FLOTSAM & JETSAM: Interview mit Craig Nielsen

09.02.2011 | 19:17

FLOTSAM & JETSAM haben mit "The Cold" eine absolute Granate abgeliefert. Bereits im Dezember war es bei POWERMETAL.de das "Album des Monats", obwohl es in Deutschland noch gar nicht offiziell veröffentlicht wurde. Doch der großartige Ruf, der dem Album schon vorauseilte, machte uns sehr neugierig. Und offensichtlich stehen wir mit der Meinung nicht alleine, denn am 18. Februar wird "The Cold" via Nuclear Blast auch endlich in Deutschland veröffentlicht. Wir nahmen die Gelegenheit wahr, um mit Drummer Craig Nielsen zu sprechen.

Kaum ist das Aufnahmegerät eingeschaltet, sprudelt Craig los: "Auf dieses Interview habe ich mich gefreut, weil wir bei euch ja "Album des Monats" waren und dabei sogar vor MOTÖRHEAD gelandet sind. Das ist eine so große Ehre, dass wir uns dafür auch bedanken wollen." Schon hier ist der Enthusiasmus und die Euphorie sehr zu spüren. Die Begründung, warum "The Cold" einen deutlichen Qualitätssprung zum lauen Vorgänger "Dance Of Death" darstellt, hält Craig dann auch gleich bereit: "Es ist einfach alles zusammen gekommen: In erster Linie hatten wir deutlich mehr Zeit für alles. Mark (Simpson, gt. - PK) hatte sich ja in letzter Zeit mehr und mehr zum Songwriter entwickelt und ich denke, er hat einfach etwas Zeit gebraucht, um so gut als Songwriter zu werden, wie er ist, denn als er damit bei uns anfing, hatte er ja gar keine Erfahrung mit dem Schreiben einer Metal-Scheibe. Jetzt hat er noch etwas Geld in seine Ausrüstung gesteckt, konnte besser vorproduzieren, wir haben insgesamt mehr geprobt für die Aufnahmen, es hat einfach das ganze Timing diesmal gestimmt.", erzählt Craig.

Und er weiß auch genau, was die stärkste Waffe im Hause FLOTSAM & JETSAM ist. "Ich denke, wir müssen gar nicht mehr über die Klasse von Eric AK reden. Er macht einfach den Unterschied aus. Wir wussten genau, dass wir seine großen Qualitäten verschenken würden, wenn wir einfach nur ein Speed-Metal-Album aufnehmen würden, dass von vorne bis hinten einfach nur schnell ist und wo jeder Song gleich klingt. Viele dieser neuen, modernen Bands sind ja nur noch schnell und laut und viel. Wie soll man da noch Dynamik und Abwechslung reinbekommen? Diese Abwechslung in den Songs brauchen wir einfach, um AK die richtige Bühne geben zu können. Es ist einfach unglaublich, wie gut er auf diesem Album singt. Ich würde sogar sagen, dass es die beste Performance ist, die er je abgeliefert hat." Eine Aussage, die wohl unwidersprochen bleiben dürfte. Dafür muss man nur Granaten wie 'Better Off Dead' oder 'Secret Life' hören.

Dass es dennoch immer noch Ewiggestrige gibt, die dem alten Sound der Band nachtrauern, ist für Craig schwierig zu begreifen. "Es ist doch logisch, dass wir als Musiker uns verändern und entwickeln wollen. Wozu sollten wir 25 Jahre lang das selbe Album spielen? Und es ist ja nicht so, dass wir "Doomsday For The Deceiver" oder "No Place For Disgrace" bei Konzerten außen vor lassen. Wir lieben diese Alben und diese Songs immer noch und wer sie hören möchte, muss nur zu unseren Shows kommen. Aber es wäre doch eine Schande, wenn wir ein Talent wie Eric AK nicht richtig einsetzen würden. Die Zeiten ändern sich eben, Bands entwickeln sich, wer da nicht mitmachen möchte, ist selbst schuld.", bezieht Craig klar Stellung.



Dass mit Mark Simpson einer der Hauptsongwriter der Band nun aus persönlichen Gründen ausgestiegen ist, ist bekannt. Und mit Gründungsmitglied Ed Carlson hat man auch schnell einen Ersatz gefunden, auch wenn seine Zukunft in der Band noch offen ist. "Als Ed 1997 ausgestiegen ist, hat er ja quasi die Notbremse gezogen, um sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und clean zu werden. Als er das geschafft hatte, hat er sich immer schwergetan, wieder ins Musikbusiness einzusteigen, weil es auf Tour natürlich sehr viel schwieriger ist, all den Verlockungen zu widerstehen. Aber mittlerweile fühlt er sich so gut, dass er sich auch dieser Herausforderung stellen kann. Er hat gerade mit uns in Mexico City schon zwei Gigs gespielt und er sah unglaublich gut und gesund aus und hat wirklich brillant gespielt. Das war schon ein tolles Erlebnis, ihn so zu erleben. Aber Ed selbst wird entscheiden, wie es da jetzt weitergeht. Wir üben da überhaupt keinen Druck auf ihn aus. Wir wünschen uns natürlich, dass er bleibt, denn er ist nun mal eines der Gründungsmitglieder der Band, aber wenn er entscheidet, dass er das in diesem Umfeld nicht kann, wäre das auch okay für uns. Wir wisssen alle, was er durchgemacht hat.", zeigt sich Craig sehr offen.

Die schlimmsten Zeiten im Camp der Band sind sowieso Geschichte. "Ja, es gab eine Zeit, wo Crystal Meth sehr populär war. Nicht nur in den USA, sondern auch in der Band, wo eben Ed und Jason davon abhängig wurden. Es ist ja viel günstiger als Kokain zum Beispiel. Aber Jason und Ed sind jetzt beide clean und Eric hatte es nie mit Drogen, weil sie seine Stimme zerstören könnten und ich bin sowieso ein totaler Gesundheitsfanatiker und habe früher auch in einem Gym gearbeitet. Als Drummer muss man nun mal auch fit sein. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, high zu spielen.", lacht Craig und ergänzt: "Wir hatten also unsere Erfahrungen damit, hatten aber auch das Glück, dass sich jeder wieder von dem Kram befreien konnte. Da ist unsere Erfolgsquote als Band glatte 100%.".


Mit Nuclear Blast im Rücken wollen FLOTSAM & JETSAM jetzt natürlich auch live angreifen, wobei Craig dabei klare Vorstellungen hat: "Ich möchte auf die großen Festivals kommen. Ich möchte, dass wir auf der Wacken-Mainstage vor 20.000 oder noch mehr Leuten spielen und ich wundere mich fast ein bisschen, dass nicht jeden Tag e-Mails eintrudeln, die uns zu solchen Festivals einladen. Ich spiele natürlich lieber auf den Festivals vor 5.000 oder 50.000 Fans als eine Clubshow, bei der vielleicht 300 Leute kommen." Und wenn man ehrlich ist, sind 300 Zuschauer im Schnitt für eine Band wie FLOTSAM & JETSAM schon sehr optimistisch. "Ja, wir haben das ja schon erlebt, dass wir auch vor nur 80 Leuten gespielt haben und das ist nicht das, was einem Musiker wirklich Spaß macht, auch wenn wir natürlich immer unser Bestes geben. Dennoch hoffen wir natürlich, dass wir mit der Unterstützung von Nuclear Blast noch auf die großen Festivals kommen.", gibt Craig zu. Und spätestens, wenn "The Cold" mit der offiziellen Veröffentlichung hier in Deutschland wie eine Bombe einschlägt, wird das sicher auch passieren.

Redakteur:
Peter Kubaschk
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