UNANTASTBAR: Interview mit Schkal und Joggl

15.05.2024 | 13:43

Packt die Girlanden aus und schneidet den Kuchen an – die Jungs von UNANTASTBAR feiern ihr 20-jähriges Bestehen. Und das zelebrieren sie mit einer üppigen Live-Veröffentlichung. Doch wir waren noch neugieriger und fühlten Sänger Joggl und Drummer Schkal ob ihrer Highlights, weiteren Zielen und ihrer Anfangszeit ein wenig auf den Zahn.

Habt vielen Dank, dass wir hinsichtlich eures 20-jährigen Bestehens ein wenig plaudern können. Wie geht es euch denn? Wie ist die Stimmung bei UNANTASTBAR hinsichtlich der Festlichkeiten?

Schkal: Sehr gerne! Uns geht’s bestens, die Stimmung in Hinblick auf die anstehenden Festlichkeiten zu unserem 20-jährigen Jubiläum ist blendend. Wir haben eine coole Setliste mit den besten Songs unserer Bandhistorie zusammengestellt. Darunter sind auch einige, die noch nie live gespielt wurden, und – Achtung: Spoiler – akustische Highlights.

Joggl: Die Stimmung ist wirklich bestens. Wir freuen uns auf alles was kommt und ganz besonders auf die coolen anstehenden Konzerte, die wir dieses Jahr noch spielen werden.

Als ihr euch im September 2004 gegründet habt, mit welchen Zielen habt ihr das getan? Frei nach dem Motto "Mal gucken, was kommt", oder was waren eure Beweggründe? Und habt ihr euch damals erträumen lassen, dass ihr eines Tages euren 20. Bandgeburtstag feiern werdet?

Joggl: Wir wollten immer schon eigene Songs schreiben/spielen, das war von Anfang an klar. Irgendwann haben die Leute auf den Konzerten dann angefangen unsere Songs mitzusingen. Das war ein unglaublich geiles Gefühl - und das ist es heute immer noch. Anfangs hatten wir nicht viele Erwartungen oder Ziele, das Ganze ist einfach so passiert.

Schkal: Ziele sind in dem Zusammenhang wohl nicht der richtige Begriff. Wir waren alle so um die zwanzig und hatten ganz einfach Bock auf eine Band. Am Anfang konnte bis auf Heiss keiner sein Instrument ordentlich spielen, dementsprechend klein waren die Ansprüche an die Zukunft. Trotzdem wurde dann ziemlich schnell klar, dass wir nicht einfach nur andere Bands covern mochten, sondern eigene Songs schreiben, um ein eigenes Album aufzunehmen. Irgendwie hat sich das Ganze von Anfang an irgendwie magisch angefühlt. Dass wir es 20 Jahre zusammen aushalten - sogar in derselben Besetzung- daran hätte keiner von auch nur im Traum gedacht.

Ihr habt im Herbst 2022 euren Wechsel zu Napalm Records bekanntgegeben, nachdem ihr jahrelang bei Rookies & Kings war. Was hat sich seit eurem Labeldebüt "Wir leben laut!" seitdem ermöglicht? Welche Möglichkeiten habt ihr nun im Schoße von Napalm Records?

Schkal: Napalm Records ist nochmal eine ganze Schippe größer als Rookies & Kings, dementsprechend gut ist das Label auch aufgestellt. Die Zusammenarbeit macht echt Spaß. Am Ende liegt es aber wohl immer an einer Band selbst, wieviel Gas man gibt und ein Label kann lediglich unterstützend wirken und der Band nicht sämtliche Arbeit abnehmen.

Euer erstes Album erschien 2006 mit "Niemals wie Ihr!". Wie hat sich der UNANTASTBAR-Sound auf den Alben eurer Meinung nach gewandelt? Für mich ist er ein Stück weit fokussierter und erwachsener geworden - aber wie seht ihr die Entwicklung des Sounds seit eurem Debüt?

Schkal: "Niemals wie ihr!" wurde in einem kleinen Tonstudio in Ostdeutschland aufgenommen. Damals noch mit analogen Bandmaschinen und ohne jegliche digitale technische Hilfsmittel. Wir waren alle zusammen für zwei Wochen im Studio und sind danach mit den Songs auf CD gebrannt wieder heim nach Südtirol gefahren. Das war ein unglaublich geiles Gefühl. Tontechniker Hazy wusste genau, was er von uns verlangen konnte und das Album klingt auch genauso. Authentischer Oi! Punk, genau das, was wir damals cool fanden. Gewandelt hat sich der Sound dann bereits bei unserem zweiten Album "Rebellion", als wir zum ersten Mal mit Alex Lysjakow zusammengearbeitet haben. Aufnahmetechnisch damals ein Quantensprung. Durch digitale Aufnahmetechniken ergaben sich völlig neue Möglichkeiten, heutzutage kann jeder mit einem PC und einer Software bereits recht praktikabel an Songs arbeiten. Im Laufe der Jahre hat sich der Sound dann mit Sicherheit mehrmals etwas gewandelt. Bei unserem letzten Album "Wir leben laut" haben wir zum ersten Mal mit dem Produzenten Daniel Barbosa aus Göttingen zusammengearbeitet. Mit dem Sound und Ergebnis waren wir dann ebenfalls sehr zufrieden: Genau so soll UNANTASTBAR unserer Meinung nach aktuell klingen!

Ihr habt am 09. Mai in Frankfurt die Korken knallen lassen, um das Jubiläum ausgiebig zu feiern und zu zelebrieren. Auf was kann man sich neben Punk Rock, Energie und Leidenschaft bei den Jubiläumsshows einstellen? Was habt ihr für die Feierlichkeiten vorbereitet?

Schkal: Neben den oben aufgezählten Punkten, die meiner Meinung nach zu jeder Unantastbar-Show gehören, kann man sich auch noch auf ein paar ruhigere Songs freuen. Wir haben in den letzten 20 Jahren ein paar sehr geile Balladen geschrieben, diesen möchten wir zu unserem Leben auch etwas Raum geben. Dazu gibt es den einen oder anderen Special-Guest und coole Support-Bands. In Frankfurt waren die OCHMONEKS aus Düsseldorf mit am Start, die sympathische Band hat uns vor einigen Jahren auf Tour begleitet.

Und einen Tag später erschien "Wir leben laut - Live", ein passendes Live-Album zum Geburtstag. Wo und wann habt ihr die Songs mitgeschnitten und was war so besonders an den Live-Darbietungen, dass sie letztendlich ihren Platz auf der Scheibe gefunden haben?

Schkal: Die Songs wurden bei der "Wir leben laut"-Tour 2023 mitgeschnitten. Dabei ist es unserem Live-Tontechniker Kurt Oberhollenzer gelungen, die mega coole Stimmung und energiegeladene Live-Atmosphäre einzufangen. Gepresst wurde das Ganze dann auf eine Doppel-CD bzw. auf eine limitierte 3x LP. Das Ergebnis bereitet uns selbst eine fette Gänsehaut und wir sind total zufrieden mit dem Livealbum.

Zusätzlich zum Live-Album erscheint auch eine Dokumentation, die nicht nur Eindrücke der Shows eingefangen hat, sondern auch einen Einblick hinter die Kulissen gewährt. Wie kam die Idee zustande und wie steht ihr generell zu Band-Dokumentationen?

Schkal: Wir haben bei allen unseren Konzerten unseren Christian Kaiser zum Filmen dabei. Damit der auch ordentlich ausgelastet ist (hehe), kam die Idee mit der kleinen Doku. Dabei gibt’s Einblicke in den Touralltag und auch unsere langjährige UNANTASTBAR-Crew kommt mal etwas zu Wort. Ich denke solche Dokus gewähren einen Blick hinter die Kulissen und sind ein cooles Gimmick für all jene, die etwas mehr über eine Band erfahren möchten.

Die Doku zeigt euren wilden Touralltag. Wie würdet ihr denn einen Tag auf Tour mit UNANTASTBAR beschreiben? Worin liegen die Reize, was ist das Besondere?

Schkal: Der Touralltag ist meistens leider gar nicht so wild, hehe. Eher ziemlich durchgetaktet und meistens auch ziemlich anstrengend. Verbunden mit ziemlich viel Warterei. Der ganze Tag konzentriert sich auf den Abend, auf das Konzert.

Joggl: Es gibt da eigentlich keine fixe Struktur. Wir nutzen die gemeinsame Zeit, um Anfälliges zu besprechen und Sachen zu planen. Jeder bereitet sich auf seine Weise auf das anstehende Konzert vor.

Schkal: Für uns als Band ist es dabei sehr beruhigend, eine langjährige eingespielte Crew an unserer Seite zu wissen. Die Jungs haben uns echt schon oft den Arsch gerettet und machen einen tollen Job. Um den Touralltag etwas aufzulockern, machen wir ab und zu auch einen kleinen Abstecher in die Zentren der jeweiligen Städte, allzu viel Zeit bleibt dafür aber meistens nicht. Wild wird's dann eher nach den Shows. Unsere After-Show Partys sind berüchtigt. Allerdings sind wir mittlerweile recht diszipliniert. Wir haben irgendwann entschieden, dass wir es einfach nicht bringen können, nächtelang durchzufeiern und dann am Tag danach eine beschissene Show zu spielen. Dafür ist das Ganze mittlerweile einfach zu groß geworden. Die Heimfahrten können dann ab und zu umso wilder werden, besonders Joggl, ich und das eine oder andere Crewmitglied haben im Nightliner schon wilde Schlachten geschlagen, hehe.

Auch darf natürlich das Buch nicht vergessen werden - die Chronik als Rückblick der letzten 20 Jahre. Wie lange habt ihr denn daran gearbeitet und wenn ihr einmal zwei Dekaden UNANTASTBAR Revue passieren lasst. Was waren die absoluten Highlights - die euch auch heute noch Gänsehaut bereitet - und was die Lowlights, auf die ihr gut und gerne verzichtet hättet?

Schkal: Die Chronik zu 20 Jahren UNANTASTBAR beinhaltet neben einem Rückblick auf die letzten 20 Jahre auch massig Bildmaterial. Da ist in den letzten Jahren wirklich einiges zusammengekommen. Die Idee dafür entstand schon vor mehreren Jahren, irgendwann haben wir dann damit begonnen, die Jahre gemeinsam Revue passieren zu lassen und die Gespräche dazu aufzuzeichnen. Gemeinsam mit dem Berliner Autor Oliver Williams wurden diese Erinnerungen dann ausgearbeitet, verfeinert und verschriftlicht. Im Nachhinein ein sehr zeitintensives Projekt, welches man zu einem 20-jährigen Jubiläum aber sicher machen kann.
Einzelne Highlights herauszukristallisieren ist schwierig. Für mich waren es sicher immer wieder Touren und große Festivals, aber auch die intensiven Zeiten innerhalb der Band. Wir sind mittlerweile sowas wie eine Art Familie geworden, 20 Jahre halten nicht mal die meisten Ehen.

Welche Ziele habt ihr für die kommenden 20 Jahre? Welche Meilensteine wollt ihr mit UNANTASTBAR noch erreichen, was steht auf eurer Agenda?

Joggl: Ich wünsche mir, dass wir die Freude an der Musik nie verlieren, dass wir alle noch lange zusammen den Unantastbar-Spirit spüren und natürlich, dass wir alle gesund bleiben. Das ist für mich das Allerwichtigste.

Schkal: Rock in Rio wäre schon geil, haha! Nein Spaß, wir haben einfach immer noch verdammt viel Bock darauf, Musik zu machen, Konzerte zu spielen und ganz einfach mit UNANTASTBAR eine gute Zeit zu haben. Solange wir das Privileg genießen dürfen, vor tausenden von Menschen auf der Bühne zu stehen, werden wir das auch noch lange machen. Auf der Agenda steht ganz groß…

Der "Wir leben laut!"-Nachfolger, oder? Könnt ihr uns schon an dem Blick in die Glaskugel teilhaben lassen und uns sagen, was uns eventuell erwarten würde?

Schkal: Dafür ist es noch zu früh. Wir können aber verraten, dass wir wieder mehrmals bei Daniel Barbosa in Göttingen waren und an neuen Songs gearbeitet haben. Mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden, wir glauben da wächst mal wieder was richtig Geiles…

Auf die nächsten 20! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft und erhebe mein Glas auf euch. Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Schkal: Alle die mit uns unser Jubiläum feiern möchten, haben dazu die Möglichkeit, das im Rahmen der "20 Jahre laut"-Shows in Stuttgart, Frankfurt, München und Oberhausen zu machen. Dazu spielen wir zu Pfingsten unser Bandeigenes "Wir leben laut"-Festival in Loburg zwischen Magdeburg und Berlin. Als Headliner haben wir dafür heuer die GUANO APES gebucht und uns somit einen kleinen Jugendtraum erfüllt. Bleibt uns und euch selber treu, auf die nächsten 20 Jahre! Servus und Danke für das Interview!

Hier bin ich (WIR LEBEN LAUT - LIVE)



https://www.youtube.com/watch?v=aOHpYnLFsg0

Redakteur:
Marcel Rapp

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