WUTHERING HEIGHTS: Interview mit Erik Ravn

01.01.1970 | 01:00

Bereits seit 1990 versucht Eric Ravn, Mastermind von den dänischen Prog / Neoclassical Metallern WUTHERING HEIGHTS die Füße auf den Metalboden zu bekommen. Doch viele Lineup-Wechsel und Labelprobleme führten dazu, dass er erst 1999 die erste richtige CD "Within" veröffentlichen konnte. 3 Jahre und einen weiteren Lineup-Wechsel später erschien nun das aktuelle Album "To Travel For Evermore".


Eric:
Hi Georg, wie geht's.

Georg:
Mir geht's gut, und selbst?

Eric:
Och, ich bin sehr beschäftigt, ich arbeite am nächsten Album.

Georg:
Und nebenher gibst du 20 Interviews am Tag?

Eric:
Nein, so viele sind es nicht gerade, aber es sind schon ne ganze Menge zusammen gekommen.

Georg:
Was mich als erstes interessieren würde, was bedeutet der Bandname WUTHERING HEIGHTS für dich?

Eric:
Das stammt von Emily Bronte, welche 1847 ein Buch schrieb, das so heißt. Es bedeutet so etwas wie stürmische Höhen. Einige Leute werden es auch von dem Kate Bush Song kennen. Ich denke der Name drückt etwas emotionales und doch düsteres aus. Ich denke er passt perfekt ohne zu viel über die Band zu verraten.

Georg:
Würdest du WUTHERING HEIGHTS als Allstar-Project bezeichnen?

Eric:
Ach wo. Natürlich ist es für die Promotion besser, wenn bekannte Musiker mitgewirkt haben. Aber die Vision von WUTHERING HEIGHTS ist es nicht, die Musik der Haupt- oder Ex-Bands der Mitwirkenden zu spielen. Aber die Musiker haben natürlich Qualitäten die es erleichtern so ein Album fertig zustellen.

Georg:
Würdest du mir zustimmen, wenn ich die These vertrete, dass euer Sänger Kristian "Krille" Andrén (ex- TAD MOROSE) bei den balladesken und rockigen Parts sehr gut wirkt, aber wenn es härter / metallischer wird nicht aggressiv genug singt?

Eric:
Das kann sein. Es ist sehr schwierig. Bei der Vorproduktion habe ich das alles selbst gesungen. Ich bin kein Sänger und es hat furchtbar geklungen, aber mein Stil ist schon etwas aggressiver. Kristian hat da schon eine ausgeprägtere Stimme. Ich denke er ist schon etwas aggressiver als viele andere Powermetal-Vocalisten, aber ein Sänger der ständig aggressiv singt kann genauso ermüdend wirken. Ich denke Krisitian hat eine recht variable Stimme. Russ Alan von SYMPHONY X zum Beispiel, ist ein fantastischer Sänger, aber er singt nur einen Stil, er kann mit seiner Stimme alles aggressiv machen. Kristian dagegen braucht die Aggressivität, die von der Musik kommt um aggressiv zu singen.

Georg:
Wenn du die Vorproduktion gemacht hast, stammen wohl auch die Songs aus deiner Feder?

Eric:
Ja, es ist hauptsächlich meine Musik. Es ist nicht so, dass ich ein Problem damit hätte, wenn die anderen mit Ideen ankommen, aber das passiert einfach nicht oft. Wenn es passt, wäre das ja kein Problem die Ideen aufzunehmen. Als wir die Band gegründet haben, kam keiner mit Ideen an, so habe ich das Songwriting begonnen und meinen eigenen Stil gefunden. So ist es für andere Musiker schwierig etwas passendes zu finden. Da sie aber auch in anderen Bands beschäftigt sind, kommen sie schon dort dazu, ihre Musik zu machen. Mehr oder weniger kommen sie halt ins Studio um das aufzunehmen. Es kommt ja nicht darauf an wie viel Ideen von dem Einzelnen auf dem Album enthalten sind. Wir sind uns da auch einig, dass WUTHERING HEIGHTS hauptsächlich meine Musik ist. Es funktioniert recht gut so, und jeder weiß was seine Aufgabe ist.

Georg:
In dem Info-Zettel eures Labels seid ihr als Neoclassical-Metal einsortiert, ich denke da hat man euren großen Prog-Anteil unter den Tisch fallen lassen.

Eric:
Ich denke einfach, wir sind eine Heavy Metal Band. Natürlich haben wir eine Menge progressiver Ideen in den Songs, aber es ist ja nicht so, dass wir wirklich progressiv im Sinne dieses Wortes sind. Ich versuch ja nichts anderes zu machen als Heavy Metal und den versuche ich so gut wie möglich zu machen. Das bedeutet für mich, dass man auch einiges versuchen muss und neue Ideen ausprobieren muss. Aber wie gesagt, ich würde uns nicht wirklich als progressiv bezeichnen. Heavy Metal kann sehr verschieden sein.

Georg:
Schon, progressiv meinte ich jetzt eher in dem Sinne, dass eure Melodien recht vertrackt sind, viele Rhythmuswechsel usw.

Eric:
Ja, das ist das, was man allgemein als progressiv bezeichnet. Und in dem Sinne sind wir das sicher auch. Aber für mich bedeutet progressiv, dass du Sachen ausprobierst, die vorher kein anderer gemacht hat. Und Rhythmuswechsel wurden schon sehr oft gemacht. Ich denke das kommt bei uns daher, dass ich zuerst die Texte schreibe und wir so keine einfachen Strukturen bekommen, weil das Versmaß anders ist. Ich denke das ist die Ursache.

Georg:
Hast du einen Lieblingssong auf dem Album?

Eric:
Ja, ich denke "Lost Realms" ist das Beste was ich bis jetzt geschrieben habe. Es ist so ein Song, bei dem du denkst, den hast du nicht selbst geschrieben, das kam irgendwo anders her.

Georg:
Der ist auch mein Lieblingssong.

Eric:
[lacht] Ja, der Song ist etwas strange. Er fängt wie eine Ballade an, ist aber keine. Er hat irgendwie ein Eigenleben.

Georg:
Tommy Hansen ist ja eher als Produzent von Bands im Stile von HELLOWEEN bekannt. Wie war die Arbeit mit ihm im Studio?

Eric:
Ich denke er war richtig großartig. Er hat viel Erfahrung. Er weiß nicht nur übers Mixen Bescheid, sondern kennt sich auch mit Instrumenten und Verstärkern aus. Ich bin kein Techniker. Ich hab den Sound in meinem Kopf, den ich mir wünsche und Tommy konnte da meine Vorstellungen perfekt umsetzen. Er hat einen großen Anteil daran, dass das Album so gut geworden ist. Zum Beispiel klingt meine Lead-Gitarre fantastisch, die hat er mit einem alten Fender-Verstärker von 1975 aufgenommen. Ich denke wir waren uns darüber einig, dass es ein Heavy Metal Album werden sollte und dass es nach Heavy Metal klingen sollte.

Georg:
Euch gibt es ja schon seit 1990, aber warum kam das erste Album dann erst 1999 heraus?
Eric:
Ich hab den Heavy Metal sehr spät entdeckt. Ich habe davor hauptsächlich 70er Rock gehört. Und nachdem ich den Heavy Metal entdeckt hatte, dauerte es natürlich einige Jahre bis wir so gut waren, etwas interessantes zu machen. Und natürlich hatten wir die üblichen Probleme mit Lineup-Welchseln und Label-Ärger.
Ich bin ja gerade in der Vorproduktion vom nächsten Album. Darauf werde ich auch Songs von unserem Demotape von 1992 verwenden. Die Qualität der Songs ist gar nicht so schlecht, denke ich.

Georg:
Was würdest du rückblickend über euer 99er Album "Within" sagen?

Eric:
Ich denke wir haben das Beste daraus gemacht, was möglich war. Wir haben es ja, wie du sicher gelesen hast, zweimal aufgenommen. Ich denke die 99er Version klingt wesentlich besser. Es ist ein gutes Album.

Georg:
Dänemark ist ja nicht gerade für Metal bekannt. Spielt ihr in Dänemark Konzerte?

Eric:
Nein, das lohnt sich für eine Band wie uns nicht. Einige der Musiker sind ja aus Schweden. Und der Aufwand zusammen zu kommen um zu proben und dann vor nur 50 oder 100 Leuten zu spielen wäre einfach zu groß. Das nächste Release wird ja nicht mehr lange auf sich warten lassen, wenn alles glatt läuft. Und dann hoffe ich, dass wir auf Tour gehen können. Das ist ja das wichtige für Musiker, du spielst sicher Musik um dich selbst zufrieden zu stellen, aber du willst auch das Live-Feeling mit deinen Fans. Und da gibt es schon einige die uns unbedingt einmal sehen wollen. Ich bekomme da ja auch einige E-Mails und so. Ich hoffe das klappt nach dem nächsten Album.

Georg:
Was hörst du sonst für Musik?

Eric:
Das hängt von meiner Gemütsverfassung ab. Ich glaube es ist leichter aufzuzählen was ich nicht mag. Ich höre nach wie vor gerne 70er Sachen wie STYX oder progressive Musik wie PINK FLOYD oder GENESIS und natürlich auch eine Menge Metal. Aber ich höre nicht so viel progressive Musik wie man annehmen würde, denn das ist ja die Musik die ich selbst mache. Ich höre da gerne auch mal was anderes wie RAINBOW. Und dann liebe ich noch Folk Musik und 70er Prog aus Dänemark. Dänemark ist heutzutage ein "Fucked-Up" Country was die Musik angeht, aber in den 70ern gab es richtig gute Sachen. Ich hab da sehr viele Einflüsse, ich höre auch klassische Musik, Pop-Musik . Es gibt sehr wenig was ich nicht mag wie R'n'B oder Techno.

Georg:
Okay, dann hätte ich noch eine Frage abseits der Musik. Wie denkst du über den bevorstehenden Krieg im Irak?

Eric:
Krieg ist nie eine Lösung. Aber als Musiker bin ich nicht scharf darauf über Politik zu reden. Ich diskutiere da gerne darüber als Privatperson. Aber ich würde es nicht wollen, dass Leute unsere Musik wegen meiner politischen Meinung nicht mögen würden. Meine Ansichten sind ja außerdem in den Lyrics, da kann man viel herausfinden. Aber ich denke George Bush ist derzeit der gefährlichste Mann auf der Welt. Ein führt einen großen Staat der einen kleinen niederkämpfen will. Krieg ist keine Lösung.

Georg:
Okay, willst du noch etwas an unsere Leser sagen?

Eric:
Okay, ich möchte euren Lesern nahe legen, die DVD von SPINAL TAB zu kaufen. Das ist ein Live--Mitschnitt, das beste was ich je gesehen habe.

Und abgesehen davon würde ich mich natürlich freuen, wenn ihr dem neuen WUTHERING HEIGHTS Album eine Chance geben würdet.

Es war nett mit dir zu sprechen. Good Bye.

Georg:
Okay, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg weiterhin.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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