THE FLYING EYES: Interview mit Elias Schutzman

01.09.2013 | 12:05

Gerade ist das dritte Album "Lowlands" der Blues-Psychedelic-Rock-Helden THE FLYING EYES beim Berliner Label Noisolution erschienen. Der Vierer tourt gerade durch ganz Europa. Nachdem das Album für sehr gut befunden wurde und der Tourauftakt in Leipzig am 01.08.2013 großartig verlaufen ist, müssen wir Drummer Elias Schutzman unsere Fragen stellen. Über die Bedeutung Fliegender Augen und des Blues, wie mann auf Tour mit neuen Songideen umgeht und warum Whistleblower Helden sind.

Hallo Elias, wie geht's Dir heute?

Es ist düster heute, aber ich fühle mich gut.

Schön, wenn es Dir hilft: Eure Alben haben bei uns stets Bestnoten erhalten. Wie es scheint, seid Ihr seit Jahren auf Tour. Wann eigentlich hast Du das letzte Mal auf Deiner Terrasse zu Hause gesessen und in Ruhe einen Tee getrunken?

Also eigentlich hatten wir gerade eine Pause vom Touren für fast ein Jahr, um unser neues Album Lowlands zu beenden und auch, um Tee zu trinken...

Ok. Aber dann Eure vielen vielen Tourtermine: Warum das Ganze? Viele Straßen, viele Hotels, vor allem viel Stress! Magst Du das noch immer?

Das Touring im Ausland war immer eine spannende Erfahrung für uns. Solange die Fans kommen und zu uns halten, das Bier fließt und vor allem die Frauen kommen, ist das doch herrlich! Für uns gibt es es keinen Grund, das zu stoppen ...

Hört sich gut an. Sag mal, schreibt Ihr Eure Songs auch, während Ihr so viel herumreist?

Das Song-Schreiben auf Tour ist nicht so einfach für uns, weil wir eigentlich nie dazu kommen, uns in einen Proberaum mit unseren Instrumenten zusammenzusetzen. Allerdings, wenn wir eine Chance bekommen, um mit ihnen herumzuprobieren, nehmen wir vor allem akustische Gitarren und schauen, was passieren könnte. Will und ich haben zum Beispiel begonnen, 'Overboard' an den Gleisen in Ahaus zu schreiben.

Apropos: Wie erfolgt bei Euch das Songschreiben? Gibt es bei Euch einen Haupt-Songwriter oder ist das ein gemeinsamer Prozess?

Es gibt und gab bei uns nie nur einen einzigen Songschreiber. Wir schauen alle auf alles zusammen. Wenn einer von uns eine Songidee hat, muß er sie in einem Gruppenprozeß opfern, muss er auch akzeptieren, dass sie geändert werden kann.

Was sind Eure Einflüsse? Wer ist musikalisch für Euch besonders prägend und warum eigentlich?

Als Band zusammen sind wir von vielen Künstlern beeinflusst, von den BEATLES bis hin zu SLEEP. Alles, was das Herz trifft, ist für uns Inspiration. Wir lieben große Popmusik genauso so sehr, wie wir Schwere Musik lieben. Für mich als Schlagzeuger muß ich wahrscheinlich so berühmte Leute wie wie Bill Ward, John Bonham sowie Ringo Starr und Phil Selway von RADIOHEAD angeben, die ich teilweise auch gern zitiere.

Ihr seid ja nun auf dem Berliner Label Noisolution gelandet. Wie kam es denn dazu? Wer stellte den Kontakt her?

Unser europäischer Vertrieb La Chunga hat Arne Gesemann von Noisolution unser Album zum exclusiven Vorabhören gegeben. Der Rest ist Geschichte...

Kennt Ihr bereits andere Bands auf Noisolution? Habt Ihr schon Favoriten unter ihnen?

COOGANS BLUFF sind Freunde von uns geworden, da wir mit ihnen für eine Woche im Herbst des Jahres 2011 tourten. Es war zwar nicht so lange, aber wir haben uns sehr schnell sehr gut verstanden. Viel Spass und sehr talentiert, diese Herren. Wir haben immer eine coole Zeit und freuen uns riesig darauf, miteinander wieder Bier zu trinken...

Was waren denn die Hauptgründe für Eure Entscheidung, zu Noisolution zu wechseln?

"Lowlands" bewegt sich musikalisch und visuell in eine andere Richtung. Also dachten wir, wir sollten eine Abwechslung versuchen, unter einem anderen guten Etikett arbeiten.

Fühlt Ihr Euch denn an sich wohl in Deutschland? Speziell Berlin scheint ja eine gute Basis für Euch geworden zu sein!

Wir alle lieben Deutschland und ich fühle mich hier sehr zu Hause. Vor allem in Berlin. Vor allem, weil wir so viel Unterstützung von den deutschen Fans haben. Und jetzt, von dem so vielen Touren, haben wir weitere viele gute Freunde, das tut gut!

Kannst Du Dir vorstellen, sogar hierhier zu ziehen?

Ich habe schon darüber nachgedacht, und tue es immer noch. Ich denke, es ist so, dass wir an einen Punkt kommen könnten, an dem wir von unserer Musik leben könnten und viel mehr erreichen könnten, wenn wir in Europa leben würden.

Die neuen Songs erscheinen insgesamt dunkler und düsterer. Hast Du auch diesen Eindruck, oder was sind Deine Eindrücke und Impressionen vom neuen Album "Lowlands"?

Ich weiß nicht wirklich, ob sich unsere Songs in den Kategorien dunkel oder hell bewegen. Für mich sind sie alle prismatisch: Wie in allen unseren Songs es nicht bei nur einem Motiv bleibt, kann man mit ihnen auf eine Reise durch eine weite musikalische Landschaft gehen.

Wie passiert so etwas? Wa sind die Gründe für diesen wechselhaften Sound - oder ist das ein ganz normaler Prozess in einer Band wie Euch?

Es gibt definitiv keinen bewusst gesuchten Grund für eine Veränderung in unserem Klang. Wir lassen die Songs natürlich und einfach fließen, solange, bis sie am Ende so sind, wie sie werden sollten.

Worum geht es thematisch auf Eurem Album, und auch speziell in den einzelnen Beiträgen auf "Lowlands"?

Das Album hat kein besonderes thematisches Konzept. Ich würde sagen, die Texte sind zu gleichen Teilen sozialer Kommentar und persönliche Introspektion. Ich würde sagen: "Lowlands" wurde über die Stadt Baltimore geschrieben.

Also über Euren Lebensmittelpunkt. Was erwartet Ihr denn von der großen Sommertour 2013?

Ein episches Abenteuer. Wir sind vor allem sehr aufgeregt, Spanien und Griechenland zum ersten Mal zu besuchen.

Es war sehr schön, Euch auf dem Stoned From The Underground-Festival 2011 zu erleben, es schien ausserdem, dass Ihr Euch dort sehr amüsiert habt. Ihr hattet dort wohl eine Menge neuer Kumpel gefunden, auch nach Eurer eigenen Show, oder?

Wir haben auf jeden Fall einige gute neue Freunde auf dem SFTU 2011 getroffen, und auch viele gute Bekannte wiedergetroffen!Ich würde sagen, das Highlight für mich war, während des RED FANG-Gigs über diese tolle Kulisse hinüberzusurfen. Eine unglaubliche Energie war das! Eines der besten Festivals, die wir je gespielt haben ...

Hast Du eine Meinung über den Fall Snowden vs. NSA? Fühlst Du Dich als Amerikaner beschämt, ist es Dir egal, oder ist das mal wieder so eine "Sache der US-Regierung"?

Ich für meinen Teil bin nicht von Snowden und die Offenbarung über die NSA und deren Verteidigungstaktiken schockiert. Ich bin bereits davon ausgegangen, dass die Überwachung passiert, seit Bush den Patriot Act unterzeichnet hat. Aber ich schäme mich, dass unsere Regierung die Verfolgung von Snowden - und noch mehr von Bradley Manning - betreibt und sie als Verräter abstempelt, dafür, dass sie einfach die Wahrheit zu sagen. Eine Wahrheit, denn die Öffentlichkeit hat ein Recht, das zu wissen. Für mich sind Whistleblower Helden. Allerdings habe ich viele weitere wichtige Gründe, mich für mein Land zu schämen, zum Beispiel für den Irak-Krieg oder den The War On Drugs. Aber davon will ich hier gar nicht erst anfangen...

Ist Politik also wichtig für Dich, es ist Dir nicht egal?

Politik ist wichtig für mich, aber ich sage nicht, dass ich ein Experte bin ... Manchmal, wenn unser politisches System wieder so schlecht wirkt, was so oft passiert, fühle ich mich sehr enttäuscht und fange an, mich von ihm abgestossen zu fühlen.

Mmh. Nachvollziehbar. Stell Dir doch mal vor, Du kannst in der Zeit herumreisen und ein Konzert spielen. Mit welcher Band würdest Du zusammen jammen wollen? Ich zum Beispiel als Besucher wäre sehr gern auf dem allersten LED ZEPPELIN-Konzert gewesen...

So schwer zu entscheiden! Vielleicht in der Syd Barrett-Ära von PINK FLOYD, THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE oder mit den frühen BLACK SABBATH.

Was bedeutet denn Blues für Dich? Gib mir mal fünf Spontane Begriffe, die Du damit verbindest!

BLUES: Beautiful Lament Under Every Sound

Und noch meine letzte Frage wegen Eures Namens: Ist er das Resultat eines Trips, gibt es einen literarischen Hintergrund oder ist er ein Hinweis auf die allumfassende Kontrolle und Überwachung?

"...The Flying Eyes appeared and cast their hypnotic power over the crowd...". Wir wollen die Leute nicht kontrollieren, wir wollen eine Trance erschaffen, die sie frei macht!

Gut so! Vielen Dank für Deine Zeit Elias, eine tolle und epische Tour für Euch in Europa und alles Gute!

Redakteur:
Mathias Freiesleben

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