GRAVESTONE, STRANGER - Burgrieden

09.10.2019 | 23:26

05.10.2019, Riffelhof

Schwäbische Metal-Reunion im Doppelpack!

Etwas mehr als drei Monate nachdem die schwäbischen Metal-Veteranen GRAVESTONE im Festzelt im heimischen Illerzell einen ausverkauften Comeback-Auftritt hingelegt haben, der auch uns sehr bewegt und begeistert hat, ist es für den Kollegen Tommy Schmelz und mich natürlich eine besondere Ehre, auch heute wieder am Start sein zu dürfen, wenn die Band gut zwanzig Kilometer weiter westlich ihr Gastspiel gibt und dazu als besonderen Bonus noch die ebenfalls reformierten Kollegen STRANGER als Special Guest dabei hat, deren Frontmann Gerd Salewski und zweiter Gitarrist Fladi Blattner ja auch in Illerzell schon mit am Start waren, und zwar mit ihrer anderen Band SCHREYNER. GRAVESTONE indes fliegen seit der unerwarteten Rückkehr die Fanherzen ganz offenbar in einem Maße zu, das die Musiker sich selbst nicht erträumt hätten, wie uns Gitarrist Mathias Dieth (rechts oben im Bild) vor dem Gig verrät. Erst das umjubelte Comeback zu Hause in Illerzell, dann die Bestätigung fürs kommende "Keep It True" im April 2020 und nun der Auftritt in Burgrieden, und auch hier meldete der Riffelhof bereits kurz nach Beginn des Vorverkaufs, dass die Karten zur Neige gegangen seien. Während also auf Ebay bereits Tickets mit Nominalwert 20,80 Euro für einen guten Hunderter gesichtet wurden, warten wir mit 450 anderen Besuchern auf einen heißen Abend im restlos ausverkauften Riffelhof.

Eröffnet wird die Party von STRANGER, sprich, wir werden Zeugen einer Reunion, die für sich genommen schon eine kleine Sensation ist. Oder hättet ihr vor Jahresfrist damit gerechnet, im Herbst 2019 GRAVESTONE und STRANGER zusammen live zu sehen? Nein! Und doch passiert es hier und heute: Gerd Salewski (links im Bild), der seinerzeit das legendäre Debütalbum "The Bell" (1984) eingesungen hatte, später für drei Standardwerke des europäischen Power Metals zu CHROMING ROSE gewechselt und inzwischen vor allem mit der Coverband SCHREYNER unterwegs ist, hat sich nochmals mit Wolfie Pleyer, einem der beiden Gitarristen aus jenen Tagen, zusammengetan und ein neues STRANGER-Line-up zusammengetrommelt, zu dem außerdem Bassist Steve Hirschbeck (phänomenaler Basssound und am Ende ein tolles Shirt in Weiß und Rosa heute Abend!), Keyboarder Kai Liebert und Drummer André Kürzel gehören, die allesamt zu "Pretty Angels"-Zeiten bei STRANGER involviert waren. Vervollständigt wird das Line-up von SCHREYNER-Gitarrero Fladi Blattner, der Gründungsmitglied Rikki Rieger vertritt, der leider aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein kann. Zusammen präsentiert uns das Sextett heute Abend eine gut einstündige Setlist, die mit Hits gespickt ist, und zwar primär aus dem Repertoire von STRANGER, allerdings verfeinert mit einigen Stücken, die erst später mit CHROMING ROSE zu Ruhm und Ehre gelangten, teils aber bereits zu früheren Zeiten ersonnen worden sind. Der Schwerpunkt liegt naturgemäß auf dem Klassiker des Abends, dessen 35. Jubiläum im kommenden Jahr begangen werden wird, und so kommen auch stattliche sieben Stücke von "The Bell" zum Zuge. Die besten Resonanzen ernten hierbei das Titelstück sowie daneben 'Midnight Angel' und 'Hazel', doch ganz allgemein ist das Publikum sehr angetan von der Show, und vor allem von Gerd Salewski, der sich glänzend bei Stimme präsentiert und auch ansonsten gut aufgelegt und stets zu Schwerzen bereit. Man merkt der Truppe an, wie viel Spaß es allen macht, die alten Klassiker für Leute zu spielen, die zum großen Teil ähnlich lange an der Mucke hängen, wie die Musiker selbst. So wird es eine feine Party für alle Beteiligten, alte Hasen wie Nachgewachsene, und - es wird wenige wundern - die drei eingestreuten CHROMING ROSE-Hits 'Power & Glory', 'Metamorphic Dreamer' und vor allem 'Music Is The Gate' kommen mindestens genau so gut beim Publikum an, wie der STRANGER-Stoff. Warum? Nun, "The Bell" ist zwar ganz offensichtlich ein kultiger Teutonenstahlklassiker, aber CHROMING ROSE war und ist dafür insgesamt die noch bekanntere Band mit einer grandiosen Frühphase, so dass das Publikum sich sehr darüber freut, dass je ein Song von den drei Alben mit Gerd Salewksi am Mikro präsentiert wird. Hierbei wird vor allem die letzte Zugabe 'Music Is The Gate' ausgiebig gefeiert. So bleibt am Ende ein sehr erfreuliches und gelungenes Comeback. Dass hierbei die "Pretty Angels"-LP außen vor blieb, mag manchen überraschen, sind doch drei Leute von damals mit auf der Bühne. Doch für ein Comeback beim Gig mit GRAVESTONE wäre die deutliche Schlagseite gen AOR und Melodic Hard Rock vielleicht doch nicht ganz so passend gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal? Wir werden sehen. Alles in allem ist es schön, dass Gerd seine Stimme endlich mal wieder den eigenen Hits widmet, die viel zu lange nicht live gespielt worden sind. So freuen wir uns in Sachen STRANGER riesig auf mehr, beispielsweise auf den Gig im Februar beim "Metal Assault" in Würzburg, sowie jetzt und hier auf den folgenden Gig von GRAVESTONE, von welchem euch nun Tommy Schmelz berichten wird.

Setliste:  Intro (Strangers In The Night); Bright Fog; Garden Of Evil; Metamorphic Dreamer (von CHROMING ROSE); Midnight Angel; Hazel; Power & Glory (von CHROMING ROSE); I Hold You; The Bell; Wheels // Music Is The Gate (von CHROMING ROSE)

[Rüdiger Stehle]

 

Ein Bekannter fragte mich vor Kurzem, ob ich in Besitz einer Zeitmaschine sei, als ich ihm vom gemeinsamen Konzert von STRANGER und GRAVESTONE erzählte. Nein, es ist real und ich bin ganz ehrlich überglücklich, das livehaftig erleben zu dürfen - und GRAVESTONE sogar schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen. Die Show wird auch diesmal wieder mit 'Back To Attack'  eröffnet und zeigt eine von Beginn an lockere Band, wo kürzlich beim ersten Gig nach mehr als dreißig Jahren verständlicherweise noch eine gewisse Anfangsnervosität zu spüren war. Diese lockere Stimmung überträgt sich auch auf das Publikum, das seine alten Helden nach allen Regeln der Kunst abfeiert, was auch an der hervorragenden Setliste liegt, die keinerlei Wünsche offen lässt. Und aufgrund der längeren Spielzeit gegenüber dem ersten Reuniongig ist auch Platz für die eine oder andere Überraschung. Die erste dieser Art gibt es mit dem U.D.O.-Stück 'In The Darkness'. Gitarrist Mathias Dieth war bekanntlich von 1987 bis 1991 Mitglied in der Band des ehemaligen ACCEPT-Frontmanns und es ist eine super Idee, den Song in den Set mit einzubauen und eine gelungene Darbietung noch dazu. Nach der wunderschönen 48 CRASH-Ballade 'Little Boy' folgt mit 'Creating A Monster' eines der besten GRAVESTONE-Stücke überhaupt. 'Won't Stop Rockin'' wird eingeleitet von einer von Mathias Dieth vorgetragenen 'Menuett'-Kurzversion. 'Take Me To The Top', die zweite Nummer vom 48 CRASH-Album "Some Like It Hot" kündigt der gewohnt souveräne Frontmann Berti Majdan mit einem kleinen Augenzwinkern an, dass das zumindest damals mal der Plan gewesen sei. Mit dem fulminanten Abschlussdoppel 'Sitting On A Bench' oder eben auch 'For A Girl', wie der Song dann auf "Victim Of Chains" hieß, und 'The Hour' endet der reguläre Teil. Aufgrund frenetischer Zugabenrufe lassen sich die Herren dann aber nicht lange bitten: Mit 'Mistreated', im Original von DEEP PURPLE, hat dann wohl niemand gerechnet, mich eingeschlossen. Hier zeigt sich auch wieder ganz deutlich, wie viel Spaß alle Fünf haben, wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Dort darf im bekanntlich langen Instrumentalteil die Gitarrenfraktion um Klaus 'Doc' Reinelt und Mathias Dieth brillieren. Vor allem Letzterer zeigt wieder einmal, warum er für mich mit zu den besten Gitarristen Deutschlands zählt. 'I Love The Night' und 'Rock'n'Roll Is Easy' sind dann noch das Sahnehäubchen auf einer wieder mal überzeugenden Vorstellung.

Selbst in den Achtzigern habe ich nie einen schlechten Gig von GRAVESTONE gesehen, und so ist es auch heute. Klar alle Beteiligten sind älter geworden, aber sie können es immer noch. Vielleicht nicht mehr ganz so energetisch wie damals, aber das machen sie wett durch unbändige Spielfreude und musikalisches Können. Denn auch wenn ich es an anderer Stelle schon mal getan haben sollte, komme ich auch diesmal nicht umhin, neben dem hervorragenden Gitarrenduo auch wieder die megatighte Rhythmussektion um Thomas Sabisch und Thomas Imbacher lobend zu erwähnen. Jeder, der die Möglichkeit hat, GRAVESTONE bei zukünftigen Gigs zu sehen, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Es ist nur sehr schwer vorstellbar, dass da nicht noch mehr kommt, außer den beiden jetzt absolvierten Konzerten und dem nächstes Jahr folgenden Auftritt beim KIT. Mathias Dieth verriet mir bereits, dass es zwar noch nichts Konkretes gibt, aber durchaus noch was in Planung ist. Immerhin hat man Spaß an der Sach' und sich die alten Stücke ja erst wieder drauf geschafft. Ebenfalls würde ich mich freuen, wenn auch von STRANGER noch mehr käme. Da ist bis auf den kommenden Gig beim Metal Assault allerdings noch nichts geplant, wie mir Gerd Salewski mitteilte.

Setliste: Back To Attack; Right To Rock; End Of Our Love; You Are The Sun; Tiger; In The Darkness (U.D.O.-Cover); Little Boy; Creating A Monster; Won't Stop Rockin'; Take Me To The Top; Sitting On A Bench; The Hour // Mistreated (DEEP PURPLE-Cover); I Love The Night // Rock'N'Roll Is Easy

[Tommy Schmelz]

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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