ROCK OUT FESTIVAL 2025 - Augsburg
15.12.2025 | 13:5312.12.2025, Schwabenhalle
Das metallische Melodiefest ist mit der ditten Ausgabe zur schönen Tradition geworden!
Die "Hard Circle"-Festivalserie hat sich etabliert und ist ein fester Termin im Kalender der deutschen Schwermetaller geworden, zumal der Festivaltag in Karlsruhe auch in diesem Jahr ausverkauft ist. Das ist leider in der Schwabenhalle nicht der Fall, aber ich schätze, Steh- und Sitzplätze zusammengezählt müssten ungefähr etwa drei Viertel der Halle gefüllt sein.
Auf der linken Seite vor der Bühne ist noch Platz, aber das ist weitgehend hinter der lobenswert großen Rolli-Tribüne. Diese Fläche ist wahrscheinlich gar nicht eingeplant, daher: Ja, sehr gut besucht.
Apropos besucht: Auch in diesem Jahr sind wieder Fotograf Andre Schnittker und ich, Frank Jäger, vor Ort und berichten von einem beinahe rein deutschen Metaltreffen, bei dem nur THUNDERMOTHER ein wenig internationales Flair versprüht. Das war im letzten Jahr ähnlich, ich bin gespannt, wen die Veranstalter für 2026 aus dem Hut zaubern werden, irgendwann müssten ihnen die deutschen Acts entsprechender Größe aus dem power-metallischen und melodic-metallischen Genre ausgehen. Aber in Europa gibt es da noch viel zu entdecken. Darf ich mir etwas wünschen? Dann werfe ich mal EUROPE und PRETTY MAIDS in den Raum. Und als Opener DON'T DROP THE SWORD.
Aber zurück zum diesjährigen Festival. Zu meiner Überraschung beginnt FREEDOM CALL bereits um 16:30 Uhr, ich habe mit 17 Uhr gerechnet und verpasse so die ersten Minuten, weil ich mich irgendwie auf eine halbe Stunde später eingestellt habe. Ich glaube, letztes Jahr war das auch so. Ich werde alt. Ich stelle aber fest, dass ich nur den Anfangssong 'Hammer Of The Gods' nicht gehört habe, bereits das nachfolgende 'Tears Of Babylon' kann ich ab dem Solo hören.
FREEDOM CALL macht, was FREEDOM CALL eben macht: Zuckerguß-Metal, der qualitativ aber so gut ist, dass selbst die WHO nichts dagegen haben kann. Dazu verbreitet Chris Bay mit seinen Mannen gute Laune. Ja, auch simple Schlager-Rocker wie 'Tears Of Babylon' mit seinem "Babylon - wohohoho"-Chor funktionieren, weil man den Musikern abnimmt, dass sie genau diese Musik spielen wollen und das, bei allem Humor, den man an den Tag legen kann, völlig ernst nehmen und meinen.
Die Kürbis-Verneigung 'Union Of The Strong' bringt das Publikum, das bereits zahlreich vor Ort, aber noch nicht richtig angewärmt ist, erstmals richtig ins Bangen. Das schwer kitschige 'Power And The Glory' sorgt für Abwechslung und nach drei weiteren Stücken, darunter die ersten größeren Mitsingchöre des Tages bei 'Metal Is For Everyone', werden wir schlussendlich in das Land des Lichts entlassen. Schöner Anheizer, aber ich mag die Band meist noch lieber eingebettet in härtere Acts. So ganz am Anfang liegt mancher Bombastoverkill ein wenig schwer im noch nicht eingewöhnten Metallermagen.
Setliste: Hammer Of The Gods; Tears Of Babylon; Union Of The Strong; Power & Glory; Warriors; Metal Is For Everyone; Land Of Light
Ich habe noch nicht allzu großen Hunger. Aber trotzdem werde ich während der nächsten Band mal losgehen und etwas essen. Denn nun folgt GRAVE DIGGER. Ich muss erneut feststellen, obwohl ich daran kaum einen Zweifel hatte, dass ich mit Chris Boltendahls Gesang einfach nicht zurechtkomme.
Ich kenne die Band seit dem "Rock From Hell"-Sampler aus dem Jahr 1983 und dem darauffolgenden Debüt, live war ich erstmals im Februar 1986 dabei. Es ist also nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Aber diese Stimme und ich werden einfach keine Freunde mehr.
Aber das macht nichts, denn GRAVE DIGGER hat eine solide Fanbasis und immerhin mehr als zwanzig Alben auf der Habenseite, was interessiert den guten Chris, ob es da einen mehr oder weniger gibt, der seinen Metal hört oder nicht.
So ist die Stimmung beim Opener 'Twilight Of The Gods' sofort gut, denn die Umbaupause, die ausreicht, um ein neues Getränk zu holen, aber nicht so lang ist, dass das Publikum abkühlt, ist genau passend bemessen. So bekommt GRAVE DIGGER von Anfang an gute Reaktionen und auch das alte 'The Grave Dancer', das ich allerdings ziemlich langweilig finde, kommt bei der Meute vor der Bühne gut an.
Mir rollen sich weiterhin die Zehennägel hoch, wenn ich Chris' völlig "Tih-Äitsch"-freies English höre. Auch wenn er damit in der Szene ganz sicher nicht allein ist und ich versuche, möglichst neutral an den Auftritt zu gehen, gelingt mir das nicht vollständig. Ich höre noch bis zum vierten Song, dann kommt Andre aus dem Fotograben und wir beschließen, die Food-Area aufzusuchen. Letztes Jahr war ich recht spät dort, da war es dann sehr voll, aber wir sind ja lernfähig. In diesem Jahr wollen wir eben vor der großen Metallerfütterung hinüberschauen. Ich gebe aber zu, ein Grund meiner Flucht ist auch, dass ich Angst habe, GRAVE DIGGER könnte 'Excalibur' spielen. Das macht die Band immer und der Refrain schlägt mich jedesmal in die Flucht. Diesmal setze ich mich ab, bevor man mich musikalisch vertreibt.
Es gibt wieder eine eigene Halle für den Essensbereich, was ich sehr positiv finde. Negativ ist weiterhin, dass man in der Halle nicht den Sound von der Bühne hört, sondern Metalklassiker vom Sponsor Rock Antenne Bayern. Ja, ich würde lieber GRAVE DIGGER hören, während ich esse. Deswegen bin ich hier und auch wenn eine Band nicht auf meiner Wellenlänge musiziert, habe ich in jedem Fall Respekt vor den Musikern und der Show einer Live-Darbietung. Ich würde hier lieber Chris hören, wie er das mystische Schwert von seinem mittlerweile klassischen 1999er GRAVE DIGGER-Album verbal meuchelt, die über zahlreiche Alben vor sich hergetriebenen Clans marschieren lässt und den unvermeidlichen 'Heavy Metal Breakdown' beschreit. Diese drei Stücke fehlen nämlich bei keinem Auftritt und man muss kein großer Prophet sein, um sie in der Setliste zu vermuten. Übrigens ist es in der Tat relativ leer in der Futterhöhle, die Totengräber halten alle in der Halle. Bis auf ein paar unverwüstliche Boltendahl-Kostverächter wie mich.
Gestärkt kehren wir zurück in die Halle des Geschehens, wo gerade die letzten Töne des besagten Titelsongs des Debütalbums verklingen. Jetzt kommt die einzige nichtdeutsche Band des Tages und obendrein die einzigen Damen, die heute die Bühne erklimmen dürfen: THUNDERMOTHER. Die Band hat aber erst einmal eine Überraschung parat, denn Bandleaderin Filippa Nässil kommt auf Krücken daher!
Wie es scheint, hat sie sich beim vorgestrigen Gig in der Schweiz verletzt, aber sie lässt den heutigen Auftritt nicht ausfallen, auch wenn die Show natürlich etwas eingeschränkt ist. Das müssen eben die anderen Damen ausbügeln, zumal Filippa als Sängerin sowieso häufig in der Nähe ihren Mikrophons bleiben muss.
Was dürfen wir von einem THUNDERMOTHER-Auftritt erwarten? Kurze, starke Rocker mit kraftvollem Gesang in rascher Abfolge, keine Fisimatenten - und so beginnen die vier Damen mit dem neuen 'Can You Feel It' auch. Nach sieben Alben hat man eine ordentliche Auswahl und immerhin schaffen es dreizehn Lieder in die Setliste des fünfzigminütigen Auftritts, von neuen Lieder wie besagtes 'Can You Feel It' und 'So Close' über 'Loud And Free' und 'Hellevator' bis zu 'Thunderous' vom 2014er Debütalbum.
Der klassische Hard Rock macht nach den beiden Metalkapellen eine gute Figur und sorgt für Abwechslung, wobei weder der Energielevel noch die Publikumsreaktionen nachlassen. Es stellt sich heraus, dass etwa eine Dreiviertelstunde die perfekte Setlänge für den eingängigen, simplen und effektiven Rock der Schwedinnen ist. So lange kann man die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so lange macht die Meute mit, auch wenn nicht jeder alle Lieder kennt, und in der Zeit machen sich keine Ermüdungserscheinungen breit.
Danach aber schwillt der Austausch zwischen Publikum und Bierstand erheblich an. THUNDERMOTHER beendet den Gig auf dem perfekten Höhepunkt und lässt ihn mit 'Driving In Style' ausklingen, verabschiedet sich und Filippa wird von den Kolleginnen von der Bühne getragen.
Irgendwie rockten die Damen anfangs unter meinem Radar, aber mit unermüdlichen Veröffentlichungen und Bühnenpräsenz haben sie sich ihren hohen Platz auf dem heutigen Billing redlich verdient. Top!
Setliste: Can You Feel It; Loud And Free; So Close; Take The Power; I Don't Know You; I Left My Licence In The Future; Dog From Hell; Whatever; Try With Love; Thunderous; Hellevator; Speaking Of The Devil; Driving In Style
Jetzt kommen wir langsam zu den Headlinern oder zumindest zu den Bands mit erheblicher Spielzeit. AXEL RUDI PELL hat immerhin fünfundsechzig Minuten erhalten, nur wer den blonden Saitenmann kennt, weiß, dass er eigentlich viel mehr Zeit benötigt für seine Auftritte. Tatsächlich blicke ich nach fünfundzwanzig Minuten auf die Uhr und stelle fest, dass soeben erst der dritte Song verklungen ist!
Trotzdem gibt es nichts zu meckern, immerhin ist es schon beinahe ein Jahrzehnt her, dass ich Axel und seine Mannen zuletzt auf der Bühne erlebt habe. Mit seinem relativ stabilen Line-Up hat der Bochumer, der übrigens in diesem Jahr 65 Jahre alt geworden ist und auf einige starke Metaldekaden zurückblicken kann, eine Band am Start, bei der man weiß, was man bekommt und die immer abliefert. Das liegt auch an dem US-Amerikaner Johnny Gioeli am Mikrophon, der vom ersten Moment an die Blicke auf sich zieht. Das ist nicht einfach bei dem mittlerweile fast weißhaarigen Gitarristen, der im Licht der Scheinwerfer fast selbst zu leuchten scheint.
Gioeli ist ein Kraftpaket am Mikrophon. Er passt perfekt zum Stil und fliegt irgendwie unter dem Radar vieler Metalfans, dabei meine ich, dass er einer des absolut besten Vokalisten im Genre ist. Er singt übrigens auch noch bei den Hardrockern HARDLINE, deren Alben, wenn auch weniger episch als das Pell'sche Schaffen, ebenfalls empfehlenswert sind. Die Klassikerriege, die die heutige Setliste darstellt und mit dem "Knights Call"-Stück 'Wildest Dreams' beginnt, ist eine Reise in die frühen Zeiten der Band und eine echte Fanbedienung.
Allerdings folgt auf 'Carousel' ein Schlagzeugsolo. Klar, Axel und sein Drummer Bobby Rondinelli sind vom alten Rockerschlag, aber ich finde, wenn man nicht headlined und unbegrenzt Zeit hat, könnte man auf solche Sperenzchen verzichten. Wenn ich hier irgendetwas solo hören möchte, dann ist das Axel selbst. Schlagzeugsoli sind meiner Ansicht nach sowieso von jeher verzichtbar, wenn sie nicht von Neil Peart gespielt werden, und da das leider nicht mehr geht... Zum Glück ist das Solo recht kurz und wir können wieder zum richtigen Teil des Auftritts kommen.
Insgesamt werden acht Stücke gespielt, wobei das so nicht ganz richtig ist, denn als Vorletztes gibt es ein Medley. Die Kombination aus 'The Masquerade Ball' und 'Casbah' gehört ja schon lange zum Repertoire der Band, mittlerweile wird es durch einen Teil des aktuellen Liedes 'Ankheia' vom 2024er "Risen Symbol"-Album erweitert, was ausgezeichnet funktioniert.
Ich finde, das könnte Axel noch öfter machen, wenn er mit seiner Spielzeit haushalten muss. So eine Kombination ist schön und etwas, dass auch die alten Haudegen DEEP PURPLE, DIO oder RAINBOW gerne gemacht haben. Gut gemachte Medleys sind eine schöne Abwechslung und geben häufig Stücken einen neuen Charakter.
Ansonsten erleben wir einen Auftritt alten Kalibers, die Tradition ist klar erkennbar, ich habe die Vorbilder gerade genannt. Das Pell selbst stilistisch an Ritchie Blackmore angelehnt ist, ist weder etwas Neues noch verwerflich, vor allem nicht, wenn er einen so souveränen, kurzweiligen und mitreißenden Auftritt hinlegt.
Nächstes Jahr kommt wieder ein neues Album, ich meine, es wäre Nummer zwanzig, und der Deutsche hat bislang noch nicht kein schwaches solches veröffentlicht. Nach einer kurzen Rückversicherung einigt man sich darauf, dass das neue Werk im März 2026 erscheinen wird. Dann sollte man die Band auf einer regulären Tour mit der üblichen, über zweistündigen Show ansehen. Es ist heute wie immer ein Fest!
Setliste: Wildest Dreams; Strong As A Rock; Carousel; Don't Say Goodbye; Oceans Of Time; Fool Fool; The Masquerade Ball/Casbah/Ankhaia; Rock The Nation
Ach, was hat es im Vorfeld Falten auf den Stirnen der Schwermetaller gegeben. Was hat denn EISBRECHER in dieser Heavy-Metal-Riege zu suchen?
Auch Andre ist ein bisschen skeptisch und ich habe gehört, auf dem Pott-Out-festival im Ruhrgebiet sei die Band nur mittelmäßig angekommen, aber ich habe sie bereits mehrfach live gesehen und weiß, dass Axel und seine Truppe einen Saal mitreißen kann. Neue Deutsche Härte trifft auf modernen, deutschsprachgigen Rock und ich finde das Resultat klasse. Also, Scheuklappen ab und mitgerockt!
Natürlich gibt es einen großen Unterschied zwischen Pott Out und Rock Out - die Band stammt aus dem gleichen Bundesland und Sänger und Bandleader Alexander Wesselsky wohnt in Augsburg. Heimspiel! Tatsächlich bricht die Stimmung überhaupt nicht ab und es werden auch nicht weniger Menschen vor der Bühne, als es mit 'Minus 90 Grad' in das Motto des Auftritts mündet: 'Everything is wunderbar'!
Die Band hat in diesem Jahr ein neues Album namens "Kaltfront" veröffentlicht, aus dem vier Stücke den Weg in die sechzehn Lieder lange Setliste geschafft haben. Der Rest ist eine Riege an Hits, die direkt und ohne Umwege mitsingbar sind, was die Meute auch willfährig tut.
Die Lieder von EISBRECHER, vor allem die neueren Kompositionen, haben einen großen Vorteil gegenüber dem üblichen Kompositionsschema: Der Refrain wird nicht bis zum Erbrechen wiederholt. Das geht so weit, dass ich immer bei 'Sturmfahrt' denken, einmal hätten sie noch gekonnt. Das bedeutet, die Lieder machen auf Konserve viel Spaß, weil sie eben nicht länger dauern, als notwendig, und die Band es schafft, zu enden, wenn alles gesagt ist. Doch live wäre es sicher ganz gut, wenn man die Mitsingenden etwas textsicherer machen könnte, aber es sind genug Fans anwesend, um laut genug mitzugrölen und die durchaus cleveren Texte zu intonieren.
Der Bühnenaufbau hat zwei Stockwerke, sodass die Band mit Lichtern und Verstärkern wie eine Wand vor dem Publikum steht. Das wird weidlich für Lichteffekte genutzt, es kommen verschiedene Requisiten zum Einsatz, darunter ein Rednerpult und Fahnen für 'This is Deutsch' und verschiedene Mützen und Kostüme zur Unterstreichung der Lyrik. EISBRECHER ist musikalisch stark und weiß auch live eine tolle Show zu bieten. Klar, hier sind sie Lokalmatadore, aber das funktioniert auch anderswo. Ich habe sie mal in Belgien auf dem Graspop gesehen, da wurden sie auch ordentlich abgefeiert.
Fünfundsiebzig Minuten, eine Show mit ein paar Ansagen, von Rock 'n' Roll bis hin zu Politik und Weltgeschehen, denn hier steht eine Band, die auch etwas mitzuteilen hat, dazu eine akustische MEGAHERZ-Coverversion, denn diese Band hat Frontmann Alex 1993 ins Leben gerufen.
Zum Abschluss eine coole, harte Version von Falcos 'Out Of The Dark', eigentlich muss man sich schon sehr bemühen, von den Bayern nicht mitgerissen zu werden. Daher: Ich find es klasse und die meisten anderen Anwesenden auch, auch wenn ein paar Metaller neben mir sagen "Ich find die für die Spielzeit echt gut, aber jetzt brauche ich wieder richtigen Metal."
Okay, das ist eine vertretbare Zusammenfassung, jetzt geht es wieder zurück in den Heavy Metal mit unserer Metalikone Udo Dirkschneider, auf den sich übrigens Alexander Wesselsky ausdrücklich sehr freut, den mit ACCEPT und den alten Metalrecken wurde er, nach eigener Aussage, musikalisch sozialisiert. Da sag noch einer, EISBRECHER würde nicht auf das Rock Out passen!
Setliste: Minus 90 Grad; Everything Is wunderbar; Himmel, Arsch und Zwirn; So oder so; Waffen Waffen Waffen; Kaltfront; Zeitgeist; 1000 Narben; Miststück; Sturmfahrt; Auf die Zunge; This Is Deutsch; FAKK; Was ist hier los?; Verrückt; Out Of The Dark
Nun folgt der Abschluss, das metallische Urgestein der Republik, Udo Dirkschneider. Diesmal mit DIRKSCHNEIDER, also der Band, mit der er den alten ACCEPT-Klassikern frönt. Übrigens haben die Veranstalter bei uns in der Redaktion für sehr viel Spaß gesorgt, weil sie auf die Plakate mit den Spielzeiten die Band als "DIRK SCHNEIDER" und die Damenriege zuvor als "THUNDER MOTHER" gelistet haben. Seltsamerweise war es aber nicht "EIS BRECHER". Wie inkonsequent.
Die folgende Show habe ich in diesem Jahr bereits einmal auf dem Rock-Hard-Festival gesehen. Tatsächlich wird heute die exakt gleiche Show geboten wie vor sechs Monaten und so gibt es die gleichen Höhepunkte und die gleichen Kritikpunkte. Fangen wir mit dem Positiven an: Der Solinger Flecktarnträger ist einfach eine Institution und eine Konstante in einer sich verändernden Welt. Er bietet immer eine tolle Show und ist auch heute wieder voll auf der Höhe und stimmlich makellos. Wie klingt deutscher Metal? Udo, sing mal!
Der Einstieg mit 'Fast As A Shark' ist natürlich gelungen, es gibt wohl keinen besseren Opener für eine ACCEPT-Show als die "Restless And Wild"-Granate. Auch 'Living For Tonite' liebe ich, 'Midnight Mover' ist dann eher ein Song, den ich im Mittelmaß des Bandschaffens verorten würde. Aber heute passt er sehr gut, denn DIRKSCHNEIDER ist ja auf einer ganz besonderen Tournee, man feiert 40 Jahre "Balls To The Wall". Wobei, mittlerweile sind es sogar 42 Jahre, man ist ja auch schon etwas länger unterwegs.
Das ist zum einen das Besondere, zum anderen die Krux des heutigen Auftritts, denn ich finde "Balls To The Wall" nicht durchgehend gut. So ist 'Losing More Than You've Ever Had' ein schwaches Stück mit einem selbst abgekupferten 'Princess Of The Dawn'-Riff, 'Guardian Of The Night' ein Ausfall und die Ballade 'Winterdreams' steht in schwerem Schlagerverdacht. Selbst 'Fight It Back', 'Head Over Heels' und 'Turn Me On' sind eigentlich nur ACCEPT-Mittelmaß, die hinter den echten Hits der Band zurückbleiben.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die DIRKSCHNEIDER-Show dadurch in irgendeiner Weise schlechter werden würde, nein, Band und Frontmann liefern auch heute ordentlich ab. Aber das kann man von Udo, in welcher Inkarnation er auf der Bühne steht und wen auch immer er sich an seine musikalische Seite geholt hat, erwarten. Auch instrumental ist daher heute alles im grünen Bereich, die beiden Gitarristen Dammers und Brentini halten sich eng an die Originale, ohne sie seelenlos nachzuspielen. Obwohl natürlich ein reines Nachspielen heute auch kein Problem wäre, denn bei vielen der Lieder kann das Publikum alles singen - Text, Gitarrennoten, Drumschläge.
Nachdem der letzte Ton des "Balls To The Walls"-Albums verklungen ist, gibt es noch zwei Rausschmeißer. Zuerst wird 'Princess Of The Dawn' gespielt, ohne das man sich eine UDO-, DIRKSCHNEIDER- oder auch ACCEPT-Show schwerlich vorstellen kann. Der Überhit wird ziemlich ausgewalzt und langgezogen, aber dem Publikum macht das nichts aus. Es gibt nochmal alles, bevor dann das Festival mit 'Burning' vom 1981er "Breaker"-Album, meiner Ansicht nach ebenfalls eine recht fragwürdige Wahl in Anbetracht dessen, dass das Stück ein wahrlich simpler "Rock 'n' Roller" ist, weit nach Mitternacht endet.
Setliste: Fast As A Shark; Living For Tonite; Midnight Mover; Balls To The Wall; London Leatherboys; Fight It Back; Head Over Heels; Losing More Than You've Ever Had; Love Child; Turn Me On; Losers And Winners; Guardian Of The Night; Winterdreams; Princess Of The Dawn; Burning
Das dritte Rock-Out-Festival in Augsburg ist ein Erfolg. Musikalisch mit hohems Niveau, eine Organisation ohne Tadel, die Idee mit der eigenen Food-Halle ist super, in der übrigens auch ein Tonträger-Stand und ein Tattoo-Studio sowie ein Rock-Antenne-Glücksrad stehen. Ob ich allerdings spontan auf einem Festival einen Hautschmuck für die Ewigkeit stechen lassen würde von jemanden, dessen Fähigkeiten ich nicht kenne, ziehe in Zweifel. Aber es gibt durchaus einiges zu tun für diesen Dienstleister. Das Einzige, was man kritisieren könnte, ist, dass manche der Speisen nicht so richtig heiß sind, denn sie werden wohl nicht vor Ort zubereitet, sondern nur warmgehalten. Hier könnte die Catering-Firma noch ein bisschen Verbesserungspotential für 2026 verorten.
Ansonsten ist es schön, dass auch mal in der bayrisch-schwäbischen Provinz eine solche Veranstaltung stattfindet, ohne dass die "Augsbangers" sie veranstalten müssen. Ich hoffe, dass sich das Festival und die gesamte Hard-Circle-Serie finanziell trägt, denn in meinem Kalender für 2026 habe ich schon im Geiste einen Freitag reserviert.
Text: Frank Jäger
Photo Credit: Andre Schnittker
- Redakteur:
- Frank Jaeger






