknalle und tollen Lichteffekten. Bei 'Hordes Of The Khan' habe ich fast ein bisschen Angst, dass gleich die komplette Bühne abgefackelt wird. 

Ob Kanonendonner bei 'I, Emperor', Pyros und Flammen bei 'Crossing The Rubicon', Drachenflammen und Pyros bei 'A Tiger Among Dragons' oder der große Chor bei 'Christmas Truce' - wir erleben eine Show der Spitzenklasse. Es ist nicht einfach nur ein Konzert, sondern ein Ereignis – das muss man einfach so sagen. 

Sehr freue ich mich auch über die Schwedische Version von 'Carolus Rex', vorgetragen natürlich mit der passenden Bekleidung.

Erwähnenswert ist auch die Konstruktion, auf der Hannes' Drumset steht. Getragen wird alles von "gepanzerten" Händen, die sich rauf- und runterfahren lassen.

Zumindest sieht es wie Hände aus, obwohl mein erster Gedanke "Drachenklauen" ist. Während uns ein Drache "anröhrt", wird die Konstruktion nach oben gefahren und wir erleben vor 'A Tiger Amongst Dragons' ein schönes Drumsolo, begleitet von einem fantastischen Lichtspektakel. Auch Chris und Thobbe dürfen sich, anstelle der gewohnten Gitarre, an großen Trommeln austoben. 

Überwältigt von dem ganzen Spektakel suche ich meinen Sitzplatz auf. Das heißt, ich wanke möglichst schnell irgendwie die gefühlt tausend Stufen irgendwohin nach oben und bin froh, dass mir helfende Mitarbeitende den Weg zeigen. So schaffe ich es gerade so mit Ach und Krach zu 'Christmas Truce' meine Sitzgelegenheit zu erreichen und verfolge ab jetzt das Konzert von der "Oben-Perspektive".

Ab hier ist auch der Chor des LEGENDARY ORCHESTRAs wieder dabei und Pärs Bitte, dass jetzt doch bitte alle ihre Handys rausholen sollen, damit 'Christmas Truce' feierlich ausgeleuchtet werden kann, wird natürlich gerne nachgekommen. Gemeinsam mit Noa bekommt der Song so noch einmal einen ganz anderen Anstrich. 

Anschließend wird es giftgrün-neblig. Was sagt uns das? Richtig, wir erleben 'The Attack Of The Dead Men'.

Dazu wird der Steg wieder heruntergefahren und die Band bewegt sich, angetan mit Tüchern vor dem Mund, Joakim mit Gasmaske und der obligatorischen Rauchkanone, durch den Nebel des Grauens. Zum Schluss treten die Herren den Rückweg zur Bühne quer durchs Publikum an. Riesen Applaus inklusive. 

Kaum ist die giftige Wolke verschwunden, werden wir von diabolischem Hexen-Gelächter heimgesucht. Kein Zweifel, die 'Night Witches' haben sich auf den Weg gemacht! Es ertönen auch schon die Sirenen, die das Geschwader ankündigen.

Gemeinsames Hüpfen, Mitgrölen und Mitklatschen ist anschließend bei 'Primo Victoria' angesagt und wir biegen so langsam auf die Zielgerade des heutigen Abends ein. So gibt die Pyro- und Lichttechnik bei 'The Art Of War' noch einmal alles und 'To Hell And Back' lässt alle noch einmal hüpfen und ausrasten – Müdigkeit beim Publikum? Fehlanzeige! 

Ein letztes Mal fährt bei 'Masters Of The World' der Steg herunter, richtet Joakim von dort aus Dankesworte an die Crew, ans LEGENDARY ORCHESTRA und ans Publikum, walten die Konfetti-Kanonen ihres Amtes.

Zum Outro 'The Last Battle' (vom Band) werden Setlisten und Plektren verteilt und alle Beteiligten versammeln sich noch einmal auf der Bühne - begleitet von nicht enden wollendem Applaus, den sich SABATON mit dieser grandiosen Show mehr als verdient hat. 

Zwei Nachträge gibt es noch. Natürlich wird auch hier und heute das obligatorische "Noch ein Bier!!" gefordert und die Forderung wird auch gerne erfüllt. Zu Andres Frage, "ob es auch in Hessen das beste Bier der Welt gibt"... Entweder habe ich es überhört oder Joakim hat nichts zum hessischen Bierstatus gesagt. Ich hätte es ja witzig gefunden, ihm statt Bier unser "Stöffche" anzubieten. Für alle Nicht-Hessen, das ist "Ebbelwoi, auf Hochdeutsch: Apfelwein. 

Ziemlich fertig, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht mache ich mich auf den Weg zur Tiefgarage.

Auf dem Weg dorthin sehe ich viele strahlende Gesichter - ich nehme das mal als Indiz dafür, dass es denjenigen auch gefallen hat, was SABATON da auf die Beine gestellt hat. Obwohl ich mit einer gewissen Wehmut auch an frühere tolle Shows im "familären" Rahmen zurückdenke ...

Aber natürlich finde ich es toll, wenn der Weg einer Band stetig bergauf führt. Das ist gerade in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich und erfordert viel Arbeit, Enthusiasmus und sicher auch Herzblut. Lassen wir uns also überraschen, was noch kommt. In diesem Sinne, wenn auch etwas abgewandelt: "Hold my Stöffche!"  

Setliste: Templars; The Last Stand; Hordes Of Khan; I, Emperor; Crossing The Rubicon; Carolus Rex (Schwedische Version); The Red Baron; Stormtroopers; A Tiger Amongst Dragons (Intro Drum Solo); Christmas Truce; Soldier Of Heaven; The Attack Of The Dead Men; Night Witches; Primo Victoria; Steel Commander; The Art Of War; To Hell And Back; Masters Of The World; Outro (vom Band): The Last Battle

Text und Photo Credit: Hanne Hämmer

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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