J.B.O.: Interview mit Hannes 'G. Laber' Holzmann

01.01.1970 | 01:00


Nachdem wir uns bisher mit E-Mail Interviews mit Veit begnügten, war es heute an der Zeit mal telefonisch Kontakt zu Deutschlands Blödelmetaller Nummer eins aufzubauen. Und so rief ich gegen 20 Uhr bei Hannes Schwiegereltern an.

Hannes:
Jaaaaa?

Georg:
Nein

Hannes:
Haha

Georg:
Hallo Hannes.

Hannes:
Hi, grüß dich. Habe dich erwartet. Wie geht's dir?

Georg:
Man kann ja nie genug klagen. Und selbst?

Hannes:
Mir geht's gut, komme gerade aus meinen Flitterwochen zurück.

Georg:
Du hast geheiratet?

Hannes:
Genau.

Georg:
Und was sagt dein Penis dazu? (Anm. Lied von der neuen Scheibe "Rosa Armee Fraktion")

Hannes:
Ach das ist ein typisches Veit Thema. Ich war immer - und das ist kein Scheiß - ein ganz braver was Frauen anging. Ich hatte immer lange Beziehungen und war auch immer treu.

Georg:
Und da singst du dann so Songs trotzdem fleißig mit?

Hannes:
Genau. Da kenn ich gar nichts. Die wenigsten unserer Songs, eigentlich überhaupt keiner - bis auf J.B.O. sind autobiografisch. Es ist wirklich war dass wir uns im E-Werk an der Bar kennen gelernt haben. Aber sonst ist nichts autobiografisch. Auch "Ein guter Tag zum sterben" nicht.

Georg:
Gut, kommen wir mal zu "Rosa Armee Fraktion". Wie war die Zusammenarbeit mit euren beiden "Neuen" Ralph und Wolfram?

Hannes:
So neu sind sie ja auch nicht. Wolfram kennen wir beide ja schon ewig. Der Veit sogar schon seit der siebten Klasse. Somit war eigentlich nur der Ralph neu. Aber es war super. Die Texte haben wieder der Veit und ich geschrieben. Aber es war schon genial, dass diesmal der Schlagzeuger und Bassist an den Songs mit geschrieben haben. Holmer und Schmitti wollten das ja auch gar nicht. Aber diesmal sind bis auf 2 Songs alle von uns vieren geschrieben. Es hört sich auch schon ein bisschen anders an. Okay, im Nachhinein erinnert "Ich will Lärm" vielleicht schon etwas an "Ich möcht so gerne Metal hörn". Aber das war nicht beabsichtigt.

Georg:
Auf der neuen Platte prangert ihr ja wieder die Nicht-Metal-Stile an. Wie kommt es dass ihr dann auf der "Sex Sex Sex" HipHop und Dancefloor Songs gemacht habt.

Hannes:
Naja, eigentlich darf ja jeder hören worauf er Bock hat. Die Motivation war ein HipHop-mäßiges Stück zu machen, was noch einigermaßen rockig klingt, weil sonst ertragen wir es nicht. Und es sollte einen total, absolut blödsinnigen Text haben. Uns haben immer die HipHopper, die so völlig viel Message in ihren Texten haben, dieses pseudointelligente, genervt. Auch "Bums Bums Bums Bums" haben wir nicht gemacht weil wir es so geil finden, sondern um es darzustellen. Wir sehen uns ja nicht nur als Musiker sondern auch als Satiriker oder Parodisten. Wie ein Schauspieler, der auch mal einen Massenmörder spielt obwohl er keiner ist.

Georg:
Wie fandest du als Musiker das diesjährige Wacken-Open-Air?

Hannes:
Also für uns war es ziemlich großartig. Wir hatten einen guten Platz auf der besten Bühne und es waren sauviele Leute da, bei denen wir gut ankamen. Aber wir haben da schon einige Sachen mitbekommen die nicht so toll waren. Ich bin da ja auch übers Festivalgelände gelaufen und hab mir einiges angeschaut. Und das mit den Klos war wirklich eine Katastrophe. Das war ja wirklich echt schlimm. Da hatten wir es ja gut, wir hatten Backstage ein Klo. Aber für die normal zahlenden Besucher war das eine Frechheit.

Georg:
Durftet ihr dann auch 50 cent fürs pinkeln bezahlen?

Hannes:
Ne, da haben wir nicht löhnen müssen. Aber sauber war es auch nicht. Wir Männer haben es da eh leichter. Und die Bierpreise, die mich eigentlich nichts angingen, weil ich das ja auch umsonst bekam, hätten mich als normaler Besucher auch aufgeregt. Auf der anderen Seite haben da sehr viele gute Bands gespielt und es gab doch schon einiges zu sehen.
Wir sind ja recht anspruchslos, was das Catering angeht. Ne Flasche Bier und ne Flasche Wasser reicht uns ja. Aber wir haben bei anderen Bands wie z.B. Dickinson mitbekommen, dass sie sich ziemlich übers Catering aufgeregt haben. Es war wohl nicht das da, was angefordert wurde. Aber für uns war es ziemlich erfolgreich und so sind wir ziemlich fröhlich heimgefahren.

Georg:
Ihr schreibt ja immer mehr eigene Songs. Wo gerade die Covers doch - zumindest für mich - J.B.O. ausmachen. Wie kam die Entwicklung?

Hannes:
Ach, Kulthits wie "Ein guter Tag zum Sterben" sind ja von uns. Oder "Verteidiger des Blödsinns" ohne den wir nicht auf die Bühne gehen können, ist ja auch von uns. Oder auch "Hose runter". Also ganz so ist es nicht. Wir haben halt so angefangen, weil wir das Ganze ja auch nicht so ernst genommen haben. Deswegen sind auf der "Expliziten Lyric" auch bis auf "Ein guter Tag zum sterben" nur Coverversionen drauf.

Georg:
Wobei die "Explizite Lyric" ja auch eure beliebteste Platte ist.

Hannes:
Ja, wenn du jetzt ne Umfrage machst, wird sie wohl die meisten Stimmen bekommen. Aber es gibt auch viele Leute denen die "Laut" oder die "Meister der Musik" am besten gefällt. Und was du natürlich auch nicht vergessen darfst. Das kenn ich auch von vielen anderen Bands her. Wenn du etwas zum ersten mal machst, ist es was neues. Wenn eine Band es dann zum zweiten mal macht, dann hast du es schon gehört, nämlich die erste Platte. Und das ist bei vielen Bands so. Siehe CLAWFINGER. Die erste war doch der totale Hammer. Die zweite hat niemand mehr gehört.

Georg:
Die war aber auch nur ein Abklatsch von der ersten.

Hannes:
Ja, aber wenn du es anhören würdest und du würdest die erste nicht kennen, fändest du sie geil. Aber weil du die erste kennst, findest du sie nicht geil, oder nicht mehr so geil. Es ist schwierig immer wieder was total neues zu machen. Außer vielleicht für Queensryche, bis auf die zwei letzten.

Georg:
Oder man macht es so wie MORTIFICATION und ändert bei jeder Platte den Stil. Aber nochmal zum Covern. Wollt ihr dann nicht mehr so viel covern?

Hannes:
Nein, das ist kein Kalkül. Wir setzen uns einfach hin und überlegen, was uns eingefallen ist. Und wenn das eine Idee für einen Coversong ist, dann machen wir den und wenns was anderes ist, dann halt nicht. Was man dabei beachten muß ist, dass wir immer doppelt so viel Coverversionen machen wollen wie wir dürfen. Und das kostet viel Zeit. wir müssen uns etwas überlegen. Einen Text schreiben, den meistens auch noch zurückübersetzen. Oft müssen wir auch noch ein Demo machen und uns das genehmigen lassen. Und dann kriegst du bei der Hälfte eine Absage. So etwas kannst du bei 5 oder 10 Songs machen aber nicht bei 30. Aber wir haben auch Spass daran eigene Stücke zu schreiben. Und dass auf der "Expliziten Lyric" nur ein eigener Song ist, liegt daran, dass wir damals J.B.O. noch nicht professionell betrieben haben. Wir haben damals ja noch versucht mit anderen Bands reich und berühmt zu werden. J.B.O. war damals nur Hobby. Und seit der Laut machen wir ja Vollzeit-J.B.O. und haben dadurch auch mehr Zeit dafür das zu machen, was wir wollen. Und dazu gehört auch eigene Songs zu schreiben. Wir machen bei J.B.O. eigentlich immer das worauf wir Bock haben. Wenn wir Bock haben Olli P zu verarschen, dann machen wir das. Und wenn wir Bock haben eine Black-Metal-Parodie zu schreiben, dann machen wir das auch. Auch wenn der eine bei Olli P schreiend wegläuft, weil keine Metalgitarren dabei sind und der Black-Metaller die Parodie nicht witzig findet. Das sind natürlich zwei Stücke die musikalisch total unterschiedlich sind. Wir machen einfach das worauf wir Bock haben. Wenn wir vorgeben würden: wir machen etwas was ganz erfolgreich wird. Nun das klappt eh nicht. Man weiß ja eh nicht was ankommt. Und so machen wir was uns gefällt.

Georg:
Willst du auch irgendwann was eigenes machen?

Hannes:
Ich glaube schon, dass ich irgendwann das Bedürfnis habe irgendetwas eigenes zu machen. Aber nicht um damit auch reich und berühmt zu werden, sondern weil es in mir ein paar musikalische Ideen gibt, die ich nicht mit J.B.O. realisieren kann. Das wäre dann in der Richtung zwischen THE TEA PARTY und PRONG. Und wenns keiner kauft isses auch wurscht. Der Veit spielt nebenher auch noch in einer kleinen Band, aber nur 2 mal im Jahr vor ca. 40 Leuten.

Georg:
Ihr habt euch ja mit "Sex Sex Sex" (die Satanisten Parodie) und "Rosa Armee Fraktion", in dem derzeitigen Terrorwahn an recht heiße Eisen heran gewagt.

Hannes:
Es ist leider so, dass man in der heutigen Zeit viele Sachen einfach nur deswegen ertragen kann, wenn man sie mit Humor nimmt. "Rosa Armee Fraktion" hat aber auch einen Hintergrund. Der Müller (ehemaliger Chefredakteur vom Hammer) hat uns mal als Spassterroristen bezeichnet. Der Mann mochte uns halt einfach nicht. Sei ihm ja auch zugestanden. Es muß uns keiner hören. Was ich dann nur lustig finde ist, wenn sich so Leute total aufspielen müssen. Beim "kleinen Vampir" haben es ja die meisten Black Metaller auch von der humorigen Seite genommen, aber es kamen auch schon einige böse Briefe, in denen steht, dass das ja Gotteslästerung wäre. Aber das haben wir halt nicht so ernst genommen.

Georg:
Und wann wirst du nun Bundeskanzler?

Hannes:
Ja, wenn wir in die Politik gehen, dann nicht als Rosa Armee Fraktion sondern als J.B.O. oder J.B.Null. Je nach dem. Aber das hat noch etwas Zeit. Jetzt machen wir erst noch ein paar Jahre Musik.

Georg:
Auf den letzten beiden Alben habe ich den Namen vom Uli (JUSTICE) auf der CD erblickt. Ihr habt da noch guten Kontakt zueinander?

Hannes:
Ja, auf jeden Fall. Es kommt auch öfters vor dass JUSTICE vor uns spielen. Bei Jubiläumskonzerten oder so kommt es auch noch ab und an vor, dass ich auf die Bühne gehe und was mitsinge. Aber das ist ziemlich selten geworden. Und der Uli hat die letzten beiden Alben gemastert und das hat er super gemacht. Der Kontakt zu meiner Ex-Band ist jedenfalls nicht eingeschlafen. Wir gehen da öfters auch mal ein Bierchen trinken.

Georg:
Wer begleitet euch dann auf der Tour?

Hannes:
Natürlich haben wir Götz Wiedmann wieder dabei. Dann werden uns die Schweizer QL ein paar mal begleiten. Die spielen eine lustige Mischung aus Metal und Rockabilly. Dann spielt noch ne Band aus Norwegen dabei. Die heißen Nullskattesnylterne. Die haben wir in einem Club gesehen und fanden sie so geil. Die gingen richtig ab. Und dann ist noch mit Damn Nero eine Band eines guten Freundes mit am Start. Und zu guter letzt spielt noch KILOHERZ mit. Wir spielen ja meist 5 Gigs am Stück. Also von Dienstag bis Samstag. Und so begleiten uns die Bands halt meist 5 oder 10 Gigs und dann kommt die nächste dran. Die haben ja nicht das Glück von der Musik leben zu können, so dass sie auch nicht wochenlang mit uns auf Tour sein können. Wir legen halt auch wert darauf, dass wir mit den Leuten, die mit uns auf Tour sind, gut auskommen. Wir sind da ja 3-4 Monate unterwegs und da ist das schon wichtig. In Österreich läuft es übrigens auch sehr gut und in den deutschsprachigen Teilen von Belgien und Luxemburg ist es auch klasse. In der Schweiz lief es früher noch nicht so gut, aber da hat es jetzt auch angefangen. Wir haben sogar schon in Südtirol gespielt. Das war total ab vom Schuß. So mitten in den Bergen. Aber das war klasse dort.

Georg:
Im nicht-deutschsprachigem Ausland läuft es dann nicht so gut?

Hannes:
Nein, ich denke bei den Coverversionen ist der Text eigentlich schon das wichtige. Und wenn sie den nicht verstehen können, ist es auch nicht so witzig. Bei den eigenen Stücken kann man zwar auch noch die Musik gut finden. Obwohl. Wir haben sogar 10 US-Amerikaner in unserem Fanclub. Und aus Teheran kam sogar mal Fanpost an. In Japan haben wir 1000 Stück der "Expliziten Lyric" abgesetzt, aber frag mich nicht wieso. In Brasilien gibts sogar ne J.B.O. Fanpage und der Betreiber hat dann auch ein Interview für Brasilien gemacht. Wir staunen da auch immer wieder.

Georg:
Wie siehst du die derzeitige Lage in Bezug auf Plattenverkäufe?

Hannes:
Es ist leider so, dass die gesamte Branche, also nicht nur wir, nur noch ca. 1/3 der Scheiben verkauft. Die Produktionskosten sind dagegen gestiegen. Das ist ziemlich übel. Da wir eine Live-Band sind und dauernd spielen, macht das uns nicht ganz so viel aus. Wir haben ja kein Problem damit über 100 Konzerte im Jahr zu spielen. Aber wenn wir nur vom CD-Verkauf leben müssten, wäre das sehr schwierig. Früher haben wir von einem Album ca. 200.000 Einheiten verkauft. Jetzt verkaufen wir halt nur noch 50.000 oder 60.000. Wenn's hoch kommt vielleicht auch 80.000 Stück. Das geht ja auch noch, weil auch bei 80.000 noch Geld übrig bleibt. Das große Problem an der Sache ist, und das ist wirklich echt doof. Früher konnte eine Plattenfirma noch kalkulieren. Hat eine neue Band über 10.000 Einheiten verkauft, dann wurde Geld rein gepumpt und die Band aufgebaut. Heute ist es für eine neue Band nahezu unmöglich 10.000 Scheiben zu verkaufen. So Bands wie die GUANO APES hätten heute keine Chance mehr. Die Platte war 1 Jahr draußen bevor "Open Your Eyes" zum Hit geworden ist. Die würden heute halt anstatt 20.000 LPs nur noch 2.000 verkaufen und damit würde niemals eine Single aus gekoppelt werden. Vielleicht gibt es bald ordentliche Möglichkeiten übers Internet. Aber derzeit hast du als neue Band überhaupt keine Chance. Es ist leider so, dass es mittlerweile normal geworden ist, dass man Musik aus dem Internet umsonst haben kann. Da denkt sich niemand mehr was dabei. Ich bin den Leuten ja auch nicht böse. Wenn ich heute 15 oder 16 wäre, würde ich das genauso machen. Aber für die Musiker ist das natürlich eine Katastrophe. Wir haben ca. 100.000 DM an Produktionskosten, die wir selber tragen müssen. Wenn wir jetzt ca 3 DM pro CD bekommen, dann müssen wir über 30.000 Cds verkaufen um allein unsere Produktionskosten abzudecken. Und da ist noch keine Mark dran verdient.

Georg:
Aber irgendwo muß das Geld ja auch bleiben.

Hannes:
Das kann ich dir genau sagen. 4 DM davon kostet die Herstellung einer CD. Dann gehen noch Steuern ab. Und mit unserem Anteil sind wir dann schon bei rund 12 DM. Dann will natürlich auch noch der Vertrieb seine 3-4 DM verdienen und das Label seine 1 oder 2 DM. Und dann langt der Plattenhändler nochmal richtig hin und nimmt so rund 7 oder 8 DM. Und was du nicht vergessen darfst, was ein Schweinegeld kostet, das ist Werbung und Marketing. Grade weil die Verkäufe so extrem zurückgegangen sind, mußt du nochmal mehr Werbung machen um wenigstens noch ein Paar potentielle Kunden zu erreichen. Das ist ein Teufelskreis. Die Leute sagen ja immer, dass sich die Plattenfirmen dumm und dämlich verdienen würden, das ist falsch. Das einzige was man sagen kann ist, dass sich die CD-Händler dumm und dämlich verdienen. Media Markt oder so haben eine Gewinnspanne von 8 oder 9 DM. Die Plattenfirmen dagegen müssen derzeit Leute entlassen um nicht konkurs zu gehen. Aber das ist auch der Fehler der Plattenindustrie, die haben da nicht rechtzeitig reagiert. Aber ich weiß nicht ob man da noch etwas dran ändern kann. Ich selbst hab zu hause rund 700 oder 800 CDs und davon sind genau 3 gebrannt. Wenn mir etwas gefällt kauf ich mir das auch.

Georg:
Allerdings haben sich ja auch die Preise deutlich erhöht. Als ich noch jung war, haben die LPs rund 20 DM gekostet. Heute steuern wir auf die 40 DM für eine CD zu.

Hannes:
Du mußt dabei aber auch beachten, dass die LP eine Spielzeit von 40 Minuten hatte. Eine CD hat dagegen bis zu 74 Minuten Spielzeit. Wenn du das auf die Preise umrechnest liegt der Preis für eine CD auf dem Niveau von dem einer LP vor 12 Jahren. Und schau dir mal an um wie viel Brötchen, Benzin oder Radios in den letzten 12 Jahren treuerer geworden sind. Ich denke da kann sich die CD noch sehen lassen. Im Vergleich ist es sogar richtig billig. Aber die Tonträgerindustrie hat das aber auch selbst verbockt. Sony stellt z.B. ja nicht nur fertige CDs her, sondern auch Rohlinge und CD-Brenner. Rückblickend war es ein Fehler für die Rohlinge das selbe Format zu wählen wie für die Musik-CDs. Letztendlich gehst du in den Mediamarkt rein, bekommst bespielte Cds, die von Sony hergestellt wurden, Brenner von Sony und natürlich auch noch Rohlinge von Sony. Und dadurch stößt du die Leute ja mit der Nase darauf. Für uns ist das eine mittlere Katastrophe weil wir ja noch einigermaßen verkaufen und auch Live ziemlich erfolgreich sind. Aber ich kenn einige Bands die früher davon leben konnten und heute wieder arbeiten gehen müssen und ihre Band auflösen. Aber das betrifft ja auch die Musikzeitschriften. Rock Hard oder Hammer verkaufen halt auch nur noch die Hälfte, denn wenn du heute was über Metal lesen willst, dann gehst du halt ins Web und bekommst dort die Infos zum einen aktueller und zum anderen halt auch kostenlos.

Georg:
Allerdings gibt's ja jetzt auch Musikportale wo du für 99 cent einen Song runter laden kannst.

Hannes:
Ja, aber den Preis halte ich nicht mehr für gerechtfertigt. Du mußt keine physikalischen Tonträger mehr herstellen und Vertrieb und Einzelhandel sind auch nicht mehr nötig. Da fallen bestimmt 5 oder 6 DM an Unkosten weg. Das ist dann schon sehr teuer. Aber wie gesagt, natürlich ist es auch für mich schade, dass ich nun weniger Geld im Geldbeutel habe. Aber das kann ich noch verschmerzen. Viel mehr schade ist es, dass man heute als junge Band kaum noch eine Chance hat. Aber auf der anderen Seite kann ich die Fans auch verstehen. Wir haben ja damals auch die Platten von nem Kumpel auf Kassette aufgenommen. Nur hattest du damals halt nicht die selbe Qualität. Und wenn du es 10 mal angehört hast, war die Qualität des Tapes auch deutlich schlechter. Wie gesagt, ich bin da keinem böse, der das macht. Wem ich böse bin, und solche Leute gibt es leider auch, das sind die, die eine CD kaufen, 10 mal brennen und das ganze dann für 10 Mark weiterverkaufen. Das ist wirklich kriminell. Aber ich könnte ja auch Hersteller von Faxgeräten sein können, dann wäre ich heute auch der Arsch, denn wer schickt heute noch Faxe? Das sind einfach Zeichen der Zeit. In spätestens 3 oder 4 Jahren ist das Faxgeschäft tot.

Georg:
Ihr habt eine tolle Homepage. Inwieweit macht die euch Arbeit?

Hannes:
Wir haben da einen sehr engagierten Webmaster. Den Carsten Dobschat. Der steckt da unheimlich viel Arbeit rein. Wir könnten das gar nicht. Wir sagen ihm nur was wir uns vorstellen und er macht das dann. Ab und zu machen wir halt Live-Chats oder auch das ein oder andere redaktionelle. Aber die Hauptarbeit liegt bei Carsten und das ist wirklich viel Arbeit. Inzwischen rentiert sich das auch für ihn. Weil er daraus eine Musikplattform gemacht hat, also nicht nur J.B.O.. Unsere Homepage selbst läuft fantastisch. Ohne angeben zu wollen, haben wir da mehrere Tausend Klicks am Tag.

Georg:
Denkst du, dass du als durch J.B.O. musikalisch nicht so ernst genommen wirst?

Hannes:
Das ist ja nur in Deutschland so. Hierzulande giltst du nur als Künstler wenn du die Leute zum weinen bringst. Dabei ist es viel schwieriger sie zum lachen zu bringen. In Amerika ist das anders. Dort ist es akzeptiert, dass Humor und Lustig sein genauso Kunst sind wie die ernsthaften Sachen. Aber das wird in Deutschland nicht so gesehen. Aber eigentlich wird das nur von den Kritikern nicht so gesehen. Von daher ist es uns Wurscht. Solange es den Leuten gefällt und sie unsere CDs kaufen und auf unsere Konzerte gehen, ist es uns Wurscht was die Kritiker sagen.

Georg:
Bist du dann wie viele große Komiker auch eher ein depressiverer Typ?

Hannes:
Nein, überhaupt nicht. Ich kann zwar auch depressiv sein, aber normal ist das nicht so. Ich denke dass das Leben eine Aneinanderreihung von Momenten ist. Und es liegt auch an mir diese schön und angenehm zu gestalten. Wenn ich da rumsitze und heule habe ich nichts davon.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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