ORBIT CULTURE: Interview mit Niklas Karlsson

30.09.2025 | 10:11

Mit "Death Above Life" zementiert ORBIT CULTURE den Ruf als eine der spannendsten Metal-Bands unserer Zeit. Im Interview spricht Frontmann Niklas Karlsson über wütende Songs, Sand in den Boots und warum völlige Freiheit wichtiger ist als Mainstream.

ORBIT CULTURE ist ohne Zweifel aktuell eine der heißesten Bands in der Szene und steht mit "Death Above Life" vor dem Debüt bei Century Media. Das ist mehr als nur ein Grund, erstmals auf POWERMETAL.de mit der Band zu sprechen und alle Hintergründe zu erfahren. Frontmann Niklas Karlsson nahm sich überaus sympathisch Zeit für unsere Fragen und machte das ganze Interview ungemein locker, da dem Interviewer ein harter Arbeitstag in den Knochen steckte.

 

Hi Niklas, bevor wir zu den großen Fragen kommen: Wie geht es dir und wie ist die Lage im ORBIT CULTURE-Camp?

Sehr gut, Kumpel. Aktuell machen wir viel Pressearbeit. Alles läuft jetzt auf den Albumrelease im Oktober hin. Wir sind super aufgeregt und allgemein läuft es im ORBIT CULTURE-Camp richtig gut. Aber wie geht es dir, Kumpel? Also abseits dessen, was die Arbeit angeht.

Abseits davon… Nun, es schwankt. Aber es wird langsam wieder besser. Da ist es wichtig, wenn man sich auf Dinge freuen kann und nicht nur bei den negativen Dingen zu bleiben. Da hilft zum Beispiel euer neues Album immens. Für mich persönlich ist es das brutalste Album, was ihr bislang gemacht habt.

Doch bevor wir jetzt über das neue Album reden, was mich schon immer interessiert hat: Was ist der Hintergrund zu eurem Bandname ORBIT CULTURE? Seid ihr Star Trek-Fans oder sowas in der Richtung?

Ich wünschte, ich hätte dazu eine gute Antwort. Als wir damals angefangen haben, konnten wir uns etwa sechs Monate nicht wirklich auf einen Namen einigen. Wir wussten, dass wir den Begriff "Culture" da irgendwo dabeihaben wollten, aber wir hatten keine Ahnung, was wir genau wollten. Also haben wir "Culture" in diesen Bandnamen-Generator reingetan und es hat uns dann ORBIT CULTURE ausgespuckt (schmunzelt). Ja, das haben wir echt gemacht. Es ist eigentlich so ein schlechter Name und es ist wirklich schwer, den Name auf Shirts draufzukriegen. Aber je mehr Musik wir veröffentlich haben, umso mehr wurde zementiert, dass wir ORBIT CULTURE sind. Der Name bedeutet anderen Leuten vielleicht mehr als uns selber. Was sehr cool ist.

Ich finde, der Name sorgt dafür, dass dein Kopf anfängt, sich darüber Gedanken zu machen. Ich kann es auch nicht wirklich konkretisieren. Der Name klingt irgendwie so außerirdisch und anders und das bleibt bei den Leuten hängen.

Da könnte was dran sein. Woran ich mich erinnere: Wir haben auf einem Festival namens "Aftershock" in Sacramento gespielt. Das Publikum war gut drauf, allerdings sind auch einige Leute nicht vor die Bühne gekommen, da sie gedacht haben, ORBIT CULTURE wäre eine Pop-Band, aufgrund des Namens (lacht).

Nun, das war dann zu ihrem Nachteil. Aber kommen wir jetzt mal zu "Death Above Life": Es ist das erste Mal, dass du nicht das Album gemischt hast, sondern Buster Odeholm von HUMANITY'S LAST BREATH. War die Zeit reif, dass ihr das an jemand anderes weiterreicht, oder was war der Grund, dass du aufgehört hast, eure Alben zu mischen?

Hm, ich denke, ich wollte mich mehr auf die eigentlichen Aufnahmen konzentrieren und diese gut machen. Ich habe in der Vergangenheit alles gleichzeitig gemacht… was dazu geführt hat, dass du dir jede Nacht die Haare ausreißen wolltest, weil du so frustriert warst. Aber nun wollte ich die Quelldateien so gut wie möglich machen, während Buster sich die Nächte um die Ohren schlagen konnte, um an den Knöpfen für das alles zu drehen (schmunzelt). Allerdings bin ich auch ein großer Fan von Buster seit zehn oder zwölf Jahren. Ich wollte schon immer einige seiner Elemente reproduzieren, z.B. wie er seine Snare mischt, wie er seine Gitarren mischt. Wie kann ich all das in meine Musik einbringen? Aber dieses Mal hatte ich mir gedacht: Warum lasse ich den Meister nicht einfach seine Arbeit machen? Darum haben wir ihn dazu geholt.

Habt ihr ihm dann freie Hand gegeben? Oder hattet ihr da jeweilige Wünsche?

Ich habe all die ganzen orchestralen Elemente und alles andere so produziert, wie ich es gerne haben wollte. Am Ende war seine Aufgabe, das alles zu mischen und zu mastern. Also habe ich ihm die ganzen Files gegeben, mit den ganzen Lautstärkeregulierungen, zumindest so, wie ich das selbst gehört habe. Er hat dann seine Interpretation des Ganzen erstellt. Ich denke, er hat die Files von Anfang bis Ende genommen und seinen Mix darüber gelegt.

Es klingt auch einfach gewaltig, ein großartiger Mix.

Danke dir, Mann. Oder eher: Danke Buster! (lacht)

Was ich auch daran mag, dass ihr nicht plötzlich total anders klingt. Davon bin ich persönlich kein großer Fan, wenn eine Band durch einen anderen Mix plötzlich komplett verändert und völlig anders klingt. Im Fall des neuen Albums wurdet ihr auf ein neues Level gehoben.

Er ist definitiv einer der Besten, die es aktuell so da draußen gibt. Gerade was moderne Produktionen angeht. Und natürlich haben wir erwartet, dass er uns mehr in diese moderne Richtung bringt. Natürlich sind wir eine moderne Metal-Band. Aber wir wollten nicht, dass er uns mehr wie "Thall" klingen lässt oder mehr nach Deathcore, als es nötig ist. Und das hat er sehr schnell verstanden, dass wir Songs auf eine gewisse Art und Weise schreiben, worauf er seine Art zu mischen anpassen musste, damit es für ORBIT CULTURE passt.

Viele Leute in der Szene fühlen sich auch direkt angegriffen, wenn der Begriff Deathcore auch nur erwähnt wird, und ich würde euch nicht als solchen bezeichnen. Aber der Mix hat diese Heftigkeit von diesem Genre.

Ja, auf jeden Fall. Von außen betrachtet wirkt ORBIT CULTURE wie etwas, was ziemlich einfach zu mischen ist. Aber das Problem ist, dass wir so viele unterschiedliche Einflüsse und Inspirationen aus allen möglichen Genres haben, was dann am Ende zusammenpassen muss. Und das ist der schwierige Part, denke ich.

Lass uns jetzt mal auf ein paar Songs gemeinsam eingehen: Niklas, was hat dich bei dem Song 'Bloodhound' so wütend gemacht? Der Song trieft regelrecht vor Hass und er klingt wie ein tollwütiger Hund. Hat es irgendwas mit einem ehemaligen Label zu tun?

(lacht während der ganzen Fragestellung) Hm, es geht vor allem gegen die Menschen, die dich auf jede erdenkliche Art und Weise ausnutzen wollen. Wir waren da ziemlich naiv. Wir sind keine junge Band, aber wir sind recht jung in dem ganzen Geschäft, wenn das irgendwie Sinn ergibt. Aber wir waren sehr naiv und dachten, alle wollen mit uns befreundet sein, weil sie gute Menschen sind. Es stellte sich heraus, dass sie es eben nicht sind. Der Song ist ein großer Mittelfinger vor allem an die Leute in dieser Branche, die dir an den Geldbeutel wollen und dich beklauen wollen.

Du meinst, wenn Menschen Masken tragen, um ihr wahres Gesicht zu verdecken?

Ganz genau. Sie haben eine Agenda verfolgt, die wir zunächst nicht kommen sehen haben.

Das ergibt Sinn. Als ich den Song das erste Mal gehört habe, dachte ich: "Wow, er muss wirklich sauer auf jemanden oder irgendwas sein."

Ich war da super sauer, als ich den Song geschrieben, das stimmt (lacht)! Dazu kommt, dass der Song sehr viele böse Wörter beinhaltet. Wir haben bislang nie den Drang danach gehabt, Schimpfwörter in die Songs einzubauen, bis wir diesen Song geschrieben haben (lacht).

Weil du gerade erwähnt hast, dass du den Song geschrieben hast: Erklär mir bitte, wie du Songs schreibst. Erstellst du ein vollständiges Demo und die anderen Jungs aus der Band tragen ihren Teil dazu bei? Wie funktioniert das Songwriting bei ORBIT CULTURE?

Eigentlich lief das so ab, wie es sonst auch abgelaufen ist. Ich schreibe die Songs hier in meiner Wohnung und sende dann die Demos an die anderen Jungs in der Band, damit sie sich das ansehen können. Zuerst fokussieren wir uns auf den instrumentalen Teil der Musik. Wir wollen, dass die Songs über die gesamte Dauer im Grunde genommen "Sinn ergeben". Erst danach fügen wir den Gesang und alles weitere hinzu. Ich habe seit vielen Jahren ein Cubase-Projekt, wo ich alles reinwerfe, was ich schreibe. Das macht es für mich einfacher, die Verbindungen zu den Songs zu fühlen, gerade instrumental, anstatt da immer zwischen unterschiedlichen Projekten hin und her zu springen. Es ist auch mehr oder weniger zu einer Art Tagebuch für mich geworden, da ich versuche, jeden Tag etwas zu schreiben. In neun von zehn Fällen ist es völliger Müll, aber manchmal machte es dann Klick und das behalte ich dann. Es hat auch etwas sehr Therapeutisches für mich.

Also ist es auch mit persönlichen Themen in deinem Leben verbunden?

Ja, auf jeden Fall. Ich wollte schon immer etwas Kreatives in meinem Leben machen, egal ob das Zeichnen ist oder jetzt Musik machen. Es ist einfach etwas, was ich aus meinem System rauskriegen muss, und es hat sich herausgestellt, dass es eben Musik und Metal-Musik ist.

Ich glaube, Mikael Stanne von DARK TRANQUILLITY hat mal gesagt, wenn er seinen ganzen Ärger im Studio herausschreit, fühlt er sich hinterher besser. Das trifft dann ja auch bei dir zu.

Absolut. Wenn es um Gesangsaufnahmen geht, kann ich die hier nicht in meiner Wohnung aufnehmen.

Deine Nachbarn würden dich lieben.

Ganz genau! (lacht) Dann nehme ich die Fahrt auf mich und fahre in unseren Proberaum, wo ich mir dann die Seele aus dem Leib schreie, damit ich meine Nachbarn nicht verängstige.

Was hast du eigentlich als erstes gelernt? Das Singen oder Gitarre spielen?

Äh… ich habe bis heute nicht wirklich etwas gelernt (lacht). Aber es hat mit der Gitarre angefangen. Ich wusste, ich wollte schon immer singen, gerade der rauere Gesangsstil wie ihn James Hetfield oder Chuck Billy beherrschen, hat mich schon immer angezogen. Ich war erst auch einer von den Menschen, die Growls nicht mochten, da ich nicht verstanden habe, was da gesungen wird. Aber je mehr ich Metal gehört habe und Bands wie GOJIRA und AMON AMARTH, dachte ich mir: "Das klingt einfach nur super cool." Also erst kam die Gitarre, dann die Growls und dann wollte ich versuchen, diesen "raueren" Gesangsstil zu verwenden.

Es gibt da viele Leute, die sagen, du würdest wie James Hetfield klingen, was ich jetzt nicht komplett so sehen würde. Klar, es klingt ähnlich, aber beide deiner Gesangsstile klingen jeweils eigenständig.

Oh, vielen Dank! Ich brauchte einfach etwas oder jemanden, zu dem ich heraufschauen konnte. Um mich inspirieren zu lassen. Aber je mehr ich das getan habe, umso mehr ist meine eigene Stimme hörbarer geworden.

Was mich jetzt noch interessieren würde. Wenn man sich das Musikvideo zu 'Hydra' ansieht: In welcher Wüste habt ihr das gedreht und sind eure Instrumente und Klamotten weiterhin noch voller Sand? Das muss ja super nervig sein.

(lacht) Ich bin ein großer Fan der Dune-Filme und das habe ich einem unserer Manager erzählt und er meinte: "Wir haben da so eine verdammt riesige Wüste in Kalifornien." Worauf ich ihn gefragt habe, ob wir dahin gehen können. Woraufhin er meinte: "Klar, ich kann euch hinfahren." Das hat dann etwa vier oder fünf Stunden gedauert, um in diese Wüste zu fahren (lacht). Wir haben uns dann entschieden, die ganzen Instrumente da aufzubauen und einfach angefangen zu filmen. Alles, was du in dem Video siehst, ist 100% echt, da gibt es keinen Greenscreen oder etwas Ähnliches. Es ist eine echte, verdammte Wüste. Und mit Wüste geht auch Sand einher und ich habe immer noch Sand in meinen Dr. Martens Boots (lacht).

Reden wir aber noch mal über deinen Gesang. Ich denke, der Song, der mich am meisten überrascht hat, ist der letzte Song des Albums 'The Path I Walk'. Ihr hattet in der Vergangenheit schon mal etwas Ähnliches wie eine Ballade mit dem Song 'See Through Me'. Aber nach all dieser Heavyness, dieser Aggression endet ihr mit so einem ruhigen und melancholischen Song. Wie ist das zustande gekommen? Der Song ist ja schon sehr untypisch für euch. Aber der Song passt so perfekt ans Ende des Albums und ich kriege jedes Mal Gänsehaut davon.

Cool und danke, das zu hören macht mich sehr glücklich. Dieser Song begleitet uns jetzt schon einige Jahre und hat in der Zeit so viele unterschiedliche Formen gehabt. Wir wussten nicht, was wir damit anfangen sollten. Sollen wir da Gitarren hinzufügen? Also verzerrte Gitarren. Sollen wir das Schlagzeug hinzufügen? Oder was zur Hölle sollten wir am Ende des Songs machen? Wir haben den Song dann einfach als Filmsoundtrack stehen gelassen, den wir nicht verwenden können. Bis wir dann den Text dazu geschrieben haben. Der Text ist ja so düster und hat dann letztlich die Saat in unsere Köpfe gepflanzt, dass es ein ORBIT CULTURE-Song werden könnte. Als wir den Gesang fertig hatten, habe ich gesagt: "Oh mein Gott, wir müssen diesen Song aufs Album packen." Und der Grund, warum wir den Song an die letzte Stelle gepackt haben: Es ist so ein… merkwürdiger Song für ORBIT CULTURE. Es ist definitiv eine Wildcard. Aber wir sind super stolz auf den Song. Wir konnten den Song auch nicht an eine andere Stelle wie die Mitte des Albums packen, es würde sich einfach komisch anfühlen. Also haben wir den Song an die letzte Stelle gesetzt. Nach dem ganzen Heavy-Metal-Ansturm auf deine Ohren ist es großartig, wenn man dann ein wenig mit so einem melancholischen Filmsoundtrack herunterkommen kann

Ich mag das Raue in deiner Stimme in den Strophen. Mal sehen, ob ihr das live spielen könnt, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass es ins Liveset reinpassen könnte.

Danke dir! Mal schauen, wir werden den Song nicht auf der kommenden Headlinertour spielen, das steht fest. Wir denken, dieser Song benötigt einen größeren Rahmen, um ihm gerecht zu werden. Daher werden wir ein wenig mit dem Song warten. Aber ich denke, eines Tages werden wir diesen Song definitiv mal bringen.

Wenn du jetzt "Death Above Life" mit "Descent" vergleichst: Vor zwei Jahren hast du über "Descent" gesagt, dass dieses Album ein dunkles Monster ist. Oder geworden ist. Was ist dann "Death Above Life"? Ist es der Teufel oder noch schlimmer? Es ist ja noch mal ein ganzes Stück finsterer und "Descent" war jetzt auch nicht sonderlich leichte Kost.

Wie du gesagt hast, es ist finsterer. Aber es fühlt sich auch wie eine wesentlich größere Sache an, ein größeres Album. Zumindest für mich. Es übertrifft "Descent" in der Größe und dem Umfang der Songs. Aber du kannst definitiv hören, dass es eine Mischung aus "Nija", "Descent" und effektiv allem ist, was wir in der Vergangenheit gemacht haben. Nur dass sich das alles jetzt zu einem noch größeren Monster entwickelt hat. Es ist eigentlich nur das Resultat davon, wenn man zu viele Alben gemacht hat (lacht).

Als ihr bei Century Media unterschrieben habt, dachten da auch einige, jetzt wo ihr auf einem wesentlich größeren Label seid, fangt ihr an nach "Mainstream" zu klingen und ihr habt diesen Leuten komplett das Gegenteil bewiesen? Ihr seid noch brutaler, noch aggressiver und weit weg davon, Mainstream zu sein.

Yeah, ich verstehe definitiv, was du damit sagen möchtest. Ich habe das auch von einigen Leuten mitbekommen, die Angst hatten, wenn wir bei einem der größeren Labels unterschreiben, dass das Label sich dann in den Songwritingprozess reinhängt und eingreift - ich denke, das ist das richtige Wort dafür. Das war allerdings auch der Knackpunkt, warum wir bei Century Media unterschrieben haben. Die Leute haben direkt gesagt: "Ihr könnt machen, was wir wollt. Wir werden euch da unterstützen." Und das war genau das, was wir gebraucht haben. Ich denke zwar, dass die weicheren Parts weicher sind und dass die Dynamik allgemein breitgefächerter ist. Aber das haben wir nicht gemacht, um mehr oder weniger Alben zu verkaufen. Das ist einfach die Musik, die wir schreiben wollten. Es ist eine sehr ehrliche Sammlung von Songs, die in einer sehr turbulenten Zeit entstanden sind, wo wir viele Shows gespielt haben und bei einem neuen Label gelandet sind. Das hat sich alles auf das Album ausgewirkt.

Also alles in allem der natürliche Fortschritt.

Genau. Das ist der einfachere Weg, das zu beschreiben (lacht).

Wenn ihr das Album im Oktober veröffentlicht, startet auch eure nächste Headlinertour in Europa. Die erste Tour war ja bereits ein großer Erfolg, wo ein Großteil der Tour ausverkauft war. Wie geht es jetzt weiter? Gibt es da eine Grenze für euch?

Es ist einfach so verdammt cool für uns Vier in der Band. Wir haben jetzt so viele Touren als Supportband gespielt. Wir hatten da verdammt viel Glück diese spielen zu dürfen, verstehe mich da nicht falsch. Wir haben allerdings immer gehofft, dass diese Tour Realität wird. Wann können wir auf unseren eigenen Füßen stehen und einen Club mit einer Kapazität von 1000 Leuten ausverkaufen? Das passiert jetzt bzw. stehen wir kurz davor. Doch jetzt müssen wir sehr fokussiert sein und dieses Ding füttern, was ORBIT CULTURE ist. Und damit verbunden die Zeit und Aufwand reinzustecken, die es verdient hat. Ich weiß nicht, was die Grenzen für unsere Band sind, aber so weit können wir aktuell gar nicht denken. Wir sind so blöd und denken nur einen Monat im Voraus. Für alles Weitere sind die ganzen Tourmanager und was weiß ich alles zuständig (lacht). Wir versuchen nur, im Moment zu leben und jede Nacht gute Musik zu spielen.

Aber das ist ein guter Punkt, da du "Leben im Moment" angesprochen hast: Was hat sich für dich persönlich in den letzten Jahren geändert, als ORBIT CULTURE immer größer und größer wurde?

Eine große Sache war tatsächlich letztes Jahr. Wir hatten Anfang letzten Jahres die Tour mit MACHINE HEAD, wir waren drei Tage zuhause und dann ging es direkt weiter mit unserer ersten Headlinertour. Mittendrin haben wir alle unsere regulären Jobs gekündigt, was eine super beängstigende Sache war. Aber wir haben das Glück, das alles über Wasser halten zu können. Auch wenn es jetzt morgen enden würde, waren wir in der glücklichen Position, "professionelle" Musiker gewesen zu sein, zumindest für ein Jahr (lacht). Das alles ist für uns nicht selbstverständlich. Wir geben einfach unser Bestes. Aber das war ein großer Moment für uns. Jetzt ist es nur ORBIT CULTURE und nichts anderes, was unsere Aufmerksamkeit erfordert.

Es geht ja auch recht schnell bei euch. Viele halten euch für die nächste große Sache in der Metal-Szene und ich könnte mir vorstellen, das ist für so eine recht junge Band ein wenig angsteinflößend.

Die Sache ist, es hat alles 2013 als ein Laptop-Projekt angefangen. Es begleitet uns schon viele Jahre, bevor irgendwas passiert ist. Mittlerweile sind wir alle in unseren 30ern und als wir mit der Band anfangen haben, waren wir alle 20. Wir haben uns daran gewöhnt, wenn etwas nicht passiert. Als dann etwas passiert ist, dachten wir: "Ach ja, das ist cool." (lacht) Wir haben immer darauf abgezielt, aber es hat so viele Jahre gedauert, zu diesem Punkt zu gelangen. Von außen kann das schon so wirken, als wäre das alles über Nacht passiert. Aber für uns hat es zwölf Jahre gedauert, an den Punkt zu gelangen, an dem wir heute sind. Spätestens mit dem "Nija"-Album von 2020 haben sich viele Türen für uns geöffnet und wir mussten unserem Bauchgefühl vertrauen und das tun, was sich richtig angefühlt hat. Es hat uns zu dem Punkt geführt und wir sind sehr glücklich darüber.

Das ist ein guter Abschluss für dieses Interview. Und ich glaube, du musst auch weiter ins nächste Interview. Ich hoffe, dir hat es auch ein wenig Spaß gemacht!

Danke dir Kevin, das war ein tolles Interview!

 

Fotocredit: Niklas Karlsson

Redakteur:
Kevin Hunger

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