DEVASTATOR: Interview mit Lenny

11.05.2017 | 20:06

Ein Flaggschiff im heimischen Todesbleisektor. DEVASTATOR aus dem hohen Norden hat mit "The Throne Belongs To Us" ein neues Langeisen am Start, das die Death-Metal-Jünger sehr zufrieden stellen dürfte. Es wird schnell, es wird brutal und es wird laut, so viel dürfen Frontmann Lenny und ich euch schon verraten. Was uns der DEVASTATOR-Shouter noch zu erzählen hat, welche Hintergründe das geniale Artwork in sich birgt und wie sich der bandeigene Sound entwickelt hat, erfahrt ihr hier. Viel Spaß.

Hi Lenny. Herzlichen Dank, dass ich dir einige Fragen stellen kann. Bevor es ans Eingemachte geht: Wie geht's euch? Wie ist die momentane Stimmung im DEVASTATOR-Bandlager?

Moin Marcel, uns geht's prächtig! Gerade ist unsere Platte auf den Markt gekommen und die ersten Feedbacks der Käufer könnten kaum besser sein. Das geht natürlich runter wie Öl und macht es uns schwer im Alltag die grimmige Miene aufrecht zu erhalten. Schön, wenn nach so harter Arbeit auch die Wertschätzung stimmt.

Seit "Through Oceans Of Flesh" ist ein wenig Zeit ins Land gezogen. Kannst du mir ein kleines Update geben, was seit 2013 bei euch passiert ist?

Durch "Through Oceans Of Flesh" haben wir coole Shows spielen und geniale Bands und Musiker kennenlernen können. Trotzdem bleibt ja noch das Leben neben der Musik, in dem einiges passiert, so dass der nächste Output auch mal ein bisschen warten muss. Wir schreiben kontinuierlich Songs. Als "Through Oceans Of Flesh" eingespielt wurde, gab es beispielsweise auch schon die ersten Songs, die es jetzt auf "The Throne Belongs To Us" geschafft haben. Es gab eine Theaterinszenierung, in der wir an mehreren Terminen für die musikalische Untermalung gesorgt haben, was für uns eine geniale Erfahrung darstellt. Ansonsten haben wir uns entschlossen für das aktuelle Album mit einem Label zusammen zu arbeiten und freuen uns mit Kernkraftritter Records einen super Partner gefunden zu haben.

Mit "The Throne Belongs To Us" steht ein neues Bollwerk in den Startlöchern. Hat diese Platte ein bestimmtes, inhaltliches Konzept, das du uns nicht vorenthalten willst?

Generell steht jeder Song für sich. Die Songs bauen kein Gesamtkonzept auf. Uns war es wichtig an den Grenzen des für uns Machbaren zu kratzen. So, dass das übergeordnete Konzept des Albums, wenn man ihm so etwas unterstellen mag, Brutalität und Geschwindigkeit bei gleichzeitig eingängigen Melodien lauten könnte. Inhaltlich beschäftigen sich die Songs mit der Selbsterkenntnis. Nichts als gegeben hinzunehmen und für die eigenen Interessen einzustehen, frei nach dem Motto "you earn what you deserve". Jeder kennt es in seinem Alltag, dass bestimmte Dinge aufgeschoben werden, dass man sich selbst als ohnmächtig wahrnimmt etwas wesentlich zu beeinflussen und daher auch gerne mal alternative Dinge tut, hehe.
Die Texte sind generell eher zynisch und sarkastisch gehalten. Wenn ich selbst Musik höre, lese ich eigentlich nie die Texte. Vielmehr konzentriere ich mich auf Schlagwörter, die mir beim Hören auffallen und aus denen baue ich mir einen eigenen Kontext zusammen, so dass der Song für mich persönlicher wird. Das gleiche wünsche ich unseren Hörern natürlich auch. Jeder sollte ein persönliches Gefühl beim Hören unserer Songs entwickeln können.

Worin bestehen denn die musikalischen Hauptunterschiede zwischen dem aktuellen Rundling und seinem Vorgänger "Through Oceans Of Flesh"?

Beim Vorgänger haben wir uns technisch noch nicht auf dem Niveau befinden können, wie wir es nun tun. Dazu ist vielleicht noch zu erwähnen, dass "Through Oceans Of Flesh" unser zweites Album ist. Das erste Album "Beyond Massacre" haben wir noch in einer völlig anderen Besetzung geschrieben und eingespielt. Leider gerieten wir dann ins Besetzungskarussell. Innerhalb kürzester Zeit mussten wir uns nach zwei neuen Gitarristen und später auch nach einem neuen Bassisten umschauen. Mit Wolf und Carsten haben wir zwei super Gitarristen gefunden, am Bass hat schließlich Nick unsere Lücke im Herzen gefüllt. Aber natürlich verändert sich durch so einen tiefen Einschnitt der Stil einer Band wesentlich. "Through Oceans Of Flesh" war also das erste Lebenszeichen der "neuen" Band, das generell auch noch ziemlich experimentell gehalten war. Ein Stil muss sich erstmal finden und jeder hat unterschiedliche Vorstellungen und Hintergründe. Gleichzeitig wollten wir so schnell wie möglich unser "erstes" Lebenszeichen unter die Meute schleudern. "The Throne Belongs To Us" ist die logische evolutionäre Entwicklung dessen. Wir sind brutaler, schneller und erbarmungsloser geworden. Für manchen Rezensenten wird das auch schon mal zu viel. Da nehmen wir allerdings keine Rücksicht drauf. Wir schreiben keine Songs für den Mainstream, wir schreiben die Songs in erster Linie für uns und für Menschen, die genauso viel Lust auf Hochgeschwindigkeitsarien haben. Pagan-Fans werden einfach nicht auf ihre Kosten kommen.

Ich finde, dass ihr von Album zu Album immer etwas eigenständiger im Sound werdet. Aber an welchen Szenegrößen habt ihr euch aktuell ein wenig orientiert?

Unsere größten Inspirationen sind Bands wie KRISIUN und IMMOLATION, aber auch mal ein bisschen CANNIBAL CORPSE oder NILE. Ein paar Thrash-Größen besetzen natürlich auch unser Unterbewusstsein. Wir haben uns soundtechnisch kein Vorbild gesetzt. Uns war es wichtig, dass alle Instrumente gut rausgehört werden können, trotz des dichten Gewitters. Die Drums sind sauber produziert und differenziert, der Gesang sollte aus dem üblichen stumpfen "Gegrolle" etwas facettenreicher ausfallen. All diese Ziele konnten wir im neuen Album erreichen.

Wer war eigentlich für dieses wuchtige Artwork zuständig? Und in welchem Verhältnis steht es zu den Songs auf "The Throne Belongs To Us"?

Die Idee für das Artwork kam mir während eines Besuchs im Louvre in Paris. Dort gab es viele Motive, in denen die kleinen Engel durch das Himmelstor hinabstiegen und die Menschen heimsuchten. Das Schlachtschiff ist unser Markenzeichen, an dem uns jeder erkennen kann. Nun kam mir der Gedanke, dass dieser sakrale Besuch nicht unbedingt erwünscht ist. Wer bekommt schon gerne vorgeschrieben wie etwas zu sein hat? Kann nicht jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen machen, um herauszufinden, was ihm gut tut und was nicht? Stichwort: normaler Menschenverstand. So richtet sich der Titel "The Throne Belongs To Us" auch an uns Menschen. Die größere Macht, der wir uns untertan machen, entspringt unseren eigenen Federn. Wir dienen jemandem blind, dessen Absichten wir gar nicht kennen. Sollten wir nicht unser eigener Herrscher sein? Wie lässt sich so ein Besuch am besten vereiteln? Durch ein aus allen Rohren feuerndes Schlachtschiff, hehe. Die Geschichte wird so auch im Titeltrack wiedergegeben.
Die Umsetzung des Artworks hat der geniale Jan Örkki Yrlund (DARKGROVE) übernommen, der auch schon für das Artwork des letzten Albums verantwortlich war. Wir waren bei beiden Artwork-Ideen sofort auf einer Wellenlänge. Er hat den Nagel einfach auf den Kopf getroffen bzw. das Projektil auf den Engel, hehe.

Wie sind denn momentan die Reaktionen auf die neue Platte? Und inwiefern bekommt ihr diese überhaupt mit?

Mir hat bisher noch kein Käufer gesagt, dass er unsere Platte scheiße findet. Vielmehr bekommen wir sehr positives Feedback. Auch die meisten Rezensionen sind bisher sehr positiv ausgefallen. Aber wie es immer so ist, sind Geschmäcker verschieden. Manch einem Verfasser waren wir zu brutal und ohne Pause. Einem anderen gefällt die Drumproduktion nicht, weil sie zu glatt ist. Aber ganz ehrlich, Oldschool-Sound funktioniert bei der Art der Musik einfach nicht und das wollen wir auch nicht. Wir wollen die Musik so auf Platte bannen, wie wir sie in unseren Adern pulsieren spüren. Ich kann jedem Schlagzeugkritiker nur empfehlen eine unserer Shows zu besuchen, um selbst einen Eindruck unseres Live-Gemetzels zu erhalten.

Welche Pläne habt ihr noch das restliche Jahr über? Bestehen Pläne mit "The Throne Belongs To Us" auf Tour zu gehen?

Eine durchgängige Tour ist dieses Jahr nicht geplant. Vielmehr wollen wir unsere Botschaft an exklusiven Terminen in die Trommelfelle transmittieren, z.B. beim Holsteiner Death Fest in Ahrensburg am 12.05.17. Es sind noch einige weitere Gigs dieses Jahr geplant, um die Platte deutschlandweit zu promoten und wir freuen uns über Anfragen von Veranstaltern, die meinen, wir könnten einen feinen Metzel-Abend mitgestalten. Ansonsten sind wir schon fleißig beim Songwriting für die nächste Platte. Es gibt Perioden, da entsteht während einer einzigen Probe ein komplett neuer Song und diese Energie muss ausgenutzt werden. Es bleibt definitiv spannend und wir schauen der Zukunft brutal frohlockend entgegen.

Sodann wäre ich mit meinen Fragen auch am Ende, Lenny, und möchte mich noch einmal herzlich bei dir für deine Zeit bedanken. Ich wünsche euch alles Gute mit der Platte. Die letzten Worte gebühren euch, was möchtet ihr euren Fans und den Todesblei-Jüngern noch mit auf den Weg geben?

Ja, immer wieder gerne. Vielen Dank, dass du uns mit diesem Interview ein Forum schaffst, in dem uns eure Leser etwas besser kennenlernen können.
Ich könnte jetzt vom Death-Metal-Underground anfangen und dass wir zusammenhalten müssen und wir niemals sterben werden. Tatsächlich empfinde ich die Death-Metal-Szene als so stark wie nie zuvor, daher kann ich mich mit der Propaganda etwas zurückhalten. Falls euch das Interview neugierig gestimmt hat, besucht uns bei Facebook, schaut euch unsere YouTube-Clips an. Besucht unsere Shows und supportet uns durch Merchkäufe. Das ist letztlich die einzige Möglichkeit, wie wir auch in Zukunft das brutalst Mögliche in eure Gehörgänge zaubern können.

Konzertanfragen und Viagra-Werbung gerne an lenny@devastator.de. Stay true to yourself! - BATTLESHIP DEVASTATOR - FULL SPEED AHEAD

Redakteur:
Marcel Rapp

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