Port Of Power Festival - Ahrensburg

14.05.2025 | 00:43

10.05.2025, JuKi42

Zum zweiten Mal hieß es im JuKi42 in Ahrensburg "Powermetal bis nach Mitternacht" - bei der zweiten Auflage vom Port Of Power Festival.

Am 23.09.2023 ging das erste Port Of Power Festvial in Ahrenburg (bei Hamburg) über die Bühne und nachanderthalb Jahren steht am 10.05.2025 die zweite Auflage des Festivals an. Tristan Harders und seine Bandkollegen von TERRA ATLANTICA laden erneut ins JuKi 42 ein und haben neben sich selbst fünf weitere Bands aus dem Power Metal Kosmos auf dem Billing. 25 € für sechs Bands sind ein fairer Kurs und so darf mich das Port Of Power Festival auch im Jahre 2025 als Besucher begrüßen.

Schon um 17 Uhr geht es los und als erste Band legt SKYBLAZER los. Die Schweden absolvieren ihren ersten Gig auf deutschem Boden und haben 40 Minuten Zeit, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Musikalisch wird schneller Power Metal geboten, bei dem sich Gitarre und Keyboard gern Duelle liefern, was mich unweigerlich an STRATOVARIUS denken lässt. Johannes Frykholm (aka Johannes Skyblazer) hat sich die Keytar umgeschnallt und kann während des gesamten Gigs einfach nicht aufhören zu grinsen. Keine Frage: Er und seine Mannen haben Spaß und präsentieren sich gut eingespielt. 'Shine Forth' und 'Skyblazer' eröffnen das Konzert und obwohl das JuKi 42 noch nicht übermäßig gefüllt ist, feiert das Publikum die Schweden ab.


Letztere bedanken sich bei TERRA ATLANTICA für die Einladung und verraten dem Publikum, dass der nächste Track ausdrücklich von TERRA ATLANTICA gewünscht wurde. Es geht um 'Ignite The Eternal Flame' von der ersten EP "Time For Deliverance", eine pfeilschnelle Nummer, die die Stimmung ihren ersten Höhepunkt erreichen lässt. Im Ursprung ist SKYBLAZER übrigens eher als Ein-Mann-Projekt von Johannes gestartet und er berichtet freudestrahlend, dass man seit dem Einstieg von Patrik Forsberg für einige Songs die Gitarren eher höher als tiefer stimmen müsste.

Mit 'Eyes Of Serenity', 'Across The Heavens' und 'A Destiny To Seize' folgen noch drei weitere Songs, bevor SKYBLAZER sich nach 40 Minuten schon verabschieden muss. Nach meiner Einschätzung kann man den ersten Auftritt auf deutschem Boden als Erfolg werten, denn der Merchstand der Band wird nach dem Auftritt durchaus frequentiert und CDs für 12 und Shirts für 15€ finden ihren Weg in die Hände neue Besitzer, worüber Johannes sich freut. Zitat: "In Schweden haben die Leute angeblich kein Geld, aber ihr hier in Deutschland kauft Merch. Cool!"


Ich gebe es zu: Vor dem Auftritt von CRYSTALLION hatte ich im Vorfeld etwas Angst. Mir ist nur das letzte Album "Heads Or Tails" bekannt, welches im Jahre 2021 erschienen ist. Hier konnte mich der Sound schon nicht überzeugen und der Versuch, sich in eine Female Fronted Band zu verwandeln ging in meinen Ohren leider etwas schief, da der Gesang auf mich doch arg uninspiriert wirkte. Seit 2022 hat man mit Tony Sunclear den Posten hinter dem Mikro neu besetzt und in der Vergangenheit hat mich schon so manche Band live umgehauen, die mir von Platte her Fragezeichen auf die Stirn zauberte.

Eröffnet wird der Abend denn leider aber auch mit einem Song vom bereits angesprochenen Album. 'Knights And Heroes' sorgt noch nicht für große Begeisterungsstürme im Publikum und die sich anschließende Ansage im tiefsten bayerischen Dialekt sorgt nicht nur bei mir für Grinsen. "Auf zum nächsten Lidl!" Klar ... gemeint ist natürlich der nächste Song. Dabei handelt es sich um 'The Unwanted' vom Album "Killer", welches die Band im Jahre 2013 veröffentlichte und welches man nicht auf den gängigen Streaming-Diensten finden kann.

Zwar mag der Dialekt von Tony für Schmunzler sorgen, doch ich muss neidlos anerkennen: Singen kann der Mann und dabei auch noch wie ein Derwisch herumturnen, sodass er im Laufe des Sets mehrfach mit dem Mikrokabel an den Monitorboxen hängen bleibt. Ein Funkmikro wäre für einen Mann mit seinem Bewegungsdrang sicherlich die bessere Wahl. Aber er reißt die Leute mit und mit dem nächsten Song begibt man sich tief in die Vergangenheit der Band. 'Sole Survivors In Ligny', vom dritten Album der Band "Hundred Days", drückt das Gaspedal richtig durch und jetzt hat man das Publikum an der Angel. Danach animiert der Stampfer 'Under Siege' die Leute zum Klatschen, Headbangen und Mitsingen. Was für ein Groove! Den Rest des Abends bestreitet man ausschließlich mit Material der ersten drei Alben und vor allem 'The Battle - Onward', 'Burning Bridges' und das abschließende 'A Cry In The Night' lassen die Stimmung hochkochen. Insbesondere bei TERRA ATLANTICA-Drummer Nico, der in der ersten Reihe steht und lauthals mitsingt.


AIRBORN kommt aus Italien und hätte eigentlich schon bei der ersten Auflage vom Port Of Power auftreten sollen, musste damals aber noch den neuen Schlagzeuger einarbeiten. Da ist es nur konsequent, dass die Band zur zweiten Auflage auf dem Billing steht. Allerdings muss ich gestehen, dass mir AIRBORN irgendwie etwas deplatziert vorkommt, denn Power Metal würde ich die Mucke nicht nennen, die die vier Mannen ins JuKi 42 blasen, sondern eher traditionellen Heavy Metal.

Das allein muss ja keineswegs schlecht sein, aber der Auftritt wirkt auf mich hier und da etwas unkoordiniert. So kommt es mehrfach vor, dass Sänger und Gitarrist Alessio Perardi Songs zweimal ansagt, weil man einfach nicht damit beginnt, die Songs zu spielen. Schade, denn im Grund gefällt mir die Musik durchaus und AIRBORN nutzt auch die Chance, um mehrere Songs ihres nächsten Albums vorzustellen. Das Publikum ist leider etwas geschrumpft und so geht auch das Mitsingspielchen beim Song 'Metal Haters' nicht so ganz auf, obwohl es doch relativ einfach ist lauthals "Long live metal, long live metal" zu singen.



Sind die Reihen bei AIRBORN leider etwas gelichtet gewesen, so gibt es keinen Zweifel, wegen welcher Band der Großteil des Publikums erschienen ist: TERRA ATLANTICA. Die Band hat einiges an zusätzlichem Equipment für die Bühne dabei und neben Nebelmaschine und zwei Rollup-Bannern an den Seiten platziert man auch Säulen auf der Bühne. Das Heimspiel wird überraschend mit dem Track 'Atlantica' vom Debütalbum "A City Once Divine" eröffnet. Zuletzt diente der Song meist als Zugabe, doch auch als Opener eignet er sich hervorragend und das Publikum zeigt sich textsicher.

Beim aufmerksamen Blick durch die Reihen kann ich Tim Hansen (Sohn von Kai Hansen und Mitglied bei INDUCTION) ebenso ausmachen, wie Johannes Frykholm (SKYBLAZER), der den Refrain des Songs lauthals mitschmettert. Schön, dass hier alle Anwesenden die Musik der anderen Bands auch so geil finden und als Fans Spaß haben. Mit 'The Avenging Narwhal' gibt es einen weiteren Track des ersten Albums und dann folgt erstmal eine kurze Unterbrechung, da Gitarrist Dawid seinen Funksender gegen ein Kabel tauschen muss, was Mastermind Tristan Harders kommentiert mit: "Ist halt live".

Harders fungiert am heutigen Abend übrigens "nur" als Sänger und hat den Posten der zweiten Gitarre (wie auch schon vor 1,5 Jahren) an Lucas Engelskirchen (ansonsten Gitarrist bei CRIMSON LIGHT) abgetreten, den ich auf den ersten Blick gar nicht wiedererkannt habe, da er sich eine halbwegs amtliche Metalmatte hat wachsen lassen. Weiter im Programm geht es dann mit einem Song vom noch aktuellen Album "Beyond The Borders". 'The Scarlet Banners' löst den ersten Moshpit in JuKi 42 aus und das sich direkt anschließende 'Age Of Steam' (von "Age Of Steam") hält die Stimmung auf dem Siedepunkt. Mit 'Sun Of Pontevedra' gibt es einen Track von "Beyond The Borders", den TERRA ATLANTICA bisher noch nicht live gespielt hat und direkt danach auch noch den Titeltrack.


Noch in diesem Jahr soll das vierte Werk erscheinen und mit 'Land Of Submarines' gibt es einen ersten Vorgeschmack. Hier kann man schon erkennen, dass das neue Werk nicht ganz so orchestral ausfallen wird, wie der Vorgänger. Die Fans nehmen den Song begeistert auf. Nach dem kurzen Instrumentalstück 'Guns And Drums' (das aus einen nicht ganz erklärbarem Grund häufigste gespielte Stück der Band auf Spotify) folgt laut Harders ein Deathmetal-Song und ja, das Riffing von 'Hellfire' kann durchaus solch Assoziationen wecken und auch die geforderte Wall Of Death liefert das Publikum.

Angeblich ist dann Schluss, aber natürlich gibt es noch Zugaben. 'Across The Sea Of Time' tritt das Gaspedal nochmal ordentlich durch, bevor man mit 'Pirate Bay' das Set beschwingt ausklingen lässt und sich dafür noch Verstärkung auf die Bühne holt. Anders Sköld von VEONITY unterstützt Harders am Mikro und übernimmt den Part, den er auch auf Studiofassung gesungen hat. Heimvorteil für die Band? Klar. Trotzdem abgeliefert? Total!

Vielleicht hat es TERRA ATLANTICA etwas mit dem Nebel auf der Bühne übertrieben, denn die Luft im JuKi ist nicht mehr ganz so frisch und es muss dringend gelüftet werden bevor die nächste Band die Bühne entert. VEONITY kommt aus Schweden und hat vor dem Schlagzeug zwei Schwerter platziert, sowie zwei Rollup-Banner mit Drachen dabei.

Nach dem Intro 'Premonition' startet man mit 'Carry On' in das einstündige Programm. Beide Tracks stammen ebenso wie der nächste ('Horsemen Of The Dark') vom 2024-Werk "The Final Element". Musikalisch kann man eine gewisse Nähe zu HAMMERFALL kaum leugnen und vor allem der Gesang erinnert an die schwedischen Kollegen. Leider sind die Reihen zu Beginn noch etwas gelichtet, weil der eine oder andere nach der TERRA ATLANTICA-Show etwas Verschnaufpause benötigt. Doch in Anbetracht der musikalischen Qualität der Band füllt sich der Raum schnell wieder.

Optisch erinnert Sänger Isak Stenvall fraglos an Bruce Dickinson und auch die enge schwarze Lederhose kann man durchaus als Hommage an wohl einen der ikonischsten Metalsänger überhaupt sehen. Gitarrist Samuel Lundström hat sich in ein Kettenhemd geworfen, insgesamt ist das Erscheinungsbild der Band "metallisch" und die Show absolut professionell. Lediglich an den Ansagen könnte man noch etwas feilen, denn in der Regel gehen sie so: "The next song is about power and an altar ('Altar Of Power')", "This Song is about some Kings of Dreamland ('Kings Of Dreamland')" Schwamm drüber, denn das Publikum hat bei den genannten Songs ebenso viel Spaß wie bei 'Riders Of The Revolution', 'Warriors Of Time' oder dem abschließendem 'When Humanity Is Gone'. VEONITY präsentiert in Summe Songs von vier Alben ("Gladiator's Tale" und "Sorrows" bleiben an diesem Abend außen vor) wobei der Fokus klar auf dem aktuellen Werk liegt, von dem es fünf Stücke und das Intro gibt. Die Anwesenden sind zufrieden und vor mir erwirbt jemand am Merch alle dort zu bekommenden vier Alben auf CD, während ich mich für eine schmucke Vinyl des aktuellen Albums (30€) und ein Shirt vom "Into The Void"-Album (15€) als gewünschtes Mitbringsel für Kollege Maik begeistern lasse.

DERDIAN ist die letzte Band des Festivals und darf headlinerlike 90 Minuten laut Running Order spielen. Ob es am Ende wirklich so lang wird kann ich leider nicht beurteilen, da sich langsam aber sicher doch die morgendliche Herfahrt von über 400 km bemerkbar macht und sich Müdigkeit ausbreitet. Eröffnet wird das Set mit 'Human Reset' vom gleichnamigen Album (von 2014), bevor es direkt mit einem weiteren Titeltrack weitergeht. 'DNA' stammt aus dem Jahre 2018 und sorgt mit seinem Refrain für lautes Mitsingen. Doch auch "neues" Material haben die Italiener im Gepäck. Mit 'Resurgence', 'Derdian' und 'The Evil Messiah' gibt es ein Triple vom 2023er-Werk "New Era Part 4: Resurgence".

Zwar ist dann für mich Schicht, aber ein Blick auf die während des Konzerts abfotografierte Setliste verrät, dass man gedachte drei Coverversionen zu spielen: 'The Gods Made Heavy Metal' (MANOWAR), 'Aces High' (IRON MAIDEN) und 'Enter Sandman' (METALLICA). Ob es wirklich dazu kam kann ich natürlich nicht beurteilen, aber allein der Plan ruft bei mit eher Fragezeichen hervor, da DERDIAN aus einem Backkatalog von acht Alben schöpfen kann. Ansonsten fällt DERDIAN insofern noch auf, da sie nach TERRA ATLANTICA und VEONITY relativ "normal" auf der Bühne gekleidet sind, also weder in Steampunk-Kostümen (TERRA ATLANTICA) noch in Leder und Metall (VEONITY) auf der Bühne stehen. Handwerklich kann man der Band indes nichts vorwerfen, denn die musikalische Leistung ist fantastisch.

Auch die zweite Auflage vom Port Of Power hat verdammt viel Spaß gemacht und bis hierher kann ich stolz behaupten bei allen Auflagen des Festivals dabei gewesen zu sein, was bei der Menge zwei jetzt gar nicht so imposant ist, aber ich bezeichne mich mal einfach als Stammgast und komme gern wieder, wenn es eine dritte Auflage dieses kleinen aber feinen Power Metal Festivals gibt.


Text und Fotocredit: Marcus Görner



Redakteur:
Marcus Görner

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