Balzac - Berlin

14.06.2004 | 03:15

13.06.2004, Wild At Heart

Wenn mit zwei Tagen Abstand im selben Club die laut Eigenwerbung "scariest band in the world" und die "japanese Horrorpunks" spielen, muss ein Vergleich erlaubt sein, doch der heutige Abend begann für den Autor zunächst einmal mit symbolisch herunter gelassenen Hosen.
Da mir das tropische Klima im Wild At Heart nur allzu gut bekannt ist, beschloss ich, mir statt der Vorband lieber das EM-Spiel anzusehen (merke: gegen ein Team wie Frankreich sollte man keinen Elfer verschießen) um diesmal nicht während des Hauptacts meinen Konzertbesuch wegen Erstickungsgefahr abbrechen zu müssen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Als ich gegen 23:20 das Wild At Heart betrat, waren BALZAC, die japanischen Horrorpunks, bereits voll im Gange. Nachdem mir auf Nachfrage versichert wurde, dass sie erst 20 Minuten spielen würden, begann ich mich langsam zu beruhigen, bin ich doch von Wild At Heart-Headlinern Spielzeiten von anderthalb Stunden und mehr gewohnt.
Kaum hatte ich mein Bier in der Hand und den hitzebedingten Beschlag von meinen Brillengläsern entfernt, jedoch der Schock: keine halbe Stunde nach meinem Eintreffen, also gut 45 Minuten nach Beginn ihres Sets, war nach nur einer Zugabe bereits Schluss.
Auch was dazwischen war, konnte leider nicht allzu sehr begeistern. Geboten wurde handwerklich perfekter Punk nach US-Vorbild, also mit extrem starkem RAMONES-Einschlag, der von den in Skelett-Overalls (merke: Horror-Punk!) gekleideten Asiaten routiniert dargebracht wurde. Auch vom Stageacting her gab es so weit nichts zu meckern, einzig, dass die Texte einen sehr eindeutigen Schwerpunkt auf "Ooooh-Ho-Hooo" und "Woo-Hooo-Hoooo" hatten, gab es nichts zu bemängeln. Nur leider ist all das nichts, was ich in der Punk-Rock-Hauptstadt Berlin nicht an so gut wie jedem Abend auf einem Solikonzert haben kann. Skelett-Pyjamas machen noch keinen Horror und davon abgesehen gab es nicht mehr als ein gutes, aber extrem kurzes Punk-Konzert nach herkömmlichem Muster.
Gerade auch mit dem wahrhaft gigantischen DEADBOLT-Gig am Freitag im Rücken eine Leistung, die mehr als nur zu wünschen übrig ließ, da half auch der Wild At Heart-typisch perfekte Sound nicht mehr weiter.

Redakteur:
Philipp von dem Knesebeck

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