HIM - Köln

03.05.2013 | 22:34

28.04.2013, Gloria

HIM beglücken uns mit ihrer "Tears On Tape"-Tour.

Lange hat es gedauert, bis Herr Valo sich mit seinen Mannen wieder zu einem Konzert hier in Deutschland eingefunden hat. Und so ist es natürlich nicht verwunderlich, dass das Kölner Gloria schon seit langer Zeit restlos ausverkauft ist.
Allerdings ist bis zum Konzertbeginn, wie immer, Geduld gefragt. Die Schlange vor dem Gloria ist schon um 18 Uhr ziemlich lang und zieht sich die Straßen entlang. Aber das ist ja nichts Neues. Und man wartet ja gerne: Erst auf den Einlass, dann auf den Künstler. Zwischendurch fragen vorübergehende Passanten: "Wer spielt denn heute?" - "HIM!" - "Ah ja!!" Meistens erfolgt dann noch ein verständnisvolles Nicken.

Der Einlass geht dann recht flott und die 900 Fans sind ja auch irgendwie überschaubar. Beginn soll um 20 Uhr sein, auf dem Ticket steht "plus guest" und alle stellen sich die Frage, wer denn der Gast sein wird. Drinnen legt ein DJ auf, eigentlich recht coole Musik, aber sonst tut sich erst einmal nicht viel.
Auf einmal - die Musik spielt immer noch - gibt es dann die erste mehrerer Schreiorgien. Aber außer, dass diverse Helfer auf der Bühne herumwuseln, passiert eigentlich nichts. Da wird hier ein Bass gestimmt, dort eine Gitarre, auch am Schlagzeug wird gebastelt, Handtücher zurecht gelegt und freundlicherweise werden auch Wasserflaschen ins Publikum geworfen. Irgendwie machen alle einen recht entspannten Eindruck. So geht es bis 20.45 Uhr, alle warten immer noch auf den Gast, aber da tut sich nichts mehr. Ich habe übrigens nach dem Konzert diverse Leute mutmaßen hören, der DJ sei der Gast gewesen. Könnte natürlich sein, weil die gespielte Musik sehr harmonisch gewesen ist, passend zum Gig und nicht, wie üblicherweise, aus der Konserve kommt.

Endlich geht das Licht aus und die DJ-Musik stoppt. Die Band betritt die Bühne und die schon erwähnte Schreiorgie tritt in eine neue Phase. Und obwohl man es kaum für möglich hält, steigert sich das Geschrei noch einmal derartig, als ER endlich auf der Bühne auftaucht, dass ich mir sofort die Stöpselchen tief in die Ohren schiebe. Mich hätten schon einmal die Dezibel interessiert ... Es klingt jedoch eindeutig nach mehr als circa 900 Personen, die sich zum Abfeiern im Kölner Gloria eingefunden haben und mit ihrer lautstarken Begrüßung signalisieren: HIM are back!

Im Laufe des Abends richtet er sogar das Wort an seine Fans, bedankt sich auf Englisch und Deutsch und erzählt irgendetwas von einem Banküberfall, weswegen er seine Mütze nicht absetzen kann. Dabei zieht er sie über die Augen und lässt die Augenschlitze sehen. Vielleicht kann man direkt vor der Bühne verstehen, was genau er sagt, aber weiter hinter kommt eigentlich nur Matsch an. Guter Sound? Gute Akustik? Fehlanzeige. Sehr, sehr schade. Er muss die Mütze dann kurz absetzen, damit er sich wieder ordentlich stylen kann. Und so lässt sich erkennen, dass er keine Glatze hat, sondern die Haare eigentlich wie früher trägt. Warum er trotzdem diese speziell aussehende Kopfbedeckung trägt, weiß wohl nur er alleine. Nun ja, Künstler halt.

Gut, der allergrößte Redner ist er sowieso nicht, er konzentriert sich eher auf die Musik. Selbst da dauert es manchmal eine ganze Weile (wegen der doch etwas schlechten Akustik), bis der Groschen fällt, welchen Titel er gerade singt. Auch wenn er einen Titel ansagt, ist selbige Ansage wegen der miesen Akustik meistens nicht zu verstehen. Von 'Join Me In Death' und 'Funeral Of Hearts' mal abgesehen. Da wird das Publikum mächtig animiert und singt stellenweise komplett alleine, was sich schon grandios anhört und sogar Ville gefällt. Mit im Gepäck hat er - soweit ich das mitbekommen habe - vier Songs der neuen CD "Tears On Tape" und viele der Anwesenden sind sehr textsicher, obwohl das Album zu diesem Zeitpunkt gerade erst erschienenen ist.

Die lange Bühnenabstinenz hat seiner Stimme nicht geschadet, er kann immer noch von den tiefsten Tönen bis zu den höchsten in einem Song umschalten. Die Setliste ist eine hervorragende Auswahl der verschiedenen Alben und begeistert das Publikum hörbar. Von "Love Metal" über "Razorblade Romance" und "Venus Doom" bis "Greatest Lovesongs 666" sind alle wichtigen Alben vertreten.
Als Beginn hat er 'All Lips Go Blue' vom neuen Album "Tears On Tape" gewählt und gleich danach 'Buried Alive By Love'. Ville weiß ganz genau, was seine Fans hören wollen, den Eindruck habe ich jedenfalls.
Am besten gefällt mir übrigens 'Funeral Of Hearts'. Hier lässt das Publikum seinen Emotionen beim Mitsingen freien Lauf und auch Ville ist sichtlich beeindruckt. Die Band und er verstummt kurzfristig und man hört eine kleine Weile nur noch den Chorgesang des Publikums. Gänsehaut pur!

Leider ist mit 'When Love and Death Embrace' nach nicht ganz 70 Minuten auch schon das Ende der Show erreicht. Es gibt noch eine Zugabe 'Sleepwalking Past Hope', danach ist endgültig Schluss. An vielen ungläubigen Gesichtern sehe ich, dass das dem einen oder anderen doch ein wenig bitter aufstößt. Viele warten auch noch, klatschen und rufen, da auch das Licht weiterhin aus ist - aber da kommt nichts mehr. Schließlich sind Plektren, Drumsticks, ja selbst ein kaputtes Drumfell, längst ins Publikum gewandert. Und spätestens, als auf der Bühne abgebaut wird, hat es auch der letzte Hoffende verstanden: Ende der Show! Da kommt dann doch ein wenig Enttäuschung auf. Nicht einmal 80 Minuten HIM, das ist auch für meinen Geschmack, definitiv zu wenig. Da hätten sich die Finnen für ihre deutschen Fans ruhig ein wenig mehr ins Zeug legen dürfen.

Ach ja, mal abgesehen von der doch nicht so prickelnden Akustik ist die Beleuchtung auch eher - nennen wir sie mal - interessant. Vorwiegend blau, dunkelrot, düster - für Fotografen ein Horror, für die Show relativ okay, ebend passend zum Stil der Musik. Trotzdem hätte es nicht geschadet, ab und zu die Band mal ein wenig ins Licht zu setzen, damit alle, die weiter hinten stehen, auch sehen, wer sich da eigentlich auf der Bühne tummelt.

Fazit: Grundsätzlich eine tolle Show, eigentlich genau so, wie man sich HIM zurück gewünscht hat. Jede Menge tolle Songs, Gänsehautatmosphäre, viele Emotionen - auf und vor der Bühne. Aber eindeutig zu kurz. Vielleicht muss man das Ganze ja ein ganz klein wenig relativieren - immerhin haben Ihre Majestäten mit den 17 Songs ungefähr siebzig Minuten reine Spielzeit abgeliefert. Andere Bands agieren meistens ja doch etwas mehr mit dem Publikum, auf gut Deutsch: Es wird gelabert und dadurch erhöht sich natürlich auch die Zeit auf der Bühne. Trotzdem: So eine klitzekleine Zugabe mehr hätte diesen Abend perfekt gemacht.

Und noch eine allerletzte Anmerkung: In diesem Bericht finden sich drei Fotos, die eigentlich nur zeigen sollen, dass es wirklich Ville ist, der da auf der Bühne steht. Kein Fotopass und nur eine einfache, kleine Kamera von sehr weit hinten. Ich bitte um Nachsicht.

Setlist HIM:

All Lips Go Blue, Buried Alive By Love, Rip Out the Wings of a Butterfly, Right Here in My Arms, The Kiss of Dawn, Hearts At War, Join Me In Death, Your Sweet 666, Passion’s Killing Floor, Tears On Tape, Wicked Game, It’s All Tears (Drown In This Love), Soul on Fire, Into The Night, The Funeral of Hearts, When Love and Death Embrace

Zugabe:

Sleepwalking Past Hope

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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