HATESPHERE: Interview mit Jacob Bredahl

18.04.2007 | 13:54

Dass in Dänemark mittlerweile ein ziemlich heißes Eisen geschmiedet wird, dürfte sich in den letzten Jahren in alle Gegenden herum gesprochen haben. An vorderster Front stehen mit HATESPHERE fünf Jungs, die dem etwas eingerosteten Thrash Metal wieder einen neuen Glanz verliehen haben und zurecht durchweg auf gute Resonanz seitens Fans und Presse stoßen. Da kommt Album Nummer fünf, "Serpent Smiles And Killer Eyes", gerade recht. POWERMETAL.de sprach mit "Vomitor" und Produzent Jacob "J" Bredahl über die Platte, Veränderungen, Ähnlichkeiten zu VOLBEAT, seine selbstbetitelte Gesangsweise und vieles mehr.

Foto © by Rudy De Doncker

Christian:
Hi "J"! Ende des Jahres 2006 habt ihr zusammen mit den Heavy Rockern von VOLBEAT und den Modern Metallern von RAUNCHY die große Danish Dynamite Tour gestellt. Wie war's, wenn man fragen darf?

Jacob:
Hi! Oh ja, das war eine spaßige Tournee. Manchmal ein bisschen zu spaßig (lacht).

Christian:
Das Konzept "3 Bands, 3 Genres" scheint vollends aufgegangen zu sein. Würdest du deshalb sagen, dass es besser ist mit Bands auf Tour zu gehen, die in eine andere musikalische Kerbe schlagen?

Jacob:
Ich finde es geil, wenn sich eine Tournee aus einem durchmischten Line-Up zusammensetzt. Es macht die ganze Sache viel interessanter. Nicht, dass es mit Acts wie EXODUS oder SLAYER schlecht wäre, aber, du weißt, manchmal kann es mit drei Death- oder drei Thrash-Metal-Bands etwas langweilig werden. Deshalb: Meiner Meinung nach ist ein vielschichtiges Package cool.

Christian:
Lass uns über euere neue Platte "Serpent Smiles And Killer Eyes" sprechen. Zum ersten Mal kann man in eurer Bandgeschichte einen Abstand von zwei (Kalender-)Jahren zwischen einem Album und seinem Vorgänger konstatieren. Hatte das irgendetwas mit dem Entstehungsprozess des neuen Albums zu tun?

Jacob:
Es waren nicht ganz zwei Jahre, sondern anderthalb Jahre, oder? Ich denke, dass wir einfach diese Zeit gebraucht haben, um etwas zu entspannen, aber auch um auf Tour zu gehen usw. Denn eigentlich wurden alle neuen Lieder in einer sehr kurzen Zeitspanne geschrieben.

Christian:
Wenn wir schon bei den kleinen aber feinen Veränderungen von "The Sickness Within" zu "Serpent Smiles And Killer Eyes" sind: Abgesehen vom Abmischen, für welches sich Tue Madsen verantwortlich zeigt, habt ihr die Scheibe komplett in Eigenregie eingezimmert. Und, um ehrlich zu sein, hat "Serpent Smiles And Killer Eyes" einen sehr kräftigen Sound. War das eine große Herausforderung für dich?

Jacob:
Danke. Ich bin froh, dass dir der Sound gefällt. Sicher war es eine Herausforderung für mich. Ich musste die bisher beste Produktion hinbekommen, denn das ist unsere bisher wichtigste Platte. Zudem war es wichtig dem Rest der Band zu zeigen, dass es die richtige Entscheidung war, die Produktionsarbeit auf mich zu übertragen. Währenddessen hatte ich ein sehr gutes Gefühl - und ich wusste, dass ich dem Album den richtigen Klang verleihen kann. Und ich bin stolz darauf!

Christian:
Wenn die Fans 50 Minuten Hochgeschwindigkeits-Thrash-Metal erwarten, müsst ihr womöglich mit einem aussagekräftigen "nicht ganz" antworten. Ich finde, dass der neue Rundling der abwechslungsreichste eurer bisherigen Karriere darstellt. Was meinst du?

Jacob:
Du hast Recht, das ist unser bisher vielseitigstes Album. Und genau so sollte es sein. Unter Umständen wird es einige Fans geben, die etwas enttäuscht sein werden. Wir wollten jedoch kein "The Sickness Within Part 2" konzipieren. Und alles, was sich auf dieser Platte befindet, kommt geradewegs vom Herzen. Es gibt noch immer mehr als genügend Thrash und ein hohes Tempo. Das ist es, was wir machen - ABER es gibt noch vielmehr zu entdecken.

Christian:
Bei all den Veränderungen, kannst du uns bereits einen Ausblick auf den zukünftigen HATESPHERE-Sound geben? Werdet ihr eure musikalischen Grenzen weiter öffnen?

Jacob:
Was du in der Zukunft zu Gehör bekommen wirst, ist der HATESPHERE-Sound!

Christian:
'Drinking With The King Of The Dead'. Ist das euere Thrash-metallische Antwort auf VOLBEAT's 'Sad Man's Tongue'? (grinst) Mal abgesehen von dieser kleinen Country-Music-Passage ist es ein sehr "langsames" und doomiges Lied. Das langsamste eurer Karriere?

Jacob:
(lacht) VOLBEAT... das sind gute Freunde von uns, aber dieses Stück hat alles in allem nichts mit ihnen zu tun! Ja, ganz gewiss ist es der langsamste Song, den wir bislang geschrieben haben. Ich liebe ihn. Es ist hart wie Dreck und etwas komplett anderes.

Christian:
Laut euerer Band-Homepage habt ihr bislang lediglich einige Gigs in Dänemark und Norwegen bestätigt. Was ist mit eurem südlichen Nachbarland?

Jacob:
Wir werden schon in Deutschland vorbeischauen - mach' dir da mal keine Sorgen (lacht). Wir planen eine Tour im Juni mit ABORTED als Support-Act, dabei werden wir auch in Deutschland auftreten. Zusätzlich werden wir Festivals wie dem Earthshaker einen Besuch abstatten und vieles mehr. Und dann werden wir zum ersten Mal in China spielen. Das wird großartig werden. Was Neuigkeiten betrifft, schaut demnächst einfach auf unserer Homepage vorbei.

Christian:
Es wird oft gesagt, dass HATESPHERE und DEW-SCENTED die legitimen SLAYER-Nachfolger sind. Wie schnappst du solch eine Aussage auf? Gleicht sie einem Kompliment oder ist sie nur unnötiger Ballast auf euren Schultern?

Jacob:
Nun gut, ich liebe SLAYER und mit ihnen verglichen zu werden, ist großartig. Meiner Ansicht nach klingen wir letztlich nicht ganz nach SLAYER. Wir haben ein teuflisches Thrash-Riffing - aber kein so teuflisches wie es SLAYER haben! (lacht)

Christian:
Übrigens: Hast du dir bereits das neue DEW-SCENTED-Album "Incinerate" reingezogen?

Jacob:
Nein, bis jetzt noch nicht. Ist es gut?

Christian:
Auf jeden Fall! Das musst du unbedingt mal antesten. Anderes Thema: Innerhalb der letzten drei bis vier Jahre ist Dänemark in den erlauchten Kreis der großen Metal-Nationen zurückgekehrt. Man denke dabei an Bands wie MNEMIC, RAUNCHY, VOLBEAT, MERCENARY, WUTHERING HEIGHTS und last but not least HATESPHERE (grinst). Kannst du ein paar Worte über die anhaltende Wandlung der Metal-Szene deines Heimatlandes verlieren?

Jacob:
Die Bands arbeiten mittlerweile ernsthafter und sie wissen, dass sie sich mächtig anstrengen müssen, wenn sie etwas erreichen wollen. Sie touren viel etc. Weiter wurden die Bands besser im Schreiben von grundsolider Metal-Musik. Das Abgefahrene an der dänischen Szene ist, dass alle Bands, die du aufgeführt hast, in unterschiedlichen Metal-Spielarten zu Hause sind. Wie du weißt, klingt keine wie die andere.

Christian:
Auf euerer Homepage ist zu lesen, dass du hauptsächlich das Instrument "kotzen" (engl. "to vomit") spielst (lacht). Ist es bloß eine Beschreibung deiner Art des Singens oder ist es wahr, dass du dich schon einmal während des Singens übergeben musstest?

Jacob:
(lacht) Nun ja, aufgrund meiner fehlenden Fitness muss ich mich des Öfteren übergeben (lacht)... und auch wegen dem übermäßigen Alkoholmissbrauch. Ich versuche den ganz harten Schnaps runterzukippen. Und dann sehe ich mich nicht als Sänger, weswegen es sich eher nach "kotzen" anhört.

Christian:
Zeit für Illusionen: Erinnere dich an die Achtziger zurück und erzähl mir: Hätten HATESPHERE mehrere Millionen Alben verkauft, wenn sie ein Teil der amerikanischen Thrash-Metal-Ära gewesen wären?

Jacob:
Ja, wir wären die größte Thrash-Metal-Band der ganzen Welt. Nein, ernsthaft: Ich denke, wenn wir das Ganze vor 20 Jahren gemacht hätten, wären HATESPHERE sicher eine wesentlich größere Nummer. Aber so ist es nicht und das ist auch gut.

Christian:
Alles klar, das war's! Jacob, vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Ich hoffe, wir sehen uns auf Tour. Die letzten Worte mögen deine sein!

Jacob:
Ich möchte mich ebenfalls bei dir für die Zeit und die Unterstützung von HATESPHERE bedanken. Wir werden uns auf jeden Fall irgendwo auf Tour sehen. "Vielen Dank, bis bald!"

Redakteur:
Christian Falk

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