THE DEVIL'S BLOOD: Interview mit SL

15.10.2009 | 17:11

Irgendwie sind THE DEVIL'S BLOOD momentan in aller Munde. Die Erfolgsgeschichte, die das aktuelle Album "The Time Of No Time Evermore" aufgetan hat, ist mit Charterfolgen (die Scheibe ist auf Platz 62 in die deutschen Albumcharts eingestiegen) und dem nicht unbeträchtlicher Hype um die Okkult-Rock-Band (der aber nur in geringem Maße von jenen höchstselbst verursacht/inszeniert wurde) aber noch nicht vollumfänglich beschrieben. Wie steht die Band in persona des Gitarrero und Frontmannes SL (aka Selim Lemouchi, ex-POWERVICE) selbst zu dem Rummel und wie ernst ist das überhaupt alles zu nehmen?

Zunächst einmal frage ich SL aber zur Entstehung des neuen Rundlings aus. Wie auch schon bei der vorangegangenen EP "Come, Reap" sei es wieder großartig gelaufen, es sei zwar ein hartes Stück Arbeit zusammen mit Produzent Pieter Kloos gewesen, aber das überzeugende Resultat sei dies auf alle Fälle wert gewesen. Im Unterschied zur EP hatte man dieses Mal aber mehr Zeit zur Verfügung für den Aufnahme- und Mixing-Prozess. Außerdem verwendete man mehr Zeit zum Proben des neuen Materials, wodurch man besser vorbereitet ins Studio gehen konnte. Für die Entstehung von neuem Material zeichnet sich ebenfalls SL verantwortlich, er ist nicht nur der Haupt-, sondern der alleinige Songwriter, wobei er die meisten Songs von "The Time Of No Time Evermore" schon vor den Aufnahmen der EP "Come, Reap" im letzten Jahr fertig geschrieben hatte.

 

Das Ritualistische, das bei THE DEVIL'S BLOOD immer wieder betont wird, findet sich auch in der Beschreibung der Erschaffung von neuer Musik wieder. Dabei gehe SL im Allgemeinen so vor, dass er sich auf diverse okkultistische oder sonstwie bösartige Grundsätze bzw. Prinzipien konzentriere und dadurch zu einer Form von Inspiration komme, die komplett satanischer Natur sei. In diesem "Zustand" würden dann die Songs oder einzelne Melodien, Gesangslinien oder Worte herausfließen und das Grundgerüst eines Songs bilden. Dies wird dann als Demoversion aufgenommen und verfeinert. Aber erst wenn der Songs geprobt wird, erwache er zum Leben, denn dann lassen die anderen Musiker ihre Persönlichkeit in die Songteile mit einfließen.

Der Titel "The Time Of No Time Evermore" symbolisiere ein Paradoxon für ein endloses Fortbestehen, losgelöst von Zeit und Raum. Quasi das Ende von Allem. Grundsätzlich solle aber jeder seine eigenen Interpretationen und Bedeutungen des Konzepts und der Songtexte von THE DEVIL'S BLOOD finden. Dabei könne den Hörer einiges erleuchten, sofern er zur Erleuchtung bereit sei. Sich erleuchten lassen, kann man indes am besten, wenn man einer Show von THE DEVIL'S BLOOD beiwohnt, bei denen im übrigen nicht gerade sparsam mit Kunstblut umgegangen wird. Liveauftritte wie z.B. auf dem Stoned From The Underground seien somit für SL einfach Möglichkeiten, seine dunklen Rituale aufführen zu können, dabei könne die Show durchaus auch sehr aggressiv ausfallen. Inwieweit dies als bloße Imagepflege empfunden wird oder eben die Musik passend untermalt, darüber gibt es definitiv geteilte Meinungen und soll daher auch jedem selbst überlassen bleiben.

 

Die Business-Seite lässt SL nach eigenem Bekunden kalt, es gehe ihm nur um das Spielen und Aufführen seiner Musik. Trotzdem ist natürlich eine stark wachsende Popularität von THE DEVIL'S BLOOD feststellbar, welche indes recht überraschend für ihn komme. Das habe nie im Mittelpunkt gestanden und generell sei für ihn der große Erfolg in solch einer kurzen Zeit schwer fassbar, zumal es ihm eher darum gehe, seine eigene teuflische Flamme zu befeuern und am Lodern zu halten. Das ganze Drumherum (man könnte es auch Hype nennen) werde aber keine Auswirkungen auf die Band als Ganzes oder auch auf die einzelnen beteiligten Leute haben, denn die "Songs of Praise" würden auch Bestand haben, wenn sie niemand mehr würde hören wollen. Ob die Bezeichnung Okkult Rock die passende ist, interessiert ihn ebenfalls weniger, solange sie den Leuten eine grobe Orientierung ermögliche, sei es in Ordnung, ansonsten würden Musik und Texte eh für sich selbst sprechen, sodass es gar keiner detaillierten Beschreibung bedürfe.

Wichtig für einen Künstler empfindet er vor allem, dass dieser seiner Inspiration folge, wobei es unbedeutend sei, wo diese Inspiration im konkreten Fall herkomme, solange sie nur seinen ehrlichen Gefühlen entspreche. Andernfalls verkomme das künstlerische Schaffen zu eitlem und uninteressantem Gehabe. THE DEVIL'S BLOOD empfindet er gar nicht als so einzigartig, wie es viele Leute behaupten - ein möglicher Grund hierfür könne jedoch sein, dass alles aus wahrhaftiger Inspiration erwachse und nicht aus Gedanken an einen potenziellen kommerziellen Erfolg.

Interessanterweise sieht SL die Band dabei - entgegen dem Eindruck, den man als außenstehender Beobachter durch die starke Fokussierung auf das satanische Image und die Betonung eines gewissermaßen rituellen Charakters der Musik haben könnte - nicht als "über-konzeptualisiert" an. Er spricht in diesem Zusammenhang von dem "Fluss der Erkenntnis" durch die menschliche Seele und dem Loslösen von eigenen Ambitionen zugunsten des reinen Empfangens der Worte, so wie sie zu ihm kommen. Klingt doch eher mystisch und verklausuliert, so als wolle sich die Band bzw. ihr Mastermind nach außen hin partout als ein nicht greifbares, geheimnisvolles Etwas darstellen. Thematisch seien dabei keine Grenzen gesetzt, solange die Songtexte ihren Inhalt durch Symbolismus und Okkultismus quasi als Vehikel desselben preisgeben.

 

Zu den positiven und negativen Auswirkungen des Internets befragt, will er sich nicht auf eine grundsätzliche Bewertung festlegen. Der steigende Einfluss sei nicht länger zu negieren, wobei jeder versuchen sollte, seine eigenen Vorteile daraus zu ziehen. THE DEVIL'S BLOOD hätten nach seiner Meinung nicht so schnell wachsen und bekannt werden können, ohne die vielen Interviews per eMail oder die Tausende von Besuchern auf der Bandwebsite, was insgesamt sehr hilfreich sei. Auf der anderen Seite vermutet er geringere CD-Verkäufe durch illegale Downloads, wobei er betont, dass es ihm ja eh nicht um das Geld gehe. Deshalb bereite ihm das auch keinerlei Kopfzerbrechen, da es letztendlich Entscheidungen seien, die jeder selbst zu treffen habe. Er selbst würde sich auch Musik runterladen und wenn die Musik ihn mitreiße, würde er sich immer auch das Album kaufen.

Die finale Botschaft, die uns SL abschließend mit auf den Weg gibt, fällt dann auch erwartungsgemäß aus: "The Devil's Blood hails thee! Hail Satan!"

 

Hier noch die deutsche Tourtermine, an denen THE DEVIL'S BLOOD livehaftig in Aktion zu erleben sind:
23.10.2009 Keulen (Underground), Nordrhein-Westfalen, mit HERETIC & NOX
24.10.2009 Hellflame Festival - The South Side Of Hell, Lichtenfels, Bayern
19.11.2009 Essen (Turock), mit GRIFTEGARD & VERDUNKELN
20.11.2009 Leipzig (Hellraiser), mit GRIFTEGARD & VERDUNKELN
21.11.2009 Flensburg (Roxy), mit GRIFTEGARD & VERDUNKELN
22.11.2009 Berlin (K17), mit GRIFTEGARD & VERDUNKELN
28.11.2009 Metal Forces Fest, Lörrach, Baden-Württemberg
03.04.2010 Rock Tower Festival, Lübeck
21.05.2010 RockHard Festival, Gelsenkirchen

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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