MONO INC.: Interview mit Martin Engler

18.02.2017 | 21:51

Das neue Album "Together Till The End" läutete die Bühnenpause der Dark-Rock-Band MONO INC. aus Hamburg ein. Da ist es allerhöchste Zeit, dass wir uns den Frontmann Martin Engler noch einmal zur Brust nehmen...

Am Freitag, den 13. Januar, erblickte "Together Till The End" das Licht der Welt. War es Absicht, dass das Album ausgerechnet an diesem Tag erschien, oder reiner Zufall?

Ein mystisches Datum. Wir fanden die Idee großartig, an einem typischen Pechtag unser Glück herauszufordern!

Worum genau geht es in dem Konzeptalbum "Together Till The End", und wie seid ihr auf das Motiv der großen Seefahrt im Jahr 1722 gestoßen?

Im Januar 2016 befand ich mich anlässlich des Mixings unseres Live-Albums im Hamburger Hafenklang Studio. Ein Studio mit direktem Blick auf den Hafen und seine Kreuzfahrtschiffe, Container-Riesen, Barkassen, Raddampfer und Segler. Bei echtem Hamburger Schietwetter schweifte mein Blick in die Ferne und meine Gedanken kreisten um eine Frage: Wie war das wohl damals, als man in diese Weite blickte und nicht wußte, was dort hinter dem Horizont ist? Die Idee, dass es genau 1722 beginnen sollte, beruht auf der Tatsache, dass in dem Jahr die "Wapen von Hamburg" vom Stapel lief. Die Aufgabe der "Wapen von Hamburg" war, Schiffskonvois zu Hamburgs Übersee-Handelspartnern zu begleiten und vor Überfällen und Angriffen zu schützen. Im Schutze solcher Schiffe begannen immer mehr Menschen, den Mut zu solchen waghalsigen Reisen auf sich zu nehmen. Und von so einer tragischen Fahrt handelt letztlich das Album.

Das Cover von "Together Till The End" zeigt ein majestätisches Segelschiff mit aufgeblähten Segeln auf stürmischer See... Wer hat das Bild gestaltet, und wie eng seid ihr in den Schaffensprozess involviert gewesen?

Weil es überraschenderweise keine Originalfotos von 1722 gab, musste unser Grafiker in wochenlanger Kleinarbeit das Schiff neu erschaffen. Selbst Hand habe ich nicht angelegt, das überlasse ich lieber den Profis, aber da ich von der Optik eine sehr konkrete Vorstellung hatte, haben wir über jeden kleinen Fortschritt diskutiert. Manchmal treibe ich unsere Mitarbeiter mit meinem Perfektionismus in den Wahnsinn, aber wenn man etwas Besonderes erreichen will, dann muss man dafür eben besonders hart arbeiten.

Wie in alten Zeiten ist das komplette Album in englischer Sprache gehalten. Warum?

Ob nun musikalisch oder textlich: Ein Konzeptalbum, das eine inhaltlich zusammenhängende Geschichte erzählt, lässt für mich kein Hin- und Herflippen zwischen Sprachen und Soundwelten zu. Und da der erste Song ein englischsprachiger war, war damit das Schicksal der Platte besiegelt. Außerdem gebe ich zu, dass ich nach zwei Alben mit deutschem Liedgut einfach mal wieder etwas anders machen wollte. Zum Glück kann ich sagen, dass ich immer nur genau das schreibe, worauf ich gerade Lust habe. Natürlich werden einige Fans enttäuscht sein, aber ich mache ja nicht vordergründig Musik, um andere happy zu machen.

Wie stark hat das Seefahrer-Motiv auch den musikalischen Stil der Scheibe geprägt?

Wir wollten erreichen, dass die rauhe See, der Sturm und die peitschende Gischt für den Hörer förmlich spürbar sind - und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden!

Mit dem Album läutet ihr auch eine Pause für MONO INC. ein. Weshalb habt ihr euch für die Bühnenabstinenz nach der Tour entschieden?

Wir haben in den letzten Jahren unser Leben vorwiegend in Tourbussen, Flugzeugen und Studios verbracht - und haben sehr hart und intensiv am neuen Album gearbeitet. Da müssen die Akkus erst mal wieder aufgeladen werden, und das wird seine Zeit brauchen.

'Children Of The Dark' wird in manchen Medien schon als neue Hymne der Schwarzen Szene gefeiert. War der Song auch als eben diese gedacht?

Hymne ist ein großes Wort für einen Song. Aber das entscheiden doch im Endeffekt keine Künstler und keine Plattenfirmen. Das entscheidet nur der Fan - und das ist auch gut so. Außerdem muss ein Song doch erst mal ein paar Jahre diesen Status behalten. Erst dann kann man ja ernsthaft von einer Hymne sprechen. Alleine, dass einige unserer Songs (wie 'Voices Of Doom') nun schon seit Jahren in den Clubs laufen, ehrt uns sehr.

Mit dem Lied 'Boatman' wurde MONO INC. von Ronan Harris (VNV Nation) quasi geadelt: Es ist das erste Duett seiner Karriere. Wie kam es zu dieser Ehre?

Ronan und ich hegen eine sehr respektvolle Beziehung zueinander, denn wir sind gegenseitig Fans unserer Kompositionen. Außerdem besitzt er in meinen Augen eine der besten Stimmen überhaupt. Da wir beide in Hamburg wohnen, ist die Kontaktpflege auch nicht so schwer wie mit anderen Künstlern. Also habe ich ihm eines Tages meine Demos für die neue Platte vorgespielt und beim dritten Song ('Boatman') sagte er nur: "Geil, Mann! Ich kriege eine verdammte Gänsehaut." Ich fühlte mich natürlich geadelt, und so sagte ich (obwohl ich wusste, dass Ronan noch nie ein Duett gesungen hat): "Dann lass ihn uns zusammen singen." Er sagte zu und der Rest ist Geschichte. Auf diese Zusammenarbeit bin ich nicht minder stolz als auf 'Children Of The Dark'.

Mit der opulenten Orchestrierung wird es gewiss auch eine Herausforderung werden, "Together Till The End" auf die Bühne zu bringen. Wie werdet ihr das live lösen?

Ab Mitte Februar werden wir intensiv mit den Vorbereitungen starten, denn wir haben unfassbar viele Ideen für die kommende Konzertreise [Die Tour wird im April und Mai 2017 stattfinden. - Anm. d. Red.]. Wir wollen uns mit der fettesten MONO INC.-Tour aller Zeiten verabschieden, so viel ist sicher!

Worauf können sich die Fans ansonsten bei der Tour zum neuen Album freuen?

Auf einige Überraschungen, einen tollen Special Guest und mit PALAST konnten wir einen grandiosen Support verpflichten, der viele Fans umhauen wird!

Doch bevor es für euch auf Tour geht, spielt ihr im Februar auf der Erstauflage der "Wacken Winter Nights". Was erwartet ihr von dem neuen Festival?

Sowas wie "Pomp Duck and Circumstance" - mit besserer Musik.

Die letzten Worte gehören traditionell euch.

Man muss nicht immer das letzte Wort haben, oder?

Redakteur:
Leoni Dowidat

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