THORNBRIDGE: Interview mit Jörg "Mo" Naneder

21.03.2024 | 00:12

Mo, der Kopf von THORNBRIDGE, spricht über das neue Konzept-Album und verrät drüber hinaus einge interessante Dinge über die Vergangenheit und die Zukunft der Band.

Hallo Mo, erstmal Gratulation zur neuen Platte "Daydream Illusion"!
Was war los bei euch in den vergangenen Jahren? Es ist ja einige Zeit seit "Theatrical Masterpiece" vergangen.

Wir waren eigentlich allerbester Dinge, das zweite Album kam gut an, die Tour mit RHAPSODY OF FIRE Anfang 2020 lief super – und dann kam Corona und erstmal war dadurch die Luft raus. Vor der Tour war schon unser Schlagzeuger ausgestiegen. Wir haben jemand Neuen gesucht, wir hatten zuerst einen Drummer aus dem Sauerland, haben aber gemerkt, dass gemeinsame Proben und das Zusammenwachsen als Band auf die Entfernung schwierig sind, so dass wir hier in der Gegend einen Schlagzeuger gesucht und letztendlich auch gefunden haben.
Und dann hat uns noch unser Bassist verlassen, der uns aber weiter z.B. bei Band unserer Onlinepräsenz sowie hier und da als Merchandiser unterstützen wird. Und wir wollten das Album auch erst rausbringen, wenn wir als Band wieder komplett sind, auch wenn die neuen Leute an den Aufnahmen zum Album noch nicht beteiligt waren. Dazu kamen noch Verzögerungen, weil Seeb Leevermann, der die Scheibe produziert hat, mit ORDEN OGAN und dann auch noch mit ANGUS MC SIX viel zu tun hatte. Und so ist es halt März 2024 geworden.

Euer neuer Bassist ist ja der in der Szene nicht unbekannte Tommy Göttlich. Wie seid ihr an ihn gekommen?
Wir haten ja auf Facebook einen Aufruf, dass wir einen neuen Bassisten suchen. Ein gemeinsamer Bekannter hat Tommy darunter verlinkt, der aus unserer Gegend kommt und unsere Musik ziemlich gut findet, so dass er sich gesagt hat: "dafür nehme ich mir Zeit" und so ist Tommy nun unser neuer Bassist.

Ihr seid also eine Band, die sich regelmäßig im Proberaum trifft?

Ja, auf jeden Fall alle zwei Wochen, und wenn Aktivitäten anstehen, auch öfter. Man lernt sich halt am besten kennen, wenn man zusammen in einem Raum ist und miteinander interagiert, als wenn man nur miteinander telefoniert.

Wie ist THORNBRIDGE entstanden?
Ich habe die Band mit Freunden gegründet, durch die ich den Powermetal überhaupt erst kennengelernt habe und habe mir gedacht "DAS will ich auch machen!". Einer der Jungs hat bereits Bass gespielt, der andere sich als talentierter Schlagzeuger entpuppt. So hat das angefangen, noch unter dem Namen NIGHTSHADE... dann gab es eine Pause, wo ich nicht hier gewohnt habe, aber als ich wieder hierhergezogen bin, habe wir die Band wieder aufleben lassen. Da ist auch der Pat (Gitarre) dazu gekommen. Irgendwann kam es dann zur Trennung von unserem Bassisten, und da der Name NIGHTSHADE von ihm stammte, haben wir uns einen neuen Namen gesucht.

So wurdet ihr zu THORNBRIDGE. Woher kommt der Name?

Ich habe mir diverse Namen auf einer Autofahrt überlegt und THORNBRIDGE bliebt hängen. Zu Hause habe ich gegoogelt, und den Namen hat nur ein Dorf und eine Brauerei. Und er passte auch zu den damals noch eher Fantasy-orientieren Texten, man kann sich da herrlich bildlich was drunter vorstellen.

Und eine Brauerei passt auch immer zum Metal!
Das stimmt (schmunzelt).

Daydream Illusion

https://www.youtube.com/watch?v=HLDYJ0jbN48

Lass uns über das neue Album sprechen. Inhaltlich geht es um ein Kind, das im viktorianischen Zeitalter in einer Nervenheilanstalt sitzt und sich durch Tagträume zu retten versucht, wenn ich das richtig verstanden habe?
Fast. Das Kind kommt aufgrund seiner Tagträume in die Heilanstalt, wo man versucht, ihn u.a. durch Operationen zu behandeln, was dazu führt, dass die Erinnerungen des Jungen in seiner Fantasiewelt anfangen, zu zerbröckeln, dass Charaktere einfach verschwinden. Er schafft es aber, seine Erinnerung und Geschichten in einem Buch aufzuschreiben. Die Texte wechseln zwischen der echten Welt in der Nervenheilanstalt und der Fantasiewelt des Jungen hin und her.
In den Texten ist das Ende nicht zu finden, aber im Booklet der CD kann man am Ende sehen, dass jemand nach dem Tod des Jungen – er schafft es also nicht, die Behandlungen in der Anstalt zu überleben - das Buch findet und die Geschichten wieder in die reale Welt herausträgt.

Noch ein Argument, sich die CD zu kaufen...
Ja, genau!

Wofür steht das Karussell, das sich auf dem Cover und auch in mehreren Songtexten findet?
Das Karussell ist das Eintrittstor in die Welt des Jungen. Wenn man diese betreten möchte, muss man sich auf das Karussell begeben und ein paar Runden drehen, um in seine Welt zu gelangen.

Die Cover der digitalen Singles sind ja eher düster, im Gegensatz um recht bunten Albumcover. War das beabsichtigt?
I Am The Storm (Single)Mh, nicht wirklich. Die Single-Cover habe ich selbst gestaltet, mit einem Mix aus eigenen Ideen und was mir die KI ausgeworfen hat. Das Album-Cover hat unser Stammkünstler, Juanjo Castellano Rosado, der auch die Cover der ersten beiden Alben gemacht hat, nach meinen Ideen und Vorgaben, wie ich finde, sehr gut umgesetzt.

"Daydream Illusion" ist euer zweites Konzeptalbum. Entstehen diese bewusst, dh. steht erst die Storyline und dann wir dazu passen die Musik komponiert?
Nein, ich schreibe immer erst die komplette Musik und anschließend die Texte. Dass es wieder ein Konzeptalbum wird, hat sich dann einfach entwickelt, da die lyrische Idee für das, was nun der Inhalt von "Daydream Illusion" geworden ist, zu lang für einen Song war, habe ich mir halt gedacht, machen wir halt ein ganzes Album draus.

Auf dem Album klingt dein Gesang verändert, etwas glatter, weniger rau. Ist das eine bewusste Entscheidung oder wie kam es dazu, gab es zB. gesundheitliche Gründe?
Sowohl als auch. Zum einen gab es früher, wo der Gesang ja auch mal rauer war, viele Leute, die meinten: "Mo, wenn Du so kratzig singst, klingst Du wie ein Elch. Sing doch immer richtig!" (lacht) Dazu kam halt, dass wir während Corona und auch danach nicht viel gemacht haben und ich auch kaum gesungen habe, und das hat sich dann bemerkbar gemacht, so dass ich zumindest für den Moment meinen Gesang etwas umstellen musste. Ich bin mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden. Mal schauen, ob es in Zukunft auch mal wieder "kratziger wird", abwarten...

Was sagst du zu dem Vergleich mit ORDEN OGAN, der in fast jedem Review zu euren Alben auftaucht? Ist es nur die ähnliche Stimme und die Produktion von Seeb, die man doch ziemlich deutlich heraushört?
Zum einen sind wir auch auf den Chören von diversen ORDEN OGAN Alben zu hören und zum anderen sind die Chöre für unsere Alben auf die gleiche Art und Weise entstanden, mit den gleichen Leuten. Und da die Leute auch wissen, dass wir beim Seeb im Greenman-Studio sind, drängen sich diese Vergleiche natürlich auf.
Musikalisch kann es sicher sein, dass ich - als Hauptsongwriter von THORNBRIDGE – von dem beeinflusst bin, was ich privat so höre, ich bin ja auch Fan. Aber ich höre da viel mehr RUNNING WILD, diese typischen Triolenrythmen. Und auch andere Bands, die uns ganz massiv beeinflusst haben, wie z.B. GAMMA RAY. Aber ja, sicher kann es auch sein, dass ORDEN OGAN hier und da Spuren hinterlassen hat.

I Am The Storm

https://www.youtube.com/watch?v=YIoE5cr-4Ok

Ich finde, Seebs Produktion hört man immer recht deutlich, auch bei anderen Bands. Und ich möchte euch auf gar keinen Fall unterstellen, eine ORDEN OGAN-Kopie zu sein!

Das habe ich auch so nicht aufgefasst, Und ja, das mit der Produktion stimmt schon. Wobei...ob wir so anders klingen würden, wenn wir einen anderen Producer hätte oder die Leute dann sagen würden, jetzt klingen sie wie...  wer weiß.

Was steht als nächstes bei euch an? Ist eventuell schon eine Tour in Aussicht?
Nein, leider keine Tour im Moment. Wir waren einige Zeit weg, erstmal werden wir versuchen, einzelne Auftritte an Land zu ziehen und schauen, ob wir auf dem einen oder anderen Festival spielen können. Noch ist aber nichts spruchreif. Und sonst werden  wir uns  an das Songwriting für das nächste Album machen und dann weiter schauen.

Habt ihr mit dem nächsten Album schon angefangen?
Nein, noch nicht, aber es soll auf keinen Fall wieder vier oder fünf Jahre bis zum nächsten Album dauern!

Dann bleibt mir nur noch, Dir und THORNBRIDGE viel Erfolg für die Zukunft zu wünschen und mich ganz herzlich bei für dieses nette Gespräch und Deine Geduld mit mir und meiner streikenden Technik zu bedanken!

Fotocredit: Sarah Goettlich

Redakteur:
Maik Englich

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