DEVILDRIVER: Interview mit Dez Fafara

01.01.1970 | 01:00

DEVILDRIVER haben mit ihrem gleichnamigen Album ein Debüt der Extraklasse abgeliefert, das der COALCHAMBER-Vergangenheit von Frontmann Dez Fafara in nichts nachsteht. Mitten im Soundcheck seiner Band hatte ich die Möglichkeit, dem Sänger der kalifornischen Nu-Thrash-Truppe ein paar Fragen zu stellen.

Michael:
Hi Dez, wie schaut's?

Dez:
Guten Morgen. Gut schaut's bei mir, cool dass du da bist.

Michael:
Hehe, find ich auch. Du bist der Einzige von DEVILDRIVER, der hier in Deutschland bekannt ist, durch COALCHAMBER. Ich kenne eine Menge Leute, die bei DEVILDRIVER nur auf dich kommen. Könntest du deine Band unseren Lesern kurz vorstellen?

Dez:
Nun, da ist Jeff Kendrick an der Gitarre, John Boecklin hinter den Drums, John Miller am Bass und Mike Spreizer spielt heute die Gitarre.

Michael:
Und wo haben die gespielt ,bevor sie in deine Band kamen?

Dez:
Unwichtige kleine Bands, nichts von Bedeutung. Wenn ich mir Leute aus anderen bekannten Bands zusammengesucht hätte, wäre immer wieder gefragt worden: Wie hört sich das an? Der Sänger von COALCHAMBER, und der Gitarrist von der Band, und der Drummer von der Band, und das wollte ich verhindern.

Michael:
Unwichtige Bands? Aber du bist zufrieden mit ihrer Arbeit?

Dez:
Yeah, absolut. Sie sind sehr harte Arbeiter, 100 Prozent Leistung überall und immer, großartige Musiker, und großartige Arbeiter. Das ist der Grund, warum ich sie ausgesucht habe, sie haben eine sehr ernste Ansicht von Arbeit, und das mag ich.

Michael:
In anderen Interviews erwähntest du, dass die Arbeit mit deiner Band auch "richtige" Arbeit sei, im Gegensatz zu der Arbeit von COALCHAMBER. Wie meinst du das?

Dez:
Nun, die Arbeit mit meiner jetzigen Band macht Spaß, und es ist auch, nun, richtige Arbeit, anstrengend, mit vollem Einsatz. Mit meiner ehemaligen Band ging das nicht, wir sind nicht einfach in einen Raum gegangen und haben ein wenig gejamt. Das ging einfach nicht, mit DEVILDRIVER läuft das aber so, wir jammen fast jede freie Minute. Es funktioniert einfach zwischen den Bandmitgliedern. Natürlich muss ich sagen, dass ich der Leader bin, also muss jede Idee durch mich gehen, um auf das Album zu kommen, so wird es zum Beispiel nicht passieren, dass die Hälfte der Band plötzlich Popsongs schreiben will, und der Rest muss mitziehen, so klappt das Ganze einfach perfekt.

Michael:

Nun etwas zu euren Stil. DEVILDRIVER sind um Längen härter als COALCHAMBER, ich mag euer Album, sehr cool, sehr hart, sehr straight. Nun, was für ein Ziel hattest du vor Augen, als du mit DEVILDRIVER anfingst?

Dez:
Danke erstmal, ich freue mich über jeden Menschen der unsere Band mag. (zwinkert) Nun, ich liebe Black Metal, Thrash Metal, Death Metal… einfach alles, was damit zusammenhängt, weißt du? Und das wollte ich in diese Band mit einfließen lassen. Wir wollten einfach etwas machen, was man nicht einfach so in eine Schublade stecken kann, wo du Schwierigkeiten bekommst es genau einzuordnen. Wir können nicht einfach als Thrash Metal oder Death Metal oder Black Metal bezeichnet werden, wir hören alle möglichen und unmöglichen Musikarten, da kann man nicht erwarten, dass wir dann etwas spielen, das man sofort einordnen kann, verstehst du? Alles, was wir hören, fließt in die Musik von DEVILDRIVER ein, ich denke, das ist reine Musik. Wir wollen nirgendwo und überall zugleich hineinpassen.

Michael:
Und was sagen deine Bandmitglieder zu dem Erfolg eurer Band, da sie ja bisher nur in Undergroundbands gespielt hatten? Und wie sieht der Erfolg bisher eigentlich aus?

Dez:
Es sieht gut aus. (lacht) Ich habe den Jungs ja gesagt: Wenn wir hart daran arbeiten und alles in diese Band reinstecken, was wir haben und fühlen, wird sich das auszahlen. Und wenn ich sage "auszahlen", meine ich damit, dass wir auf Tour gehen und die Leute anfangen unser Album anzuhören, und das genau ist eingetreten. Wir hatten großartige Tourneen mit SUPERJOINT RITUAL, MORBID ANGEL, OPETH und MOONSPELL und nun IN FLAMES, später werden wir mit CHIMAIRA und SLIPKNOT auf Tour gehen, und dann spielen wir auf dem OZZFEST. So wie es im Moment aussieht, läuft es fantastisch.

Michael:
Da du grad OPETH erwähnst, mit denen du auf Tour warst: Der Sänger von KATAKLYSM war ziemlich angepisst darüber, dass ihr den Zuschlag bekommen habt, mit OPETH auf Tour zu gehen, und nicht seine Band. Er ist der Meinung, dass ihr nur mit solchen Bands auf Tour geht, um selber "heavier zu erscheinen als ihr seid".

Dez:
Hat es diese Geschichte tatsächlich über den Ozean geschafft? Ich finde die gesamte Geschichte extrem lächerlich. Man sollte nicht dauernd in solchen Schubladen denken, und mal wieder auf den Teppich kommen. DEVILDRIVER sind eine Metalband wie jede andere auch, und ich halte diesen ganzen Schubladenquatsch für den größten Scheiß, der in der Musikszene grassiert, grässlich so was. Da regt sich jemand über eine Metalband auf, weil sie mit einer Metalband tourt.

Michael:
Du bist ein Gegner von Schubladen? Selber bist du aber der Meinung, dass das Genre "Nu Metal" dem Untergang geweiht sei und zerstört werden müsse.

Dez:
Argh, ja, das. Wie du sicherlich weißt, ist dieser ganze "Nu Metal Crap" mittlerweile sowas von verwässert worden, durch die Marketingmaschine und so, das hat nichts mehr mit der Grundidee gemeinsam, mit der das Ganze mal angefangen hatte.

Michael:
COALCHAMBER gehörten zu den ersten Bands, die man diesem Genre zurechnen konnte, ihr ward quasi eine jener Pioniere, die den Stein ins Rollen gebracht haben.

Dez:
Ja, das war einmal. Aber wenn man sich das heutzutage anschaut – Was soll das? Das Zeug verkauft sich wie blöd, nur wenn man "Nu Metal" drauf schreibt. Absoluter Quatsch. Da waren Bands wie KORN, die DEFTONES und COALCHAMBER, die das Ganze als Erste gespielt haben. Und nun sollen Bands wie NICKELBACK, LINKIN PARK und PAPA ROACH Nu Metal sein?

Michael:
Das Ganze hängt dann doch eher mit der Hörerschaft zusammen, oder nicht? Es gibt Leute, die normalerweise softe Musik hören und sich jetzt einmal was Härteres geben wollen, und dann solche, die harte Mucke hören und sich etwas Softeres gönnen.

Dez:
Ja, genau das ist es. Man kann sowas doch nicht in einen Topf stecken und dann sagen, das wäre das gleiche Gericht, oder? Deswegen müssen wir weg von diesem "Nu Metal Crap", damit die Musik wieder ehrlicher wird, und nicht: "Jene Band kopiert diese Band, die schon die andere Band kopiert hat.". Nu Metal ist Geld, das war's. Und ich will mit diesem Quatsch nichts mehr zu tun haben. DEVILDRIVER sind Metal, sonst nichts. Und ich hoffe, dass das in Zukunft immer mehr Bands das begreifen und sich nicht Leuten an den Hals werfen, die sie nach einer Hitsingle wieder vergessen haben.

Michael:
Wo siehst du denn die Rockmusik in der Zukunft, wenn du dir die Schwierigkeiten im Moment anschaust?

Dez:
Hah, gute Frage. Entweder verwässert alles und hat nichts mehr mit dem Rock'n'Roll an sich zu tun, oder die Szene besinnt sich darauf zurück, was sie mal war. Ich denke aber, dass es in Zukunft vieeeeel Metal geben wird, einen Haufen guter Musik… und natürlich viel DEVILDRIVER.

Michael:
Sagen wir in fünf Jahren?

Dez:
Fünf Jahre, fünf DEVILDRIVER-Alben, zehn Tourneen, nein, zwanzig.

Michael:
Hört sich nach viel Arbeit an.

Dez:
Wird es auch sein, aber das ist gut so.

Michael:
Hast du schon Material für das neue Album?

Dez:
Japp, sieben Songs.

Michael:
Werdet ihr davon nachher etwas spielen?

Dez:
Nein, wir spielen nur von unserem Album. Eine halbe Stunde Songs von unserem Debüt, das war's.

Michael:
Eine halbe Stunde?

Dez:
Jo, wir können nicht das ganze Album live spielen.

Michael:
Warum nicht? Nenn mir einen Song, der nicht livetauglich wäre.

Dez:
Okay, okay… (lacht) wir KÖNNTEN das komplette Album durchspielen, aber wir haben nicht genug Zeit dazu, wir können nur eine halbe Stunde auftreten.

Michael:
Ich werde es ja gleich sehen, aber wie würdest du eure Liveperformance den Leuten beschreiben die euch noch nicht auf der Bühne gesehen haben?

Dez:
All Hell breaks lose. Das ist es. Wir wollen auf der Bühne alles geben, damit die Leute abgehen, genauso wie wir es tun. Auf der Bühne zu sein ist immer ein tolles Gefühl, und ich will den Leuten etwas von der Energie geben, die unsere Musik vermittelt. Full throttle on stage. Volle Power. Werde ich dich gleich da unten sehen?

Michael:
Wirst du.

Dez:
Sehr cool. Weißt du, ich fange mit dieser Band noch mal komplett von vorne an, ein völlig neuer Start.

Michael:
Ein verdammt guter Start. Dez, ich danke dir für dieses Gespräch.

Dez:
Ein verdammt guter Start. (lacht) Ich habe zu danken, danke für deinen Support, ich mag das wirklich!!! Bis später!

Redakteur:
Michael Kulueke

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