Keep It True XXV - Lauda Königshofen
14.05.2025 | 21:4024.04.2025, Tauberfrankenhalle
25 Auflagen und kein bisschen leise!
Freitag, 25.04.2025
Hallo, ich bin der Neue! Na gut, ganz so neu bin ich als Fotograf und Redakteur für POWERMETAL.de nicht mehr. Doch in Verbindung mit dem KEEP IT TRUE Festival passt das ganz gut. Vor vielen Jahren war ich schon mal mit der heimischen Metal-Gang in Lauda-Königshofen. Ich weiß noch, dass es damals geschneit hat und JAG PANZER in der Halle gespielt hat. Irgendwie ist die alte Bande jedoch eingeschlafen und somit auch der gemeinsame Festival-Besuch. Ganz anders sieht das bei einigen Redakteuren aus, die gemeinsam mit dem Festival in diesem Jahr ihr 25. Jubiläum feiern. Jahr für Jahr pilgern Rüdiger, Jhonny und Co. in die Tauberfrankenhalle, um eine wilde Party bei guter Musik zu feiern. In der Vergangenheit haben wir auch redaktionell über das KEEP IT TRUE berichtet, zuletzt 2019.Also, warum das Ganze nicht wieder aufleben lassen? Meine naive Idee fand bei den Kollegen nach anfänglichen Zögern Zuspruch. Klar, die Jungs hatten längst ihr Ticket für das diesjährige Festival. Doch anstatt einfach nur das Festival bei ein paar Bierchen zu genießen, haben sich die Redakteure bereit erklärt, ein paar Zeilen beizusteuern. Dafür von meiner Seite ein riesieges DANKE! Es ist absolut nicht selbstverständlich, ohne Akkreditierung so einen Beitrag zu leisten. Ich dagegen habe dank Holger und Veranstalter Oli Weinsheimer noch einen Fotopass erhalten und kann mich bis auf eine Ausnahme aufs Fotografieren konzentrieren. Und nun viel Spaß bei den einzelnen Berichten meiner kompetenten Kollegen.[Andre Schnittker]Nach morgendlichem Regen stehe ich nun zum ersten Mal wieder in der Tauberfrankenhalle und lausche dem Conan Soundtrack, das KIT-Gefühl setzt langsam ein und da betritt auch schon DRIFTER die Bühne. Die junge Band hat bisher lediglich ein Demo und eine Single veröffentlicht, insofern darf man gespannt sein, wie sich die New Yorker auf der doch recht großen KIT-Bühne präsentieren. Ganz ohne Intro legt die Band direkt mit 'Secondhand Lady' los und schafft es direkt, wie eine sehr alte Band zu klingen. Der Sound, der klar an der Hard Rock Seite der NWOBHM angelehnt ist, und der klare, leicht klagende Gesang passen jedenfalls perfekt zusammen und zu diesem Festival.
Wo die Musik sehr traditionell und im positiven Sinne alt klingt, merkt man der Band live allerdings die Jugend an. Ansagen sind noch etwas verhalten und hier und da gibt es noch eine Rückkopplung und andere kleinere Macken, die mit mehr Routine sicher überwunden werden. Zwischen den einzelnen Songs gibt es jedenfalls noch einiges an Stille, die gefüllt werden will. Da die Halle zu so früher Stunde noch nicht allzu voll ist, wirken diese Pausen leider recht unbeholfen. Zum Glück gibt es aber an den einzelnen Tracks nichts auszusetzen und mit jedem weiteren Stück spielt sich die Truppe besser ein. Mit der Feststellung, dass der Song 'Doghouse' wohl nichts für das KIT-Publikum sei, da auf die Frage nach Hundehüttenbesitzern keine Reaktion kam, ist dann auch bei der Unterhaltsamkeit der Ansagen der Knoten geplatzt und der Rest der knapp 40 Minuten geht äußerst kurzweilig vorüber. DRIFTER hat das Keep It True sehr schön eröffnet und den Boden für die stilistisch ähnlich aufgestellten Labelkollegen von FREEWAYS perfekt bereitet.Setliste: Secondhand Lady; Street Urchin; Beggars Ransom; Doghouse; Dead Of The Night; Hard Earned Luck; Hired Gun[Raphael Paebst]
Kurz nach 13:00 Uhr betritt die kanadische Formation FREEWAYS die Bretter, die das KIT bedeuten! Die fünf recht jungen Musiker spielen nun auch schon über 10 Jahre miteinander, haben bereits zwei EPs und zwei Alben auf dem Kerbholz und sich damit dem authentischen Oldschool-Heavy Rock verschrieben. Man sollte wirklich nicht glauben, wie viele Rockfans (vielleicht auch nur ich ...) diese Art der gerne mit Männerachselschweiß und karierten Holzfällerhemden assoziierten Musik hören möchten. Die Halle ist für diese Uhrzeit am Freitag hervorragend gefüllt, und als die Band mit 'Forever Protected' etwas nervös und hektisch in ihr Set einsteigt, blickt sie in lauter gutgelaunte Grinsegesichter, denen immer noch die Begeisterung darüber anzusehen ist, dass es endlich losgegangen ist, das diesjährige KIT!
Tja, nur ein vorgehaltenes Foto des Bassisten hätte mich vermuten lassen, es handle sich um KILLSWITCH ENGAGE, doch der nach links weiterwandernde Blick bleibt dann sofort an Rotzbremsen samt langen Haaren, Lederwesten und Fransenhemd der beiden anderen Männer an der Bühnenkante hängen: 70er-Rock-Outfits par excellence! Die gute Stimmung des Publikums wird von den Kanadiern mit jedem Song mehr gespiegelt. Man prostet uns zu und rockt munter, meist sehr flott und bei gutem Sound durch das Set. Beim nächsten Lied 'Dark Sky Sanctuary', Titelsong des aktuellen Albums, setzt Jacob Montgomery ein glitzerndes Käppchen auf, das ihm nach einigen Takten vom Kopf rutscht. Hätte er beim Muskelrock auch gemacht. Nun gut. Irgendwie habe ich mir etwas mehr von dem Auftritt versprochen.
Ich frage mich jedoch selbst noch während des Gigs, was meine Erwartungen sind, denn die Band musiziert solide und gut, Jacob singt prima und die Stimmung ist wie gesagt bestens. Man kommuniziert zwischen den Liedern mit dem Publikum und einen netten Lacher gibt es auch noch: Der Schluss von 'Cold Front' wird kurz in 'Hells Bells' umgewandelt. Danach gibt Jacob zu Protokoll, dass das letzte Riff von ihm komponiert wurde. 'Give Em The Gears' tritt das berühmte Gaspedal ordentlich durch, während das melodiöse und ruhige 'Can't Deny Destiny' wieder von einer humorvollen Ansage eingeleitet wird. Die letzen beiden Lieder halten die Stimmung und bringen den Gig für Band und Fans vortrefflich zu Ende, wobei 'Eternal Light, Eternal Night' in seiner Melodie schwelgen lässt und bei 'Dead Air' ordentlich Fäuste geraised werden dürfen.
Am Schluss dürfen sich die vier Jungs aus Kanada schon fast KIT-obligatorisch, verdient an den Sprechchören mit ihrem Bandnamen erfreuen. Die Reaktionen einiger Kollegen sind übrigens direkt nach dem Gig von FREEWAYS geradezu euphorisch, sowohl bei Anwesenden in der Halle (Jhonny), als auch bei Zuschauern am heimischen Fernsehgerät (Tommy, Mahoni).Setliste: Forever Protected; True Bearings; New Drag City; Dark Sky Sanctuary; Cold Front; Give Em The Gears; Can't Deny Destiny; Eternal Light; Eternal Night; Dead Air
[Timo Reiser]
Mit DAMIEN aus Toledo, Ohio, präsentiert das Keep It True-Festival dieses Jahr eine weitere alteingesessene US-Metal-Band, die bereits seit 1981 am Start ist. Verstärkt um einen jüngeren Sänger am Mikro, der nicht nur in Sachen Muskeln ordentlich trainiert ist, sondern der zudem als Aktivposten über die Bühne wuselt und stimmlich enorm kraftvoll shoutet, folgen nun gut 45 Minuten US-Metal der feinen Sorte.
Gerade wegen der mitreißenden Performance des Mannes am Mikro avanciert der Auftritt zu einer ersten Überraschung am frühen Nachmittag. Die hohen Screams, die der Frontmann vom Stapel lässt, sitzen ... so wie die gesamte, tighte Performance des Vierers aus Ohio. Die Stimmung in der schon jetzt gut gefüllten Tauberfrankenhalle ist schon um diese Tageszeit auf Top-Niveau. Mit dem knackigen Schluss-Stück 'Every Dog Has Its Day' endet eine starke Darbietung, die so nicht zu erwarten war.
Setliste: Corpse Grinder; Serpents Rising; Break Out; Candle Of Life; Rising Dawn; Stop This War; World Affair; Seasons Of The Arrow; Every Dog Has Its Day
[Martin Loga]Ich weiß, dass viele diese Band schon sehr häufig erlebt haben. Für mich ist es aber erst der zweite SACRED STEEL-Gig, und der erste seit vielen Jahren. Meine Vorfreude ist daher riesig, denn auf Scheibe ist diese Band immer überzeugend, und Gerrit ja fraglos eine der sympathischsten Szenefiguren in Deutschland überhaupt. Offensichtlich freue nicht nur ich mich sehr auf die Schwaben, denn die Halle ist für die Uhrzeit wirklich sehr gut gefüllt. Und die Stimmung während der Spielzeit ist ausgelassen! Hier folgt ein Hit auf dem anderen. Die teils neu zusammen gewürftelte Band (Jetzt mit Ex-BRAINSTORM-Basser Antonio Ieva und Jörn Langenfeld an der Gitarre) spielt ultra tight und unterscheidet sich damit von manchen offensichtlich für das Festival reformierten Acts, die ich über die Jahre am "Keep It True"-Festival erleben durfte.
Das hier sind gut eingespielte Musiker, die miteinander können und das Publikum verstanden haben. Denn Gerrit und Co. nehmen das Publikum voll mit. In der Setliste gibt es einige erwähnenswerte Highlights. Dass 'Wargods Of Metal' immer geht, dürfte jedem klar sein. Ich habe mich besonders über das todesbleilastige 'Open Wide The Gate' und das speedige 'Faces Of The Antichrist' gefreut. Aber auch der Groove ihres Oldies 'Battle Angel' ist klasse. Der Titelsong des neuen Albums fügt sich hervorragend ein, den anderen Newbie 'The Watcher Internal' würde ich dagegen als einzigen kleinen Schwachpunkt erwähnen. Leute, wir brauchen keine Angst vor der Zukunft zu haben! Denn während die Achtziger-Heroen langsam aber sicher Schritte Richtung Metal-Rente einschlagen werden, können Truppen wie SACRED STEEL ihre Plätze einnehmen.
Setliste: Metal Is War; Battle Angel; Wargods Of Metal; The Watcher Internal; Sacred Bloody Steel; Carnage Victory; Ritual Supremacy; Open Wide The Gate; Faces Of The Antichrist; Heavy Metal To The End
[Jonathan Walzer]Ich hatte mich fast genauso auf den IRONSWORD-Gig gefreut wie auf SACRED STEEL. Die Portugiesen haben heute Tausendsassa Neudi (MANILLA ROAD, TRANCE, SENTRY und viele mehr) hinter den Kesseln sitzen, und sein Schlagzeugspiel ist natürlich schnell erkennbar. Insgesamt muss er sich ja nicht groß verstellen, denn IRONSWORD wirkt immer wie eine Band, die MANILLA ROAD huldigen will - noch mehr, seit man auch noch SENTRY-/Ex-MANILLA-ROAD-Bassist Phil Ross dabei hat. Trotzdem will der Funke nicht ganz überspringen. Ich meine, dass es dafür mehrere Gründe gibt. Der erste ist sicher der, dass nach dem brutalen Abriss von SACRED STEEL bei einigen die Luft raus ist. Ich zähle mich auf jeden Fall zu diesen "einigen", denn nach der Party-Runde davor ist die Musik von IRONSWORD einfach auch etwas träge.
Das ist keine Überraschung, denn auch die Portugiesen (eigentlich ist nur noch der Sänger und Gitarrist Portugiese) sehe ich nicht zum ersten Mal. Trotzdem fällt mir an diesem Freitagnachmittag auf, dass ihr Songmaterial eben nicht die hohe Qualität hat, das ich bei MANILLA ROAD so geliebt habe. Ja, jedes Mal wenn ich ein Studioalbum der Truppe höre finde ich das gut! Aber nach so einem Best-Of-Programm fällt einfach auf, dass es sich eben nicht um eine Hitmaschine handelt. Was ich aber klasse finde: Bei nur neun Songs werden alle fünf Studioalben und die mir bisher unbekannte "Underground"-EP behandelt. Es gibt also kein stumpfes Oldschool-Programm. Danke dafür! Trotzdem wäre ich für zukünftige Shows dankbar, wenn IRONSWORD im Billing anders platziert werden würde.
Setliste: Underground; Nemedian Chronicles; An Ending In Fire; In The Coils Of Set; The Tree Of Woe; None But The Brave; Forging The Sword; Dragons Of The Sea; Burning Metal
[Jonathan Walzer]Im Jahr 2011 habe ich das Quartett SLAUTERS XTROYES aus Chicago in dieser Halle das erste, einzige und letzte Mal abgefeiert und hätte niemals damit gerechnet, sie nochmals hier erleben zu dürfen. Aber manchmal geschehen in Lauda eben Dinge, die man vorher nicht zu träumen gewagt hat. Als das Quartett mit 'Blood In The Streets' in ihr Set einsteigt, fällt sofort der sehr gute Sound auf. Selbst im hinteren Bereich sind alle Instrumente glasklar zu hören und so steht einer euphorischen Ganzkörper-Ekstase wenig im Weg. Bereits beim Titelsong 'Winter Kill' ist es dann auch vorbei mit der norddeutschen Gelassenheit, denn bei diesen Bassläufen muss einfach mit beiden Füßen gewhipped werden. Sänger Steven Reimer Sr. dominiert die Halle und die beiden Saiten-Magier zaubern Riffs aus ihren Instrumenten, die sofort in Mark und Bein gehen. Ich bin inzwischen weiter ins Mittelfeld vorgedrungen und sehe um mich herum etliche Menschen, die völlig begeistert ausrasten.
Kein Wunder, bei solchen Songs! 'City Of Sirtel' ist ein ebensolches Monster-Geschoss und als die Band mit 'Witches Honor' eine Nummer auspackt, die bisher nur in einer Liveversion auf der Wiederveröffentlichung von "Winter Kill" zu finden ist und es danach die Ansage gibt, man würde für eine neue Scheibe demnächst ein Studio entern, ist um mich herum die Hölle los. 'NSZ' und 'Free The Beast' setzen diesen unglaublich intensiven Gig fort und ich bin erneut komplett sprachlos, wenn ich auf die Fingerfertigkeit von Tiefton-Masseur Brent Sullivan achte. Dieser Mann ist an seinem Instrument einfach sensationell. Beim ruhigen Intro von 'Charlotte' singt dann die halbe Halle mit bevor 'Black Rose And Thorns' dann Auftritt viel zu schnell beendet.
Ich brauche eigentlich ein neues T-Shirt, denn das gerade getragene tropft ein bisschen. Nun gut, Blut, Schweiß & Tränen, gell? Müsste ich ein Haar in der SLAUTER-XSTROYES'schen Suppe finden, wäre es das Fehlen von 'Mother, Mother Fucker', aber das schreibe ich hier auch nur, damit der Text etwas länger aussieht. Im Endeffekt war das erneut eine totale Machtdemonstration und es stellt sich erneut die Frage, weshalb SLAUTER XSTROYES nicht zu den kultig abgefeierten Bands der Spandex-Banden gehört. Wahrscheinlich sind zwei Alben eben nicht kultig genug und obendrein ist man ja auch nicht cool genug, nicht mehr zu existieren. Mir alles völlig egal, denn das Konzert gerade eben ist einfach mal Weltklasse!
Setliste: Blood In The Streets; Winter Kill; City Of Sirtel; Witches Honor; NSZ 190; Free The Beast; Charlotte; Black Rose And Thorns
[Holger Andrae]Wollte ich eben nach SLAUTER XSTROYES noch mein Shirt wechseln, bin ich nun ganz froh, dies nicht getan zu haben, denn nun folgt mit S.A. SLAYER die Band, auf die ich mich am meisten freue. Die Urmutter allen Texas Metals quasi – und dann auch noch in einer Besetzung, die mir schon beim bloßen Lesen ein freudiges Grinsen aufs Sitzfleisch zaubert: San Antonio SLAYER mit allen noch lebenden Mitgliedern der LP-Aufnahmen zu "Go For The Throat". Der verstorbene Sänger Steve Cooper wird heute würdig von Tausendsassa Jason McMaster ersetzt, der seine Klasse bereits mit der TEXAS METAL ALLIANCE unter Beweis stellte. Vom ersten Ton des EP-Titelsongs "Prepare To Die" an ist klar: Das wird ein besonderes Konzert.
Der Sound passt hervorragend zum komplexen Thrash, der hier mit enormer Energie dargeboten wird. S.A. SLAYER machen keine Gefangenen – jeder Song wirkt wie ein Schlag ins Gesicht: 'To Ride The Demon Out', 'Upon Us, The End' – alles sitzt. Während Bob Catlin seine Gitarre mit Grimassen verzaubert, tänzelt Ron Jarzombek mit präziser Hektik über die Bühne. Jason McMaster hingegen kontrolliert alles – Band und Publikum gleichermaßen – mit einer Leidenschaft, die in jeder Bewegung mitschwingt. 'If You Want Evil' und 'The Unholy Book' folgen, während Bassist Don Van Stavern zwischendurch Tequila inhaliert. 'Off With Their Heads' wird dann von einigen im Publikum offenbar etwas zu wörtlich genommen.
Mit 'Ride Of The Horsemen' galoppiert Dave McClain – bekannt von Bands wie MURDERCAR, MINISTER OF ANGER, SACRED REICH und MACHINE HEAD – souverän voran. 'Hell Will Be Thy Name' und 'Final Holocaust' setzen den Schlusspunkt einer Show, die kaum zu übertreffen ist. Und als Zugabe der Titelsong 'Go For The Throat' – das Publikum steht Kopf. Ungläubige, überglückliche Gesichter überall. Man ist sich einig: S.A. SLAYER ist der verdiente Sieger des gesamten Festivals.
Setliste: Prepare To Die; To Ride The Demon Out; Upon Us; The End; If You Want Evil; The Unholy Book; Off With their Heads; Ride Of The Horsemen; Hell Will Be Thy Name; Final Holocaust; Go For The Throat
[Holger Andrae]Deutsche Thrash-Helden der Achtziger sind ja nun nicht unbedingt Dauergäste beim "Keep It True". Wenn schon Thrash am Start ist, dann meist eher solcher aus den USA, sei es aus der Bay Area oder aus Texas. Doch Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, und so war beispielweise der tolle Headliner-Gig von SODOM am selben Ort vor zwei Jahren ein gefundenes Fressen für die Teutonen-Thrasher unter uns. Und die sind nun natürlich auch äußerst gespannt auf VIOLENT FORCE, denn zwei Dinge sind klar: Zum einen scheint ein zünftiger Abriss garantiert, und zum anderen umweht einen Gig der Truppe aus dem Niederbergischen Land natürlich auch der Hauch des Besonderen, denn Frank "Lemmy" Fellinger und seine Jungs spielen eben nicht an jeder Steckdose. Auch für mich ist es echt eine Freude, denn ich habe erst zum zweiten Mal überhaupt die Chance, die Band live zu sehen, das letzte Mal ist schon bald wieder elf Jahre her (Headbangers Open Air 2014), damals wie heute mit dem Kollegen Andrae an meiner Seite.
Hier hat das KIT also mal wieder etwas Besonderes zu bieten. Das sehen auch zahlreiche andere Leute ähnlich, so dass die Spannung groß ist, und die Halle dann auch ordentlich gefüllt, als sich Lemmy den Bass umschnallt, ans Mikro tritt und direkt mit seinen etwas jüngeren Sidekicks Thorben, Bastian und Ricky (allesamt auch bekannt von REZET) dem internationalen Königshofener Publikum mit der derben Kelle einschenkt: schnellen, fiesen Thrash Metal vom Fass! Genauso, wie es halt sein muss, wenn NRW im Frankenland zu Gast ist. Das Programm enthält keine Überraschungen, denn es wird einfach die komplette "Malevolent Assault Of Tomorrow" heruntergerissen. Kein Punkt, kein Komma, kein Semikolon. Also keine neuen Songs und auch keine vergessenen Demoperlen, aber das passt genauso, wie es ist. Sieht das Publikum auch so, und so gibt es ordentlich Applaus, wenn auch nicht ganz so viel wie bei S.A. SLAYER zuvor und bei VIO-LENCE danach.
Hier und da ist daher wohl im Nachgang auch die Frage zu vernehmen, ob das Quartett im drittletzten Slot nicht ein kleines bisschen zu hoch im Billing gelandet sei. Nun, ganz ehrlich: Wen juckt das? Stilistisch ist das westdeutsche Thrash-Kommando zwischen den Texanern und den Bay-Area-Vertretern derselben Zunft perfekt eingebettet, die Performance lässt keine Wünsche offen und alle drei Bands haben angemessene Spielzeiten, so dass die Fans zufrieden aus der Halle gehen. Was wollt ihr denn mehr?
Setliste: S.D.I.; Vengeance And Venom; Malevolent Assault Of Tomorrow; The Night; What About The Time After?; Violent Force; Destructed Life; Soulbursting; Sign Of Evil; Dead City
[Rüdiger Stehle]Nachdem an diesem härteren der beiden KIT-Tage bereits S.A. SLAYER und VIOLENT FORCE (Geillll!!!) die Metal-affinen internationalen Hinterteile in der Tauberfrankenhalle mehr als ordentlich versohlt haben, wird der Härtegrad noch ein großes Stück weiter nach oben geschraubt. Das ist sogar am Namen der dafür verantwortlichen Band ersichtlich: Niemand geringeres als VIO-LENCE, der Thrash-Vorschlaghammer aus der San Franzisco Bay Area, wird uns jetzt zeigen, wo der Bartel, ähm, der Weinsheimer den Most holt, beziehungsweise seine Bands bucht! Die von der Thrash-Szene unseres Planeten im letzten Jahr wieder begeistert in die Arme geschlossene Truppe, betritt um kurz von Neun die Bühne, die Gitarristen voran.
Meine erster Blick von meinem relativ weit entfernten Standpunkt aus auf den Mann mit den längsten Haaren lässt mich gleich an Ira Black denken, was meine Recherche mir später als korrekt bestätigt. Außerdem muss ich mir erst einmal ins Gedächtnis rufen, dass ich heute erst ein Bier getrunken habe, glaube ich doch, den Schauspieler Danny Trejo am Bass zu erblicken! Beim dem Doppelgänger des Hollywood-Schurken-Darstellers handelt es sich jedoch um Jeff Salgado. Das Drumset wird von Nick Souza beackert und Claudeous Creamer spielt die andere Gitarre. Nun kommt noch er, die Stimme, der Kopf, der Wahnsinn von VIO-LENCE: Sean Kilian!
Das Quintett brettert los mit 'Eternal Nightmare'. Vor der Bühne ist ordentlich Bewegung, ich gewinne jedoch schnell den Eindruck, dass Viele erst einmal staunen und ungläubig gucken, weil es schon etwas Besonderes ist, diese verloren geglaubten Söhne des Thrash Metal auf unserer wohlbekannten kleinen Bühne in Gallien, Quatsch, in Königshofen stehen zu haben. Der Sound ist fett und laut, wie hier eigentlich meistens, allerdings finde ich die Gitarrensounds ziemlich klinisch. Geschmackssache, sicher. Sean Kilian keif-pöbelt nebenher drauflos, dass es mir wirklich eine Freude ist. Der Mann wirkt positiv aggressiv, ist bestens bei Stimme und es ist ihm anzusehen, dass er richtig Bock hat! Zumindest interpretiere ich sein düsteres Stieren ins Publikum so.
An zweiter Stelle wird gleich mal der 'Serial Killer' losgelassen. Haare fliegen auf der Bühne und im Publikum, Ira Black schüttelt ordentlich seinen "Teppich", Danny, ähm, Jeff lässt die Tiefton-Muskeln spielen, Sean Kilian zetert mit Inbrunst vor sich hin und auch das Publikum kommt etwas mehr in Fahrt. Funken stieben, Nebelsäulen wachsen vor den Musikern aus dem Boden und schaffen eine bewegte Kulisse. 'Subterfuge', 'Officer Nice', jetzt ist Wallung in der Halle und Sean Kilian scheint damit zufrieden zu sein. Jedenfalls beschließt er wohl, dass er seine Miet-Mannschaft, denn keiner gehört derzeit offiziell zu VIO-LENCE, nun alleine auf der Bühne arbeiten lassen kann und begibt sich zu seinem Publikum. Ab jetzt steht er eigentlich nur noch vorne im Graben, singt, schreit, pöbelt, keift und speichelt wahrscheinlich seine Fans dabei direkt an.
Ab und zu legt er sich auch mal aufs Publikum und pöbelt mit seiner immens kräftigen Stimme einfach weiter, Atmen Nebensache! Ich habe zunächst Fragezeichen über dem Kopf, als ich etwas von "Homophobia" höre, schnalle aber irgendwann, dass der Sänger eben 'Phobophobia' angesagt hat. Während Sean mit seiner dick mit Adern übersähten Kopfhaut die Fans aus nächster Nähe erschreck-gruselt, lässt sich der Rest der Musiker von den Bühnenventilatoren dekorativ die Haare nach oben pusten und rifft sich in der zweiten Hälfte auch ohne den Frontmann ins diesjährige Königshofener Thrash-Nirvana. Geiler Scheiß, echt! Bei Sean kann natürlich nichts nach oben gepustet werden. Seine Bodenhaftung und Nähe zu seinen Fans in Ehren, der Nachteil für alle, die nicht vorne stehen oder auf der Tribüne sitzen liegt leider eben darin, dass er für diesen Teil des Publikums nicht oder nur manchmal sichtbar ist.
Es ist um diese Zeit eben bereits dunkel und leider gibt es beim Kit keine, oder nicht immer Verfolgerstrahler, diesmal wären sie erforderlich gewesen. Nach einer Stunde ist das Spektakel dann zu Ende und alle Thrasher und nicht nur die, strahlen und feiern die Band, nicht zuletzt ihren Schlagzeuger Nick Souza, der den Haufen wie ein Leistungssportler ganze 60 Minuten lang atemlos nach vorne geprügelt hat.
Setliste: Eternal Nightmare; Serial Killer; Subterfuge; Officer Nice; Phobohobia; Kill On Command; I Profit; Calling In The Coroner; Upon Their Cross; World In A World
[Timo Reiser]RIOT, bzw. RIOT V, als Headliner zu präsentieren, ist für Festivals im traditionellen Metal-Untergrund seit vielen Jahren eine sichere Bank. Die Band hat einen ganzen Stall voll Klassikern aus fünf Dekaden im Programm und spielt sich unentwegt den Allerwertesten ab, so dass wir in allen denkbaren musikalischen Qualitäten absolute Professionalität erwarten dürfen. RIOT V ist eine gut geölte Maschine, die immer abliefert, die Meute zum Mitsingen bringt, und am Ende angemessen abgefeiert wird. Die Schattenseite eines solchen Bandprofils ist indes, dass die meisten Leute, die Band halt nicht erst einmal gesehen haben, sondern schon unzählige Male. So geht es im Vorfeld auch mir, bereite ich mich doch auf meinen dreizehnten RIOT-Gig in den letzten fünfundzwanzig Jahren vor, und stelle mir durchaus die Frage, ob die überschaubare Exklusivität eines solchen Events denn nach so vielen anderen Top-Acts, und so spät am Abend noch in der Lage ist, die Waagschale in Richtung dableiben sinken zu lassen, egal wie laut das Bett auch rufen mag.
Ist es gelungen? Ja, verdammt, ist es! Denn zum einen läuft die Tour eben als Halbjahrhundertsjubiläum, und zudem ist angekündigt, dass wir es mit einigen ganz besonderen Special Guests zu tun haben würden, die mit der RIOT-Historie verbunden seien. Nun, das Geheimnis bleibt nicht lange ein solches, denn zum einen wurde Originalbassist Rick Ventura (in der Band von 1978-1984) rekrutiert, der interessanterweise nicht nur Songs aus seiner Phase mit intonieren darf, sondern auch einige mehr (mit "RV" markiert). Der andere Special Guest? Nun, wir sind beim KIT. Wer ist der präsenteste Sänger der KIT-Geschichte und zugleich der Namensgeber des KIT-Maskottchens? Wer hat zusätzlich auch eine, wenn auch sehr kurze RIOT-Vergangenheit? Richtig, der Tyrannen-Harry! Harry Conklin ist am Start, in reichlich skurrilem Outfit zunächst kaum erkennbar, an der Stimme aber dann doch. Auch er darf nicht nur eines der Stücke begleiten, die er tatsächlich mit RIOT im Studio eingespielt hat ('Magic Maker' von 1992), sondern etliche mehr (mit "HC" markiert).
Werten diese Gastauftritte die Show nun auf? Nun, ich würde sagen: Musikalisch nein! Denn Hand aufs Herz, eine so gut laufende Metalmaschine wird durch einen Gastbassisten nicht zwingend tighter, und ein Todd Michael Hall muss sich auch kein Scream-Duell mit Harry Conklin liefern, um noch ein paar Prozent mehr aus einem RIOT-Klassiker zu kitzeln. Auf der anderen Seite geht's darum hier und jetzt halt auch gar nicht. Es ist Jubiläum, es ist Familientreffen, es ist "Keep It True", und nicht wenige Anwesende freuen sich einfach riesig, die beiden alten Weggefährten der Band, und Ikonen der Szene, hier beim Headliner-Gig auf der Bühne bejubeln zu dürfen.
Was bleibt viel mehr zu sagen? Nun, nicht viel. Ihr wisst Bescheid: Die Setliste ist natürlich ein Triumphzug,und enthält wie üblich einen Löwenanteil von Stücken der Alben "Thundersteel" (6x) und "Fire Down Under" (4x), dazu ein fettes Triple vom aktuellen Werk "Meen Streets". Der Rest des Sets würdigt mit je einem Stück sieben weitere Alben der wechselvollen Bandgeschichte vom Debüt "Rock City" bis zur Mike-DiMeo-Ära. Als Fazit kann man damit nur stehen lassen, dass es RIOT auch beim dreizehnten Mal noch locker Wert ist, gute hundert Minuten bis Mitternacht durchzustehen und am Ende nochmal begeistert bei 'Johnny's Back' und 'Sign Of The Crimson Storm' mitzusingen.
Setliste: Hail To The Warriors; Victory; Fight Or Fall; Feel The Fire; Flight Of The Warrior; On Your Knees (HC); Magic Maker (HC); Road Racin' (RV); Restless Breed (RV); Outlaw (RV); Altar Of The King (RV); Fire Down Under (RV); Love Beyond The Grave; Warrior; Thundersteel; Erste Zugabe: Bloodstreets; Take Me Back; Swords And Tequila (RV/HC); Zweite Zugabe: Johnny's Back; Sign of the Crimson Storm
[Rüdiger Stehle]
Photocredit: Andre Schnittker
- Redakteur:
- Andre Schnittker