TRIBES OF CAIN: Interview mit Chrigi Sennhauser

21.01.2005 | 14:18

Wer schon mal in den zweiten "Schwermetall.ch"-Sampler reingehört hat, wird an dem Opener und Titelstück ihrer aktuellen CD, 'Supra Absurdum' von TRIBES OF CAIN, nichts auszusetzen haben. Auf dem selben Niveau, nur wesentlich abwechslungsreicher und mit leichten Mittelaltereinflüssen versehen, ist das komplette Album ein Garant für Black-Metal-Gourmets. Wer IMMORTALs "Sons Of Northern Darkness" zu seinen Lieblingsalben zählt, wird auf Anhieb mit der CD warm. Gitarrist, Produzent und Hauptsongwriter Chrigi Sennhauser stand mir Rede und Antwort, wobei ich immer noch nicht verstehen kann, weshalb er sich so vehement gegen die IMMORTAL-Vergleiche wehrt. Musiker halt...

Tolga:
Was bedeutet euer Albumtitel "Supra Absurdum" und worauf genau bezieht ihr euch damit?

Chrigi:
Black/Death Metal kann wohl nicht als "normale" gesellschaftsfähige Musik bezeichnet werden. Auch unsere Texte sind nicht wirklich trivial. Auf den ersten Blick könnte man als normalsterblicher Außenstehender das Ganze als "absurd" ansehen. Da wir ständig versuchen, unsere Kompositionen weiter zu entwickeln, uns zu verbessern, und wir mit den aufgenommenen Titeln sehr zufrieden sind, setzt sich "Supra Absurdum" eben mit "supra" - den Erwartungen - auseinander.

Tolga:
Bei der Promo-CD war das Cover zu dunkel. Absicht oder ist da was schief gelaufen?

Chrigi:
Die Booklets aller CDs sind genau gleich hell bzw. dunkel. Tatsächlich ist das Cover eine Nuance düsterer ausgefallen als im Entwurf vorgesehen, aber der Gesamteindruck war durchaus so geplant.

Tolga:
Der Bass wurde von Richard Pechota vom RUSCONI TRIO, was sich eher anhört wie eine Zirkustruppe, eingespielt. Wie kam es dazu, dass ihr euch gerade für ihn entschieden habt und welchen Sounds frönt er in seiner Hauptband?

Chrigi:
Richi hat die Musikhochschule auf dem Kontrabass abgeschlossen. Jetzt ist er Musiklehrer für die elektrische Bassgitarre und bei mehreren Jazzcombos engagiert. Seine ehemalige Hauptband war das RUSCONI TRIO. Er wohnt im selben Ort wie Reto, dadurch kennen sich die beiden schon lange. Richi hört aber auch seit jeher Metal, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich zwischen ihm und TRIBES OF CAIN eine Zusammenarbeit ergab.

Tolga:
Mir gefallen vor allem die Stücke, in denen ihr nicht so viele Blastbeats verwendet, wie 'Decorated With Flowers', 'Step Forth' und 'Soliloquy'. Sind es auch die Songs die euch am besten gefallen oder habt ihr andere Favoriten auf der CD?

Chrigi:
Was uns persönlich außergewöhnlich an "Supra Absurdum" gefällt, ist, dass wir während der ganzen Daseinsphase weder einen favorisierten Song hatten, noch einen, den wir nicht so toll fanden. Wir sind aber sehr froh, dass gerade die oben erwähnten Stücke auch sehr gut ankommen, da vor allem 'Decorated With Flowers' und 'Step Forth' ziemlich lang sind und einen nicht wirklich eingängigen Aufbau besitzen. Als Anmerkung: Der Blastbeat ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Musik und wird auch in Zukunft in jedem unserer Lieder angemessen zum Einsatz kommen.

Tolga:
Wieso habt ihr die Demoaufnahme von 'A Perilous Path' als "Hidden Track" auf die CD gepackt? Wolltet ihr damit demonstrieren, inwiefern ihr euch weiterentwickelt habt?

Chrigi:
Der Hidden-Track 'A Perilous Path' ist keine Demoaufnahme, sondern nur eine zweite Version, in einem "richtigen" Studio aufgenommen. Beim Mischen und Mastern dieses Songs haben wir bewusst keinen Einfluss genommen, so dass er eben etwas anders klingt und das auch soll.

Tolga:
Worum geht es genau in 'Tears Of Caïn'? Die klassische "Kain und Abel"-Geschichte oder hat der Song einen anderen Hintergrund?

Chrigi:
'Tears Of Caïn' ist ein Tribut an unsere Freunde von TASTE OF TEARS aus dem bergigen, und mit wunderschönen Wäldern bedeckten, Bündnerland.

Tolga:
Die Resonanzen auf euer Album, zumindest im Internet, sind gut bis euphorisch. Habt ihr damit gerechnet, dass euer Album so abgefeiert wird?

Chrigi:
Natürlich freuen wir uns über jedes lobende Review, aber wir sind realistisch genug um zu wissen, dass die Qualität einer Scheibe im Normalfall mehr durch den Quotienten verkauft/produziert bestimmt wird. Positive Kritik hilft ohne Zweifel, die Leute auf eine CD aufmerksam zu machen. Ob sie dann gekauft wird, liegt im Ermessen jedes Einzelnen und nicht in der Höhe der Bewertungsnote.

Tolga:
Vom Stil her geht euer Sound in Richtung IMMORTAL, wobei ihr trotz allem sehr eigenständig klingt. Seht ihr das genauso und welche Bands haben euch noch beeinflusst?

Chrigi:
Wir haben überhaupt nicht das Gefühl, dass wir nach IMMORTAL klingen. Im Allgemeinen streben wir solche Vergleiche auch nicht an (dafür ist ja auch der Journalist da ;-) - d. Verf.), denn unsere Musik hat nicht das Ziel, der Band soundso zu ähneln. Natürlich werden wir von diversen Bands beeinflusst, die wir aber nicht nennen wollen, um keinen Anspruch zu erheben, dem wir dann nicht gerecht werden können. Überhaupt sind wir der Diskussion überdrüssig, welchen Stil wir denn nun spielen, an wem wir uns orientieren und wie berühmt wie welche Band wir einmal werden wollen. Dies gibt einem nie die Chance etwas zu produzieren, das auf eigenen Beinen steht und nicht sofort von einer anderen Band abhängig gemacht wird. Wir versuchen nicht, dass man in unserer Musik IMMORTAL oder sonst wen hört, sondern einfach TRIBES OF CAIN.

Tolga:
Wie schaut's aus mit Touren oder Festivals im nächsten Jahr?

Chrigi:
Eine Tour steht sicher ganz oben auf unserer Wunsch- bzw. To-Do-Liste, doch leider hat unsere Begleitband einen personellen Engpass. Sobald wir einsatzbereit sind, werden wir uns an die Planung machen. Da die meisten Festivals im Sommer bis Herbst stattfinden, und Reto, der zur Zeit an der Uni in Stockholm verweilt, erst im Juli wieder zu uns stoßen wird, sieht es dieses Jahr auch mit Festivals noch schlecht aus. Wir sind aber bestrebt, ab Herbst dieses Jahres wieder auf der Bühne präsent zu sein.

Tolga:
Gibt es irgendwas, das ihr euren Fans noch mitteilen möchtet, außer dass sie eure CD kaufen, die Webseite und eines eurer Konzerte besuchen sollen?

Chrigi:
Vielen Dank für euer Interesse. Und für alle, die uns (noch) nicht so gut kennen: Read and comprehend...

Bis zum Herbst sollte Zeit genug sein um mit der CD "warm" zu werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich auch erst mal den "Schwermetall.ch"-Sampler zulegen. Neben TRIBES OF CAIN sind mindestens ein Dutzend weitere Bands vertreten, die mehr als nur Aufmerksamkeit verdienen.

Redakteur:
Tolga Karabagli

Login

Neu registrieren