THE FRIGHT: Sänger Lon Fright im Interview

27.12.2015 | 11:42

Horror Punk ist tot, lang lebe Horror Punk! So oder so ähnlich könnte das Motto der Thüringer THE FRIGHT lauten, die bereits seit 2002 dieser Musikrichtung frönen. In dieser Zeit hat die Band inzwischen vier Longplayer veröffentlicht und sich auf deutschen und europäischen Bühnen eine Namen gemacht. Die aktuelle Scheibe "Rising Beyond" wurde dabei mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne realisiert und steht nun seit wenigen Wochen als CD-Version in den Regalen. Anlässlich der Veröffentlichung haben wir uns Sänger Lon geschnappt und ihn zum Album, dem Umgang mit der Presse und vor allem dem aktuelle Status quo des Genres Horror Punk befragt.

 

Hallo Lon, es freut mich, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Wie ist denn der Release der CD-Version von "Rising Beyond" bisher gelaufen? Die Platte ist jetzt ja bereits seit einiger Zeit erhältlich.

Hey Tobias, freut mich auch sehr! Joa, ich denke, dass alles sehr gut läuft. Was wir letztendlich für Verkaufszahlen haben, das wird sich noch herausstellen. Das Album ist ziemlich viral und wurde beispielsweise am ersten Tag auf einer russischen Sharing-Seite heruntergeladen, wie ich gesehen habe. Freut mich natürlich, aber es hätte mich natürlich mehr gefreut, wenn es reguläre Downloads gewesen wären, für die wir Royalties bekommen würden.

Ursprünglich war das Album seit letztem Jahr bereits als Download und auf Vinyl erhältlich, nachdem ihr die Produktion mittels Crowdfunding finanziert habt. Wie waren eure Erfahrungen mit dieser Herangehensweise, die ja in letzter Zeit immer populärer wird?

Man braucht eine Menge Planung, Zeit und Nerven. Engagement ist dabei alles und natürlich eine nüchterne Einschätzung, welche Summe man insgesamt erreichen kann. Es hat in unserem Fall geklappt und das Zusammenspiel mit den Unterstützern war großartig, aber es zehrt schon echt an den Kräften.

Nach dem Crowdfunding habt ihr das Album zuerst in Eigenregie veröffentlicht, nun erscheint die CD-Version wieder mit einem Label (7Hard) im Rücken. Warum habt ihr euch doch wieder für ein Label entschieden? Die Zusammenarbeit mit der letzten Plattenfirma kam ja doch zu einem unerwarteten Ende, als das Label aufgeben musste.

Das war von Anfang an so geplant. Wir wollten uns die Option mit einem Label offen halten. Ziemlich selbstbewusste Herangehensweise, aber wir waren und sind völlig überzeugt von dem Album und waren uns sicher, dass da jemand anbeißen wird. Dadurch haben wir jetzt natürlich sehr gute Vertriebswege und bessere Ressourcen. Umgekehrt: Hätten wir nichts gefunden, dann hätten wir das auch selbst in die Hand genommen mit dem CD-Release. Geht nicht, gibt's bei uns nicht.

Nun aber genug von der Veröffentlichungspolitk, lass uns über die Musik sprechen. Ihr selbst bezeichnet eure Musik als "Horrock'n'Roll", was ich für extrem passend halte. Wie kam diese Entwicklung in Richtung Rock zustande? Zu Beginn eurer Karriere habt ihr euch ja noch deutlich mehr im klassischen Horror Punk bewegt.

Ich glaube, wir haben gelernt unsere Instrumente zu bedienen und sind auch als Hörer vielfältiger geworden. Es ist klar, dass dann auch neue Einflüsse mit hinzukommen. Ein weiterer Faktor war natürlich auch, dass aus einer Drei-Mann-Band ein Quintett wurde. Da hat man dann eine gute Stange mehr an Möglichkeiten. Generell haben wir aber auch keinen Bock, ein Nischendasein zu führen. Es ist doch genug Fright für alle da! (lacht)

Neben einem Einfluss aus dem klassischen Hard Rock bzw. Glam Metal hört man auf "Rising Beyond" auch eine Schlagseite in Richtung Gothic heraus. Wer von euch bringt denn diesen Einfluss ins Songwriting ein?

Würdest du die anderen fragen, dann würden sie dir sofort sagen, dass ich der "Gothboy" in der Band bin. Für mich können Lieder nicht dunkel genug sein und ich liebe Bands wie TIAMAT, SISTERS OF MERCY, THE MISSION, PARADISE LOST oder BAUHAUS. Diese Liste könnte ich ewig so weiterführen. Solange die Songs dunkel, tief und catchy sind, sehe ich meine Aufgabe als gelöst an.

Horror Punk erlebt gerade in den letzten Jahren ein kleines Revival, wie auch die "Hellnights Tour" alljährlich beweist, bei der ihr auch bereits dabei wart. THE FRIGHT wurde aber schon lange vor diesem Revival gegründet. Was begeistert euch so an der Horror-Thematik und wie kam es dazu, dass ihr euch diesem Genre verschrieben habt?

Findest du, dass Horror Punk ein Revival erlebt? Ich nicht wirklich. Horror Punk ist schon lange tot.  Das Genre erlebte gerade in Europa seine Blütezeit mit dem Erscheinen der "This Is Horrorpunk"-Sampler und dem rasanten Aufstieg von Fiendforce Records. Damals konntest du aber auch davon ausgehen, dass ein Release über das besagte Label immer geil war. Viele der guten Bands haben sich inzwischen aber aufgelöst oder sind in der Versenkung verschwunden, und damit dann auch das Label und die Szene. Man muss auch ganz ehrlich sagen, dass es zurzeit viel zu viel Schrott innerhalb des Genres gibt. Die Ausrichtung auf die Horror-Thematik war ganz klar von den MISFITS und später dann auch von SAMHAIN beeinflusst, die ja eher den subtilen, diabolischen und realen Horror besangen. Generell bin ich aber auch ein großer Horror-Liebhaber und genieße es, persönliche Dinge meines Lebens in Grabesmetaphern zu verpacken

Bisher ist das Echo aus der Presse zu "Rising Beyond" größtenteils sehr positiv. Mir ist aber aufgefallen, dass ihr zuletzt eine besonders negative Rezension sogar auf eurer Facebook-Seite gepostet habt. Ich finde das eine sehr erfrischende und vor allem mutige Art, mit Kritik umzugehen. Gehen euch schlechte Rezensionen trotzdem nahe, oder seht ihr das Ganze eher als Promotion-Tool?

Ich sag es mal mit Clint Eastwoods Worten: "Meinungen sind wie Ärsche, jeder hat einen". Die besagte Review ging mir aber extrem auf die Nerven, weil zum einen unsere Fans beleidigt wurden und zum anderen war es einfach eine völlig unreflektierte Rezension von einem Redakteur, der die Stilrichtung einfach scheiße fand. Das konnte ich natürlich nicht einfach so hinnehmen und habe sofort Kontakt aufgenommen. Nach einem heftigen Schlagabtausch und durch das Fehlen von Argumenten seinerseits, gestand er dann aber ein, einen Fehler gemacht zu haben. Das fand ich echt mutig von ihm. Presse bleibt aber Presse und ist immer gut, solange sie wirklich gut oder extrem schlecht ist. Für solide und halbwarme Dinge interessiert sich doch niemand.

Ihr seid inzwischen bereits seit 13 Jahren dabei, gerade 2013 war für euch allerdings kein gutes Jahr. Der Labelwechsel, euer Schlagzeuger Seares hat die Band verlassen und ihr habt euren Proberaum verloren. Wie motiviert man sich angesichts solcher Rückschläge dazu, trotzdem weiterzumachen? Oder stand damals vielleicht sogar das Ende der Band zur Diskussion?

Die Band ist das, was uns antreibt. Irgendwie sind wir immer noch die naiven Kids von damals, die an ihren Traum glauben, deswegen stand auch nie das Ende der Band zur Debatte. Wir bewahren uns das innere Kind, ich glaube, das ist das Geheimnis dieses tiefen Zusammenhalts.

Bevor wir zum Ende kommen, wie sieht es mit der näheren Zukunft von THE FRIGHT aus? Steht demnächst auch eine Tour hierzulande an?

Ich fresse einen Besen, wenn keine Tour ansteht. Es gibt mehrere Gespräche, deren Ergebnisse aber noch nicht spruchreif sind. Im April geht es aber erst einmal auf Tour in England und wer uns um Pfingsten herum sehen möchte, der sollte sich ein Ticket für das Wave Gotik Treffen in Leipzig besorgen, bei dem wir auftreten werden.

Dann möchte ich mich abschließend noch einmal für deine Zeit bedanken. Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Glück mit der neuen Platte und die letzten Worte des Interviews gehören natürlich dir.


Rettet die Wahle, esst mehr Delfine!

Redakteur:
Tobias Dahs

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