KK'S PRIEST: Interview mit KK Downing

24.09.2023 | 12:28

Es ist mir eine große Freude und noch größere Ehre, mit KK DOWNING zu sprechen. In mehr als 13 Jahren als Redakteur sprach ich schon mit vielen großen Namen, doch dieses Gespräch mit dem Kopf hinter KK'S PRIEST, wird mir auf ewig im Gedächtnis bleiben, da ich selten solch einen lockeren, fröhlichen, aber gleichzeitig auch für seine Musik brennenden Herren interviewen durfte, der auch gleichzeitig über 50 Jahre die Geschichte des Heavy Metals maßgeblich mitprägte. Mit "The Sinner Rides Again" kehren Downing, Owens und Co. episch und metallisch zurück und präsentieren sich in eindrucksvoller Form. Viel Spaß mit meinem Gespräch mit KK DOWNING.

Ken, es ist schön, dass wir einige Worte wechseln können – vielen Dank für diese Möglichkeit. Wie geht es dir? Du strahlst wie ein Honigkuchenpferd.
Hey Kumpel. Ja, mir geht es auch richtig gut. Mir könnte es kaum besser geben, ich genieße das Leben gerade in vollen Zügen.

Perfekt. Ich habe vorab in "The Sinner Rides Again" reingehört und bin sehr beeindruckt von der Stärke dieses Albums. Nicht zuletzt wegen Tims Gesangsleistung, so abwechslungsreich und durchschlagend habe ich den Ripper noch auf keinem Album gehört. Auch die Songarrangements, die Spannung auf dem Album ist wirklich toll - es ist ein fantastisches Heavy Metal Album geworden.
Vielen lieben Dank für deine Worte, das bedeutet mir sehr viel und freut mich zu hören.

Gerne. Aber bevor wir über euer neues Album sprechen, habe ich ein paar grundlegende Fragen zu KK'S PRIEST. Kannst du mir deine Gefühle beschreiben, als Tim zustimmte, der Sänger von KK'S PRIEST zu werden?
Ich bin sehr glücklich über diesen Zustand, er ist genau der Richtige. Weißt du, als Tim zu JUDAS PRIEST Mitte der 1990er Jahre kam, befanden wir uns in einer merkwürdigen Situation: Glenn arbeitete an seinen Solo-Sachen, Rob verließ die Band nach der "Painkiller"-Tour und sagte, JUDAS PRIEST sei ihm nicht mehr heavy genug. Der Metal befand sich ohnehin in einer komischen Phase. Und dann kam Ripper und wir konnten weitermachen, waren aber gedanklich schon weiter. Ich finde, dass Tim auf "British Steel" oder anderen klassischen JUDAS PRIEST-Alben eine perfekte Figur abgegeben hätte. Für mich war er von vorneherein die ideale Person, diese Klassiker aber auch neue Songs im klassischen Stil zu singen. Und ich habe mich absolut bestätigt gefühlt, auf mich wirken die Songs mit ihm äußerst kraftvoll.

Ich kann mir vorstellen, dass die Arbeit mit ihm eine Art "Home-Coming" für dich war?
Dadurch, dass wir damals schon miteinander gearbeitet haben und auf Tour waren, gebe ich dir voll und ganz Recht. Wir wurden in dieser Zeit Freunde und dann war es naheliegend, ihn zu fragen, ob er dabei sein möchte.

Hattet ihr auch schon Kontakt, bevor die Band gegründet wurde?
Ja, den hatten wir. Dave Ellefson von MEGADETH – wir sind gut miteinander befreundet – kam eines Tages 2019 auf mich zu und wollte, dass ich im Zuge einer speziellen Show auch einige JUDAS PRIEST-Klassiker gemeinsam mit ihm auf der Bühne spielte. Ich sagte zu und durch einen gemeinsamen Freund war auch Tim Owens mit von der Partie. Ich denke, der Name MEGAPRIEST kam von Dave oder seinem Manager. Und der passte zumindest anfangs gut, hehe.

Wie hast du dir die Zeit zwischen JUDAS PRIEST und KK'S PRIEST vertrieben? Hast du zwischendurch schon an neuer Musik gearbeitet?
Ohja, ich habe mir die Zeit ganz gut gestaltet. Mick Cervino, den du eventuell von YNGWIE MALMSTEEN oder BLACKMORE'S NIGHT kennen könntest, hat eine Band namens VIOLENT STORM am Start und er fragte mich, ob ich sowohl als Gast als auch als Produzent auf dem Album "Storm Warning" tätig werden könne. Zudem habe ich einiges mit Roy Z. und unserem Gitarristen A.J. und seiner Band HOSTILE gemacht. Und dann kam auch schon der erste Auftritt von MEGAPRIEST, hehe. Ich mag den Namen noch immer, haha.

Er macht sofort klar, worum es geht. Kommen wir zu "The Sinner Rides Again": Das zweite Album ist einerseits facettenreicher und deutlich epischer, andererseits aber auch fokussierter und entschlossener. Wie siehst du persönlich die Unterschiede zwischen "Sermons Of The Sinner" und "The Sinner Rides Again"?
Nun, mein Mindset beim ersten Album war noch stark vom klassischen JUDAS PRIEST-Sound beeinflusst und mich macht es noch immer stolz, wenn Leute sagen, dieser oder jener Song vom Debüt könnte auch auf "Stained Class" oder "British Steel" stehen. Und ich bin verdammt stolz auf die Alben. Und wie damals beim "Painkiller"-Album wollte ich es auch diesmal wieder etwas mehr in Richtung Metal bewegen, es sollte etwas metallischer klingen. Das ist für mich aber der einzige Unterschied, zumal sich auch der Songwriting-Prozess nicht geändert hat.

Einer meiner Lieblingssongs ist 'Reap The Whirlwind'. Vor allem wegen der Botschaft, die hinter dem Song steckt: Wer den Wind sät, wird den Wirbelwind ernten. Kannst du das ein bisschen näher erläutern?
Wie bei allen anderen Songs, habe ich auch hier erst einmal mit dem Text begonnen. Und wie 'One Shot At Glory' soll er jeden einzelnen ansprechen, eine weitere Möglichkeit, eine neue Chance auf Ruhm zu erhalten – nach einer zerbrochenen Beziehung oder wenn dir der Job gekündigt wurde, wenn du etwas Schlechtes erfahren musstest – und das geht jeden einzelnen von uns an – gibt es immer wieder eine weitere Chance. Und das gilt auch für 'Reap The Whirlwind': Jeder von uns wurde einmal hart erwischt, enttäuscht oder ungerecht behandelt – von den Eltern, Lehrern, Arbeitgebern, dem Partner, einem Freund oder wem auch immer. Und so ist der Song anlehnend an die Bibel als Warnung zu verstehen: Sei vorsichtig, wenn du andere Menschen schlecht behandelst, denn es könnte auf einen selbst zurückfallen und das Leid könnte dann noch größer werden. Im Leben gibt es immer Ups und Downs, wir müssen kämpfen und stärker als zuvor aus diesen Situationen zurückkehren. Es ist nicht immer einfach.  
Aber es ist wichtig, zuversichtlich zu sein und auf seine eigenen Stärken zu vertrauen.

Absolut, das Leben geht schließlich weiter. Man sollte immer auf seine eigenen Stärken vertrauen und gestärkt aus den täglichen Kämpfen hervorgehen. Egal, ob man diese gewinnt oder verliert, runterziehen lassen sollte man sich davon nicht. Gibt es eine bewusste Verbindung von 'Hymn 66' zur Route 66 oder was steckt hinter dem Titel?
Nein, der Titel bezieht sich eher darauf, dass ich 1966 angefangen habe, Gitarre zu spielen. Aber wie schon angedeutet, haben alle Songs mehrere Bedeutungen, vor allem für mich selbst. Aber das Jahr 1966 war sehr entscheidend für mich und zu Beginn wurde ich stark von JIMI HENDRIX und seiner Art des Gitarrenspielens beeinflusst. 'Hymn 66' wird auch der nächste Track, der aus dem Album ausgekoppelt wird. Ich habe auch ein paar mythologische Ansätze miteinfließen lassen und grob geht es um einen jungen Typen, eine Art Dämonen, namens Deimos, Gott des Aufruhrs, der Angst und des Schreckens. Seine Rache wird kommen und wenn alle den Refrain 'Hymn 66' live singen und sich die Sonne rot am Himmel verfärbt, wird er aufgehen, haha.

Es ist so schön, dich für die neuen Songs, die neue Platte und KK'S PRIEST generell brennen zu sehen, Ken. Mit 'Wash Away Your Sins' schließt ihr das Album auf eine sehr epische Art und Weise ab. Hand aufs Herz, was war für dich die größte Sünde in der Rock- und Metalwelt?
Ach, das ist auch einer der Songs, der an nahezu Jeden gerichtet ist. Es geht um Dämonen, die aus der Ferne deinen Namen rufen und dass dich diese Stimme daran erinnern wird, dass Schuld an dir haftet, du deren Schmerz spürst und es nun Zeit ist, deine Sünden abzuwaschen. Wie schon gesagt, ist es ein sehr allgemein gehaltener Song, der sich an alle richtet.

Der wird auch live ziemlich gut angenommen. Ihr habt einige Shows in Großbritannien gespielt, und soweit ich gehört habe, wurden die Gigs ziemlich gefeiert. Kannst du mir deine Gefühle beschreiben, als du die alten PRIEST-Songs zum ersten Mal mit KK'S PRIEST live auf der Bühne gespielt hast?
Es war großartig, wirklich. Aber wir haben jetzt auch schon zwei Alben veröffentlicht und müssten theoretisch keine JUDAS PRIEST-Songs mehr spielen. Aber ich habe diese Songs geschrieben und denke, dass viele Fans auch aufgrund dieser Klassiker zu den Shows kommen. Die Setliste wird sich aber immer ändern und die Reaktionen der KK'S PRIEST-Songs war, so wirkte es auf mich, ähnlich wie bei den älteren JUDAS PRIEST-Songs. Ein gutes Zeichen, oder?

Absolut. Und wie stehen die Chancen, dass auch deutsche Fans in den Genuss eurer Live-Qualitäten kommen?
Die stehen sehr gut. Deutschland ist ein großartiges Land mit einer großartigen Metal-Community – war es für mich schon immer. Wir versuchen, so viele Shows wie möglich mit KK'S PRIEST zu spielen und hoffen, dass uns die Fans auch sehen wollen, hehe.

Habt ihr eine besondere Verbindung zu Deutschland und den deutschen Fans?
Auf jeden Fall. Meine erste musikalische Berührung mit Deutschland waren die SCORPIONS. Bei ihrer Tour durch die USA 1980 waren wir auch mit dabei und natürlich kamen in all den Jahren auch WARLOCK, ACCEPT, BONFIRE und andere große Namen aus Deutschland mit dazu. Auch an Berlin und das Brandenburger Tor habe ich sehr schöne Erinnerungen und war sogar dort, als die Mauer fiel, hehe.

Weißt du, 'Turbo Lover' war der erste Song, den ich jemals von JUDAS PRIEST hörte und insgesamt sah ich dich mit Rob und Co. zwei oder drei Mal auf der Bühne. Es war fantastisch dich dort zu sehen und ich hoffe, dass sich bald einige KK'S PRIEST-Auftritte hinzugesellen. Ken, gibt es sonst noch etwas, was du über dieses fantastische neue KK'S PRIEST Album oder allgemein loswerden möchtest?
Ich bin sehr froh, dass es dir gefällt und ich danke allen deutschen Fans für die Loyalität über all die Jahre. Wie gesagt, wir versuchen, so viele Shows wie möglich zu spielen und ich kann mich tatsächlich an keine Band erinnern, die schon zwei Alben veröffentlicht, aber noch keine Tournee hinter sich gebracht hat. Und das gibt uns die Möglichkeit, das zu spielen, was unsere Fans auch hören möchten.

Ken, vielen Dank für das wunderbare Gespräch und alles erdenklich Gute für die Zukunft.
Du bist herzlich eingeladen, mit mir dann Backstage ein deutsches Bier zu trinken, haha. Vielen Dank, Marcel!

Fotocredits: Mind Art Visual

Redakteur:
Marcel Rapp

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