Down Below (Listening Session) - Rosslau

01.02.2004 | 12:42

24.01.2004, Soundart-Recording Studio

Zwei Jahre ist es her, dass sich CRYPTIC CARNAGE im Studio verkrochen haben, um an neuen Songs zu basteln. Irgendwann wurde klar, dass sowohl das musikalische als auch das inhaltliche Konzept, das sich dabei entwickelte, nichts mehr mit dem Ursprung der Band zu tun hatte. So mussten sowohl neue Bandmitglieder als auch ein neuer Name her – DOWN BELOW waren geboren. Jetzt wird es für die Rosslauer langsam ernst. Obwohl einige Titel des Erstlingswerks "Silent Wings:Eternity" bereits auf einer Demo-CD zu haben waren und auch bei Liveauftritten auf große Begeisterung stießen, war es jetzt endlich an der Zeit erstmals das komplette Werk der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gut ein Dutzend Journalisten hatte sich an diesem Samstag auf den Weg in das Rosslauer Soundart-Recording Studio gemacht, um wenig später gebannt dem zu lauschen, was ab Ende April in den Plattenläden stehen wird. Mit DOWN BELOW gibt es endlich einmal wieder eine Band, deren Songs nicht ausschließlich von Liebe, Trauer und verwegenen Männern, die auf Stahlrössern in die Schlacht ziehen, handeln, vielmehr hat man sich die altägyptische Mythologie, die Öffnung des Grabes Tut-Anch-Amuns und die daraus resultierenden Fluchtheorien zum Thema gemacht und so gaben Neo-Scope, Carter, Convex und Mr. Mahony zu jedem Titel noch ein paar erklärende Worte mit auf den Weg.

’He’s The Sun’
Das Intro macht sofort unmissverständlich klar worum es geht. Ägyptisch anmutende Klänge und Originalzitate aus dem Buch Sinue (Buch der Toten) versprühen altertümlich-mystisches Flair. Der Pharao ist tot und doch brauchen die Menschen keine Angst zu haben – er wird ihnen auch nach seinem Tod weiter Wärme und Licht spenden. Nach den einleitenden Worten geht es auch gleich richtig los – die Gitarren stehen eindeutig im Vordergrund, münden schließlich in ein Solo und bieten dennoch nur das Grundgerüst für wunderschöne Melodien, die sich durch das gesamte Album hindurch ziehen sollen.

’How To Die In Space’
Tut-Anch-Amun tritt die Reise in sein Reich an. Recht psychedelisch angehaucht kommt der zweite Song daher und dürfte somit die Untermalung für so mach persönliche Reise zu den Sternen (gewesen) sein.

’Embalmment’
Es gibt kaum Überlieferungen über ägyptische Balsamierungszeremonien. Wie sich DOWN BELOW, gestützt auf Aufzeichnungen aus dem Jahr 5 v. Chr., die Happenings vorstellen erzählen sie mit diesem Song. ‚Embalmment’ beginnt ruhig und Sänger Neo-Scope zeigt erstmals, dass er mit seiner Stimme auch die tiefen Töne meisterlich abdecken kann. Nach dem ruhigen Intro geht es dann wieder richtig rockig zur Sache bis der Song nach einem ausführlichen Gitarrensolo sein Ende findet.

’Biban El Moluk’
'Biban El Moluk' (deutsch: Tal der Toten) beschreibt die weltbekannte Nekropole, in der auch Tut-Anch-Amun seine letzte Ruhe fand. Auch in diesem Song sind wieder gesprochene Originalzitate aus dem Buch der Toten zu hören bevor wieder gerockt wird. Mystischer Backgroundgesang, finstere Growls im Mittelteil und zahlreiche Breaks – abwechslungsreicher kann ein Song kaum sein.

’The Man Who Robs Dead People’
Zum Inhalt sei nichts weiter gesagt – der Titel steht eigentlich für sich selbst. Musikalisch wird bester Stoff zum headbangen und mitspringen geboten. In vollen Clubs dürfte das der Live-Song schlechthin werden.

’The Seals Shall Be Broken’
Der langsamste Song des Albums erzählt von der Öffnung des Grabes Tut-Anch-Amuns. Im Intro telegrafiert Howard Carter voller Stolz seinem Geldgeber, Lord Carnarvon, von der Entdeckung des nahezu unberührten Grabes – es soll jedoch bis zur Ankunft Carnarvons verschlossen bleiben. Eine Fluchtheorie besagt, dass während der Öffnung des Grabes der Wellensittich Carters von einer Schlange gefressen worden sein soll. Eine Rache des Pharaos? Wer ‚The Seals’ bereits von der Demo-CD kennt, wird verwundert sein - von den Growls, die meines Erachtens, den Charakter des Songs maßgeblich mit prägten, ist nichts mehr zu hören. Nach dem dritten Hören konnte ich mich allerdings auch mit dieser, cleanen, Version anfreunden und somit kann ich guten Gewissens von einer richtig schönen Ballade schreiben.

’Up And Away’
’Up And Away’ ist der schnellste Song auf "Silent Wings:Eternity". Der Pharao fordert dazu auf ihm zu folgen. Die Flammen schlagen höher und mitten im Feuer fängt es an zu regnen. Perfekt umgesetzt – mehr gibt es dazu nicht zu sagen, das muss man fühlen.

’Vision:Gold’
Nachdem das Grab unter Anteilnahme der ganzen Welt geöffnet wurde, entbrennt ein wahrer Gold- und Mumienrausch. Es gehört zum guten Ton, regelmäßig eine Mumie zu entpacken, wogegen sich dieser Song "sozialkritisch" richtet.

’Return Back From Ignorance’
Dieser Track sollte eigentlich eine Coverversion werden. DOWN BELOW bearbeiteten das Original allerdings so lange, bis davon kaum noch etwas davon übrig blieb und schon war ein neuer Song geboren. Wer den ursprünglichen Song enttarnt hat darf mich gerne informieren – ich habe es jedenfalls bisher nicht rausfinden können.

’The Night Has Taken Over’
Lord Carnarvon stirbt an einer Blutvergiftung, währenddessen flackert in ganz Kairo das Licht – eine weitere Fluchtheorie ist geboren. Der Song bietet in sich weniger Abwechslung als die zuvor gehörten und wirkt auf den ersten Eindruck etwas eintönig. Anfänglich indie-rockig geprägt wird ’The Night Has Taken Over’ gegen Ende metallischer und ab dem Einsetzen der Growls, die verdächtig an CREMATORY (nur besser) erinnern, hat auch dieser Song mein Herz erobert.

’Uprising:Sundown’
Ebenfalls eher alternative-rockig geht es weiter. Im Mittelteil darf die Lead-Gitarre ordentlich zuschlagen, ansonsten ist der Song eher unspektakulär, gewinnt aber bei mehrmaligem Hören eindeutig noch dazu. Also, nicht gleich aufgeben.

’Twelve’
Wie heißt es so schön? Das Beste zum Schluss? Der nach eigenen Angaben kommerziellste Track beweist, dass es doch noch möglich ist eingängige Songs zu produzieren ohne sich dabei selbst zu verkaufen. ’Twelve’ präsentiert feinsten Gothic-Rock mit dunkler Stimme ohne dabei zu sehr in Richtung der noch erfolgreicheren Vorbilder abzudriften. An einigen Stellen haarscharf am dark-metallischen vorbeigeschrammt hat es der Song bis in die Rotation zumindest eines großen mitteldeutschen Radiosenders geschafft. Vollkommen zu Recht.

Insgesamt darf man mit "Silent Wings:Eternity" ein abwechslungsreiches und einfallsreiches Debütalbum von DOWN BELOW erwarten. Wer die Demo-CD bereits in den Händen hält, wird wissen wovon ich schreibe und darf sich auf noch viel mehr klasse Songs freuen. Allen anderen sei geraten auf jeden Fall reinzuhören. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich diese CD auch nach mehrmaligem Hören nicht "überhört".

DOWN BELOW – Silent Wings:Eternity
VÖ: Ende April 2004
Label: Rabazco

Tracklist:
He’s The Sun
How To Die In Space
Embalmment
Biban El Moluk
The Man Who Robs Dead People
The Seals Shall Be Broken
Up And Away
Vision:Gold
Return Back From Ignorance
The Night Has Taken Over
Uprising:Sundown
Twelve

Freya Diepenbrock
http://www.gothicparadise.de

Redakteur:
Gastautor

Login

Neu registrieren