KEEP IT TRUE - Lauda-Königshofen
14.05.2016 | 09:0729.04.1016, Tauber-Franken-Halle
Alle Jahre wieder ruft das KEEP IT TRUE, nun schon zum neunzehnten Mal.
Das Billing wurde in diesem Jahr im Vorfeld von einem Act überschattet, denn einen Kracher wie FATES WARNING in der Besetzung der ersten Alben zaubert selbst ein Wunderfest wie das KEEP IT TRUE nicht ständig aus dem Ärmel. Wie wahrscheinlich jeder mitbekommen hat, führte der erhöhte Andrang auf die Tickets zu einer gravierenden Änderung beim Festival. Die Händlermeile wurde aus der Halle in ein eigens dafür aufgestelltes Zelt verlagert. Das stieß nicht nur auf Applaus, denn so unterblieb das Stöbern während mancher für den einen oder anderen nicht so essentiellen Acts, stattdessen musste man sich entscheiden zwischen Shoppen und Bangen. Aber dafür konnte man jetzt beim CD-Schätze-heben immerhin ein Gespräch führen. Und der wichtigste Aspekt ist natürlich, dass mehr Leute in die Halle passen und den umtriebigen Ebay-Gaunern das Wasser abgegraben wird. Unter dem berühmten Strich ein positives Ergebnis, dass in dieser Form auch beibehalten werden soll, was ich ausdrücklich begrüße.
Allerdings bedeuten Veränderungen auch die eine oder andere Schwierigkeit. So ist der Einlass am ersten Tag für etwa ein bis zwei Stunden gelinde gesagt katastrophal. Bändchen austeilen, ankleben und der Check nach unerlaubten Gegenständen dauert einfach zu lang, wenn sich deutlich mehr Leute gleich zur Öffnung der Halle in den Kopf gesetzt haben, mit ihrer morgentlichen Dosis Metal zu beginnen. Auch die an sich sinnvolle und logische Idee, dass der Eingang durch das Händlerzelt führt, wurde in der Anfangszeit zum Bumerang. Na gut, das Wetter war schön und so haben wir halt Gott und die Welt begrüßt. Kein Problem, aber sicher etwas, das für kommendes Jahr verbesserungswürdig ist.
In der Halle angekommen ist erst einmal Ticket kaufen angesagt, wie jedes Jahr. Und dann beginnt auch sch0n die erste Band. Die neue Konstellation in der Halle macht dem Soundmann kurzzeitig ein wenig zu schaffen, aber bald hat er auch die neue Situation im Griff. Ab jetzt gilt es: Metal!
Freitag, 13:00 Uhr und nach einer knappen Stunde Anstehen, zunächst vor dem Zelt und dann am Merchstand für das Ticket fürs nächste Jahr, bin ich endlich bereit, die erste Band des Festivals zu genießen. Das sind die 
Nordiren TERMINUS, die mit ihrem starken traditionellen Metal im letzten Jahr eines meiner liebsten Alben veröffentlicht haben. Dass die Band mit Faible für Isaac Asimovs "Foundation"-Serie auch live viel Spaß macht, konnte ich bereits letztes Jahr in Athen beobachten, und so sind meine Erwartungen an den heutigen Auftritt einigermaßen hoch. Und so viel sei verraten, sie werden nicht enttäuscht.
Das Songmaterial von "The Reaper's Spiral" ist durchweg stark und die Band gut eingespielt und mit viel Elan bei der Sache. Unterbrochen von nur wenigen Ansagen führt Frontmann James Beattie souverän durch das Programm und kann bei Krachern wie 'The Merchant Princes', 'Poseidon's Wake' oder 'Centaurean' schon einen kleinen Chor vor der Bühne dirigieren. Dort sind bereits sehr viele Leute anwesend, was vermutlich auch dem Andrang auf die Tickets geschuldet ist, der also auch positive Seiten hat. Ich freue mich jedenfalls über starken, ehrlichen Metal, schüttle mein Haupthaar, recke die Faust und singe tapfer mit.
TERMINUS ist somit ein gelungener KIT-Opener und hätte auch ein paar Positionen höher im Billing noch eine gute Figur gemacht, wenn man sich die Publikumsreaktionen so ansieht. Mit einem hoffentlich nicht allzu fernen zweiten Album und weiteren Konzerten in dieser Form sollte das allerdings reine Formsache sein. Sonne, Bier und toller Metal - doch, so kann das Wochenende gern weitergehen.
Setliste: The Reaper's Spiral, The Encyclopedists, The Merchant Princes, Fortress Titan,The Traders, Poseidon's Children, To Ash, To Dust, The Psychohistorians, Centaurean
Nachdem TERMINUS schon ordentlich Laune machen konnte, freue ich mich  auf die NWoBHM-Helden von MYTHRA. Ihre "Death & Destiny" EP zählt  für zu den Highlights des gesamten Genres und somit bin ich sehr  gespannt, ob die älteren Herrschaften die Energie auch heute noch  transportieren können.
Der etwas unglücklich gewählte Opener 'The Best Is Yet To Come' verunsichert mich ein wenig, denn der gruselige Sound nimmt mir beinahe den kompletten Hörspaß. Dabei flitzen die angegrauten Musikanten doch recht agil über die Bretter. Das anschließende Knallbonbon namens 'U.F.O.' von besagter EP lässt die Mundwinkel dann aber nach oben wandern. Plötzlich stört mich auch der Soundmatsch nicht mehr sonderlich, denn dieser spritzige Heavy Rock ist einfach unkaputtbar.
Weiter im Text geht es mit 'Warrior Of  Time' und dem  harten 'Vicious Bastard'. Sänger Vince High hat es nicht verlernt und  ist super bei Stimme und so kommt auch im Publikum langsam Stimmung auf.   Die erstmals auf der aktuellen Anthologie veröffentlichten Nummern  werden gekonnt mit den alten Killer-Kamellen gemischt, sodass ein  wunderbarer Fluss in der 
Setlist entsteht. Klar, dass bei den spritzigen  'Heaven Lies Above'  und 'England' mehr die Post abgeht als bei einer  unbekannteren Nummer wie 'New Life', welches seltsamerweise als letzter  Song dargeboten wird.
Dabei hat man mit dem voran gegangenen  Doppelschlag 'Death & Destiny' / 'Heaven Lies Above' die Stimmung auf  einen ersten Festivalhöhepunkt getrieben.  Etliche Kehlen scheinen die  Titel zu kennen, denn die halbe Halle singt mit. Als alter Nörgler muss  ich das schmerzlich vermisste 'Paradise' als Malus ankreiden, aber außer  diesem Fauxpas attestiere ich den Herrschaften einen erstklassigen  Auftritt, der auf weitere Aktivitäten hoffen lässt.
Setliste: The Best is Yet to Come, U.F.O., Warrior Time, Vicious Bastard, Face the Mirror, Killer, England, Machine, You, Overlord, Death and Destiny, Heaven Lies Above, New Life

Auf dem KEEP IT TRUE werden auch gerne mal nahezu vergessene Perlen ausgegraben. In diese Kategorie gehört auch die deutsche Speed Metal-Kapelle S.D.I., die in den späten Achtziger Jahren drei beachtliche Alben der zügigen stählernen Gangart veröffentlcht haben. Nun ist die Band wieder zusammen, man hat ja 2015 einige Konzerte gespielt, darunter beispielsweise auch das Metal Assault Festival. Der melodische Speed Metal der Jungs, die als Trio aus den beiden Gründungsmitgliedern Kruse und Maunert und dem langjährigen Gitarristen Rainer Rage versuchen, möglichst viel Lärm zu verbreiten, ist auf einem Festival wie dem KIT sehr passend platziert.
Auch wenn die Alben es nie bis ganz in die obersten Ränge der Publikumsgunst geschafft haben, heute klingt die Band frisch und zackig, auch wenn Sänger Reinhard Kruse nicht gerade ein Pavarotti ist, dafür aber die Menge durch die schnellen Stücke peitscht und nach einem rasanten 'Megamosh' mit einem Lächeln und lahmem Nacken zurücklässt. Auch die Gitarrenmelodien gehen sofort ins Ohr und machen S.D.I. zu einer schönen Band für das KEEP IT TRUE-Mittelfeld.
Setliste: Fight, Killer's Confession, Long Way From Home, Panic in Wehrmacht, Quickshot, Alcohol, Violence, Comin' Again, Sign of the Wicked, Megamosh
Nach dem deutschen Megamosh-Thrash von S.D.I. gibt es nun rohen US Power Metal aus Chicago – es ist Zeit für THRUST! Das ist zwar auch absolut nichts für Raketenforscher, aber mit der 84er-Klischeebombe "Fist 
Held High", um die sich der Auftritt überwiegend dreht, positioniert sich das Quintett immerhin charmant zwischen TYRANT, NASTY SAVAGE und JAG PANZER (in instrumentaler Hinsicht). Die alten Herren zocken ihre schnörkellosen Stücke schmissig und motiviert, auch der aktuelle Sänger Andy Beaudry wird seinem Vorgänger gerecht. All das bleibt nicht ohne Reaktion bei den Fans, denn nicht nur meine Wenigkeit erhebt dem Motto des Albumtitels entsprechend die Faust.
So grün es im musikalischen Bereich auch ist, so wenig wird die Band optisch ihrem textlichen Image gerecht. Wer beim KIT auftritt und markige Titel wie 'Metallic Attack' oder 'Posers Will Die' präsentiert, dabei grüne (!) Basssaiten bespielt, Bandanas trägt oder wie Sänger Beaudry zu allem Überfluss aussieht wie Axl Rose auf Urlaub, der gibt leider weder eine stimmige, noch dem Anlass würdige Gesamterscheinung ab.
So kommt es nicht von ungefähr, dass zwar im Nachhinein viele Leute, mit denen ich spreche, den Auftritt loben, aber auch nicht müde werden sich zu wundern, wie seltsam die Herren doch aussehen. Nichtsdestotrotz passt THRUST wirklich gut in diesen Nachmittag des ersten Festivaltags.
Setlist: Fist Held High; War; Scream Girl Scream; Overdrive; Hypocrite; Thrasher; Wasted; Metallic Attack; Fit Of Rage; Posers Will Die
Die NWOBHM-Recken TOKYO BLADE hatten kurzfristig noch einen Verlust zu beklagen, da ihr etatmäßiger Sänger Vic leider ausfiel. Kurzerhand sprang jedoch Originalsänger Alan Marsh ein und bestreitet auf dem KIT den ersten Auftritt seit etwa 35 Jahren mit seiner alten Band.
Die Setlist enthält jedoch nicht nur Songs aus seiner Zeit, sondern auch ein paar Lieder neueren Datums, was einige hartgesottene Fans leicht monieren. Doch davon abgesehen rockt TOKYO BLADE direkt mächtig los und das Publikum hat spürbar Bock auf den straighten Stahl der Engländer. Alan wirkt zwar etwas eingerostet, hat jedoch merklich Spaß an dem Auftritt, bei dem ihm seine Mitmusiker gelegentlich mit deutlichen Hinweisen auf seine Einsätze unter die Arme greifen. So wird es ein munterer Reigen aus Klassikern wie 'Mean Streak', 'Sunrise In Tokyo' und vielen anderen Hits, von denen die Band im Laufe der Jahrzehnte so einige fabriziert hat. In den vorderen Reihen ist mächtig Bewegung und im Verlauf des Auftritts werden sogar einige Crowdsurfer gesichtet, beim KIT alles andere als ein Regelfall.
Die Spielfreude der Band und Energie des Publikums schaukeln sich gegenseitig hoch und so wird der Auftritt zu einem echten Triumphzug am frühen Nachmittag und lässt mich frühere Auftritte der Band schnell vergessen. Hier ist britischer Metal an der Reihe, wie ich ihn mag, leicht ungehobelt, mit tollen Melodien und ehrlich gespielt von engagierten Musikern. Beim abschließenden Doppel aus 'If Heaven Is Hell' und 'Night Of The Blade' brechen dann endgültig alle Dämme und ich erkläre den Auftritt zu meinem Tageshighlight, da ich zu dieser zeit ja noch nicht weiß, wer als Secret Band die Halle einreißen würde.
Setliste: Someone to Love, Death On Main Street, Dead Of The Night, Lightning Strikes, Mean Streak, Love Struck, Fever, Unleash the Beast, Sunrise in Tokyo, Night of the Blade, If Heaven Is Hell, Midnight Rendezvous
Was Raphael entgangen zu sein scheint, ist die witzige Tatsache, dass die Jungs auf ihrer Setliste noch einen weiteren Song stehen hatten, der wohl als Zugabe geplant war. Nur dummerweise wandten sich viele der Fans in dem Moment, als die Band die Bühne verließ, zum Gehen. Wer kann auch ahnen, dass eine Band im Mittelfeld des Festivaltages eine Zugabe geben würde? Als die Jungs von TOKYO BLADE das bemerkten, kamen sie schnell wieder raus, um noch möglichst viele Leute vor der Bühne zu halten. Doch das Feld hatte sich bereits merklich gelichtet...
Nach einer luftigen Pause kehre ich gut genährt – Käsespätzle mit  anschließender Himbeertorte zur besseren Verdauung – zum Auftritt des  Damentrios namens ROCK GODDESS in die Halle zurück. Schon im letzten   Jahr hat mir die sympathische Truppe auf dem HOA sehr gut gefallen.  Entsprechend erwartungsfroh sehe ich dem Auftritt der Schwestern Turner  (Julie am Schlagzeug und Jody als frontfrauende Gitarristin) und Madame  Tracey Lamb am Bass entgegen.
Geschickt werden Songs der beiden  erstklassigen Frühwerke mit ein paar neuen Titeln vermischt und so sehen  wir einen kurzweiligen Auftritt, dessen erster Höhepunkt der  Gassenhauer 'Heartache' heißt. Aber auch die im späteren Verlauf  folgenden 'Make My Night', 'My Angel und 'Back To You' werden von ein  paar Hundert Kehlen mitgesungen. Vom 87er Drittwerk "Young & Free"  hat es erneut kein Song ins Set geschafft, was sicherlich nicht nur der  Tatsache geschuldet ist, dass Tracy auf diesem Album durch Dee O'Malley  ersetzt wurde.  Stattdessen gibt es ausreichend neues Futter vom  irgendwann 
erscheinenden nächsten Album.  Diese Stücke wirken auf das  erste Ohr noch ein bisschen weniger eingängig als die kraftstrotzenden  Hauruckohrwürmer aus alten Tagen. Trotzdem  werden  'Two Wrongs Don't  Make A Right', 'Bite You To Death', 'This Is The Day' und 'Drive Me  Away' vom Publikum abgefeiert.  Warum man ausgerechnet 'You've Got Fire'   solchen Granaten wie 'Love Lingers Still' oder 'Gotta Let Your Hair  Down'  vorgezogen hat, ist mir allerdings etwas schleierhaft.
Genug der kurzen Nörgelei: Der Auftritt von ROCK GODDESS macht sehr viel Freude und belegt einmal mehr, dass auf dieser Festivität nicht nur kauziger True-Metal abgefeiert wird. Wie in den Jahren zuvor bei VARDIS, SARACEN oder ASHBURY, ist die Stimmung während des Gigs ausgezeichnet und der Rausschmeißer 'Heavy Metal Rock 'n' Roll' dient vorzüglich als nachgestellte Überschrift.
Setliste: Satisfied Then Crucified, God Be With You, Heartache, Two Wrongs Don't Make a Right, You've Got Fire, To Be Betrayed, Make My Night, My Angel, Take Your Love Away, Drive Me Away, This is the Day, Back to You, Bite You to Death, Heavy Metal Rock 'n' Roll
Nach ROCK GODDESS steht mit THE RODS nun das zweite Powertrio des Tages auf den Brettern, die an diesem Wochenende die Metalwelt bedeuten. Dass Gitarrist und Sänger David Feinstein nur knapp größer als sein Mikroständer ist, belustigt zwar vielleicht im ersten Moment, gerät aber schnell zur Randnotiz, denn die New 
Yorker spielen höchst energiegeladen auf und haben spätestens ab dem Medley aus 'Devils Child', dem Mitsinghit 'Let Them Eat Metal' und 'Born To Rock' Fans unterschiedlichster Subgenres hinter sich versammelt, um den Hallenboden erbeben zu lassen. Feinstein posiert gemeinsam mit Bassist Gary Bordonaro taktsicher im Ausfallschritt und ihr unmenschlicher Grooveteppich, der von MANOWAR-Ur-Drummer Carl Canedy souverän verlegt wird, geht sofort in die Beine. Leider nehmen die drei sich anschließend mit einem völlig unnötig eingestreuten Schlagzeugsolo fast komplett den Wind aus den Segeln. Sowas ist einfach nie eine gute Idee, da man in der verdrummten Zeit auch einen weiteren Hit hätte spielen können.
Leider befinden sich THE RODS da in guter Gesellschaft, denn das scheint sehr vielen Bands einfach nicht in den Kopf zu gehen. Genug gemeckert, denn sobald die 'Wild Dogs' von der Leine gelassen werden, sind Feinstein & Co. wieder voll in der Spur und verlassen diese glücklicherweise auch nicht mehr bis eine wunderbare Stunde Rock 'n' Roll mit 'I Just Wanna Rock' endet. Wem geht es nicht so? Eben!
Setlist: Evil in Me; Hurricane; Devils Child/ Let Them Eat Metal/ Born To Rock; The Night Lives To Rock; Violation; Drum Solo; Hold on for your Life; Wild Dogs; Hot City; Cold Sweat & Blood; Nothing Going On In The City; Crank It Up; Power Lover; Zugabe: I Just Wanna Rock
Als ich um kurz vor 21.00 Uhr die Halle wieder betrete, ist das  Geheimnis um die "Secret Band" endlich gelüftet. Viele Fans hatten es im  Vorfeld vermutet und so ist die Überraschung doch eher gering, als ROSS  THE BOSS 
mit einigen Musikern aus seiner Heimat die Bühne betritt. Die  Spannung ist dafür umso größer, denn es ist klar, dass hier und heute  nur MANOWAR-Frühwerke gebracht werden würden. Die wichtigste Frage  dabei: Kann das schmächtige, junge Bürschen auf der Bühne tatsächlich  auch nur ansatzweise mit Eric Adams mithalten?
Es soll nur wenige  Sekunden dauern und die Halle hat ihre Antwort. Als Mike Cotoia die  ersten Silben von 'Sign Of The Hammer' intoniert, sehe ich Dutzende  Kinnladen gen Boden rasen. Die Stimme ist der Wahnsinn. Mike singt und  screamt die Nummer mit einer Selbstverständlichkeit, dass die Anwesenden  durch die Bank geflasht sind. Selbst ich, der sich von MANOWAR in den  letzten 25 Jahren meilenweit entfernt hat, beginne beinahe automatisch  mitzusingen. Kollege Rüdiger ist spätestens beim folgenden 'Metal Daze'  völlig aus dem Häuschen, der Rest der Halle bebt. Man kann es nicht  anders sagen, aber hier wird einfach ein echtes Hymnenfeuerwerk  abgebrannt.
Und mit jeder Nummer steigern sich Band und Fans  immer weiter in einen Rausch. Oben auf der Tribüne steht eine  (verhältnismäßig) junge Ausgabe von Saruman und bangt um ihr Leben.  'Blood Of My Enemies' wird nur vom Kollegen Jäger nicht mitgesungen,  ansonsten bleibt hier keine Kehle trocken. Das epische 'Gates Of  Valhalla' geht tief unter die Haut und einmal mehr fasziniert Cotoia mit  seiner schier unfassbaren Stimme. 
Tja, und die Setlist lässt  dann auch nur wenig zu wünschen übrig. 'Secret Of Steel' (von Cortoia  als bester MANOWAR-Song geadelt), das unfassbare 'Kill With Power',  'Thor', 'March For Revenge', 'Dark Avenger' (bei 
dem der Mittelteil  großartig von Cortoia gesprochen wird). Das sind alles absolute  Granaten, die auch den vorletzten Skeptiker noch überzeugen. Mehr  als einmal erwische ich nämlich den Kollegen Andrae dabei, den Körper in  den Vollvibrationsmodus geschaltet zu haben. Und er ist nun wahrlich  kein Freund von MANOWAR (mehr).
Was dann beim finalen 'Battle  Hymn' los ist, ist kaum in Worte zu fassen. So laut wurde in der  Tauber-Franken-Halle wahrscheinlich noch nie gesungen. 'By moonlight we  ride ten thousands side by side'... das ist totale Ekstase. Wirklich.  Hier haben Menschen Tränen in den Augen, Gänsehaut, keine Stimme mehr.  Alles, was ein legendäres Konzert ausmacht, wird hier 75 Minuten lang  geboten. Und das ganz ohne Größenwahn, peinliche Posen oder noch  peinlichere Ansprachen. Nein, von der fantastischen Stimme, der fast  perfekten Songauswahl ('Bridge Of Death' wird doch schmerzlich vermisst)  und der starken sonstigen Performance der Band abgesehen, braucht es  einfach nichts mehr, um die Massen zu begeistern. Das macht nur noch  deutlicher, was für ein alberner Zirkus MANOWAR heutzutage  unnötigerweise ist. 
Ganz klar, dieses Konzert werden viele  Menschen in ihrem Leben nicht mehr vergessen. ROSS THE BOSS ist mit  Meilen Abstand der Gewinner des Tages. Und nur, weil mir persönlich die  Musik von FATES WARNING, HEIR APPARENT und vor allem KENN NARDI noch  näher steht, ist das nicht der beste Gig des Festivals. Die Masse der  Fans wird das aber anders sehen und das verstehe ich nur zu gut. Da  konnte einem RAZOR fast schon Leid tun, danach auf die Bühne zu müssen.
Setliste: Sign of the Hammer, Metal Daze, Blood of My Enemies, Gates of Valhalla, Secret of Steel, Kill With Power, Thor (The Powerhead), March for Revenge (By the Soldiers of Death), Dark Avenger, Hail and Kill, Battle Hymn
Alle sind glücklich? Alle? Nein, meine Lauschlappen, die so etwas wie das nun Dargebotene schon befürchtet hatten, sind es nicht. Ich halte immerhin die ersten drei Songs aus, beim vierten brauche ich eine Pause und gehe erstmal frische Luft schnappen. Als ich zurückkomme, ist die Kapelle leider immer noch nicht fertig. Umso schlimmer, dass jetzt auch noch die Mutter aller Kirmes-Metal-Lieder folgt, 'Battle Hymn'. Ich konnte mit MANOWAR in den frühen Achtzigern nichts anfangen, und es hat sich nicht geändert. Ich habe es versucht, aber jetzt gebe ich auf. Gut ist der Sänger, dem man sein Stimmvolumen gar nicht ansieht, ansonsten sei allen da draußen, die mit gerunzelter Stirn lesen, dass das so toll gewesen sei, gesagt: war es nicht, und ihr seid nicht allein. Allerdings war ich als Skeptiker allein in der Halle, das muss ich unumwunden zugeben. Trotzdem war es am Ende wirklich schrecklich.
Nach der Epic Metal-Messe des Headliners der Herzen ROSS THE BOSS aufzutreten ist erstmal eine undankbare Aufgabe, doch RAZOR, die Veteranen des kanadischen Thrash Metals geben sich keine Blöße und legen vom vorangegangenen tendenziell eher unbeeindruckt einen respektablen 'Thrashdance' aufs Parkett. Der umfasst, passend für den Headlinerslot auf dem KEEP IT TRUE, nur Songs der ersten beiden Alben und bietet somit die volle Dröhnung für die Old School-Fans. Der 85er-Klassiker "Evil Invaders" wird über das Konzert verteilt letztlich sogar komplett gespielt.
Von der Besetzung dieser Zeit ist zwar heute nur noch Gitarrist Dave Carlo dabei, doch da das aktuelle Line Up schon viel länger zusammen spielt, als die Urbesetzung bestand und ich die Kreischlegende Sheepdog wegen meiner späten Geburt sowieso nie habe sehen können, ist mir das mal herzlich egal. Das sehen erstaunlich viele Leute ähnlich, denn im vorderen Viertel der Halle tobt mal so richtig der Mob und man tun sich vom Moshpit bis hin zum Crowdsurfen allen Unsinn an, den man auf einem Konzert so veranstalten kann. Ich ziehe mich nach ein paar Songs auf die Tribüne zurück, um von dort aus das Spektakel zu verfolgen und mich regelmäßig zu freuen, nicht unten im Hexenkessel vor der Bühne zu sein. Der Bewegungsdrang des Publikums steht hingegen in drastischem Kontrast zur Bühnenperformance. Während vor der Bühne so richtig die Kuh fliegt, stehen Dave Carlo und Bassist Mike Campagnolo auf den für sie reservierten Bierdeckeln und nur Sänger Bob Reid kreischt mal von der linken, rechten oder mittigen Bühnenseite her. Da war im letzten Jahr bei Exciter doch etwas mehr auf der Bühne los, um mal einen stilistisch stimmigen Vergleich zu ziehen.
Doch auf 
der anderen Seit feuern die Kanadier ihre Thrashgeschosse mit einer so unbändigen Präzision ab, dass es einem tiefsten Respekt abnötigt, und da mehr als genug Leute vor der Bühne und auf der Tribüne selbst mittlerweile Schwierigkeiten haben sich beständig auf den Beinen zu halten, ist die vermeintliche Bewegungsarmut der Band letzten Endes auch wieder irgendwie egal. Mit dem Klassikerdoppel aus 'Take This Torch' und 'Evil Invaders' wollen die vier Kanadier ihren Gig beschließen, doch als Sie feststellen 'Take This Torch' versemmelt zu haben, wird der Bandhit als Zugabe einfach direkt nochmal gespielt. Sehr löblich, solch einen Korrekturwahn erlebt man auch nicht alle Tage.
Auch wenn im Nachhinein für die einen RAZOR der würdige Tagesheadliner ist, andere hingegen die Kanadier eher als schönen Absacker nach dem Triumphzug von ROSS THE BOSS noch mitnehmen, so können sich beide Fraktionen letztlich auf die Kernbotschaft RAZORs wieder einigen: "If you help to keep metal alive. The underground will always survive. I pledge: to keep it alive. I promise: metal will thrive. I swear: myself to the cause. I'll teach: all the metal laws".
Setlist: Nowhere Fast; Cross Me Fool; Legacy of Doom; Irn Hammer; Instant Death; Cut Throat; Speed Merchants; Tortured Skull; Thrashdance; Hot Metal; Gatecrasher; Fast and Loud; City of Damnation; Take This Torch; Evil Invaders; Zugabe: Take This Torch
- Redakteur:
 - Frank Jaeger
 
	





