MOTORJESUS und LOST SANCTUARY - Essen

18.11.2025 | 14:41

07.11.2025, Turock

Die "Streets Of Fire"-Tour von MOTORJESUS macht auch im Essener Turock halt.

Kollege Marcus nebst Ehefrau und meine Wenigkeit wollen uns die "Streets Of Fire"-Tour von MOTORJESUS im Esener Turock nicht entgehen lassen und haben uns Karten besorgt. Die Schlange vor dem Turock um kurz vor sieben verheißt zuerst nichts Gutes, was die Besucherzahl dieses Tourstopps angeht. 

Es mussten im Vorfeld doch bereits Konzerte mangels Vorverkauf abgesagt werden, und das, obwohl das aktuelle Album "Streets Of Fire" von MOTORJESUS respektabel gechartet ist. 

Aber hier, in Essen? Eine leeres Turock an einem Freitag? Eigentlich undenkbar! 

Und tatsächlich finden sich bereits zum Beginn der Vorgruppe doch gut 300 Menschen ein, so dass der Laden gut gefüllt, wenn auch wohl nicht ausverkauft, ist.

Pünktlich um 20:00 Uhr betritt das Quartett aus dem hohen Norden die bereits für den Headliner schick geschmückte Bühne. Nur ein LOST SANCTUARY-Banner hinter dem Drumkit zeigt, wer hier für MOTORJESUS einheizen darf. Nach einem kurzen Intro legt die Band mit 'Chasing The Dragon' formidabel los. Ob eine eher unbekannte Band, die noch dazu weitestehend im Heavy Metal beheimatet ist, vor MOTORJESUS bestehen kann? Ja, kann sie – und sorgt bereits nach dem Opener für lauten Applaus. Mit 'Cosmic Senenade' und 'Calloused Heart', der ersten Single des aktuellen Albums "Harbinger Of Chaos", von dem auch die beiden bisher gespielten Songs stammen, lässt die Stimmung weiter steigen. 

Aus gegebenem Anlass packt man mit 'Bark At The Moon' ein Cover von OZZY OSBOURNE aus, bei dem sich das Turock als sehr textsicher entpuppt.

Musikalisch ist LOST SANCTUARY nicht einfach einzuordnen, Heavy Metal mit Power Metal und Thrash-Einflüssen, oder doch Power Thrash oder eher Thrash Power? So nennt Sänger und Gitarrist Dan Baune die Musik seiner Truppe und präsentiert LOST SANCTUARY gut gelaunt als Kontrastprogramm zum Schweinerock des Headliners. Und was braucht man dazu? Eine Power-Ballade! 'Not Alone' ist allerdings keiner dieser Achtziger-Jahre-Schlüpfer-Stürmer, sondern ein melancholisch startendes Stück, das in der zweiten Hälfte in eine echtes Brett umschlägt und mit METALLICA oder METAL CHURCH-Vibes begeistert. Stark! 

Mit 'Open Your Eyes' folgt der einzige Song vom namenlosen Debut, auf dem die Truppe noch als DAN BAUNES LOST SANCTUARY und mit einigen Gästen agiert, bevor man den Namen eingekürzt hat und nun auch als feste Band agiert.

Leadgitarrist Oli Rossow spielt gefühlvoll und virtuos, Drummer - und auf dem Debüt neben Dan einziges Bandmitglied - Sebastian Weiss und Bassist Johnathan Murphy legen ein fett pumpendes Rhythmus-Fundament. Man merkt, dass die Band mittlerweile zu einer Einheit zusammengewachsen ist. Mit dem Doppelschlag 'Lamina's Call' und dem harten 'Eye Of The Storm' macht LOST SANCTUARY unter großem Applaus die Bühne frei für den Headliner und dürfte in den vergangenen 45 Minuten den einen oder anderen neuen Fan gewonnen haben. Damit habe ich meine Band des Abends gesehen und freue mich darauf, mit MOTORJESUS eher unbekanntes musikalisches Terrain zu betreten.

Aber bevor es soweit ist, erleben wir die kürzeste Umbaupause aller Zeiten. Nur kurz die Gitarren-Pedale der Vorgruppe ab- und die von MOTORJESUS aufgebaut, ein paar Gitarren auf die Bühne gestellt und das Backdrop von LOST SANCTUARY abgehängt. Da beide Bands über das gleiche Drumkit spielen, ein, zwei Dinge am Schlagzeug verändert - und handgestoppte zwölf Minuten nach dem letzten Ton von LOST SANCTUARY ist es schon Zeit für den Headliner!  

Herr Görner, bitte übernehmen Sie.

[Maik Englich]

Zwölf Minuten Umbaupause sind wirklich rekordverdächtig, aber tatsächlich legt MOTORJESUS nach dieser Zeitspanne los. Als Eröffnungssong feuert man 'Trouble In Motorcity' ins Turock, welches direkt Kopf steht und lauthals mitsingt. Wenngleich man Essen nicht so ganz als Heimspiel der im Ursprung aus Mönchengladbach kommenden Band bezeichnen kann, merkt man doch sofort, dass sie im Pott eine harte Fanbase haben. Diese singt auch beim sich direkt anschließenden 'Dead Army' das, wie übrigens auch 'Trouble In Motorcity' vom Album "Electric Revelation" stammt, textsicher mit. 

Das ist ein Umstand, der für kleinere Konzerte in meinen Augen keine Selbstverständlichkeit ist. Ebenso wenig ist es selbstverständlich, dass Fans auch mit neuem Material vertraut sind, doch auch hier zeigt sich das Essener Publikum absolut treu. So brechen spätestens jetzt bei 'Somewhere From Beyond', dem Opener vom aktuellen Werk "Streets Of Fire", doch wirklich alle Dämme. Chris Birx und seine Mannen sind einfach unglaublich authentisch und sympathisch, wenn sie ihren rotzigen Mix aus Metal, Hardrock und Punk - auch bekannt als Schweinerock - zelebrieren. Dass diese Musik nicht nur live, sondern auch von Platte gefragt ist, zeigte die Platzierung des aktuellen Werks auf Platz 26 in deutschen Verkaufscharts.

Was die Fans aber natürlich auch hören wollen, ist die "alte Scheiße", wie Birx es selbst gern nennt. 'Fist Of The Dragon' vom Album "Wheels Of Purgatory" fällt genau in diese Kategorie und heizt die Stimmung weiter an. Im Laufe der insgesamt 90 Minuten präsentiert die Band einen bunter Querschnitt durch die mehr als 20 Jahre dauernde Karriere. Vom neuesten Werk gibt es in Summe vier Tracks und selbst vom Debüt "Dirty Pounding Gasoline" (2004, damals noch unter dem namen THE SHITHEADZ) hat man weiterhin Kracher wie 'Nitro', 'A New War', bei dem in meiner Wahrnehmung am lautesten mitgesungen wird, und natürlich 'Return Of The Demons' dabei.

Hier verweist Birx noch auf das "Moped-Video", welches damals noch unter dem ursprünglichen Bandnamen THE SHITHEADZ aufgenommen wurde. Leider gibt es keinen Song des Albums "Race To Resurrection", sodass man auf Kracher wie 'Re-Ignite' oder 'Speedway Sanctuary' verzichten muss, was aber offenbar keinen der Anwesenden stört.

[Marcus Görner]

Dem, was Marcus schreibt, kann auch ich als in Sachen MOTORJESUS eher unkundiger Mensch nur voll zustimmen. Klar habe ich den Motorenjupp schon bei der einen oder anderen Gelegenheit live auf Festivals gesehen, aber in einer kleineren Location vor den eigenen Fans ist das Konzerterlebnis einfach nur mega-intensiv. Die Pogo- und Moshpit-Fraktion war, nach anfänglichen Sortierungsproblemen mit den nicht Pogo- und Mosh-affinen Anwesenden im Vergleich zu anderen Konzerten zum einen sehr aktiv und zum anderen trotz der Action sehr rücksichtsvoll. Dank und Respekt dafür. 

Es endet ein wirklich schöner Konzertabend, bei dem uns beide Bands für schlappe 30€ sehr viel Freude gemacht haben. Ebenfalls erwähnen möchte ich auch die sehr Fan-freundlichen Merch-Preise und dass Musiker der Bands am jeweiligen Merchstand neben dem eigenhändigen Verkauf von Shirts, Patches und Co. auch ohne jedwede Allüren für einen Plausch zu haben sind. Support the Underground!

[Maik Englich]

Photo Credit: Maik Englich

Redakteur:
Maik Englich

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