Queens Of The Stone Age - Dresden

10.07.2018 | 20:56

27.06.2018, Elbufer

"I came to spiel hier!"

Es ist ein ziemlich warmer Tag heute in Dresden. Deutschland hat gerade sein Fußballspiel gegen Südkorea verloren und während sich zahlreiche Konzertbesucher mit guter Laune an das Elbufer begeben, kommen frustrierte Fußball-Fans vom Public Viewing. Freud und Leid liegen hier nah beieinander. Denn es ist lange her, dass die kalifornische Band QUEENS OF THE STONE AGE hier einen Halt gemacht hat. Zudem machte die Tour zum aktuellen Album "Villains" im Frühjahr einen weiten Bogen um die Region. Mit dem Konzert wird übrigens auch die jährliche Veranstaltungsreihe "Filmnächte am Elbufer" eröffnet. Wettertechnisch könnte das an diesem Mittwochabend nicht besser sein. Selbst als Kalifornier sollte es einen nicht frieren!

Doch bevor die Truppe den Fans ordentlich einheizen wird, hat die Band CRX die Aufgabe, für eine ordentliche Ausgangstemperatur zu sorgen. Der Fünfer aus Los Angeles stellt sein Album "New Skin" aus dem Jahre 2016 vor, was bis dato auch das Einzige der Formation ist. Einige der Songs zünden recht gut bei den Besuchern und so herrscht eine ordentliche Stimmung in den vorderen Reihen, was es auch der Band leichter macht. Denn diese legt sich gut ins Zeug und bekommt dafür nach gut einer halben Stunde ordentlich Applaus. Dann macht sie den Weg frei für QUEENS OF THE STONE AGE. Flott geht es in die Umbaupause und auf der Bühne werden allerhand LED-Säulen installiert. Sieht aus wie ein Hindernisparcours, der später im Dunkeln den Musikern das Leben schwer machen könnte. Das beweist sich später aber als Quatsch, denn diese Säulen sind flexibel und so tut sich auch keiner weh, wenn er mal dagegen rennt.

Doch bevor es soweit ist, müssen die Jungs erst mal loslegen. Das tun sie gegen 21 Uhr und mit dem Intro und tosenden Zuschauerjubel betreten Bandchef Josh Homme und seine Mannschaft die Bühne am Elbufer. 'If I Had A Tail' eröffnet das Konzert der QUEENS OF THE STONE AGE, deren einziges "Ur-Mitglied" der Frontmann selbst ist. Beobachtet man aber das Zusammenspiel der Band, so fällt das nicht wirklich ins Gewicht. Was aber auffällt, das sind die vielen leeren Becher, die in Richtung Bühne fliegen. Klar, das ist kein unbekanntes Phänomenen, doch die Häufigkeit ist schon recht hoch. Darüber machen sich die Fans zum doch schon 18 Jahre alten Song 'Monsters In The Parasol' vorerst noch keine Gedanken. Eher darüber, dass man irgendwie gemeinsam mit den Musikern gealtert ist. Erfreulich ist aber, dass es durchaus viel "junges" Publikum gibt, die auch ordentlich mitgehen. Die Anhängerschaft der Band scheint also gesichert. Es dauert gar nicht lange, als mit 'No One Knows' eines der bekanntesten Stücke erklingt. Dazu liefert Jon Theodore im Anschluss und nahtlos ein astreines Drum-Solo hin und begeistert die Menge zusätzlich noch einmal.

Irgendwann sind es doch zu viele Becher die da geflogen kommen. Josh Homme setzt heute auf die Deeskalationsstrategie als auf rüpelhafte Handlungen. So wird einer der Werfer als nicht männlich denunziert. Wenn hier einer ein Mann ist, dann der Sänger! Aber nicht so ein Typ, der Becher wirft. Dem folgt noch eine kurze Diskussion über die jeweilige Größe der Geschlechtsteile. Beide Seiten tragen es mit Humor und so geht's im Anschluss gut gelaunt und ohne Flugbecher weiter.

Der Frontmann ist heute generell in Plauderstimmung. So lobt er die Vorzüge von Elbflorenz. Diese hat er sich mit seiner Band bereits am Vorabend angeschaut und hatte wohl eine feucht-fröhliche Zeit in der City. Für das gegenüberliegende Finanzministerium, was man von der Bühne aus besser sieht, hat er auch eine Ansage: Den Stinkefinger. Musikalisch kann die Band natürlich auch begeistern. Zu 'The Evil Has Landed' oder 'I Sat By The Ocean' können die Fans wunderbar mitgehen. Bevor 'The Way You Used to Do' vom aktuellen Album erklingt, fordert er die Menge auf, einfach mitzutanzen. Als er später erneut in Plauderlaune ist und sich bei den Anwesenden für ihr Kommen bedankt, fällt irgendwann der Satz: "I came to spiel hier - and I spiel what I will!". Zugegeben: Grammatikalisch nicht ganz korrekt, aber immerhin weiß dieser Mann seine Fans zu bespaßen!

Aber er kann auch ernster sein. Denn als er sagt, dass dieser Job da oben auf der Bühne das Beste ist, was er je an Jobs hatte und er dankbar ist, dass er das so machen kann, dann kauft man ihm das wirklich ab. Nichts wirkt hier aufgesetzt sondern sehr authentisch. Als dann gegen Ende auch noch Songs wie 'Little Sister' oder 'Sick, Sick, Sick' erklingen, ist die Welt der Fans in Ordnung. Jeder schwebt auf seiner Wolke und feiert die Band. Da es langsam duster geworden ist, wirken nun die LED-Säulen auf der Bühne sehr gut. Die Musiker schlängeln sich hindurch und auch sie haben jede Menge Spaß an dem Gig. So wie sich das gehört. Beste Stimmung vor und auf der Bühne! Zum regulären Ende präsentieren die Jungs 'Go With The Flow'. Nun wird es noch mal schnell und laut, ehe die Musiker kurz von der Bühne verschwinden.

Natürlich wird nach einem Nachschlag gerufen und die Band ordentlich gefeiert. Erst sieht es so aus, als ob Schluss wäre, aber da die Gitarren noch einmal gestimmt werden, geht es sicher weiter. Es dauert auch nicht lange, bis die Band die Bühne erneut betritt und dafür enormen Applaus erntet. Die lassen sich auch nicht lumpen und schmeißen ihren Anhängern das garstige 'You Think I Ain't Worth A Dollar, But I Feel Like A Millionaire' vor die Füße. Einfach herrlich zelebriert - ganz stark! Wer nun noch ruhig dastehen kann, dem ist an diesem Abend einfach nicht mehr zu helfen. Und da wir gerade so schön beim 2002er Album "Songs For The Deaf" sind, gibt es im Anschluss daraus gleich noch 'A Song For The Dead' auf die Ohren. Ein letztes Mal lässt es die Band ordentlich krachen und mit den letzten Tönen gehen die Lichter auf der Bühne langsam aus. Die Fans feiern noch immer ihre Helden, die sich langsam aber sicher verabschieden. Rundherum zufriedene Gesichter. Was will man mehr?

So neigt sich der Abend vor historischer Kulisse hier in Dresden dem Ende entgegen. Es ist gegen 23 Uhr noch immer richtig warm und da alle gute Laune haben, sind die Getränkestände noch ordentlich gefüllt. Alles in allem war es ein sehr gelungener Auftakt für die Veranstaltungsreihe am Elbufer. Das Wetter hätte nicht besser sein können und weder am Sound noch am Licht gibt es irgendetwas zu bemängeln. Ein rundum perfektes Konzert mit gut gelaunten Musikern, wo wirklich alles gepasst hat. Okay, anstelle der vielen Rede-Einlagen des Sängers hätte man lieber noch ein, zwei Songs mehr spielen können. Aber auch das kann man verschmerzen. Hauptsache, die Band macht wieder nicht so lange einen Bogen um die Stadt.

Setliste: If I Had A Tail; Monsters in the Parasol; My God Is The Sun; Feet Don't Fail Me; The Way You Used To Do; A Song For The Deaf; No One Knows; The Evil Has Landed; In The Fade; Smooth Sailing; I Sat By The Ocean; Domesticated Animals; Make It Wit Chu; Villains Of Circumstance; Little Sister; Sick, Sick, Sick; Go With The Flow;
Zugabe: You Think I Ain't Worth A Dollar, But I Feel Like A Millionaire; A Song For The Dead

Fotos von Kristin Hofmann mit Genehmigung von be-subjective!.

Redakteur:
Swen Reuter

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