HEAVEN SHALL BURN: Interview mit Maik Weichert

28.10.2016 | 23:42

"Es hört dir auch keiner zu!"

So richtig weiß Maik Weichert selbst nicht, wann und wie genau er (als Repräsentant der Band) zu einer derart polarisierenden Persönlichkeit geworden ist, wieso HEAVEN SHALL BURN inzwischen diese beachtliche Größe hat und weshalb viele Dinge auf der Welt so laufen, wie sie laufen. Zu sagen hatte der Jurist in der Vergangenheit jedoch immer etwas und nahm dabei nie ein Blatt vor den Mund - vielleicht ein erster Erklärungsansatz für Unklarheit numero uno.

Das neue Album "Wanderer" bot nun einen wunderbaren Anlass, Vergangenes aufzuarbeiten, Aktuelles zu erörtern und auch einen Blick nach vorn zu wagen; Themen und Gesprächsbedarf übersteigen dabei die zur Verfügung gestellte Zeit, bei der wir Manager Benny schon bis aufs Äußerste strapazieren, bei weitem. In Essen unterhielten wir uns während der sonnengefluteten, ausverkauften Mini-Club-Tour ausführlich und lange mit dem HSB-Sprachrohr. Ein dreiviertelstündiges Interview über Politik, Attitüden und tatsächlich auch ein bisschen Musik.

Friede, Freude, Sonnenschein: Die Atmosphäre auf dem Gelände der Zeche Carl, dem Wohnzimmer von unter anderem KREATOR und CALIBAN, ist an diesem traumhaft sonnigen Sonntagabend wirklich maximal weit von dem entfernt, was später innen drin stattfinden sollte. Entsprechend entspannt und ausgelassen sind nicht nur die Fans, sondern auch Maik Weichert (g.), der mich herzlich zum Interview willkommen heißt, in ein kleines Kabuff entführt und dort das hundertdrölfzigste Interview zu "Wanderer" gibt. "Wenn man schon keine Bratwurst isst, dann bleibt ja nur das Wandern", gibt er auf die Frage, inwieweit es in seinem Leben denn manchmal wirklich um die körperliche Aktivität des Wanderns geht, zu Protokoll. Als Thüringer bekomme man das schlichtweg in die Wiege gelegt. So interessant die Traditionen auch sind, tauchen wir doch eher fix in die metaphorische Bedeutung des Titels ein. Dass eine Zeile des Songs 'Downshifter' ("I seek salvation in the distance") die Sache gut auf den Punkt bringt, kann Maik bestätigen: "Es geht um eine Art Selbstschutz, um seine Gedanken wieder ordnen zu können, denn im Moment ist das ja wie ein Moshpit mit Zombies. Da nicht auch noch mit reinzuspringen und sich in seinem politischen Kampf zu verbrauchen, darum geht es."

Als inzwischen langjähriger, fanatischer Anhänger der Band äußere ich forsch den Gedanken, dass ich ein anderes Album erwartet hätte; ein Album der Finger-in-die-Wunde-Band (Wunden gibt es aktuell schließlich immense und zahlreiche!), welches stärker Bezug auf aktuelle Themen nimmt. Stattdessen ist "Wanderer" ein Album mit vielen (thematisch) seperaten Songs, die persönliche oder historische Dinge zum Inhalt haben. "Das kann ich schon nachvollziehen, aber genau das wollten wir eben nicht, so eine komplett plakative Parole auf Platte. Es ist gerade auch nicht die Zeit dafür - es hört dir auch keiner zu!" Es gäbe ohnehin nur noch schwarz und weiß. Unvermittelt daher kommt der lustige Satz: "Ich finde Angela Merkel schon seit zwanzig Jahren scheiße, seitdem die das erste Mal als Ministerin irgendwo aufgetreten ist." Wenn man dies heute äußere, würde man sofort in eine falsche Ecke gestellt werden - der HSB-Gitarrist fühlt sich um seine Rethorik beraubt. Einen Auspruch wie das berühmte Zitat "We are the final resistance" würde heute in jedem Fall falsch ankommen.

Stattdessen war es vielmehr ein Anliegen, die Graustufen und damit jene Leute zu stärken, die sich selber Gedanken machen: "Also die nicht meinen, sie haben eine politische Meinung, weil sie einen Link auf Facebook sharen." Das Diskutieren im privaten bzw. familiären Umfeld hat Maik indes teilweise schon aufgegeben: "Da hältst du auch manchmal deine Klappe, weil du weißt, da kommt eh nichts bei raus." An dieser Stelle gibt es den Bogen zurück zu "Wanderer", die Maik dennoch als politische Platte sieht: "Unsere Attitüde war es ja schon immer eher mit historischen Fakten zu argumentieren und zu einem Pegida-Aufmarsch ist unser Statement-Song nun 'They Shall Not Pass'." Er schildert kurz vom den Song inspirierenden Ereignis, bei welchem sich 1936 Juden, Katholiken und Kommunisten zusammengetan haben, um eine Faschistenpartei aus einem Londoner Stadtviertel zu vertreiben.

"Ich bin auch nicht der Meinung, dass man in Mecklenburg-Vorpommern 20% der Wähler als Idioten bezeichnen kann, weil sie die AfD [Alternative für Deutschland - OP] gewählt haben, das sind nicht alles Idioten. Es ist noch viel, viel schlimmer: Da sind Leute, die keine Idioten sind, die jedoch eine Idiotenpartei wählen. Das ist viel schlimmer als ein Idiot, der eine Idiotenpartei wählt." Klares Statement seitens des Bandkopfs zu den Intelligenzverhältnissen im AfD-Gefolge.

In diesem Zusammenhang erzählt er ebenfalls von einem gesprochenen Sample, welches ein Aufruf zum Gang auf die Straße sei, um seine Meinung kundzutun, und dessen Verwendung zu "Veto"-Zeiten diskutiert wurde, damals jedoch nicht gepasst hat. Nun sei dies gar vollkommen undenkbar und ein derartiges Sample würde wohl in einem Atemzug mit Pegida und AfD gedacht werden. Auf die Nachfrage, ob man sich auf diese Weise nicht seiner künstlerischen Freiheit beschneidet, da man auf tagespolitische Entwicklungen Rücksicht nimmt, obwohl einem das Sample total gut gefällt und die eigene Meinung widerspiegelt, gibt es eine kurze Pause und dann ein: "Nö, eigentlich nicht. Deshalb nutzen wir da eher so historische Fakten, das sind abgeschlossene Ereignisse, die kann ich bewerten. Ich bin sowieso der Meinung, Politik findet in Kreiseln oder Zirkeln statt und man kann ganz viel aus der Vergangenheit lernen. Und wenn ich aktuelle Themen mit solchen historischen Fakten kommentiere, dann laufe ich nicht Gefahr, da irgendwie überholt zu werden." Auf diese Art und Weise mache man sich auch "unangreifbarer", da es über diese abgeschlossenen Ereignisse nichts mehr zu diskutieren gebe. Als aktuelles Beispiel nennt Maik den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr: "Da brauche ich mich nicht hinzusetzen und zu überlegen, wie das Engagement zu bewerten ist, wo das hingeht, was das nützt... Ich brauche mir nur anzugucken, wie dort die Briten, die Sowjets, die Amerikaner die Schnauze voll bekommen haben und weiß, wie das jetzt auch enden wird. Das ist ganz klar."

An dieser Stelle nehmen wir einen kleinen Sprung vor und thematisieren HEAVEN SHALL BURN selbst. Eine Band, die in den letzten 10 Jahren enorm gewachsen ist, dabei (musikalisch betrachtet) immer mehr "everybody's darling" wurde, die jedoch spätestens seit dem letzten Album "Veto" auch eine unglaubliche Masse an (inhaltlichen) Kritikern auf den Plan gerufen hat. HSB-Gitarrist Maik versucht hier abzuwägen: "Wenn das eine wirklich fundierte Kritik ist - gerne. Wenn es aber wie bei der 'Hunters Will Be Hunted'-Geschichte das Kritikniveau des Bild-Zeitungsartikels hat, dann ist das einfach jemand, der sich den Text und den Kontext nicht durchgelesen hat. Wenn ich in der Schule so eine Interpretationsleistung abliefere, bekomme ich eine 4- auf die Textinterpretation. Und wenn Journalisten so etwas nicht einmal können, dann nehme ich das nicht ernst." Weitergehend führt er aus, dass vielen Leuten auch vollkommen egal zu sein scheint, was die Band mit den Texten wirklich meint: "Das ist auch ein Stück weit Lob und das höchste Level an Relevanz, was du erreichen kannst." Viele Leute würden ihre eigenen Positionen nur durch Gegenpositionen definieren - und hierfür biete HSB eine Menge Angriffsfläche. "Die Leute wollen jemanden haben, der linksfaschistisch und intolerant ist, die beschäftigen sich gar nicht mit uns, um diese Nuancen zu erkennen, die ihre Meinung eigentlich umkippen würden, weil sie dann ihren eigenen Standpunkt nicht mehr so klar definieren können."

Auf den Vorwurf, die Band HEAVEN SHALL BURN sei "gefährlich", reagiert Maik irritiert: "Ich wüsste nicht, wo wir gefährlich sein sollen. In ganz vielen Statements sagen wir immer, dass Toleranz ein ganz großer Wert ist, den wir immer vermitteln wollen, auch Toleranz Andersdenkenden gegenüber, selbst wenn ich deren Meinung hasse." Ohne dass an dieser Stelle nachgehakt werden müsste, folgt ein Statement zur TÝR-Debatte: "Ich bin dagegen jemandem faktisches Berufsverbot zu erteilen, nur weil ich da anderer Meinung bin und der Typ für mich ein hinterwäldlerischer, hinter'm Mond gebliebener Walfänger ist. Das ist jetzt meine persönliche Meinung, aber deshalb würde ich ihm trotzdem nicht die Kunstfreiheit beschneiden und Auftrittsverbote erteilen oder so. Da müssen andere Mittel der Auseinandersetzung stattfinden."

Als letzten Aspekt dieses Kapitels geht es um "Gewalt" respektive "Gewaltlosigkeit" und inwiefern Gewalt das einzige Mittel sein kann, um ein bestehendes System aufzubrechen: "Das ist eine ganz schwierige Frage. Wenn du das zu Ende denkst, landest du irgendwann bei der philosophischen Frage, ob ein Tyrannenmord gerechtfertigt ist. Politische Auseinandersetzungen sollten jedoch nichts mit Gewalt zu tun haben." Wenn Herrschende jedoch nicht vor Gewalt zurückschrecken würden, so sei ebenfalls Gewalt oft das einzige Mittel, sich zur Wehr zu setzen. Ein pervertierendes Beispiel sei die SED-Herrschaft, in der Mittel der Gewalt oft damit begründet wurden, dass sie der Erhaltung des "erkämpften, an sich völlig gewaltfreien" Systems dienten. Maik denkt in diesem Zusammenhang laut vor sich hin, bevor ich noch einmal konkret nachfrage, wie HEAVEN SHALL BURN zu Aktionen bspw. militanter Tierrechtsaktivisten steht, die Hochsitze ansägen o.ä., und wie man einen Song der Marke 'Hunters Will Be Hunted' in diesem Kontext vielleicht einordnen muss: "Also da würde ich uns maximal als Katalysator sehen. Wenn man sich jetzt aber mal das Statement des Herrn Fischer in der Bild-Zeitung durchliest, dann liefert er selbst die besten Argumente dazu, gegen jemanden wie ihn vorzugehen. Indem wir das jetzt noch einmal weiter veröffentlichen, machen wir einer breiteren Masse von Menschen zugänglich, wie indiskutabel dieser Herr ist." Für die Band jedenfalls käme es trotz der klaren Positionierung zu diesem Thema niemals in Frage, in den Wald zu gehen und Hochstände anzusägen.

Fast scheinen wir mit dem Thema "Anfeindungen" durch zu sein, da blitzt noch einmal etwas auf: "Wir werden genauso oft von der linken Seite angefeindet. Was denkst du denn, was ich für ein Statement wie 'Nicht jeder, der die AfD wählt, ist ein Vollidiot' ernte? Was meinst du, wie das auf irgendwelchen anderen Seiten aufgefasst wird? Da werden wir von Rechten als Antifa-Spinner bezeichnet, obwohl uns die Antifa hasst!" HSB steht wahrlich zwischen den Stühlen oder - wie Maik es eingangs nannte - in der "gesunden Grauzone". Ob es ein schönes Gefühl sei, zu wissen, dass man in Menschen etwas auslöse, sie zur Auseinandersetzung zwinge, Statements provoziere und damit, so blöd das Wort sein mag, "relevant" zu sein? "Für mich ist es kein gutes Gefühl, weil ich es nicht mag, unfair und ungerecht behandelt zu werden. Vielleicht genießen das andere in der Band mehr. Nur als Aufhänger, als Anlass für irgendetwas zu dienen, das mag ich nicht so sehr." Wäre es also besser, eine reine Musikband zu sein, ohne politische Texte? "Dann würde ich keine Musik machen." Buff. Das sitzt. "Ich mache Musik, um meine Meinung kundzutun, und nicht um Klangwelten oder Ausdrucksformen zu erschaffen. Eine Band wie OPETH oder so macht das, die ist dazu künstlerisch auch in der Lage. Ich sehe mich da nicht als einen Gitarristen, der einen nur musikalisch-künstlerischen Anspruch hat. HSB funktioniert so; ohne diese politische Wut könnte man die Band, glaube ich, nicht verstehen."

Mit diesen Worten kommen wir dann tatsächlich auf "Wanderer" zu sprechen. Bei vielen Hörern entstand der Eindruck einer größeren Kompaktheit, eines Gesamtkontextes, eines "Albums aus einem Guss", einer kompletten Reise, wohingegen "Veto" eher wie ein Sammelsurium einzelner (großartigster!) Widerstandshymnen daherkam: "Dem Eindruck der Kompaktheit kann ich schon zustimmen. Auf eine Weise kommt dies, weil es ein gewisses konzeptionelles Korsett gibt, aber es kommt auch dadurch, dass der Inspirationsprozess zum Konzept der Platte gemacht wurde. Alle Texte und Ideen auf "Wanderer" sind wirklich in Island und anderswo in der Fremde entstanden. Zudem war, ganz profan, auch der Entstehungszeitraum nicht so gestreckt wie bei "Veto", sondern deutlich konzentrierter. Dadurch habe ich die Ideen nur von diesen Trips; vielleicht macht das auch noch was an der Homogenität aus, das mag schon sein."

Auf den "Deaf To Our Prayers"-artigen Sound der neuen Scheibe angesprochen komme ich nicht einmal dazu, meine Frage zu formulieren, denn Maik fällt mir halb belustigt, halb verwundert ins Wort: "Das sagen viele Leute! Wir haben dabei nicht einmal an "Deaf To Our Prayers" gedacht." ...womit sich die eigentliche Frage, ob dies eine bewusste Entscheidung war, bereits erledigt hat. "Ich kann mich gar nicht so sehr an den Prozess von "Deaf To Our Prayers" erinnern. Es war das erste Mal, dass Alex (g.) dabei war und produziert hat, aber das hat er ja bei den Platten danach auch gemacht. Vielleicht spielt es auch vom Sound eine Rolle, den wir ein Stück zurückgenommen haben, und "Deaf To Our Prayers" ist auch die einzige Platte unserer jüngeren Geschichte, die nicht von Tue Madsen gemixt ist, sondern die hat damals Jacob Hansen gemacht." Mit einem herzhaften Lachen witzelt der Jurist an dieser Stelle, dass jener es nun nach VOLBEAT aber nicht mehr nötig habe, mit anderen Bands zu arbeiten; es sei nach wie vor ein gutes Verhältnis vorhanden. Aber zurück zum 2006er-Werk: "Es haben auch überdurchschnittlich viele Stücke von "Deaf To Our Prayers" in unserer Setlist überlebt. Wir spielen von der Platte fast die meisten Songs, wenn man sich das mal so anschaut. Ist übrigens ein bisschen die am unterbewertetste Platte von uns." Zustimmung auf allen Ebenen!

Während ich kurz auf meinen Zettel nach dem nächsten Stichpunkt suche, ist Maik mehr als verwundert, dass ich darauf überhaupt etwas entziffern kann. Es folgt ein kurzes Interview mit vertauschten Rollen zu meinem Beruf abseits von POWERMETAL.de. Wir finden aber zurück zum eigentlichen Anlass des Gesprächs: "Wanderer". 'Downshifter' bezeichne ich als "introvertierte Aggression", Maik hierzu: "Also 'Downshifter' ist so ein Fall, das kommt ab und zu mal vor, da bin ich einfach über das Wort 'Downshifter' gestolpert und fand das mega cool. Es hat mich gewundert, dass es noch keinen FEAR FACTORY-Song gab, der so heißt. Und dann passt das Wort auch noch so mega gut zu dem, was du mit der Platte aussagen willst, da war ich total happy und darüber hat sich der Song entsponnen. Als ich da mal wieder in Erfurt von der Arbeit aus dem Landgericht gekommen bin, das ist direkt neben dem Domplatz, da war wieder eine Thügida-Veranstaltung; da hatte ich einfach die Schnauze voll und wollte da nur weg: 'I left the lost so very long ago'. Eigentlich ein relativ defensiver Songtext, HSB-untypisch."

Und man kommt bei einem Interview zu "Wanderer" einfach nicht um 'Prey To God' herum, da sich nun einmal niemand Geringeres als Mr. George "Corpsegrinder" Fisher die Ehre gibt und gemeinsam mit Sänger Molle alles in Grund und Boden brüllt. Das Spannende: HSB hat zu diesem Zweck gefühlt einen halben CANNIBAL CORPSE-Song geschrieben. "Auf jeden Fall, das können wir auch nicht abstreiten. Als unser Sänger den Song das erste Mal instrumental gehört hat, meinte er: 'Ey Alter, holt mir den Corpsegrinder! Wenn ihr das Riff schon klaut, dann soll auch der Corpsegrinder darauf singen.'" Die gesamte Band liebt CANNIBAL CORPSE, doch insbesondere Schreihals Marcus und Gitarrist Ali seien Fanatiker und Fanboys, ein entsprechendes Fanboy-Ding sei die Nummer daher auch gewesen. Zur Kontaktaufnahme meint Maik: "In unserer Crew arbeiten einige Leute, die auch für CANNIBAL CORPSE arbeiten, und bis auf 'Guten Tag!'-sagen von Festivals kannten wir uns vorher nicht näher, aber das hat sich jetzt auch geändert. Wir waren direkt da, als sie in Leipzig gespielt haben, und haben den in so einem Backstage-Raum aufgenommen und anschließend einen grandiosen Tag verbracht." Dabei gab es scheinbar die ein oder andere Anekdote zum Thema "US-Death Metal" zu bestaunen.

Mit Blick auf die insgesamt vier Gastmusiker auf "Wanderer" und gleichzeitig das Konzept der Platte stellt sich fast unweigerlich die Frage, ob man es hier mit einer gewissen Meta-Ebene zu tun hat, dass man auf seiner Reise verschiedene Menschen trifft, die teilweise zu neuen Freunden werden, die man einlädt und welche einen ein Stück des Weges begleiten: "Das ist ein schönes Bild, da könnte ich jetzt ja sagen, aber so weit haben wir da nicht gedacht. Bei uns ist das einfach so, wenn wir einen guten Kumpel haben oder einen Wunschkandidaten, der etwas besser kann als wir, dann fragen wir den." So habe z.B. beim MY DYING BRIDE-Coversong 'The Cry Of Mankind' ein Farbtupfer gefehlt, und da habe es sich wunderbar angeboten, den alten Freund Aðalbjörn Tryggvason (Sänger von SÓLSTAFIR) zu fragen. Ähnlich lief es bei Nick Hipa (AS I LAY DYING, WOVENWAR), der ein technisch schwierigeres Solo zu 'Save Me' beisteuerte.

Zum Ende hin kommen wir auf die Mini-Club-Tour zu sprechen, die einen insofern verwundern darf, als dass HEAVEN SHALL BURN ganz andere Läden hätte ausverkaufen können: "Das sind so verschiedene Punkte, die da zusammenkommen. Man hat mega Arbeit um so einen Release herum, da hat man dann gar nicht den Kopf frei, eine riesige Tour vorzubereiten, wo man ein halbes Jahr über die Produktion von der Tour nachdenkt." So ganz, ganz kleine Clubs seien es nicht geworden, weil auf der Tour natürlich auch etwas Geld verdient werden müsse. "Wir wollten mal losfahren können, ohne uns Gedanken über eine riesige Tourproduktion zu machen und eine Band wie DEATHRITE, die wir cool finden, einfach mal mitzunehmen. Das gibt auch unseren Fans mega viel, mal wieder ohne Barriere Stagediving ohne Ende betreiben zu können." Und fast beiläufig kommt hinterher: "Eine große Tour kommt allerdings auch noch hinterher!" Inzwischen ist bekannt: HSB wird mit KORN und HELLYEAH durch Europa reisen.

Abschließend die Frage: Ist HEAVEN SHALL BURN nicht schon längst so maximal groß, wie man es mit dieser Musik irgendwie werden kann? Wie sieht die Vision aus, wo soll es noch hingehen? "Dass wir am Zenit dessen angekommen sind, was man mit der Musik erreichen kann, das haben wir vor 15 Jahren eigentlich schon gedacht oder vor 10 Jahren, als wir das erste Mal überhaupt in den Charts waren. Das ist jetzt kein Gelaber, wir machen uns ganz ehrlich keine Gedanken und stehen selber seit Jahren fassungslos daneben. Dabei geht es eher noch weiter hoch statt runter. Es ist uns aber auch allen bewusst, dass wir gehypt sind und es tausend Bands um uns herum gibt, die besser sind als wir und nicht so viel Erfolg haben. Ein Punkt von Kritikern ist auch immer wieder, warum gerade wir denn "everbody's darling" sind, und ganz ehrlich - das wissen wir selber nicht."

Redakteur:
Oliver Paßgang

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