Hatefest - Leipzig

22.02.2012 | 12:26

09.12.2011, Hellraiser.

Der Hatefest-Tross macht in Leipzig Halt. Dabei zerlegen Ziegen die Inneneinrichtung, KATAKLYSM machen keine Gefangen und der mürrischste Schweizer überhaupt war auch dabei.

Wenn man sich das Pensum der Hatefest-Tour anschaut, so wird den Beteiligten ganz schön viel abverlangt. Knapp zwanzig Auftritte quer durch Europa ohne einen Tag Pause: Das muss erst einmal verdaut sein. Der Abend in Leipzig fällt ungefähr in die Mitte und so sollten sich die Ermüdungserscheinungen bei den Bands noch in Grenzen halten.

Das beweisen LOST DREAMS am Anfang ziemlich eindrucksvoll, als es pünktlich um 18 Uhr losgeht. Vor der Bühne haben sich noch nicht viele Besucher versammelt, doch die Österreicher geben ordentlich Gas und lassen sich nichts anmerken. Sie spielen einfach drauf los und heizen den Fans mit melodischem Death Metal ein. Der Beifall fällt logischerweise nicht zu laut aus, kommt dafür aber von Herzen. Alles in allem ein kleiner, aber feiner Einstand in den Abend!

Gewaltiger wird es im Anschluss mit AZARATH, denn die Truppe um Drummer Inferno, der sonst bei BEHEMOTH mitmischt, kommt recht furchteinflößend und unnahbar herüber. Mit 'Screamin Legions Death Metal' geht es los und die Besucherschar ist wesentlich größer geworden. Was folgt ist headbangen in Dauerschleife vor und auf der Bühne. Mehr gibt es nicht, denn Sänger Necrosodom ist äußerst wortkarg und konzentriert sich lieber auf die Musik. 'Beast Inside' oder ' Whip the Whore' gibt es für die Leipziger, ehe mit 'Harvester Of Flames' der Gig zu Ende geht.

Optisch und musikalisch muss man danach erst einmal die Gefilde wechseln. Auf der Bühne geht es tierisch ab, denn eine Horde Ziegen bringt die Menge ordentlich in Schwung. Die Jungs mit den Ziegenmasken dürfte mittlerweile jeder kennen und so feiern MILKING THE GOATMACHINE eine tolle Party mit den Anwesenden. Neben dem bekannten Grind-Sound wird auch optisch einiges geboten. Im Farmer-Outfit, mit Latzhose und Gummistiefeln, wird unter anderem der Gummi-Baseballschläger geschwungen. Selbst T-Shirts werden von der Bühne aus spendiert. Die Fans feiern tüchtig mit und können sich beispielsweise über 'Milk Me Up Before I Go Go' oder oder 'More Humour Than Human' vom aktuellen Album "Clockwork Udder" freuen. Am Ende gibt es 'Vain Killer', einem Cover zu CULTURE BEATs 'Mister Vain' auf die Ohren und die Meute tobt noch einmal. Auch wenn das Ganze musikalisch nicht ganz zur Veranstaltung passt, so kann die Truppe viele Sympathiepunkte einfahren.

Das Publikum ist nun richtig warm und der Hellraiser gut gefüllt, als mit MARDUK für viele der wahre Headliner des Abends die Bühne erklimmt. Zumindest sind jetzt mehr Menschen vor der Bühne als bislang. Die Schweden zeigen sich wie immer mit finsterer Miene und blasen zum Angriff auf die Lauscher. Allerdings ist der Sound etwas schwach auf der Brust und damit kommt das Liedgut nicht so wuchtig an, wie man es sonst gewohnt ist. Die Fans machen das Beste daraus und schütteln mit einem Bier in der Hand die Haare. Fronter Mortuus gibt sich wortkarg und wirkt ein wenig teilnahmslos. Dadurch scheint der Auftritt etwas lustlos, was man aber der Band gar nicht unterstellen will, denn an der Spielkunst gibt es absolut nichts zu meckern. Damit bleibt nach 'Baptism By Fire' ein zwiespältiger Eindruck zurück.

Weiter im Programm geht es mit TRIPTYKON, der Band um Tom G. Fischer. Der Schweizer gibt sich gewohnt mürrisch und die schwarz gefärbten Augen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Der sperrige Sound ist nicht Jedermanns Sache und so kommt man bequem in die vorderen Reihen. Mit einem Mix aus eigenen Songs und CELTIC FROST-Stücken umgibt die Band eine düstere Atmosphäre, die brillant umgesetzt wird. Allerdings muss man diesen schleppenden Sound mögen und kann niemandem böse sein, der nicht komplett durchhält. Mit 'Procreation (Of The Wicked)' wird gestartet und das Teil lässt die Raumtemperatur rapide nach unten sinken. Das folgende 'Goetia' haut ebenfalls in diese Kerbe, doch so nach und nach lichten sich die Reihen. Die Fans rücken auf und feiern ihre Band. Logischerweise ist stimmungstechnisch nicht viel zu erwarten, doch als die letzten Töne von 'The Prolonging' verstummt sind und die Band verschwindet, gibt es viel Applaus.

Langsam aber sicher neigt sich der Abend seinem Ende entgegen. Mit leichter Verspätung müssen KATAKLYSM noch einmal die Massen mobilisieren. Aber das fällt den Kanadiern um Frontmann Maurizio nicht schwer. Die alten Hasen im Business wissen genau, wie man eine träge Menge zum kochen bringt. Und das tun sie! Die Fans fressen ihnen regelrecht aus der Hand und feiern zünftig mit. 'Manipulator Of Souls' oder 'Illuminati' werden den Besuchern um die Ohren geballert. Die reichliche Stunde Spielzeit vergeht rasend schnell und als nach 'Prevail' das Ende gekommen ist, möchten viele noch weiterfeiern. Doch daraus wird nichts.

Nach gut sechs Stunden Unterhaltung geht dieser Abend zu Ende. Insgesamt war das Programm abwechslungsreich, wenn auch die Bands nicht so wirklich zusammengepasst haben. Doch vielleicht war das gerade die Idee der Macher. In Leipzig jedenfalls ist das Konzept aufgegangen, denn der Hellraiser war gut besucht.

Redakteur:
Swen Reuter

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