ELVIRA MADIGAN: Interview mit Marcus Madigan

06.03.2005 | 12:36

ELVIRA MADIGAN zelebriert mit seiner Band, genauer gesagt mit seinem Soloprojekt, eigentlich speedigen Black Metal in the vein of CRADLE OF FILTH und ähnlicher Spießgesellen. Mit seinem neuesten Output hat der gute Mann jedoch eine sehr innovative Idee in die Tat umgesetzt. Nämlich Klassiker der Rockgeschichte, unter die unter anderem Tracks von CHRIS DE BURGH und MICHAEL SCHENKER fallen, in den metallischen Kontext schwarzer Musikkunst zu bringen. Das Ergebnis gibt ihm Recht, kann man ihm doch zweifellos attestieren, das Kunstwerk vollbracht zu haben, beide Metiers schmackhaft miteinander zu verbinden. Diese Tatsache rief einige Fragen auf den Plan, die der Meister nur zu gerne beantwortete.

Alex:
Hi, Mr.Madigan! Erzähl doch erst einmal ein wenig über dich und deinen Werdegang beziehungsweise den deiner Band.

Elvira Madigan:
Ja, zunächst mal bleibt festzustellen, dass ich einen ganzen Haufen Kreativität in meinen Adern habe. ELVIRA MADIGAN wurden konkret, als ich im Jahre 1995 meine damalige Combo ANDALUCIA auflöste, mit der ich über Gigs nicht hinauskam und nichts veröffentlichte. Vor ANDALUCIA spielte ich Bass in einer Death-Metal-Band namens ETHNOCIDE. Zur selben Zeit des ANDALUCIA-Splits investierte ich gerade einen Haufen Geld in eigenes Studio und jede Menge Zeit darin, mein Wissen zu schulen, wie ich in diesem Studio agieren kann. Damals gab es fast nur Grunge-Bands und kein Schwein interessierte sich für Death Metal. So verbrachte ich Tage, Monate, ja sogar Jahre damit, mich in meinem Studio einzuschließen. ELVIRA MADIGAN begannen eigentlich erst 97/98 zu leben, als ich mit dem Komponieren von Songs und mit dem Texten begann. Man kann also sagen, dass ELVIRA MADIGAN zu einem zwangsläufigen Projekt gewachsen sind, zudem was sie jetzt sind. Ingesamt frustriert es mich selbst gewaltig, dass mein eigenes Songwriting stark beeinflusst ist durch Strömungen des Metal. Ich folgte damals ungeschriebenen Gesetzen, wie Musik sein sollte ohne dass ich auch nur einmal darüber nachdachte. Die meisten Songs folgen doch einer Struktur. Strophe, Bridge, Chorus, Strophe, Bridge, Chorus, Solo, Chorus x 2... und Gott weiß, meine Musik tat dies auch. Das selbe passierte mir bei den Lyrics. Ich schnappte hier und da etwas auf und kochte daraus mein eigenes Süppchen. Das alles ließ mich immer wieder realisieren, dass ich ja gar nicht meine eigene Musik kreiere. Ich hörte vielmehr viele Sachen und rekreierte sie unter meinem Banner. Da fühlte sich nicht echt an und ich entschloss mich dazu, etwas in meiner musikalischen Handlungsweise zu ändern. Zu jener Zeit gab ich meine Träume ein für alle mal auf, ein großer Rockstar zu werden und konzentrierte mich einzig auf meine Musik als Kunstform. Ich fand zu eigenen Lyrics und zu einer eigenen Ausdrucksform, da ich sie fortan in meiner Muttersprache Schwedisch intonierte. Das war Ende 1998 und ich war endlich soweit, meine eigenen Songs auch auf Band zu bringen. Von da ab veröffentlichte ich zwei Alben. Zunächst einmal "Blackarts", das ich über mein eigenes Label Northlore Records rausbrachte und zum anderen "Witches – Salem (1692 vs. 2001). Und nun ist meine aktuelle Scheibe draußen, die aber zum jetzigen Zeitpunkt schon zwei Jahre alt ist.

Persönlich bin ich ein ziemlich einsamer Wolf, der in den schwedischen Wäldern heult und seine meiste Zeit in ELVIRA MADIGAN investiert. Ich habe außerdem einen Hund und sie mag Metal auch sehr gern.

Alex:
Untypisch für den Metalzirkus sind deine Coverversionen, allesamt Rock-Klassiker im Mantel nordischer Schwarzmetalkunst. Wann kam dir die Idee, diese feinen Historienschnalzer in deinen Bandkontext zu übertragen?

Elvira Madigan:
Ich persönlich finde es immer interessanter, abgeänderte Versionen als Ebenbilder zu hören. Würde ich nun einzig Metalsongs covern, wäre von vornherein der Interpretationsspielraum eingeschränkt. Die drei CHRIS DE BURGH-Songs am Ende der Scheibe haben in meinen Ohren eigentlich schon immer nach perfekten Metalsongs geklungen, vor allem in dieser Reihenfolge. Ich habe lediglich auf eine passende Gelegenheit gewartet, diese Songs in einem metallischen Kontext wiederzuerschaffen. Ich hatte dann nach dem Release meiner vorletzten Scheibe einen Hänger, indem ich lange Zeit nichts zustande brachte. Ich fing irgendwann damit an, lose Ideen für mein nächstes Album zu sammeln. Aber durch ein langes Jahr Pre-Production und Renovierungsarbeiten an meinem Studio zog sich das Vorhaben immer weiter hin. Diese Arbeiten fraßen einen ganzen Haufen Kohle und Energie und so war meine neue Scheibe mit den Coverversionen zum einen ein willkommenes Puzzlestück zum Vervollständigen des Albums und zum anderen eine Art Therapie. Eine Verwirklichung eines Traumes, den ich schon lange hegte.

Alex:
Wie würdest du denn ELVIRA MADIGAN in deinen eigenen Worten beschreiben?

Elvira Madigan:
Die Band ist auf keinen Fall einem Genre eindeutig zuzuschreiben. Metal in allen Variationen ist mit das Wichtigste in meinem Leben seit meinem dreizehnten Lebensjahr. Das bedeutet aber nicht, dass ich nur noch extreme Sachen höre. Ich liebe MARILLION, ASIA, MAGNUM und Stoff, der weniger den harten Bereichen zuzuordnen sind. Ich würde sagen, ELVIRA MADIGAN sind expressionistische, emotionale und ehrliche Musik. Auch Acts wie TORI AMOS oder TRACY CHAPMAN versprühen Emotionen und Ehrlichkeit in ihrer Musik und bedeuten für mich ebenfalls sehr viel. Ich liebe dieses Stilhopping und vermische deshalb bewusst Elemente des massenkompatiblen Rock bis hin zum sehr schnellen Black Metal. Schlussendlich denke ich, die Bezeichnung Speed Metal mit Black-Metal-Vocals, gemischt mit folkigen, symphonischen und progressiven Elementen, passt sehr gut. Eben so etwas in der Art Avantgarde Metal oder Kunst-Metal oder so...

Alex:
Du machst ja in dieser Band alles selber, du bist die Band! Soll das auch so bleiben oder wird aus ELVIRA MADIGAN irgendwann eine "richtige" Band?

Elvira Madigan:
Alles, was ich eigentlich mit meiner Musik erreichen wollte war, meine Ideen zu realisieren. Und der einzige, dem meine Ideen gefallen sollten, war ich selber. Jetzt bin ich schon einen Schritt weiter und meine Ideen können weltweit erstanden werden. Deswegen fühlt sich diese Band als Einmannprojekt nicht unbedingt schlecht für mich an. Sie war nie als etwas Größeres konzipiert. Es wäre sicherlich trotzdem mal irgendwann interessant, auch andere Musiker an diesen Ideen zu partizipieren. Bislang habe ich aber so unendlich viel einsame Zeit im Studio verbracht und noch niemanden getroffen, der bereit dazu wäre, diese Zeit für ELVIRA MADIGAN mit mir zu investieren oder zu teilen. Diese Person müsste zur Verfügung stehen, wann immer ich etwas auf Tape bringen will. Außerdem jamme ich auch gern mal ein wenig rum und schneide diese Momente gern mit. Häufig resultieren daraus perfekte Takes. Diese dann mit Musikern noch einmal aufzunehmen, würde die Idee und die Intention des Takes zerstören.

Alex:
Wie sieht es mit deinem eigenen Material, meistens Instrumentals, aus? Erzähl doch mal etwas über deine eigenen Kompositionen. Bislang haben wir ja nur über die durch dich geradegebogenen gesprochen.

Elvira Madigan:
Ich jamme eigentlich auf der Klampfe oder auf den Keyboards rum und wenn ich dann etwas Interessantes aus meinen Fingern gelassen habe, programmiere ich sofort die Drums. Wenn die klingen, überspiele ich sie auf Tape und nehme die Gitarren und den Bass auf. Die erste Gitarre ist meist sehr fest mit dem Riffing verknüpft, die zweite improvisiere ich dann mehr oder weniger dazu. Ich achte wirklich darauf, dass beide Gitarren niemals das Gleiche spielen. Dazu gesellt sich dann das Keyboard, dass quasi in dieser Improvisation mitentsteht und sich fließend einfügt. Während dieses Prozesses kann es dann durchaus passieren, dass ich mit bestimmten Parts nicht fühlen kann. Ich schreibe sie dann um, verwerfe ganze Parts und so weiter. Die Vocals kommen quasi zum Schluss, gemeinsam mit der Feinarbeit, die einen nicht gerade geringen Teil des Aufwands ausmachen. Manchmal tritt dann wirklich der Fall ein, dass bestimmte Teile oder sogar Lieder nicht so richtig wollen. Dass vielleicht grundlegende Sachen großartig sind, aber bestimmte Störfaktoren dieses Attribut negieren. Wenn ich mich dann nicht mehr mit dem Resultat identifizieren kann, wandert eben das Ergebnis komplett in die Tonne. Wenn ich schlussendlich genug Songs für ein Album zusammen habe, durchlebe ich diesen Produktionsprozess noch einmal, um die Tracks richtig aufzunehmen.

Alex:
Was sagen denn die globalen Massenmedien zu deinem Output?

Elvira Madigan:
Ich kann zu diesem Zeitpunkt noch nichts Genaues sagen. Doch denke ich, dass meine neue Scheibe schwieriger zu verstehen ist, als meine vorangegangenen Werke. Auf "Angelis Deamonae" herrschen ganz andere Strukturen. Gradliniger mit cleanen Vocals. Auf der anderen Seite werde ich sicherlich nicht Gefahr laufen, auf einem in diesen Genre überstimulierten Markt zu treffen, weil ich mich keinem Markt wirklich zuordne. Ich bin mir also sicher, dass es nicht zu negativ kommen wird. Dennoch habe ich kleine Bedenken. Ich hoffe einfach, dass die Scheibe auch denjenigen gefallen wird, die meine vorherigen Alben mochten.

Alex:
Welche Ziele willst du mit der Band noch erreichen und wie kann dir dein Label dabei helfen?

Elvira Madigan:
Das Ziel ist einzig und allein die Verwirklichung meiner Musik, so inspirativ und interessant ich sie gestalten kann. Ich habe den Traum aufgegeben, dass jemand oder besser das viele Menschen meine Alben kaufen werden. Wenn es dennoch passieren sollte, würde es mich aber logischerweise glücklich machen. Es ist eigentlich luxuriös, wenn du machen kannst, was immer du willst und Leute interessieren sich sogar noch für das, was du tust. Und solange ich diesen Luxus ausleben kann, natürlich mit der Unterstützung meiner Record Company, werde ich mich daran laben.

Alex:
Was wird in diesem Jahr passieren? Hast du Pläne?

Elvira Madigan:
Seit April 2003 nehme ich das Album "Regent Sie" auf, was ein Konzeptalbum im Stile eines KING DIAMOND-Albums werden wird. Allerdings werde ich eine Sprache verwenden, die poetischer und im Prosastil gehalten sein wird. So in Richtung Shakespeare-Englisch. Die Story wird einzig aus den Lieder heraus nur schwer zu verstehen sein. Deswegen werden Hangover in Form von Linernotes zur Verfügung stehen, die die Geschichte schlüssig machen werden.

Alex:
Dann erst mal thanx for the intie. Ich wünsch dir ein ertragreiches Jahr und einen erfolgreichen Abschluss deiner nächsten Scheibe. Irgendwelche letzten Worte?

Elvira Madigan:
Ich danke dir für die Promotionarbeit und den Support! Mein Dank geht auch an alle, die mich seit meinen Anfangstagen begleiten. Erinnert euch daran, ich tu das alles auch für euch...

Redakteur:
Alex Straka

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