MÄGO DE OZ: Interview mit Txus

01.01.1970 | 01:00

Interviews mit spanischen Bands zu organisieren ist im Normalfall eine Kunst für sich: einmal scheitert`s an fehlenden Englischkenntnissen, dann wieder an irgendwelchen vertriebstechnischen Geschichten. Umso verwunderter war ich also, als ich meine Fragen an MÄGO DE OZ schon nach weniger als einer Woche von Schlagzeuger Txus zurückgemailt bekommen haben. Keine Frage, MÄGO DE OZ sind nicht nur eine der erfolgreichsten sondern auch einer der professionellsten Bands aus Spanien. Grund genug also, um uns mal ausführlich mit dieser Gruppe zu unterhalten:

Björn: Hallo, alles klar bei Euch?

Txus: Ja, alles bestens!

Björn: Mit wem spreche ich denn gerade und was machst Du im Moment?

Txus: Ich bin Txus, der Schlagzeuger und im Moment sind wir auf Tour

Björn: Ihr habt kürzlich ein neues Album namens „Gaia“ herausgebracht. Was kannst Du mir über diese Platte sagen?

Txus: Es ist das beste Album, was mir bisher aufgenommen haben. Es ist der erste Teil einer Trilogie und wir alle glauben, dass wir sehr gute Arbeit abgeliefert haben. Ja, wir sind sehr stolz auf dieses Album.

Björn: Liegt dem Album ein Konzept zu Grunde und falls ja, worüber handelt die Geschichte?

Txus: Das Konzept dieses Albums ist eine Story, in deren Mittelpunkt sich „Gaia“ befindet. Alles spielt sich während des ersten Teils des 16.Jahrhunderts ab, als die spanischen Entdecker Amerika erreichen, um die Regionen zu erobern, die wir heute als Mexiko oder Peru kennen. Gaia ist der Charakter, um den sich die Story abspielt; Gaia ist die Mutter Erde, der Spirit der Erde. In unserer Konzeptgeschichte wird Gaia von einer südamerikanischen Dame verkörpert, die im Gefängnis der Todesstrafe für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hat, entgegensieht. Schließlich wird sie dann im Gefängnis getötet und die Geschichte startet in der Nacht ihres Todes, genauer genommen im Hause des zuständigen Gouverneurs, der kurz vor ihrem Tode sein urteil ändert und sie vor der Todesstrafe retten will – jedoch zu spät.
Nach ihrem Tod erhält der Gouverneur eine e-mail von Gaia, in der sie eine Geschichte erzählt, die sich im Jahre 1520 abgespielt hat...und die Story nimmt ihren Lauf.

Björn: Hört sich ziemlich kompliziert an. Ihr habt also mal wieder ein umfassendes Konzept ausgearbeitet und die CD selber ist auch, wie gewohnt, sehr lang geraten. Wie schafft Ihr das nur in so kurzer Zeit soviel großartigen Stoff zu sammeln und zu arrangieren?

Txus: Nun, wir arbeiten sehr hart und haben direkt nach unserer letzten Tour mit dem Songwriting begonnen. Und schon zu Beginn diesen Jahres waren wieder alle Songs vorbereitet. Wir haben vier Monate im Proberaum verbracht und haben täglich an den Songs, Strukturen und Arrangements gearbeitet und erste Vorab-Demos eingespielt, so dass die Kompositionen fertig waren, bevor wir das Studio betraten. Dann waren wir drei Monate im Studio mit unserem Produzenten und haben mit unbeschwert in zwei Studios zur gleichen Zeit aufgenommen. Wir sind eine Menge Leute in der Band und die Arbeit ging diesmal sehr effektiv und schnell voran.

Björn: Meiner Meinung nach ist das neue Material auch eine Nummer komplexer ausgefallen. Stimmst Du da mit mir überein?

Txus: Ja, wir denken, dass „Gaia“ unser bestes Album bisher ist, wir hatten einfach mehr Zeit alles vorzubereiten, aber ich denke auch, dass es beim ersten Hören etwas komplizierter ist, aber machen wir es kurz: wir haben mehr Musik und bessere Songs.

Björn: War dies eine natürliche Entwicklung?

Txus: Ja, es hat sich wirklich alles so entwickelt. Vom ersten Moment an haben wir genau das getan, was wir wollten und so ist das Album dann gewachsen.

Björn: Wer schreibt denn bei MÄGO DE OZ die Songs? Beteiligt sich da jeder am Songwriting?

Txus: Gewöhnlicher bin ich dazu verurteilt, der Hauptsongwriter zu sein, aber bei dieser Platte hat sich vor allem der Keyboard-Player verdient gemacht und auch die restliche Band war bei der musikalischen Ausarbeitung beteiligt. Ich für meinen Teil habe aber die Lyrics verfasst und einen grossteil der Musik geschrieben.

Björn: Das erste Mal, wo ich richtig mit MÄGO DE OZ beschäftigt habe, war Eure letzte DVD “A Costa Da Rock”. Ich liebe diese DVD und schaue auch ab und zu mal wieder hinein. Was kannst Du aus Deiner Sicht zu dieser DVD sagen?

Txus: Wir sind sehr stolz auf diese DVD. Wir haben sie in einer kleinen Stadt in Galizien, im Norden von Spanien, aufgenommen. Sie zeigt sehr gut, was bei unseren Shows passiert, wie wir spielen, wie sich das Publikum verhält und zeigt natürlich auch den Spaß, der immer vorhanden ist.
Auf der zweiten DVD reden wir über unsere History, verschiedene Sachen, die uns über die Jahre widerfahren sind, stellen das Team vor, welches uns live begleitet und verraten so einiges über die Mitglieder von MÄGO DE OZ.

Björn: Diese DVD zeigt, dass Ihr in Eurer Fans eine sehr große Anhängerschaft habt. Es ist einfach unglaublich all diese Leute zu sehen, die wirklich jede einzelne Note mitsingen. Habt Ihr in ganz Spanien so fanatische Anhänger?

Txus: Ja, die sind überall! Das ist echt fantastisch, in Spanien haben wir sehr viele Fans und für gewöhnlich sind unsere Shows auch ausverkauft. Großartig, oder?

Björn: Ja, das ist es in der Tat! Was ist denn an den Gerüchten dran, dass Ihr mit Euren Alben an die Spitze der Charts schießt.

Txus: In der ersten Woche nach dem Release von „Gaia“ sind wir in den kommerziellen Charts auf den zweiten Platz vorgestoßen. Jetzt, drei Monate später, sind wir immer noch auf Platz 14. Es ist einfach unfassbar, wir sind sehr glücklich mit der derzeitigen Situation.


Björn: Ausgenommen von einigen Festival-Shows konnte man MÄGO DE OZ in Deutschland noch nicht bestaunen. Konzentriert Ihr Euch mehr auf Euer eigenes Land oder besteht auch die Motivation in anderen europäischen Ländern den Durchbruch zu schaffen?

Txus: Natürlich wollen wir auch nach Deutschland kommen und auch die anderen europäischen Länder reizen uns, weshalb wir eine Tour im nächsten Jahr anvisieren. Bisher haben wir uns wirklich nur auf den spanischen und südamerikanischen Markt konzentriert, doch bald werden wir kommen!

Björn: Ja, das ist mal ein Wort. Gerade jetzt wo die spanische Metal-Szene sich immer größerer Beliebtheit in Deutschland erfreut (man denke nur einmal an Tierra Santa, Hamlet, Lujuria)...

Txus: ...verlass Dich drauf, 2004 werden wir bei Euch sein, mit absoluter Sicherheit!

Björn: Fast alle spanischen Bands veröffentlichen ihre Alben über Locomotive Records. Warum fragt Ihr nicht einfach mal Euer Label, ob es Interesse daran hat, eine kleine Europa-Tour mit ausschließlich spanischen Bands zu starten? Ich verspreche Dir, es gibt genügend Leute, die sich für ein derartiges Package begeistern könnten...

Txus: Hey, gute Idee, ich werde es weiterleiten!

Björn: Was kannst Du mir sonst noch über die spanische Szene erzählen. Warum gibt es in Spanien fast ausschließlich nur traditionelle Heavy Metal-Bands? Gibt es keinen Markt für extremere Musik?

Txus: Nun, in Spanien gibt es für sämtliche Spielarten des Metals ein Publikum, nur ist das bei extremeren Sachen halt nicht so groß. Spanien ist mehr ein Heavy Metal-orientiertes Land.

Björn: Ihr selber verwendet einen Haufen Folk-Elemente in Eurer Musik, Ihr habt Flöten, Dudelsäcke, Geigen, und einige andere `exotische Instrumente´. Wie groß ist der Folk-Faktor in Eurer Musik?

Txus: Er ist sehr wichtig. Als wir die Band starteten wollten wir nicht bloß eine Metal-Band unter vielen sein. Jeder von uns liebt Folk-Musik, daher haben wir beschlossen, diese Elemente zu integrieren, die mittlerweile einen wichtigen Teil unseres Sounds ausmachen. Es ist so was wie unser Markenzeichen.

Björn: Mein Lieblingsalbum von MÄGO DE OZ ist ohne Zweifel „Finisterra“. Als ich es zum ersten Mal gehört habe, hat es mich wirklich weggeblasen. Diese ganzen tollen Melodien, der kraftvolle raue Gesang und Songs wie `El Que Queira Entender Que Entienda´ und `Astaroth´...ich konnte anfangs nicht genug davon bekommen. Obwohl die Platte schon etwas länger draußen ist würde mich trotzdem noch interessieren, was hinter ihr steckt. Liege ich mit meiner Vermutung, dass es sich um ein weiteres Konzept handelt, was sich mit dem Ende der Erde beschäftigt? Leider spreche ich nämlich kein Spanisch, weshalb die Texte nicht zu entschlüsseln sind.

Txus: „Finisterra“ ist auf jeden Fall das wichtigste Album in unserer Karriere. Es ist tatsächlich ein Konzeptalbum, welches sich sowohl mit der Zeit vor als auch mit der nach dem Ende der Welt zuträgt. Es war ein sehr schweres Album: wir haben sechs Monate im Studio verbracht, standen unter immensem Druck und waren nicht sicher, was dabei herauskommen würde. Schließlich haben wir dann aber 200.000 Einheiten verkauft...ohne Zweifel ein Meilenstein!
Die Geschichte basiert auf der reise eines Pilgers auf seiner Route, welche als „weg nach Santiago“ bekannt ist, und spielt in der Zukunft, in einer Zeit, in der die Welt kurz vor ihrem Ende steht. Eine Person entdeckt eine CD-ROM, welche von einer Story berichtet, die im 16.Jahrhundert spielt. Glaube mir, es ist sehr interessant.

Björn: Das glaube ich, nur ist es halt schwer zu folgen, wenn man der Sprache nicht mächtig ist...
Meiner Meinung nach solltet Ihr ruhig die spanischen Texte auch in Zukunft beibehalten, die Frage ist nur, ob es nicht möglich wäre, die englischen Übersetzungen ebenfalls im Booklet abzudrucken, so dass auch diejenigen, die kein Spanisch reden, der Story folgen können!?

Txus: Ok, hör zu, wir werden dies direkt morgen unserem Label vorschlagen!

Björn: ich weiß, dass eine Band wie Tierra Santa überhaupt nicht Englisch spricht. Wie sieht das bei Euch aus, beherrscht Ihr diese Sprache oder schreibt ihr weiterhin in Muttersprache, weil Eure Fähigkeiten im Englischen nicht ausreichen?

Txus: Bei MÄGO DE OZ sind wir nicht wirklich gut im Englischen, jedenfalls als Band betrachtet. Manche von uns sprechen ein wenig Englisch, zumindest soviel, dass man sich verständigen kann.
Der Grund, warum wir bei den spanischen Texten bleiben ist, dass es für uns viel einfacher ist und wir uns so auch viel besser ausdrücken können. Die Texte sind für uns sehr wichtig und naturgemäß fällt einem das Schreiben in der Muttersprache um einiges einfacher.

Björn: Trotzdem hake ich noch mal nach: Wird es in der Zukunft doch noch englische Texte von MÖGO DE OZ geben?

Txus: Wir haben darüber schon diskutiert, konnten uns aber noch nicht einig werden. Die Zeit wird es zeigen.

Björn: Ist die Sprachbarriere Deiner Meinung nach auch die Hauptursache dafür, warum spanische Bands außerhalb ihrer Heimat bei weitem nicht an die Erfolge anknüpfen können, die sie von Zuhause aus gewöhnt sind?

Txus: Möglicherweise ist es genau das, aber denk mal über den restlichen Markt in Europa nach, wo man sich nur auf die englische Sprache beschränkt. Wir singen nur in Spanisch und haben einen großen Markt in unserer Heimat, Südamerika, aber für uns ist nichts ausgeschlossen...wer kann das schon von sich behaupten?
Wir mögen übrigens auch Gruppen, die in Deutsch singen.

Björn: Angenommen jemand, der nicht aus Spanien kommt und Eure Musik nicht kennt, würde Dich fragen, worum es bei MÄGO DE OZ geht. Was würdest Du ihm erzählen, um Eure Musik schmackhaft zu machen?

Txus:Die Musik von MÄGO DE OZ handelt von Dir, Deinen Träumen, die Magie von Geschichten, die von den Alben beschrieben werden, den Spaß einer Party mit Deinen Freunden mit guten Songs und gutem Heavy Metal. Es ist definitiv mehr als nur Musik.

Björn: Ihr seid sehr bekannt für Eure lustigen Album-Covers. Haben diese Zeichnungen irgendeine spezielle Bedeutung? Und vor allem, wer zeichnet diese Bilder?

Txus: Die Cover sollen eigentlich nur so lustig wie möglich erscheinen. Der Künstler, der sie gezeichnet hat, arbeitet schon seit vielen Jahren mit uns zusammen und hat stets eine genaue Vorstellung davon, wie wir unsere Cover wünschen. Er ist ein verrückter Kerl!

Björn: Auf Eurer neuen CD habt Ihr eine DVD als Bonus hinzugefügt. Ist dies ein spezielles Geschenk an eure wahren Fans oder nur ein Bonus, der verhindern soll, dass man sich die Platte aus dem Internet zieht?

Txus: Wir wollen den Fans immer mehr als `nur´ ein Album geben. Die DVD ist eine Alternative, dies zu bewerkstelligen. Sie enthält alle wichtigen Fakten zum Album in unseren eigenen Worten. Dazu gibt`s einige Studioaufnahmen, Interviews und haufenweise Infos zum Album und zur Band.

Björn: Was denkst Du denn über das Internet? Siehst Du es als Unterstützung für Eure Band an oder denkst Du, es ist aufgrund der Möglichkeit eines illegalen Downloads gefährlich für Euch?

Txus: Das Internet kann ein sehr nützliches Werkzeug sein, aber eben nur für die Leute, die es ordnungsgemäß benutzen.
Wir nutzen die Fähigkeiten des Netzes und mögen es und ich denke, dass unsere Fans es auch nicht dazu ausnutzen, um uns so zu hintergehen.

Björn: Zum Schluss würde ich noch gerne etwas über Eure Vergangenheit erfahren, da man die Band hier erst seit kurzer Zeit richtig kennt, aber nie richtig hilfreiche Informationen bekommen konnte. Wann habt Ihr MÄGO DE OZ gegründet und warum habt Ihr Euch entschlossen eine Band zu gründen?

Txus: Ich habe die band Ende der Achtziger gegründet. Der Beweggrund ist genau derselbe wie bei allen anderen Musikern, die in einer band spielen. Ich liebe diese Musik und wollte Ähnliches kreieren, wie die Bands, die ich gerne höre und liebe. Schließlich tue ich es aber aus Leidenschaft zur Musik.

Björn: Welche waren Deine größten Inspirationsquellen in Sachen harter Musik?

Txus: Die klassischen Metal-Bands wie JUDAS PRIEST, DEEP PURPLE, IRON MAIDEN, RAINBOW, usw.

Björn: Wann habt Ihr Eure ersten großen Erfolge feiern können und zu welchem Zeitpunkt habt Ihr in Spanien den endgültigen Durchbruch geschafft?

Txus: Ich denke, das war in dem Moment, in dem wir unsere erste goldene Platte überreicht bekommen haben. Wir realisierten, dass wir vielleicht an einen Punkt gelangen könnten, den bis dahin keine einheimische Metal-Band erreicht hatte, sowohl in Sachen Popularität als auch die Verkäufe betreffend. Seit diesem Moment ging alles sehr schnell und wir wanderten von Erfolg zu Erfolg.

Björn: Habt Ihr ein stabiles Line-Up oder wurden die Mitglieder schon öfter ausgetauscht?

Txus: Seit dem Release von „Jesus De Chamberi“ war unser Line-Up beständig bis unser Bassist sich im letzten Jahr dazu entschloss, die Gruppe zu verlassen, weil er die ganzen Nebeneffekten des Musikerdaseins satt war: Touren, Aufnehmen, Promotion, wieder Touren und noch mehr Touren, etc.
Wir respektieren seine Entscheidung und haben einfach jemand anders genommen und ihn ersetzt.

Björn: Was können wir von MÄGO DE OZ in den nächsten Monaten erwarten?
Wie ich Dir bereits sagte, wir touren im Moment und im nächsten Jahr werden wir auf jeden fall auch den Rest von Europa beackern!

Björn: Gäbe es eine Band, bei der Ihr gerne den Support übernehmen wolltet, wenn Ihr könntet?

Txus: Eigentlich nicht.

Björn: Ok, Txus, wir haben das Ende des Interviews erreicht. Wenn Du noch irgendetwas loswerden möchtest, dann lass er jetzt raus:

Txus: Ich möchte mich einfach nur bei all unseren Supportern bedanken, ich hoffe wir sehen uns auf unserer kommenden Tour. Cabroneeeeees!

Björn: Ich bedanke mich für dieses Interview und bin schon sehr gespannt auf das, was uns demnächst auf deutschen Bühnen erwarten wird. Wir sehen und auf der Tour, bis dahin alles Gute.

Txus: Ja, Dir auch. See you on tour!




Redakteur:
Björn Backes

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