HELLTRAIN: Interview mit Oskar Karlsson
01.01.1970 | 01:00Dumm, wenn man seine eigene Telefonnummer nicht kennt! Kein Wunder, dass ich am Freitag Abend vergeblich eine Stunde auf den Anruf von Pierre von HELLTRAIN gewartet habe. Nachdem dieses Missverständnis aus der Welt geräumt wurde, klingelte auch am Dienstag Abend pünktlich zur Tagesschau um 20 Uhr das Telefon. Anstatt mit Pierre hatte ich das Vergnügen mit dem Drummer Oskar. Die meiste Zeit hat er zwar gelacht, aber trotz allem kam ein recht kurzweiliges Interview dabei zustande. Von den Klassikern der Rockgeschichte bis hin zu IN FLAMES wurde fast jedes Thema in unserem knapp 20-minütigen Gespräch gestreift.
Tolga:
Ich denke, dass euer Album wirklich gut geworden ist. Wie fallen denn bisher die Reaktionen seitens der Presse so aus?
Oskar:
Die Reaktionen bisher sind echt gut. Ich kenne bisher zwei Reviews aus dem Internet und die sind wirklich unglaublich.
Tolga:
Das freut mich zu hören.
Oskar:
Das freut mich auch und ich bin total überwältigt.
Tolga:
Wie kam es dazu, dass ihr euch entschlossen habt ein Death ´n´ Roll-Album aufzunehmen? Ihr habt ja vorher in Death-Metal-Bands gespielt und deshalb war ich schon verwundert darüber.
Oskar:
Auf dem letzten Album, das Pierre und ich zusammen aufgenommen haben, dem “Nemesis”-Album, kann man eine guten Bezug zu HELLTRAIN herstellen. Schöner, straighter Rock ´n´ Roll.
Tolga:
Wie z. B. ENTOMBEDs “Wolverine Blues”?
Oskar:
Ja, das ist ein wirklich tolles Album.
Tolga:
Also wurdet ihr von ENTOMBED in ihrer “Wolverine Blues”-Phase beeinflusst?
Oskar:
Das würde ich so nicht behaupten! Ich war schon immer ein Fan von ENTOMBED, aber es war trotz allem ein natürlicher Aufnahmeprozess, der sich da vollzogen hat. Patrick und ich komponierten die Stücke und nahmen sie dann im Studio auf. Unser Ziel war es nicht ein Death ´n´Roll-Album einzuspielen.
Tolga:
Als ich euer Album gehört habe, gefielen mir vor allem Songs wie ‘S.O.S.’, ‘Sleepless’, ‘Rat Pack’ und ‘Rot ´n´ Roll’. Der Grund waren vor allem die Slide-Gitarren, die sehr an THIN LIZZY angelehnt waren. Habt ihr beim Komponieren der Stücke an THIN LIZZY gedacht?
Oskar:
Ich weiß es nicht, da ich diese Stücke nicht geschrieben habe. Pierre hat die Stücke geschrieben und ich glaube, dass er ´ne Menge THIN LIZZY hört.
Tolga:
Da habe ich eine spezielle Frage an dich: Was ist denn mit AC/DC? Vor allem die Drumparts hören sich sehr nach AC/DC an.
Oskar:
Das war auch mein Ziel. AC/DC hatten immer gute Drummer. Ich mag es straight. Das ist echt großartiges Rock ´n´Roll-Drumming!
Tolga:
Einen anderen Einfluss, den ich herausgehört habe, waren DEEP PURPLE und URIAH HEEP, vor allem bei ‘The Helltrain Coven’, was am Hammondorgel-Sound liegt.
Oskar:
Also ich hab von der Art von Musik keine Ahnung. Ich glaube, Pierre hat den Song geschrieben.
Tolga:
Ich dachte auch zuerst, dass Pierre mich anruft, da Kathy von Nuclear Blast mir die Info gegeben hat. Das ist auch der Grund, warum ich speziell diese Fragen konzipiert habe.
Oskar:
Ah, okay! Pierre hat, glaube ich, gerade ein anderes Interview. Ich bin dein Ersatz sozusagen, hahaha.
Tolga:
Gebt ihr zur Zeit viele Interviews?
Oskar:
Ja, wirklich viele. Letzte Woche waren es ein paar Stück pro Tag/Abend. Normalerweise ist Pierre für die Pressearbeit zuständig. Diese Woche übernehme ich ausnahmsweise auch ein paar.
Tolga:
Mein absolutes Lieblingslied auf der CD ist ‘Polizei’.
Oskar:
Yeah! (Fängt an zu lachen)
Tolga:
Kennst du diesen blonden Italiener namens MODO.
Oskar:
Yeah, yeah, yeah, hahaha!
Tolga:
Kennst du das Lied ‘1, 2 Polizei‘?
Oskar:
Yeah, yeah, yeah, hahaha!
Tolga:
War es als Tribute oder Cover gedacht?
Oskar:
Nein, ich glaube, es war kein Cover oder sowas in der Art. Es ist kein Cover.
Tolga:
Aber du kennst das Lied?
Oskar:
Yeah, yeah, yeah, natürlich kenn ich das Lied. Pierre übrigens auch. Pierre hat die Lyrics zu dem Stück geschrieben. Sein Ziel war sowas wie ein Witz oder etwas ähnliches in der Art daraus zu machen.
Tolga:
Aber trotz allem ist es ein wirklich guter Track.
Oskar:
Ja, es ist ein wirklich guter Track.
Tolga:
Euer Titelstück ‘Route 666’ ist für mich ein perfekter Soundtrack, wenn man Motorrad fährt. Hattet ihr ‘Born To Be Wild’ von STEPPENWOLF im Hinterkopf, als ihr das Stück komponiert habt? In diesem Fall hat doch Pierre das Stück komponiert, oder?
Oskar:
Ich glaube, es war der erste Song für HELLTRAIN. Das Stück, ‘Helltrain’ und ‘Rot ´n` Roll’ waren die ersten drei Tracks, die für das Album geschrieben wurden. ‘Route 666’ war das erste Stück, was Pierre geschrieben hat und was ich zu hören bekam. Ich weiß auch nicht, was er damit bezweckt hat.
Tolga:
Für mich ist es wie gesagt, ähnlich wie bei ‘Born To Be Wild’, ein perfektes Lied für’s Motorrad.
Oskar:
Ja, da stimme ich dir voll zu. Natürlich ist es auch perfekt, wenn du in deinem Auto fährst.
Tolga:
Der Klatschpart am Ende von ‘Afterglow’ ist wirklich cool. Kam euch die Idee dazu spontan im Studio?
Oskar:
Als wir das Stück im Studio aufnahmen, probierten wir es erst mit Tambourines. Aber ich und Patrick probierten es dann doch mit Klatschen und wir bevorzugten dann das Klatschen.
Tolga:
Das war dein Klatschen, oder habt ihr ein paar Jungs und Mädels ins Studio geholt, die den Part “eingeklatscht” haben?
Oskar:
Nein, das waren ich und Patrick. Wir hatten echt eine Menge Spaß dabei.
Tolga:
Ich denke, dass die gesamten Aufnahmesessions ein Riesenspaß waren, oder?
Oskar:
(Lacht) Natürlich!
Tolga:
Was die Stimme von Pierre angeht, so hört sie sich sehr einzigartig an. Der erste Sänger, der mir sofort durch den Kopf schoss, war Lemmy von MOTÖRHEAD. Wäre es cool für euch ein ähnliches Ansehen bei den Death ´n´ Roll-Bands zu genießen, wie MOTÖRHEAD ihn in der gesamten Szene genießt?
Oskar:
Natürlich! MOTÖRHEAD sind eine wirklich außerordentlich gute Gruppe. Sie verdienen von mir viele Umarmungen und Küsse.
Tolga:
Du hast ja schon gesagt, dass Pierre die meisten Songs geschrieben hat. Tat er dies alleine oder zusammen mit seinem Bruder Patrick?
Oskar:
Patrick hat fünf Stück geschrieben, ich zwei und Pierre den Rest. Quasi eine 50/50-Einteilung!
Tolga:
Hört sich in Ordnung und demokratisch an.
Oskar:
Yeah!
Tolga:
Vor ein paar Wochen hatte ich ein Interview mit Dod von der deutschen Black-Metal-Band ORKUS. Und er sagte mir, dass eine seiner Lieblingsbands GATES OF ISHTAR ist.
Oskar:
Ah cool ha,ha,ha!
Tolga:
Ehrlich gesagt, habe ich noch nie was von GATES OF ISHTAR gehört. In unserem internen Forum jedoch hat mir jemand geschrieben, dass sie melodischen Death Metal spielen. Sie nahmen glaube ich zwei oder drei Alben auf und benannten sich dann in THE DUSKFALL um.
Oskar:
Yeah, das stimmt!
Tolga:
Zu welcher Zeit wurden denn die Alben veröffentlicht bzw. aufgenommen?
Oskar:
Ich glaube, wir nahmen das erste GATES OF ISHTAR-Album 1994-95 auf. Danach verließ ich die Band und sie nahmen ein Album ohne mich auf. Ich war dann wieder beim dritten Album mit dabei. Das war dann auch das letzte Album und THE DUSKFALL wurden 1999 oder 2000 gegründet. Ich bin dann 2001 bei THE DUSKFALL eingestiegen.
Tolga:
Würdest du sagen, dass GATES OF ISHTAR ein Trendsetter in Sachen Melodic Death waren, denn der Musikstil wurde ja nach dem “Clayman”-Album von IN FLAMES sehr populär. Ihr habt das Album vorher aufgenommen, oder?
Oskar:
Äh, welches Album?
Tolga:
Das erste Album, als ihr mit GATES OF ISHTAR angefangen habt. Ihr habt ja zu dem Zeitpunkt mit Melodic Death begonnen.
Oskar:
Yeah, yeah, natürlich. Wir nahmen das Album auf, als wir den Plattenvertrag in der Tasche hatten, was so um 1993-1994 der Fall gewesen sein muss. Es war vor dem “Clayman”-Album. Überdies ging das erste IN FLAMES-Album in Richtung ENTOMBED oder anderem “normalem” Death Metal.
Tolga:
Aber mit “Clayman” wurden sie erst richtig berühmt.
Oskar:
Yeah, yeah, das war ein wirklich gutes Album!
Tolga:
Eine andere Sache, die ich in meinem Review geschrieben habe, ist, dass aufgrund eures Albums eine neue Welle von Death ´n´ Roll Bands entstehen könnte.
Oskar:
(Schmeißt sich vor Lachen fast weg) Echt Klasse! Das hab ich vorher noch von keinem anderem Journalisten gehört.
Tolga:
Wie würdet ihr auf sowas reagieren? Würde es euch amüsieren?
Oskar:
(Schon fast entrüstet und leicht nach Lars Ulrich klingend) Ja, natürlich! Aber es ist eher unwahrscheinlich, dass es dazu kommen wird. ENTOMBED haben ja schon eher damit angefangen. Sie sind die ultimative Death ´n´ Roll-Band! Aber es wäre echt cool!
Tolga:
Meiner Meinung nach seid ihr mehr grooy, so wie z.B. THE HELLACOPTERS.
Oskar:
Wir hören uns nicht so sehr nach ENTOMBED an. Ich denke, wir klingen eher nach den HELLACOPTERS oder sowas in der Art.
Tolga:
Wie schaut´s tourplanungs- und festivaltechnisch aus? Habt ihr vor auf ´ne Tour mit aufzuspringen oder eine eigene Headlinertour durch Europa durchzuziehen?
Oskar:
Wir haben bisher noch nichts diskutiert, was das Touren betrifft. Wir konzentrieren uns erstmal auf die Veröffentlichung des Albums in Europa am 18. Oktober. Danach schauen wir mal, wie´s tourtechnisch aussieht. Ich hoffe, das wir demnächst auf ein paar Festivals spielen können.
Tolga:
Welche Festivals würden denn deiner Meinung nach zu euch passen?
Oskar:
Ich glaube, Universal veröffentlicht das Album in den Staaten, also denke ich, dass es vorher in die USA geht ha,ha,ha.
Tolga:
Gibt es irgendwelche Festivals auf denen ihr nächstes Jahr unbedingt spielen wollt, wie z.B. WITH FULL FORCE, SUMMER BREEZE etc.?
Oskar:
Ja, hoffentlich! Deutschland hat ´ne Menge Festivals. Ich denke, das SUMMER BREEZE ist echt gut. Ich kenne jetzt keine anderen Festivals, höchstens noch ROCK AM RING.
Tolga:
ROCK AM RING ist sehr kommerziell.
Oskar:
Das denke ich auch, aber es wäre trotzdem schön dort zu spielen.
Tolga:
Aber ROCK AM RING ist schon sehr groß und man muss schon recht berühmt sein um dort auftreten zu können. Bands wie KORN oder auch MARILYN MANSON treten dort auf.
Oskar:
Ah okay ha,ha,ha!
Tolga:
Aber es gibt auch andere Festivals wie das WFF mit 20.000 Besuchern oder auch WACKEN mit 40.000 Besuchern.
Oskar:
(Wie aus der Pistole geschossen) WACKEN ist, glaube ich, ein echt gutes Festival. Ich hab da zwar noch nie gespielt, doch ich hoffe irgendwann einmal dort auftreten zu können. Wir spielten auf dem HEARTSVILLE-Festival in Schweden und auf dem ROSKILDE mit einer anderen Band.
Tolga:
Was natürlich auch sehr populär ist.
Oskar:
Yeah, es ist ein wirklich gutes Festival.
Tolga:
In unserem internen Forum las ich das Gerücht, dass ihr angeblich zusammen mit der BLOODHOUND GANG zusammen gespielt oder einen Song aufgenommen habt. Ist an der Geschichte was wahres dran?
Oskar:
(Lachend) Das ist nicht wahr.
Tolga:
Ihr habt keine Gemeinsamkeiten mit der BLOODHOUND GANG?
Oskar:
Das Einzige, was wir mit der BLOODHOUND GANG gemeinsam haben, ist, dass der Sänger das Album in den Staaten promotet. Er hat da ein Sublabel bei Universal. Er war es, der uns entdeckt hat. Wir haben ihm dann ´ne CD geschickt und er wollte uns bei Universal signen. Das ist wirklich das Einzige, was wir mit der BLOODHOUND GANG gemeinsam haben. Es ist nur Musik.
Tolga:
Gibt es noch irgendwas, das du den Fans in Deutschland mitteilen möchtest oder ein spezielles letztes Wort?
Oskar:
Ähm, ja, diejenigen die die CD noch nicht gehört haben, sollten sie mal anchecken, denn es ist ein Rock ´n´ Roll-Album.
Tolga:
Das hab ich auch in meiner Review zu der CD geschrieben, das nächste Woche online gestellt wird.
Oskar:
Ah cool! Ich glaube, ich werd es mal anchecken.
Tolga:
Es ist zwar auf deutsch, doch du kriegst es bestimmt übersetzt.
Oskar:
Ja natürlich!
Tolga:
Sag Pierre und Patrick schöne Grüße von mir, viel Erfolg mit eurer CD und hoffentlich man sieht man sich bald auf Tour!
Oskar:
Yeah, mach´s gut!
Also, ihr habt´s ja gelesen: Checkt die CD auf jeden Fall mal an. Wie ich schon in meinem Review geschrieben habe, ist das Teil einsame spitze! Wem ENTOMBED zu deathig und THE HELLACOPTERS zu soft geworden sind, wird mit dieser genialen Death ´n´ Roll-Scheibe auf jeden Fall warm. Hoffe, dass es auf jeden Fall mit der Tour klappt und jeder, der von der Scheibe begeistert ist, wird sich auf die Tour freuen wie auf Weihnachten. Mindestens!
- Redakteur:
- Tolga Karabagli
