YOUNG GUNS: Interview mit Gustav Wood

30.11.2010 | 18:50

Für die YOUNG GUNS geht ein mehr als erfolgreiches Jahr zu Ende. Ihr Debütalbum ist dieses Jahr erschienen, Touren durch das UK und Europa - vor allem Deutschland - standen auf dem Programm. Powermetal.de trifft sich bereits zum zweiten Mal mit Sänger Gustav Wood, um über das noch nicht ganz vergangene Jahr zu reden.

"2010 ging so schnell rum, ich kann es gar nicht glauben. Es ist dieses Jahr so viel passiert und wir haben so viele Städte gesehen und Leute getroffen", sagt Gustav Wood, Sänger der Londoner Rock-Band YOUNG GUNS, auf die Frage was passiert sei seit unserem Treffen im April, als die Band das ziemliche leere Kölner Underground beim aller ersten Deutschland-Konzert in seinen Bann zog als MADINA LAKE-Support. In der Tat ist viel passiert. Man tourte die erste Jahreshälfte fleißig durch das UK und kam dann mit MADINA LAKE im April für ein paar Gigs auf das Festland. Im Juli erschien mit "All Our Kings Are Dead"das Debütalbum der noch ziemlich jungen Band. Es folgten ein paar Festivals wie das belgische Pukkelpop oder Leeds und Reading in England, bei denen man seine energetischen Liveshows präsentierte. Sogar mit BON JOVI spielte man eine Show in London, was laut Gustav ein enormes Gefühl war, vor so vielen Leuten zu spielen. Nach einer Headliner-Tour ist man mit DANKO JONES in Europa unterwegs.

Die Shows liefen gut, sagt der Londoner. Er wirkt sogar ziemlich begeistert, weil DANKO JONES und YOUNG GUNS nicht unbedingt das gleiche Publikum haben. Doch auch am heutigen Abend lief die gerade absolvierte Show ziemlich gut. Gustav, der locker auf der Couch im Dressingroom in der Kölner Live Music Hall sitzt, freut sich darüber, dass die Leute mit der Zeit warm werden mit der Band. Bei jeder Show, die ich von den Jungs gesehen habe, kannten zu Beginn vielleicht ein paar Leute die Gruppe. Im Verlauf des Gigs zieht man allerdings immer mehr Leute auf seine Seite. Wood versucht, dies so zu erklären: "Ich denke, dass das europäische Publikum mehr Zeit braucht, mit etwas warm zu werden. Dafür mögen sie eine Band aber umso mehr. Gerade das mag ich an Europa sehr. Im UK ist das nicht so, dort ist alles etwas schnelllebiger." Grund, sich über die englischen Fans zu beschweren, hat man keinen. Immerhin chartete das Album auf Platz 42. "In den Mid-Week Charts waren wir sogar auf Platz Vier. Am Ende landeten wir allerdings auf Platz 42, was vollkommen okay ist. Nur schade, dass wir so knapp an den Top 40 vorbeigeschrammt sind. Aber wir sind eine junge Band, die gerade erst ihr Debüt veröffentlicht hat. Wir haben gar nicht so viel erwartet."

Erfolg verspührt man allerdings auch durch die lobenden Worte der Presse. Vergangenes Jahr wurden die YOUNG GUNS vom Kerrang! und Rocksound in den Jahrespolls zur besten neuen Band gewählt. Wie viel bedeutet dir so ein Award? "Ich bin niemand, der so etwas zu wichtig nimmt. Das Tolle an ihnen ist allerdings, dass sie von den Fans gewählt wurden. ich habe die beiden Magazine immer gelesen, als ich jünger war, und auch die Polls mitgemacht. Die Fans entscheiden, wer in die Endauswahl kommt und wir haben vergangenes Jahr gewonnen. Dieses Jahr waren wir auch bei der Kerrang! Award Show anwesend, waren aber für nichts nominiert. Also hatten wir einen entspannten und guten Abend, haha."

Viel schief läuft wirklich nicht für die YOUNG GUNS. "All Our Kings Are Dead" ist das vielleicht beste Debüt 2010. Dennoch macht es irgendwie den Eindruck, als sei es melodischer als das Material der "Mirrors"-Ep von 2009. "Das ist interessant. Ich finde eigentlich, dass die neuen Songs härter sind. Bei 'Beneath The Waves' ist der Instrumental-Part das vielleicht Härteste, was wir je geschrieben haben, oder 'D.O.A.'." Dennoch sind Songs wie 'Meters & Verse' oder 'Stiches' verhaltener, als man es nach der rockenden EP erwartet hätte. "Ja, das ist wahr. Nur wollten wir ein abwechslungsreiches Album schreiben und es als Ganzes sehen und nicht nur zwölf Singles aufnehmen, die man von uns erwartet." Für ihre neue Single 'Weight Of The World' haben sie allerdings etwas Kritik einstecken müssen, dabei ist es ein Fan-Favorit von der "Mirrors"-EP. Im Internet beschweren sich Kids, dass die alte Version wesentlich besser sei. Wie geht ihr damit um? "Es ist schade, denn wir sind Perfektionisten und haben die neue Version ein paar Mal aufgenommen, bis sie uns wirklich zufriedenstellte. Wir haben etwas mit den einzelnen Arrangements gespielt und auch ein paar Feinheiten an der Melodie verändert. Einfach den Song noch einmal aufnehmen, hätte uns nicht gereizt, und ich bin ziemlich stolz auf das Endergebnis." Mindestens genauso stolz wie auf das gesamte Album. "Ich finde, es ist ein gutes Album geworden. Wir haben das für uns bestmögliche Material geschrieben und aufgenommen. Natürlich gibt es im Nachhinein immer Dinge, die man ändern möchte, und das werden wir mit dem nächsten Album auch machen. Wie gesagt: Wir sind Perfektionisten und wollen ein möglichst gutes Ergebnis erzielen." Und genau dies hat die Band auch. Im heimischen UK kam die Platte in den großen Magazinen wie Rocksound, Kerrang! oder dem NME gut weg.

Bei all dem zunehmenden Erfolg könnte man davon ausgehen, dass die YOUNG GUNS viele Dinge lieber in die Hände von Vertrauten geben und nicht mehr die Zeit für Do-It-Yourself haben. Doch in Wirklichkeit ist dies anders. "Wir sind immernoch DIY. Immerhin sind wir auf unserem eigenen Label Live Forever, wir haben uns also selbst unter Vertrag genommen. Wir sind für das meiste selbst verantwortlich, haben aber einen Vertriebsdeal mit den Leuten von P.I.A.S., die die Platte vertreiben." Eben dieser DIY-Gedanke hat der Band auch einen Deal mit dem britischen Modelabel von BRING ME THE HORIZON-Sänger Oliver Sykes, Drop Dead, eingebracht. "Wir teilen unseren DIY-Gedanken. BRING ME THE HORIZON machen auch vieles selbst und sind eine ziemlich erfolgreiche Band geworden. Für Drop Dead gilt das gleiche. Oli kam auf uns zu und fragte einfach, ob er nicht was für das neue Album machen könnte. Irgendwie kamen sie auf die Idee, unser Artwork in den typischen Drop-Dead-Stil umzuwandeln. Das war auf, ich glaube, 250 CDs mit T-Shirt limitiert und konnte nur in deren Webstore bestellt werden", so Wood.

2010 ist noch nicht ganz zu Ende und dennoch ist bereits das nächste Jahr ziemlich gut durchgeplant. "Nach der Tour mit DANKO JONES gehen wir direkt im Anschluss auf Headliner-Tour durch das UK. Danach nehmen wir uns eine kleine Pause für die Feiertage und nehmen dann das neue Album auf, welches dann im späten Frühjahr oder Sommer erscheint. Nach den Aufnahmen sind wir im Februar wieder auf Tour durch Europa. Wir wollen diesmal sogar ein paar Headliner-Shows spielen wie zum Beispiel drüben im Underground, da waren wir ja schon ein paar Mal." Mit wem die Tour sein wird, will Gustav beim Interview nicht erzählen, allerdings ist es ziemlich klar, dass sie mit ALL TIME LOW kommen werden, worauf er nur grinst. Ein paar Tage nach dem Interview wurde genau dies bestätigt.

 

 

Die YOUNG GUNS arbeiten also weiter fleißig und versuchen nicht nur, eine bestimmte Szene anzusprechen. Das Publikum bei DANKO JONES ist ein komplett anderes als das, was sie im April bei MADINA LAKE oder STORY OF THE YEAR vorfanden, und wird bei ALL TIME LOW ein noch Jüngeres darstellen. Angst haben braucht man dennoch nicht. In Köln haben sie auch viele Leute auf ihre Seite ziehen können, die den Altersdurchschnitt ihrer Fans um einiges nach oben ziehen.

 

Redakteur:
Sebastian Berning

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