Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 62 - Leipzig

16.02.2006 | 22:02

11.02.2006, Moritzbastei

Old School Dräsch Meddl beim Scheddel? Jaha, auch so etwas gibt's, wobei vor allem der Headliner HOLY MOSES für das richtig volle Haus verantwortlich gewesen sein dürfte. Doch zunächst gehen wir zurück zum Anfang der Geschichte.

Als erste Band des Abends hat man es gemeinhin recht schwer mit dem (meist noch nicht vorhandenen) Publikum. Nicht so BETRAYER. Die Hütte war schon recht voll und die Jungs schlugen sich wacker mit ihrem soliden Thrash Metal. Auch wenn uns nur wenige Minuten der Grimmaer vergönnt waren, so steht doch fest: BETRAYER mögen musikalisch sicher (noch) nicht überragend sein, aber der Weg ist vorgezeichnet. Und im Mindesten haben sie die Bude schon mal ordentlich vorgeheizt, anstatt sich verheizen zu lassen. Beim letzten Song befanden sich dann sogar etwa 20 Zuschauer haupthaarschüttelnd auf der Bühne. Old School Thrash, der Spaß macht - as simple as that.

DAWN OF FATE waren die Nächsten und nahmen erstmal gehörig Tempo auf. Sie grunzten und wüteten auf der Bühne, als ob es kein Morgen gäbe. Was dort abgeliefert wurde, kann man nur so beschreiben: aggressiv, energiegeladen und voller Hass. So muss Death Metal sein. Da einige melodische Black-Metal-Ingredenzien hinzu kamen, bekam das Ganze auch eine erfrischende und abwechslungsreiche Note. Die Jungs verhielten sich auf der Bühne zwar etwas zu statisch, aber dafür verwöhnten sie mit einem musikalisch starken Death-/Black-Metal-Gemisch. Der größere Teil des Publikums nahm's wohlwollend auf, wenn auch nicht allzu ausgelassen. Aber einige Maniacs ganz vorne vor der Bühne waren so durchgedreht, dass die Torgauer sogar eine Zugabe verweigern mussten (weil's zeitlich nicht mehr drin war).

Mit einem lauten Schrei stürzten sich dann DESASTER in die Höhle des Löwen, was dieser sogleich mit lautem Gebrüll und Mähnenschütteln beantwortete. Die vier Mannen waren so evil, dass das Blut förmlich aus den Speakern tropfte und die umgedrehten Kreuze auf der Bühne satanischen Tango tanzten. Ein bisschen zu viel Gepose für meinen Geschmack, aber die Musik trat ganz ordentlich in den Arsch. Vor allem das bösartige Growling und die coolen Melodien bereiteten ein amtliches Vergnügen, zudem konnte die Truppe die Spannung über die gesamte Zeit aufrecht erhalten. Und als DESASTER dann mit dem SEPULTURA-Cover 'Troops Of Doom' noch einen draufsetzten, tickte die Menge völlig aus. Leider war's damit aber auch schon wieder vorbei und die Bühne wurde geräumt für...

HOLY MOSES. Was soll man dazu noch sagen? Wer beim Hauptact des Abends nicht abgegangen ist, der ist selber Schuld. Es war wohl so ziemlich jeder wegen dieser Band in der Moritzbastei erschienen. Noch bevor überhaupt etwas von den Aachenern zu erahnen war, war die Menge schon spürbar angeheizt, und als es dann endlich los ging, kochte die Veranstaltungstonne vollends über. Der Vierer fegte über die Bühne wie eine Herde angestochener Wildschweine und ließ klangtechnisch keinen Stein auf dem anderen. Frau Classen war besonders wechselhaft aufgelegt. In einem Moment die Goddess of Thrash, die ins Mikro röhrt, als wäre sie für alles Übel auf der Welt verantwortlich und als müsste man ihr auch noch dankbar dafür sein. Im nächsten Moment die Mutti, die zwischen zwei Songs Getränke im Publikum verteilt, damit ihre Schützlinge ja nicht verdursten. Die ersten Stagediver wurden von ihr sogar namentlich begrüßt ("Na Kleiner, wie heißt du denn?"). Und so ging es den ganzen Abend weiter. Die Luft brannte. Die Stimmung war angenehm brutal: Es wurde gemosht und gebangt und für die Kamera gegrölt. Nachdem das Publikum dann die verdiente Zugabe einforderte ('Too Drunk To Fuck'), fand der Abend mit einer Bühne voller HOLY MOSES und bangender Fans einen würdigen Abschluss. So und nicht anders soll es doch sein!

Setlist:
Master Of Disaster
In The Slaughterhouse
Lost In The Maze
Life's Destroyer
Fuck You
End Of Time
Symbol Of Spirit
Finished
Nothing For My Mum
World Chaos
The Hand Of Death
SSP
Current Of Death
Too Drunk To Fuck

[Maria & Stephan Voigtländer]


Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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