DREAM THEATER - Hamburg
19.07.2025 | 12:3714.07.2025, Freilichtbühne im Stadtpark
Prog im Park!
Am 14.07.25 macht DREAM THEATER auf der Tour zu ihrem 40. Bandjubiläum in Hamburg Halt und spielt auf der Freilichtbühne im Stadtpark. Da die lauschige Stadtparkbühne für mich einfach immer noch die schönste Open Air Location der Stadt ist, DREAM THEATER zu meinen Alltime-Faves gehören und ich bereits vor zehn Jahren ein Wahnsinns-Konzert dieser Band in eben jener Location erleben durfte, gibt es für mich gleich mehrere Gründe, diesen Event mit reichlich Vorfreude zu erwarten.
Diese steigert sich dann noch nach einem Blick auf die Wetter-App, verspricht sie doch einen warmen Sommerabend bei Idealtemperaturen, was nach heftigen Regenfällen an den Tagen zuvor einen echten Glückstreffer darstellt.
Und das Glück bleibt mir treu, denn als ich relativ früh mit meinen Insgesamt 5 Begleiterinnen und Begleitern am Einlass stehe, spricht mich plötzlich eine junge Dame an und fragt, ob ich zufällig Kunde einer bekannten Hamburger Bank sei.
Als ich dies bejahe, führt man unsere gesamte Gruppe durch einen separaten Eingang, stattet uns mit goldenen Armbändern aus und gewährt uns Zugang zu einem V.I.P.-Tower, wo man uns empfängt und erklärt, dass wir das Konzert von oben schauen können, mit zentralem Blick über das Publikum und auf die Bühne, inklusive Freibierund essen aufs Haus den ganzen Abend lang.
Sogar eine eigene Zapfanlage ist dort oben installiert. Und da außer uns nur noch etwa 10 andere Personen in diesen Genuss kommen, haben wir dort oben reichlich Platz und sind unter uns. Nun ja, denke ich, dass wurde ja auch irgendwie mal Zeit! Die Weichen für einen tollen Abend sind also gestellt, wir bringen erstmal Leben auf den Turm und sorgen dafür, dass die Dame, die für das Bierzapfen und unser Wohlergehen zuständig ist, auch auf angemessene Betriebstemperatur kommt, die sie dann auch bis zum Ende halten kann. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!Das von Hecken gesäumte Gelände vor der Bühne füllt sich nach dem Einlass zunächst nur spärlich. Doch als das Konzert um 19.00 Uhr beginnt, sind dann doch, laut Angabe einer Hamburger Tageszeitung, etwa 2.800 Fans anwesend. Somit ist die Veranstaltung zwar bei weitem nicht ausverkauft, aber immerhin etwa zu zwei Dritteln gefüllt.
Vielleicht liegt es an der Festivalsaison, aber sicherlich auch an dem mit deutlich über 80 Euro mehr als stolzen Ticketpreis, der viele Fans von einem Besuch abhält. Die Zeiten sind halt schwierig und man muss sein Geld zusammenhalten. Diejenigen, die gekommen sind, werden es kaum bereut haben, soviel sei bereits verraten.DREAM THEATER entert zu einem orchestralen Intro die Bühne und wird begeistert empfangen. Besonders, als Mike Portnoy das Publikum begrüßt, merkt man, wie viele Fans doch froh sind, dass er wieder dabei ist. Irgendwie ist halt wieder zusammengewachsen, was zusammengehört. Die Band startet brachial mit 'Night Terror' vom aktuellen Album "Parasomnia" ins Set und die Menge ist begeistert.
Die Euphorie wird noch gesteigert, als dann direkt mit einem Dreierpack von "Metropolis Part II – Scenes From A Memory" nachlegt wird und die Band 'Strange Déjà-vu', 'Through My Words', sowie 'Fatal Tragedy' raushaut. Mike Portnoy hat nichts von seinem Punch verloren, Bass-Monster John Myung ist heute erstaunlich gut hörbar (könnte auch an meiner Position auf dem Tower liegen) und die Keyboard-Gitarren-Passagen von Jon Petrucci und Jordan Rudess machen sofort wieder süchtig.
Der Sound ist hervorragend, so dass man die Musik in dem ihr gebührendem Rahmen genießen kann. Videoleinwände hinter dem Schlagzeug untermalen die Songs mit kleinen Filmchen oder visuellen Effekten und DREAM THEATER proggt sich durch ein Highlight nach dem anderen.
'Panic Attack' schiebt ohne Ende und wie immer bei dieser Band bleibt die Kinnlade meistens nach unten geklappt. John Petrucci glänzt mit seinen Soli und seinem unverwechselbaren Ton, der mich mehr als einmal einfach sprachlos macht und ja, auch James LaBrie zeigt sich heute in guter Verfassung.
Nicht nur, dass er den Abend und die Location wirklich zu genießen scheint und dementsprechend gelöst wirkt, auch die Gesangsleistung ist nahezu tadellos. Lediglich beim Klassiker 'Take The Time', vom unverwüstlichen Album "Images and Words", welches dann eine etwa zwanzigminütige Pause einleitet, muss er ob der hohen Töne etwas improvisieren, was ihm aber wirklich passabel gelingt.Nach der kurzen Auszeit steigt DREAM THEATER mit den Krachern 'As I Am' und 'The Enemy Inside' in den zweiten Teil des Abends ein, der über 'The Dark Eternal Night' und der Wahnsinns-Ballade 'Peruvian Skies' in den für mich absoluten Höhepunkt des Abends gipfelt, als die Band das zwanzigminütige Epos 'The Count Of Tuscany' ins Rund feuert.
Da bleibt kein Auge trocken, keine Faust in der Tasche. Nun sind Prog-Fans zwar nicht für besonders eskalierendes Verhalten bekannt, doch die Begeisterung der Zuschauer ist trotzdem deutlich spürbar. Dies gilt erst recht, als DREAM THEATER den Abend nach insgesamt zwei Stunden und vierzig Minuten Nettospielzeit mit 'The Spirit Carries On' und dem Bandklassiker schlechthin, 'Pull Me Under' beschließt.
Ich hätte problemlos noch drei weitere Stunden geschafft, es war ein absolut mitreißendes Konzert einer Band in Topform. Angesichts der Tatsache, dass das Freibier quasi unerschöpflich ist, ist es vielleicht aber auch besser, wenn der Abend irgendwann vorbei ist. Wo soll das sonst enden?
Text: Florian Abbe
Fotocredit: Nico Abbe (Foto 1)
Fotocredit: Stephan Bergander (Fotos 2, 3 und 4)
- Redakteur:
- Florian Abbe