Headbangers Ballroom: Business Re-Opening Party 03.03.2010

07.04.2010 | 17:21

Die geballte "Business"-Neueröffnungsfeier des Headbangers Ballroom.

DIE Metaladresse Hamburgs schließt! Was für ein Schock... Doch erleichterndes Aufatmen: Der Ballroom zieht nur um! Und zwar nach Dekaden von lauten Jahren am Fischmarkt, mitten auf die berühmt-berüchtigte Reeperbahn, ins Haus "Cafe Keese". Dass dafür zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung Presse, Label, Verlage etc. geladen werden, erscheint spätestens nachvollziehbar, wenn man vor Ort ist: Das Haus ist zum Bersten gefüllt! Der Ballroom hat sich in den vergangenen Jahren wohl einen guten und weiten Ruf verschafft.

Nachdem man in die eine Hand die erste Ballroom-CD gedrückt bekommen hat, in die andere irgendein sausüßes Getränk und in die dritte Hand einen Energiedrink, konnte man sich eines großen Raumes erfreuen, in dessen Mitte ein gigantisches weißes Drumset stand. Es gab Stimmen, die besagten, dass Schlagzeugtier Mike Terrana (RAGE/MASTERPLAN) ein Solo zum Besten geben soll.

Da sich das Headbangers den Raum momentan noch mit dem "Quatsch Comedy Club" teilen muss, wirken die rot gepolsterten Stühle etwas fremd, doch auf der Bühne erhebt sich das imposante Fischgräten-Banner... Aber Achtung! Dies ist nicht der eigentliche Club! Der ist nämlich unten im Keller, wenn man dem Schriftzug "Toilette" folgt. Im großen Saal werden zukünftig die Konzerte sattfinden. Ich bezweifle aber, dass Newcomer im 700-Mann-starken Saal die Möglichkeit haben werden, wie einst am Fischmarkt, erste Live-Erfahrungen sammeln zu können. Auch wie es generell zukünftig mit Konzerten aussieht, kann Otti noch nicht sagen.

 

Gegen 20:30 Uhr wird es dunkel und Mike Terrana setzt sich tatsächlich ans Schlagzeug. Wer ihn schon mal live gesehen hat, weiß, dass es jedes Mal ein überwältigendes und ehrfürchtiges Erlebnis ist. Herr Terrana drischt die folgenden 30 Minuten wie besessen in Begleitung zu symphonischen Klassikern auf sein Set ein. Egal ob 'Eine kleine Nachtmusik', 'New World Symphonie' oder der französische 'Cancan', Mike beweist in bester Manier, dass das Schlagzeug kein Begleitinstrument sein muss. Ganz große Klasse!

[Jakob Ehmke]

Jetzt beginnt das muntere Treiben auf der Bühne. Eine Burleske-Tänzerin aus dem Hause Queen Calavera kommt aus dem Publikum und verlangt gleich nach ihrem Opfer. Zuvor hielt sie sich in der Menge auf und stand für Fotos zur Verfügung. Dieses Angebot nutzten vornehmlich Männer, aber auch ein paar Frauen ließen sich mit ihr ablichten. Tänzerin Koko La Douce tänzelt zunächst etwas ungeschickt über die Bühne und singt Playback, dann kommt ihr Opfer zum Einsatz und hält einen rundlichen Sichtschutz vor die Dame, die diesen allerdings mit ihrem Hinterteil durchbricht. Nach und nach lässt sie die Hüllen fallen, bis sie nur noch in Höschen und mit bedeckten Brustwarzen auf und ab hüpft. Nach einiger Zeit wird ihr davon vorgeblich schwindelig und sie flitzt von der Bühne.

Weiter geht es mit Musik, doch die Outfits bleiben schrill. Nicht umsonst bezeichnen sich THE PLEASURES als "Band aus des Teufels Schminkkästchen". In bester Glam-Rock-Manier sind die fünf Jungs gestylt und geschminkt und tanzen rockend in ihren Plateau-Schuhen auf der Bühne umher. Hier glitzert selbst die Gitarre. THE PLEASURES stehen zu ihrer "nicht vorhandenen Homosexualität" und kredenzen dem Publikum Songs wie 'Follow Me', 'When You're Dead' und 'Freedom'. Ab und zu werfen sie Glitzer-Konfetti in die Menge. Sie feiern eine wilde Party und stecken auch den ein oder anderen im Publikum an.

 

Nach so einem Auftritt hat ANDY BRINGS einen schweren Stand. Er tritt allein mit seiner E-Gitarre auf, die er jedoch nur pro forma spielt. Der ehemalige SODOM-Gitarrist kredenzt Rock'n'Roll, der allerdings verdächtig nach SILBERMOND und Konsorten klingt. Das könnte jedoch auch an den melancholischen Texten seiner Songs 'Tut mir leid' und 'Lass das Licht noch an' liegen. Die sanften Töne kommen bei den Gästen nicht so gut an und so versucht ANDY BRINGS wenigstens mit Gepose und Plektron-Wurfgeschossen zu punkten. Mit 'Wildes Mädchen' beendet er seinen unspektakulären Auftritt.

 

Als letzter Act des Abends treten KICKHUNTER auf. Sänger Jörg Wesenberg würde zwar lieber das Fußballspiel Deutschland - Argentinien sehen, aber jetzt ist er hier. Gesanglich wird er von einer Backroundsängerin unterstützt, die zwischendurch Tamburin spielt und das Tanzbein schwingt. KICKHUNTER heizen dem Publikum gut ein, die melancholische Stimmung ist verflogen. Sie bewerben auch gleich ihre im Juni erscheinende Platte "Revolution" und spielen als kleine Kostprobe schon mal den Titeltrack. Zum letzten Song 'Smile' holen sie THE PLEASURE noch mal auf die Bühne, die eifrig mitsingen und eine große Party feiern. Danach geht es gemeinsam runter in den Keller des Ballrooms.

 

Der Keller hat etwa die Größe des alten Ballrooms, Spiegel an den Wänden lassen ihn jedoch größer wirken. Nach der typischen Fischgräten-Gitarre sucht man jedoch vergeblich. Ein langer Tresen sorgt dafür, dass alle Gäste schnell und bequem mit Getränken versorgt werden können. An einer Wand führen Stufen nach oben, auf denen man Platz nehmen kann. An den Säulen sind jeweils Tische angebracht, doch heute stehen dort noch keine Stühle. Alles in allem ist es sehr gemütlich im Herzstück des neuen Ballrooms. Es ist ideal, um nach Konzerten rauschende After-Show-Partys zu feiern. Das Wohnzimmer des Rock'n'Roll hat seinen Umzug gut überstanden.

[Pia-Kim Schaper]

 

Redakteur:
Jakob Ehmke

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