SONATA ARCTICA: Interview mit Tony Kakko

08.05.2006 | 19:24

Ich kenne kaum eine Band, deren Konzerte so viel positive Energie verströmen wie die der Happy-Metaller SONATA ARCTICA - insofern war eine Live-DVD längst überfällig. "For The Sake Of Revenge" heißt das - natürlich in Japan aufgezeichnete - Resultat, und wer die Finnen liebt, wird auch mit diesem Silberling seine helle Freude haben. Gewohnt spielfreudig präsentieren sie neunzig Minuten lang ein musikalisches Feuerwerk und wissen damit auch über einen kleinen TV-Bildschirm hinweg zu begeistern. Vor der anstehenden Tour mit der deutschen Metal-Ikone DORO ließ sich Sänger Tony Kakko bereitwillig alles, was ihr schon immer über ein SONATA-Konzert wissen wolltet (oder auch nicht), aus der Nase ziehen.

Elke:
Gebt ihr für eure erste Live-DVD "For The Sake Of Revenge" genauso viele Interviews wie sonst bei einer neuen Studio-CD?

Tony:
Nein, deutlich weniger. Zu "Reckoning Night" sind Jani und ich sogar quer durch Europa gereist und haben mehr als hundert Interviews gegeben. Jetzt sind es bei mir vielleicht zwanzig. Es hält sich also in Grenzen.

Elke:
Ich finde es schön, mich dieses Mal auf den Live-Aspekt von SONATA ARCTICA konzentrieren zu können, weil ihr meiner Meinung nach im Laufe der Zeit zu einer sehr guten Live-Band geworden seid.

Tony:
Danke. Wir werden besser. Ich kann dir also zustimmen. (lacht)

Elke:
Die DVD heißt "For The Sake Of Revenge". Welche Rache nehmt ihr denn?

Tony:
Eigentlich keine. Der Name ist eine Art Insider-Spruch unserer Japan-Tourcrew. Wir taten alles "um der Rache willen". Wenn man Bier getrunken hat, dann trank man es "um der Rache willen", und so weiter. Das blieb dann in meinem Kopf hängen, und ich fand, dass es auch ein guter Name für diese Veröffentlichung wäre. Außerdem könnte man es auch als auf den japanischen Reiswein Sake beziehen, was ein lustiger Nebenaspekt ist.

Elke:
Warum macht ihr eure Live-Mitschnitte (wie auch die CD "Songs Of Silence Live in Tokyo") immer in Japan?

Tony:
Keine Ahnung. Zum Zeitpunkt der ersten Live-CD im Jahr 2001 war Japan das einzige Land, wo wir so etwas überhaupt realisieren konnten, weil wir nur dort in großen ausverkauften Hallen gespielt haben. Von daher lag es irgendwie nahe, die DVD wieder dort aufzunehmen, auch wenn wir mittlerweile in vielen, vielen anderen Ländern erfolgreich sind, wie in Finnland oder sogar in Deutschland. Was verrückt ist, denn Deutschland schien ein sehr schwieriges Terrain zu sein. Aber auf der letzten Tour hatten wir überall ein phantastisches Publikum. Unser japanisches Label bestand aber mehr oder weniger darauf, dass wir wieder in Tokio aufnehmen, also dachten wir, warum nicht. Aber die nächste Live-Sache, die wir irgendwann vielleicht machen, wird definitiv wo anders aufgenommen werden. Sonst bringen uns die Leute noch um, wenn wir alles in Tokio machen.

Elke:
Für uns Europäer hat solch ein Live-Mitschnitt aus Japan aber auch etwas befremdliches. Die dortigen Fans benehmen sich schon ziemlich anders als wir.

Tony:
Ja, das stimmt. So lange wir spielen, gehen sie ganz begeistert mit, aber am Ende eines Songs applaudieren sie kurz und sind dann einfach nur still. Wenn ich versuche, mit ihnen zu kommunizieren, verstehen sie auch nicht unbedingt, was ich sage, und das macht die Sache etwas schwierig. Beim Song '8th Commandment' sage ich zum Beispiel etwas in Richtung "der nächste Song enthält die Nummer acht", und es scheint, als ob niemand versteht, worauf ich hinaus will. Als ich dann den kompletten Songtitel ansage, fällt plötzlich der Groschen und alle jubeln. Es fehlt einfach an der Kommunikation zwischen der Band und den japanischen Fans, denn sie sprechen schlichtweg kein Englisch. Sie lernen die Texte phonetisch und können auch sie mitsingen, aber sie haben vermutlich keine Ahnung, was sie singen und was es bedeutet. Darüber hinaus fehlt es ihnen auch an jeglicher Spontaneität. In Europa singen die Leute zwischen den Songs alles Mögliche, aber in Japan passiert so etwas nicht. Ihre Erziehung und ihre Kultur sehen es nicht vor, dass sie aus sich herausgehen. Es ist eine völlig andere Mentalität, die sicher ihre Vorzüge hat, aber Japaner sind meiner Meinung nach nicht unbedingt das beste Publikum für eine Live-CD oder -DVD.

Elke:
Die Aufnahmen entstanden an zwei aufeinander folgenden Tagen. War die Halle jedes Mal ausverkauft?

Tony:
Ja, war sie. Wir haben aber eigentlich nur Aufnahmen der zweiten Show verwendet. Die erste war eine Art Generalprobe, wir waren nervös und es lief nicht besonders gut.

Elke:
Denkt man eigentlich die ganze Zeit daran, dass man gefilmt wird, oder vergisst man das nach einer Weile?

Tony:
Ich habe die Kameras auf der Bühne eigentlich gar nicht beachtet. Vielleicht bin ich einfach daran gewöhnt, weil es keinen großen Unterschied macht, ob jemand - so wie sonst immer - Fotos von dir macht oder eben Video-Aufnahmen. Es ist aber auch besser, wenn man nicht daran denkt, weil man sich sonst die ganze Zeit fragen würde, wie man wohl gerade optisch rüberkommt, und dadurch völlig verkrampft wäre. Ich habe damit Gott sei Dank keine Probleme, und somit war es für mich nur eine ganz normale SONATA ARCTICA-Show. Tommy, unser Schlagzeuger, war aber etwas nervös.

Elke:
Wobei mir gerade bei Tommy sein glückliches Lächeln aufgefallen ist, wenn ihm offenbar eine Passage besonders gut geglückt ist.

Tony:
Ich hatte anfangs selbst Schwierigkeiten mit meinem Gesang und habe im Laufe der Zeit gelernt, ihn bestmöglich einzusetzen. Das gleiche gilt für Tommy. Er hatte früher Schwierigkeiten mit seinem Schlagzeug-Spiel und weiß demzufolge genau, wenn ihm etwas gut geglückt ist, und zeigt dann auch seine Freude darüber. Mittlerweile hat er auch viel Spaß auf der Bühne.

Elke:
Wie originalgetreu ist das, was wir auf der DVD zu hören bekommen?

Tony:
Wir haben im Studio nicht viel nachbearbeitet. Natürlich wurde der Sound neu abgemischt. Außerdem verwenden wir an den Kick-Drums keine Mikrophone, das wurde also nachbearbeitet. Ansonsten ist aber alles "echt", und man kann sogar die Fehler hören. Ich habe zum Beispiel hier und da eine Textpassage vergessen. Aber das macht es auch für die Zuschauer organischer und demzufolge unterhaltsamer. Sie können wirklich eine Band spielen hören und keine Maschinen.

Elke:
Und genau das macht für mich auch das Besondere an einem SONATA ARCTICA-Konzert aus. Obwohl ihr natürlich im Laufe der Zeit bessere Musiker geworden seid, wirkt ihr immer noch sehr natürlich und scheint eine Menge Spaß auf der Bühne zu haben.

Tony:
Das freut mich zu hören. Wenn die Dinge gut laufen, hat man natürlich Spaß dabei. "There's no business like show business", und im show business geht es nur darum, auf der Bühne zu stehen. Abseits der Bühne bin ich überhaupt kein Rockstar, sonder eher ein ruhiger Zeitgenosse, der sich aus den Saufgelagen weitestgehend heraushält. Auf der Bühne versuche ich jedoch, das bestmögliche aus mir herauszuholen. Und wenn es mal nicht so gut läuft, muss man etwas finden, was einen motiviert. Ich suche mir dann beispielsweise diese eine Person im Publikum heraus, die wirklich begeistert ist, und ziehe meine Energie dann aus dieser Person. Gerade wenn einen das Publikum nicht gerade mit offenen Armen aufnimmt, ist es wichtig, dass es merkt, dass die Band auf der Bühne trotzdem hinter dem steht, was sie tut.

Elke:
Gab es denn schon richtig schlechte Konzerte?

Tony:
Der schlimmste Auftritt für mich war ein Konzert in Finnland, wo sich meine Stimme nach zwei oder drei Songs komplett verabschiedete. Ich durfte danach zwei Wochen lang noch nicht einmal sprechen. Und natürlich läuft es nicht so toll, wenn man sich nicht gut fühlt. Das schlimmste, was einem auf einer sechswöchigen Tour passieren kann, wie beispielsweise kürzlich auf unserer US-Tour, ist ein Bus voller vergrippter Musiker. Für einen Sänger ist das ein Albtraum, ich tue normalerweise alles, um nicht krank zu werden. Aber manchmal passiert es, und dann macht es nicht unbedingt Spaß, auf der Bühne zu stehen, weil man sich extrem anstrengen muss, um wenigstens eine passable Leistung zu bringen.

Elke:
Und welcher Auftritt steht ganz oben in deiner persönlichen Bestenliste?

Tony:
Auf der US-Tour gab es einen Auftritt in New York, bei dem wir extrem herzlich aufgenommen wurden. Das war ziemlich zu Anfang der Tour, es waren eine Menge Leute dort und es blieb für mich lange Zeit die beste Show auf der Tour. Auch im französischen Teil von Kanada hatten wir ein phantastisches Publikum. Unsere Karriere ist aber voll von solchen Höhepunkten, und wenn erst mal zehn oder zwanzig davon zusammen gekommen sind, ist es schwierig, sich für einen davon als besonders herausragend zu entscheiden. Und irgendwann nimmt man sie vielleicht auch etwas zu selbstverständlich. Glücklicherweise hatten wir insgesamt eher positive Erlebnisse als negative.

Elke:
Zum Zeitpunkt, als "Reckoning Night" veröffentlicht wurde, waren die USA noch kein so großer Markt für euch. Das hat sich offenbar geändert?

Tony:
Ja, in der Tat. Vor einem Jahr waren wir zum ersten Mal in den Staaten. Eigentlich sollten wir NIGHTWISH auf ihrer Nordamerika-Tour supporten, aber sie wurde abgeblasen, und mittlerweile kennt jeder den Grund dafür. (lacht) Ein örtlicher Promoter bot uns dann eine zweiwöchige Tour im Nordosten der USA und Kanada an, und die lief sehr gut. In Kanada hieß es häufig "ausverkauft", und das hat uns ermutigt, nochmals dort zu touren. Es lief viel besser, als wir zu träumen gewagt hatten, wir spielten 30 Shows in sechs Wochen quer durch die Staaten, von New York bis Kanada, San Francisco, Los Angeles, Texas, Florida und zurück nach New York, von wo aus wir nach Hause flogen. Das war ein einmaliges Erlebnis für uns. Ich bin sicher, dass es beim nächsten Mal nicht mehr so besonders für uns sein wird. Aber dennoch, es ist ein großes und tolles Land mit freundlichen Menschen, und wir fühlen uns dort gut aufgehoben.

Elke:
Gibt es irgendwelche Songs, die ihr gerne aus eurem Set weglassen würdet, weil ihr es mittlerweile hasst, sie spielen zu müssen?

Tony:
Nicht wirklich. Einige habe ich etwas über, wie 'My Land' und vor allem 'Black Sheep'. Wenn es nach mir ginge, würde ich letzteren definitiv weglassen, aber die anderen spielen ihn immer noch gerne. Nach einer langen Tour hängt einem aber eigentlich jeder Song zum Hals raus und man freut sich darauf, ein neues Album zu schreiben. So geht es mir jedenfalls im Moment. Aber wir haben noch eine Europa-Tour und einige Sommer-Festivals vor uns.

Elke:
Und welche Stücke habt ihr noch nie gespielt?

Tony:
Es gibt sicher welche, aber mir fällt im Moment keiner ein. (überlegt und summt dabei vor sich hin) 'My Selene' haben wir noch nie gespielt! Vielleicht, weil es der einzige Song ist, den Jani geschrieben hat.

Elke:
Ihr mögt Janis Song also nicht?

Tony:
Nein, das nicht. Irgendwie hatte bisher noch keiner den Wunsch geäußert, ihn in unser Programm aufzunehmen, und noch nicht einmal Jani wollte ihn spielen. Ich schaue gerade unsere CD's durch, damit mir noch mehr Songs einfallen (lacht). Es sieht so aus, als ob wir die meisten schon mal gespielt hätten. Doch, 'The Boy Who Wants To Be A Real Puppet' haben wir noch nicht einmal richtig geprobt, weil er sich immer merkwürdig anfühlte. Vielleicht finden wir für die Zukunft einen Weg, um ihn live umsetzen zu können.

Elke:
Wie du schon vorhin erwähntest, vergisst du auch mal eine Textzeile. Und überhaupt wandelst du auch die Gesangslinien hier und da gerne etwas ab. Hast du eigentlich jemals ein Stück zwei Mal genau gleich gesungen?

Tony:
Ja, habe ich. Nicht alle Songs sind dazu geeignet, sie abzuwandeln. Aber bei einigen kann ich eigentlich tun was ich will, ohne dass es jemandem auffällt außer mir selbst (lacht). Auf den ersten beiden Alben habe ich außerdem die Songs nicht unbedingt in der Tonlage eingesungen, die mir am besten liegt. Im Studio bekommt man Dinge hin, die, wenn man dabei auf der Bühne rumspringt, dann nicht mehr funktionieren.

Elke:
Was mir auch immer positiv auffällt, ist dass du die Texte gerne durch kleine Gesten oder gar mit der passenden Mimik unterstreichst. Bist du dir dessen bewusst?

Tony:
Das passiert eigentlich spontan. Vieles habe ich erst hinterher auf der DVD bemerkt. Eine Menge Leute sagen mir, dass ich sehr ausdrucksstark agiere, aber das tue ich eher unterbewusst. Ich will es auch eigentlich gar nicht so genau wissen, denn sonst würde ich möglicherweise noch damit aufhören.

Elke:
Okay, dann reden wir mal über jemand anderen aus der Band, um dich nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen. Dieses tragbare Keyboard von Henrik scheint so etwas wie sein Markenzeichen zu sein, oder?

Tony:
Als Henrik zur Band kam, erzählt er mir, dass er diese tragbare "Keytar" besitzt, und ich bestand darauf, dass er das Ding mit zu den Proben bringt. Anfangs spielte er darauf eigentlich nicht sehr gut, weil es schon ein anderes Instrument ist als ein normales Keyboard, zumal man es mehr wie eine Gitarre bedient. Die Leute haben sich sogar zunächst darüber lustig gemacht, aber mittlerweile ist es Teil seiner Bühnenshow geworden und er möchte es nicht mehr missen. Es sieht so aus, als hätten wir einen zweiten Gitarristen auf der Bühne.

Elke:
Ich kann mich an euren alten Keyboarder kaum erinnern, aber Henriks Bühnenperformance hat eure Shows definitiv bereichert.

Tony:
Henrik ist ein echter Rocker, während Mikko eigentlich immer nur nett lächelte. Er war ein hübscher Junge und die Mädels fuhren auf ihn ab, aber Henrik rockt!

Elke:
Hat er wirklich seine echte "Keytar" während 'San Sebastian' zu Kleinholz zerhauen?

Tony:
Ja, hat er. Er hatte sich bereits eine neue gekauft. Bei der alten waren einige Tasten schon nicht mehr in Ordnung, daher hat er beschlossen, sie für diese DVD zu opfern.

Elke:
Was gut zu seinem Rocker-Image passt. Seit wann spielt ihr eigentlich diesen Vodka-Song am Ende einer Show und warum?

Tony:
Die Idee entstand anno 2000 auf der Tour mit STRATOVARIUS und RHAPSODY. Ich habe am 16. Mai Geburtstag, und dieser Tag fiel auf das Ende der Tour. Wir haben zusammen getrunken, und Timo Kotipelto fing an zu singen (singt): "Vodka, we need some Vodka ..." und ich sang mit und es klang einfach gut. Ich habe mich lange Zeit daran erinnert, und zwei oder drei Jahre später haben wir es zum ersten Mal am Ende einer Show ausprobiert, um das Publikum nochmals zum Ausrasten zu bringen. Nach zwei oder drei Auftritten, wo es jedes Mal wie ein Choral funktioniert, wurde es dann zum festen Bestandteil unserer Show. Da wir es immer ganz zum Schluss spielen, weiß jetzt jeder, wann wirklich Schicht im Schacht ist.

Elke:
Auf der DVD tragt ihr ausnahmsweise alle schwarze Klamotten. Normalerweise seid ihr eher für etwas "ungewöhnliche" Farbkombinationen bekannt. Suchst du diese nicht immer sehr geschmackvollen Outfits absichtlich aus?

Tony:
Die DVD wurde vor einem Jahr aufgenommen. Zuletzt habe ich eher rote Hosen getragen, und wenn ich könnte, würde ich die Klamotten, die ich bei diesem Konzert auf der DVD trage, ändern und sie durch mein aktuelles Outfit ersetzen. Schwarz ist nicht wirklich meine Farbe, ich bevorzuge Rot oder allgemein wärmere Farben. Es fällt schon auf, dass ich normalerweise Sachen anziehe, die nicht jeder nachvollziehen kann. Aber so lange ich gut singe und eine tolle Show abliefere, sollte ich tragen dürfen, was ich will. (lacht) Diese Metal-Szene kann durchaus etwas Farbe vertragen - es gibt genug Leute, die schwarz tragen.

Elke:
Ihr habt als Bonus-Material einige Backstage-Szenen auf der DVD. Warum hattet ihr dort so viel Spaß dabei, (nicht ganz stubenreines) Deutsch zu sprechen?

Tony:
Wir hatten etliche deutsche Techniker dabei, und unser Schlagzeuger Tommy liebt es, Jörg Michael [den Schlagzeuger von STRATOVARIUS - Anmerkung der Verfasserin] nachzuahmen. Über die Jahre hat er einige deutsche Sätze aufgeschnappt. Wenn dann beispielsweise ein deutscher Pressevertreter anwesend ist, platzt er gerne mal mit so was heraus wie (auf deutsch) "Vielen Dank für die Arschfick mit deiner Schwester".

Elke:
Benehmt ihr euch auf Tour immer so wie in diesem kleinen Film?

Tony:
Ich trinke in der Regel nur meine zwei oder drei Bier vorm Schlafen gehen, aber diese betrunkenen Menschen, die man in dem Film feiern sieht, sorgen immer für das SONATA ARCTICA-Rockstar-Image.

Elke:
Jani sagt sogar: "Nüchtern zu spielen war ein Fehler. Jetzt machen wir es wieder so wie früher." Was genau meinte er damit?

Tony:
Er trinkt normalerweise ein paar Bier vor der Show und dann ein paar mehr während der Show, und es scheint ihm zu helfen. Er ist dann entspannter und spielt besser. Aber man gewöhnt sich auch daran. Wenn du normalerweise immer etwas angeheitert auf die Bühne gehst, spielst du irgendwann besser, wenn du betrunken bist. Und wenn du es dann später nüchtern probierst, machst du plötzlich viele Fehler. Dieses Problem haben viele Bands, die ich kenne, dass sie nüchtern nicht gut spielen können. Das ist traurig, und darum versuche ich gar nicht erst, zu trinken, wenn ich singen muss. Ich hab's ausprobiert, und ich fühlte mich nicht wohl dabei.

Elke
Der Kommentartrack auf der DVD ist leider nur auf finnisch, oder?

Tony:
Ich wusste, dass du das ansprechen würdest (lacht). Unsere Landsleute beschweren sich ständig, dass die Japaner stets ihre Bonustracks bekommen. Immerhin haben wir goldene Schallplatten in Finnland bekommen, und unsere dortigen Fans hätten dafür gerne auch mal ein kleines Extra. Daher haben wir beschlossen, das ganze Konzert ausschließlich auf finnisch zu kommentieren, als Dankeschön an unsere finnischen Fans.

Elke:
Originelle Idee eigentlich. Kommen wir noch kurz auf einige andere Auftritte zu sprechen. Eure letzte große Tour hierzulande war als Support für NIGHTWISH. Würdet ihr sie als Erfolg bezeichnen?

Tony:
Ja, definitiv. Wir haben viele neue Fans gewonnen. Mit Metal erreicht man normalerweise kein "Pop-Publikum". Aber NIGHTWISH haben sich aus der Metal-Szene heraus zu einer Art Pop-Ikone entwickelt. Wenn all diese Menschen, die möglicherweise ganz andere Musik hören, sich diese phänomenale NIGHTWISH-Band anschauen kommen und dort über diesen Warm-Up-Act, also uns, stolpern, kann es sie positiv überraschen, dass eine Metal-Band, die für dieses Phänomen NIGHTWISH eröffnet, ihnen ebenfalls gefällt. Die sind nämlich nicht so verrückt und rau und schrecklich, wie sie annehmen. Von daher war es ein Erfolg auf der ganzen Linie.

Elke:
Ihr wart ja auch Vorband von NIGHTWISH an dem Abend, an dem sie sich von Tarja getrennt haben. Habt ihr davon etwas mitbekommen?

Tony:
Ich hatte eine Ahnung, so dass die Sache hinterher keine große Überraschung für mich war. Es war das letzte Konzert einer NIGHTWISH-Tour, und jeder hatte im Gespür, dass irgendetwas passieren würde. Trotzdem war es ein besonderer Abend, und die Show war unglaublich - ich freue mich sehr auf die DVD.

Elke:
Als nächstes geht ihr mit DORO - wieder als Support-Band - auf Tour.

Tony:
Es ist eine Art Co-Headliner Tour. Wir headlinen beispielsweise in Frankreich und DORO in den deutschsprachigen Ländern, aber auch in der Tschechischen Republik, Spanien und Portugal. Es ist irgendwie ein Gewinn für uns beide, weil dadurch jede Band in etwas größeren Hallen spielen kann. Wir würden beispielsweise in Deutschland nicht solche Kapazitäten erreichen wie DORO. Und sie ist schon lange im Geschäft. Auch wenn ich nicht sonderlich vertraut bin mit ihrer Musik, freuen ich mich darauf, mit ihr zu touren.

Elke:
Auf eurer Webseite heißt es, dass ihr eine Compilation namens "The End Of This Chapter" herausgebracht hat, deren Erstauflage eine DVD mit Akustik-Songs enthielt, die aber bisher nur in Japan erscheinen ist.

Tony:
Das Ding ist furchtbar, und man sollte es sich gar nicht erst anschauen (lacht). Jani und ich haben in einer kleinen Halle in Tokio merkwürdige Akustik-Versionen einiger Songs gespielt, das ist alles. Ich hätte gerne die ganze Band hinter mir, wenn ich so etwas mache. Die Japaner wollten halt wieder ihr Bonus-Material. Die Compilation an sich wird möglicherweise bald auch in Europa veröffentlicht, aber ich glaube nicht, dass diese DVD darin enthalten sein wird.

Elke:
Dann lass uns das Interview mit etwas hoffentlich Gutem beenden - einer neuen CD. Wann können wir damit rechnen, und wie wird das ganze klingen?

Tony:
Es wird etwas größer und organischer werden als das vorherige Album. Neun Songs sind bereits fertig, was gut ist, weil wir erst im November ins Studio gehen und ich somit noch massig Zeit habe, um noch mehr Stücke zu schreiben und Sachen umzuarrangieren. Wenn alles glatt läuft, könnte das Album frühestens Ende April nächstes Jahres erscheinen. Falls jedoch irgendwas schief geht, werden wir es auf Herbst verschieben. Wir haben keine Eile.

Redakteur:
Elke Huber

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