Gruppentherapie: SLOUGH FEG - Ape Uprising!

20.05.2009 | 12:05

Das siebente Album der kalifornischen Kauz-Kapelle um Mike Scalzi auf dem Prüfstand der Redaktion. Dabei gibt es beinahe ekstatische Reaktionen. Von allen? Lest selbst.



Die sind so knarzig, schräg, dabei fast kitschig und irgendwie ... einfach genial. "Ape Uprising!" ist das bislang beste Album SLOUGH FEGs, noch vor "Atavism". Der Grund dafür ist, dass das neue Werk wie aus einem Guss klingt und nicht durch schöne, aber dennoch irgendwie unbefriedigende Zwischenspiele gestört wird. Selbst auf "Hardworlder" gab es noch Intro und Coverversionen, hier gibt es einfach achtmal SLOUGH FEG. Nicht mehr und vor allem nicht weniger. Dabei hat sich stilistisch nichts geändert. Jeder Song klingt unverwechselbar nach den schrägen Amis, auch wenn sie ansonsten wieder sehr abwechslungsreich zwischen Doom, Epic Metal, Heavy Metal und Kitsch pendeln. Das Highlight des Albums ist der Titelsong, der zehn Minuten lang einfach nur Freude macht, mit toller Melodie und ausufernden Instrumental-Parts, die ganz ohne Frickeln auskommen. Wo die vier Verrückten immer ihre Melodien herzaubern, ist mir ein Rätsel. Bei den meisten anderen Bands wäre das unerträglich, aber zusammen mit dem rauen Sound, der eigenwilligen Stimme Mike Scalzis und den obskuren Texten ist es einfach unwiderstehlich. Die Band hat Ballast abgeworfen und damit zu einem neuen Höhenflug angesetzt, der bei mir momentan in Dauerrotation läuft. Ich habe allerdings ein wenig Bedenken, dass sich das Album im Langzeittest ein wenig abnutzen könnte, doch abgesehen davon sind die einzigen Makel die relativ kurze Spielzeit und der letzte Song 'Nasty Hero', weil er irgendwie am Ende aus dem Ruder läuft und dann ... ausgeblendet wird! Und jetzt drücke ich auf "Repeat".
[Frank Jaeger]

SLOUGH FEG sind Kauz pur. Noch nie hat sich die Band um irgendwelche Konventionen geschert. Und das ist auch gut so. So überrascht der Einstieg mit der Doom-Keule 'The Hunchback Of Notre Doom' zwar ein wenig, zeigt aber deutlich, dass Mike Scalzi und seine Mitstreiter auch auf diesem Gebiet eine gute Figur abgeben. Nach wenigen Umdrehungen ist das Ding fest im Mittelohr verankert. Cool. Doch es kommt wahrlich noch besser. Der zehnminütige Titeltrack ist bis zum Bersten voll mit Kreativität, originellen Ideen und tollen Gitarren, ist dabei dennoch true bis zum Anschlag. Und zwar true im Sinne von ehrlicher, leidenschaftlicher Rockmusik. Was für eine Granate! Das kann man auch bei den beiden, äh, Singlehits 'Shakedown At The Six' und 'White Cousin' behaupten. Vor allem Letzterer mit seinen kurzen, entspannten Seventies-Einschüben macht mächtig Laune. Das ist auch das, was ich mir von einem SLOUGH FEG-Album erwarte: Kauzigkeit, Leidenschaft, Ehrlichkeit, Spaß. Zutaten, die es viel zu selten gibt. Auch in unserer Musik.
[Peter Kubaschk]

SLOUGH FEG haben bei mir seit ihrem legendären "Sauna-Gig" in Hemmingen 2002 eine ganz besondere Stellung. Ich habe seither jede ihrer Veröffentlichungen aufmerksam verfolgt, und sie waren allesamt großartig. Sie strotzen nur vor Kreativität und Ideenreichtum und sind doch immer hundertprozentig SLOUGH FEG. Und auch wenn Mike Scalzi & Co. sehr stark in den Siebzigern und frühen Achtzigern verwurzelt sind, so klingen sie nie altbacken oder "von gestern". Das ist auch mit dem neuen Album "Ape Uprising!" nicht anders, das zwar nur knapp vierzig Minuten dauert, aber dafür umso mehr originelle Einfälle zu bieten hat. Es geht mit 'The Hunchback Of Notre Doom' - M. Walkyier lässt grüßen - zwar sogar für SLOUGH FEG-Verhältnisse ungewöhnlich los, da man an den Anfang ein sehr schleppendes und düsteres Stück gestellt hat. Aber die übrigen sieben Nummern sind dann wieder bandtypisch: wilde und manchmal schon fast wirre Riff-Orgien wechseln sich mit extrem eingängigen Melodien ab, und immer klingt es wie aus einem Guss. Abwechslung wird bei SLOUGH FEG sowieso recht groß geschrieben, wie man sehr eindrucksvoll beim zehnminütigen Titelsong nachhören kann. Hier sind es insbesondere die instrumentalen Passagen, die zu gefallen wissen: mal geradlinig und mal vertrackt, aber immer ist der sprichwörtliche "rote Faden" zu erkennen. Auch die übrigen Songs - ob nun das extrem melodische 'White Cousin' oder das äußerst flotte 'Shakedown At The Six' - überzeugen durch ihre Eigenständigkeit, und der einzigartige Gesang von Mike gibt dem Ganzen noch eine besondere Note. Insgesamt also ein Album, das von vorn bis hinten Spaß macht und unbedingt auf jeder Einkaufsliste stehen sollte.
[Martin Schaich]

Mit "Ape Uprising!" haben die seit jeher höchst eigenständig musizierenden Ausnahmemusiker SLOUGH FEG das Nachfolgealbum des von mir sehr geschätzten "Hardworlder" am Start. Wiederum gibt es ein unkonventionelles Comic-Artwork, das auf dem Cover prangt. Was sich verändert hat? SLOUGH FEG haben dieses Mal keine Coverversionen eingespielt, sondern die Band bietet acht Stücke erlesener Qualität, die in absolut typischer Weise das bieten, was Mike Scalzi und seine Mitstreiter auszeichnet: eine eigenwillige, schratige Mischung aus Metal und Hardrock der 1970er Jahre, die mal wohlig warm, mal eher heavy klingt. Die ersten Klänge der Scheibe verblüffen. 'The Hunchback Of Notre Doom' ist ein toller, schleichender Doomster, der allerdings eine Weile braucht, bis er zündet. Mit dem vor Spielwitz sprühenden 'Overborne' kommt die Maschinerie richtig in Fahrt. Minutenlange Gitarrenduelle und packende Instrumentalpassagen kennzeichnen den Titeltrack 'Ape Uprising', der vielleicht das stärkste Stück darstellt, das SLOUGH FEG je aufgenommen haben. Über eine Länge von zehn Minuten wird hier in perfekter und einzigartiger Manier Kauz-Metal mit rauhem Hardrock der Siebziger zu einem runden Ganzen verschmolzen. Genial! Das flott vorgetragene 'Shakedown At The Six' offenbart sogar Hitqualitäten. Pures Siebziger-Flair mit qualmenden Gitarren erwartet uns beim grandiosen 'Simian Manifesto', während 'White Cousin' deutliche Folk-Einflüsse aufweist. Den einzigen kleineren Schwachpunkt bildet aus meiner Sicht 'Nasty Hero', das bei mir nicht so recht zündet. Klammert man diesen Track aus, so bieten SLOUGH FEG mit "Ape Uprising" ein Album, das gekennzeichnet ist von hochklassigen Kompositionen, die stilistisch außer Konkurrenz laufen und instrumental vorzüglich dargeboten werden. Nebenbei toppen die US-Amerikaner qualitativ sogar das Vorgängeralbum "Hardworlder". Klarer Fall: "Ape Uprising!" ist ein Kleinod im Bereich harter Musik. Kaufen!
[Martin Loga]

Im Metal-Underground kennt und liebt die Mehrzahl der Leute den wirren Herren Slough Feg und seine Schrulligkeit, und so warten nicht wenige Obskurbanger sehr ungeduldig auf das inzwischen siebte Studioalbum der Band aus San Francisco. Das hört auf den Namen "Ape Uprising!" und geht konzeptionell augenscheinlich irgendwie in Richtung "Planet der Affen". Was an "Ape Uprising" zunächst mal ein bisschen überrascht, ist der knochentrockene Gitarrensound, der fast ein bisschen nach SAINT VITUS klingt. Dem wird auch der für SLOUGH FEG-Verhältnisse ungewöhnlich doomige, aber sehr gelungene Opener 'The Hunchback Of Notre Doom' gerecht. So bucklig klingt das gar nicht, lieber Mike! Danach wird die Sache mit 'Overborne' schon flotter und paart auf die für Frontmann Mike Scalzi typische Weise eine massive NWoBHM-Schlagseite mit Siebziger-Doom und einem Schuss abgedrehter Psychedelik, ohne dabei in Gefahr zu geraten, das erdig-metallische Grundgerüst einzureißen. Beim ausladenden und trotz seiner zehnminütigen Spielzeit endlos spannenden Titelstück kommen einige für die Band ebenfalls sehr typische keltische Melodielinien und grandios abgedrehte Rhythmus-Spielereien zum Zug, wie wir sie eben nur auf einem SLOUGH FEG-Album finden, und mit 'Simian Manifesto' knüpft die Band gar relativ nahtlos an 'Down Among The Deadmen' an, und bei den mehrstimmigen und eben nicht neoklassischen Leads von 'White Cousin' und den irrwitzigen Basslinien von 'Ape Outro' flippe ich vollends aus, weil bei Letzteren sogar CIRITH UNGOL anklingt. Die Band zementiert mit einem recht kurzen, dabei aber von Anfang bis Ende völlig überzeugenden Album eindrucksvoll ihren Sonderstatus. Für Fans ohnehin ein Pflichtkauf und für Neulinge mit Hang zum Obskuren vielleicht eine gewaltige Initialzündung.
[Rüdiger Stehle]

Und genau jener Neuling bin ich, mein lieber Rüdiger. SLOUGH FEG ist eine jener Bands, die man nicht einfach so entdeckt. Vielmehr wird man von ihr überrollt. Und genau das ist mir mit "Ape Uprising!" passiert. Wie kommt das? Nun, die Elemente aus Rock, Heavy Metal, britisch-amerikanischem Traditionssound und Exkursen in keltischen Folk sind zu einer derart überzeugenden Melange vermengt worden, dass es eine wahre Freude ist. Während die ersten Songs noch durch und durch kauzig aus den mit Lianen behängten Dschungellautsprechern tropfen, schallt mit Song Numero troi, 'Ape Uprising', ein zehnminütiger Querschnitt durch all das heraus, was melodischen Heavy Metal so großartig macht. Und ab diesem Zeitpunkt ist es um mich geschehen. Denn diese Verbeugung vor der eigenen Geschichte ist einfach der Hammer. Der darauffolgende Song hört sich wie direkt aus den Siebzigern an, rhythmisch in irgendwelchen Zwischenwelten angesiedelt, und schubst mich noch tiefer in den Rachen des Affen. Für all jene, denen SLOUGH FEG bis dato noch kein Begriff gewesen sein sollten, die aber auf rock-'n'-rolligen Metal mit einer stark melodischen Schlagseite stehen, sei hiermit gesagt: reinhören, Affen kaufen und abgehen. Und damit soll genau das geschehen, was Rüdiger angesprochen hat und mir unlängst passiert ist: die gewaltige Initialzündung – oder anders: das Visum für das Reich der teuflisch-komischen Affen. Und jetzt heißt es, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Natürlich nicht meine, sondern die der Band.
[Julian Rohrer]

Fuzzrock, Heavy Metal, Doom - im System dieser Koordinaten haben die Musiker von SLOUGH FEG die Songs ihres neuen Albums "Ape Uprising!" aufgespannt. Spielerisch versiert, vor allem aber groovend, dynamisch, hungrig klingt die Band darauf und ganz sicher nicht zu kauzig für Leute, die bei Attributen wie "knorrig" sonst eher das Weite suchen. Auch Psychedelik-Skeptiker werden hier um Hustenreiz verursachende Stoner-Rock-Schwaden herumkommen, obwohl das Werk schon einmal den ein oder anderen Ausritt in solche Grenzgebiete wagt. "Ape Uprising!" ist sicher keine Musik für Menschen, die Musik in erster Linie als Herausforderung verstanden wissen wollen, sondern eher solche für Heimkehrer, die zwischen nostalgisch eingefärbten Wiederentdeckungen aufmerksam und interessiert gerade auch die Veränderungen wahrnehmen, welche mit den Jahren - für Daheimgebliebene nahezu unmerklich - entstanden sind. Ich rede hier von dem organischen Wachstum einer Genre-Landschaft, die - gemessen an Rock als solchem - relativ alt ist und nicht gerade als fortschrittlich gilt, hier aber dieses Jahr besonders schön blüht. Wer sich vom "Ape Uprising!" nicht Revolution sondern Evolution erwartet, wird belohnt werden. Wer COCs ebenfalls sehr gutes "In The Arms Of God" 2005 ein wenig hardrock- und zu wenig metallastig fand, die schön wolkig groovende Produktion und die scharf gewürzten, gut abgeschmeckten Riffs jedoch genossen hat, der bekommt hier noch ein bisschen mehr Hitze und Würze in einer dafür etwas räucherwurstärmeren Suppe geboten. Wohl bekomm's!
[Eike Schmitz]

Eine weitere Meinung zu "Ape Uprising!" in Form einer ausführlicheren Rezension findet ihr hier.

Redakteur:
Holger Andrae

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