Die BLITZ KIDS auf dem Rockavaria und dem Rock im Revier

13.07.2015 | 17:09

Eine kleine, britische Band im Reigen der Großen wie KISS und METALLICA? Das ist der Vorteil der großen Festivals, dass auch kleinere Bands zum Zuge kommen. Wobei die BLITZ KIDS schon beinahe einen Schritt weiter sind.

Denn in Großbritannien sind sie eine recht große Nummer, zumindest im Newcomer-Bereich. Das renommierte KERRANG!-Magazin kürte sie erst vor Kurzem zum zweitheißesten Newcomer (nach ASKING ALEXANDRIA). Auf den beiden neuen, großen deutschen Sommerfestivals Rockavaria und Rock im Review durften sich die Burschen daher einmal dem Festivalpublikum stellen. In den Clubs konnten sie ja schon im Vorprogramm von TAKING BACK SUNDAY und ALL TIME LOW punkten. Darauf angesprochen sieht das auch Sänger Joe James so: "Wir haben immer ordentlich Erfolg gehabt bei den Clubshows, im Untergrund haben wir einige Fans." Doch würde sich das auf die Festivalatmosphäre der beiden großen Events übertragen lassen?

Zuerst einmal freute sich die Band über einen tollen Empfang in München. "Die Lebkuchen-Herzen bekam jeder bei der Ankunft. Die sind lecker! Das war ein echt netter Zug", freut sich Joe. Aber auch sonst lobt er die großartige Professionalität der Organisation und des Caterings, allgemein sinniert er, dass Kontinentaleuropa für seine Band besser sei als England, wo man es für selbstverständlich erachte, wenn die BLITZ KIDS aufteten. In Deutschland dagegen würde man sich viel mehr um sie kümmern. Es sei einfach eine andere Stufe der Gastfreundschaft.

Die beiden Shows waren für die Jungs sehr unterschiedlich. Zuerst einmal war da die Show in München, die in der Halle stattfand. "Wir waren die erste Band des Tages auf der kleinsten Bühne. Aber dafür waren wir eigentlich sehr zufrieden mit Publikum und den Reaktionen. Man kann das auf dem Foto nicht so gut sehen, aber es waren doch verhältnismäßig viele Leute im Raum verteilt und auch auf den Rängen rundherum. Die Halle war schon ausgesprochen groß. Für uns war es eine gute Gelegenheit, uns einem neuen Publikum vorzustellen. Es ist einfach toll, wenn du spielst und anfangs sind die Menschen noch zurückhaltend, aber am Ende gehen einige dann doch richtig mit. Wir haben auch einige T-Shirts, vor allem aber zahlreiche CDs verkauft", berichtet Joe und klingt zufrieden. Man muss dazu wissen, dass die Band sich entschlossen hat, sich beruflich ausschließlich auf die Musik zu konzentrieren, was natürlich ein ziemliches Risiko darstellt.

Auf einem der Bilder ist auch ein Backdrop zu sehen, das ein wenig überdimensioniert zu sein scheint. Joe lacht: "Ja, wir wurden gefragt, ob wie nicht ein Backdrop hätten. Wir sagten, ja, wir hätten eines, aber sie müssten das nicht aufhängen. Nachdem man uns versicherte, das wäre kein Problem, haben wir das gerne angenommen. Aber es stimmt, wir haben schon ein ziemlich großes Backdrop." Obendrein zeigt es ein Einhorn. Das scheint aber nicht so recht zu passen, denn mit Fantasy haben die Engländer nicht allzu viel am Hut. Wie kommen BLITZ KIDS zu so einem seltsamen Symbol?

"Ein Einhorn ist ein fantastisches, magisches Tier. Uns hat man, als wir Kinder waren, gesagt, wir könnten keine erfolgreiche Rock-Band werden. Also haben wir die Sache selbst in die Hand genommen. Und genauso wie das Einhorn ein unmögliches Tier ist, haben wir uns diesem unmöglichen Traum verschrieben. Aber wir haben es bisher gut geschafft und alle Lügen gestraft." Na, dann warten wir mal darauf, dass bei einem BLITZ KIDS-Gig irgendwann ein Einhorn im Publikum stehen wird.

Der Sonntag war dann die Zeit für den zweiten Gig in Gelsenkirchen. Die Bühne war das Amphitheater, was Joe als eine seltsame Location beschreibt. "Jeder musste sich hinsetzen. Das kenne ich von Rockshows sonst gar nicht. Obendrein gingen Leute herum und verkauften Bier. Das Ganze machte eher den Eindruck eines Kinos als den eines Festivals, die Leute durften nicht aufstehen und herumhüpfen. Es war schon sehr ungewöhnlich."

Aber immerhin konnte die Band am zweiten Auftrittstag ein paar Bands sehen, während sie am Vortag die lange Fahrt aus den Tiefen Bayerns ins Ruhrgebiet auf dem Programm stehen hatte. "Ja, wir haben uns einiges angesehen. Auf jeden Fall haben wir LA DISPUTE und die MAD CADDIES gesehen, und auch ANTI-FLAG. Und dann noch eine Band, aber ich komme nicht darauf, welche das war... ach ja, KISS", lacht Joe. Und, wie waren die alten Herren? "Gut. Tolles Feuerwerk! Es war inspirierend, zu sehen, wie die Band auch nach über vierzig Jahren noch Lust auf ihre Musik hat. Finanziell nötig haben sie das sicher schon lange nicht mehr. Wir leben heute in einer Zeit der allgemeinen Apathie, in der das meiste nur halbherzig gemacht wird, da ist es schön, zu sehen, dass sie ihre Musik so lieben, dass sie immer noch auftreten." Na, manchmal hat man den Eindruck, dass die Finanzen doch keine ganz untergeordnete Rolle spielen, aber vielleicht hat Joe ja auch recht.

Welches war eigentlich die bessere der beiden Shows? Joe hat sofort eine Antwort parat: "München. Da hatte ich keinen Kater. Wir sind nämlich am Samstag Abend in Dortmund gewesen und um die Häuser gezogen." Zum Abschluss erklärt Joe James noch, dass er plant, mit der Band viel Geld zu machen, weil er sich in den Kopf gesetzt hat, sich nach seiner Karriere in München zur Ruhe zu setzen, weil er die Alpen so liebt. Oh ja, München und das Umland sind kostspielig. Da sollte das kommende Album, an dem die Band gerade arbeitet, besser ein paar Hits enthalten. Mit denen BLITZ KIDS dann wieder nach Deutschland kommen werden. Diesmal wohl eher mit einer Headliner-Show. So, und jetzt alle mal lächeln:

Na ja, das üben wir dann nochmal. In jedem Fall vielen Dank für die Fotos an die BLITZ KIDS!

Redakteur:
Frank Jaeger

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