CEREBRAL INVASION: Interview mit Dominik Rothe

11.11.2020 | 23:47

Wer nach Thrash Metal aus dem Ruhrgebiet sucht, wird in kurzer Zeit an CEREBRAL INVASION nicht vorbeikommen. Obwohl die Jungs um Dominik Rothe mit ihrer aktuellen EP das erste Ausrufezeichen veröffentlichen, ist die Marschroute klar. In bester SODOM-, SLAYER- und DEW SCENTED-Manier macht "Cerebral Invasion" von vorne bis hinten richtig viel Spaß. Darum packten wir uns einmal den Gitarristen der Band und baten ihn zum charmanten Interview.

Dominik, grüß dich und vielen Dank, dass du dir ein paar Minuten Zeit nimmst, um meine Fragen zu beantworten. Bevor es ans Eingemachte geht: Wie geht es dir und wie ist die Lage bei euch?

Moin Marcel, bei mir persönlich ist soweit alles in Ordnung, danke der Nachfrage. Natürlich drücken die Corona-Maßnahmen aufs Gemüt, auch wenn sie absolut verständlich sind. Vor allem das Fehlen von Konzerten und Festivals als Ausgleich zum Alltag macht sich aber deutlich bemerkbar. Das letzte Mal, dass ich so lange ohne Festival auskommen musste, liegt wahrscheinlich 12 oder 13 Jahre zurück. Damit muss man erst mal klarkommen. Aber abgesehen davon läuft es verdammt gut. Bei CEREBRAL INVASION steht in Kürze die Veröffentlichung unserer ersten EP an, in die wir sehr viel Leidenschaft und Arbeit gesteckt haben. Knapp ein Jahr ist es inzwischen her, dass wir zum ersten Mal gemeinsam im Proberaum gejammt und erste Songs entwickelt haben. Unsere Musik jetzt endlich mit dem Rest der Welt teilen zu können, das ist ein richtig geiles Gefühl. Wir sind verdammt stolz auf diese vier Songs und die ersten Reaktionen auf unsere Vorabsingles fielen durchweg positiv aus.

Da CEREBRAL INVASION noch eine recht junge Band ist, bitte ich dich, euch einmal kurz vorzustellen. Wie seid ihr aufeinander gestoßen, zumal ihr ja im Ruhrpott-Metal auch noch in anderen Bands aktiv seid, oder?

Bis auf unseren Sänger Mahmood sind tatsächlich alle Mitglieder von CEREBRAL INVASION auch in anderen Combos aktiv, das ist richtig. Trotzdem ist CEREBRAL INVASION kein Nebenprojekt oder so. Wir sind eine richtige Band, bei der alle zu 100 Prozent Vollgas geben, um so weit wie möglich zu kommen. Zusammengefunden haben wir uns gegen Ende des vergangenen Jahres. Unser anderer Gitarrist Stefan und ich kennen uns schon eine Weile durch unsere diversen Bandaktivitäten. Irgendwann erzählte er mir, er arbeite gerade an einer neuen Thrash-Metal-Band und sein Kollege Mahmood habe bereits beschlossen, dass ich auch Teil davon sein soll. Das klang so, als hätte ich keine Wahl, also bin ich einfach mit zur nächsten Probe gekommen und schon ging es los, haha. Mit dabei waren Simon am Bass, den Mahmood schon lange kennt und Freddy hinterm Drumkit, der aus Simons persönlichem Umfeld stammt. Die Chemie hat sofort gestimmt. Wir hatten schnell die ersten Songs stehen und auch mit den Aufnahmen für die EP nicht lange gefackelt. Wir spürten bei den Proben eine ganz besondere Energie, wie man es als Musiker nicht alle Tage erlebt. Genau die wollten wir einfangen und ich denke, das ist uns sehr gut gelungen. Mahmood hatte seit Jahren den Traum von einer Band, mit der er seinem Frust über die Welt Luft machen kann. Und den erfüllen wir jetzt.

Du selbst bist Gitarrist bei TASKFORCE TOXICATOR. Wie viel von dieser Band steckt denn in CEREBRAL INVASION?

Puh, schwierige Frage. Wenn wir an Songs für CEREBRAL INVASION arbeiten, blende ich TASKFORCE TOXICATOR komplett aus und umgekehrt gilt das genauso. Natürlich ist beides Thrash, aber trotzdem klingen die Bands in meinen Ohren vollkommen anders. Klar, wenn ich ein Gitarrensolo spiele, gibt es da sicherlich wiederkehrende Elemente, weil ich am Ende des Tages nicht aus meiner Haut kann. Für manches Riff gilt das vermutlich genauso. Aber allein die Gitarristen-Dynamik zwischen Stefan und mir ist schon eine ganz andere als die, die Lars und ich bei TASKFORCE TOXICATOR haben. Zudem läuft das Songwriting bei beiden Bands jeweils vollkommen anders ab. Letztendlich ist eine Band immer die Summe aus den Persönlichkeiten, die dahinterstehen. Und die sind bei CEREBRAL INVASION ganz andere als bei TASKFORCE TOXICATOR. In meinen Augen spiegelt sich das auch in der Musik wider.

Eure gleichnamige EP ist die erste, doch gute Duftmarke, die ihr setzt. Wie lange habt ihr an dieser gearbeitet und mit welcher Zielsetzung seid ihr daran getreten?

Also die Arbeiten an der EP liefen ungefähr ein halbes Jahr von der ersten Probe bis zu den finalen Aufnahmen. Für die Produktion zeichnet sich im Übrigen Corny Rambadt verantwortlich, der auch schon mit SODOM und DARKNESS gearbeitet und einen super Job gemacht hat. Eine konkrete Zielsetzung hatten wir ehrlich gesagt gar nicht. Es sollte einfach knallharter Thrash sein, der auf die Fresse geht. Grenzen haben wir uns dabei nicht gesetzt, weswegen auf der EP ein kurzer Hochgeschwindigkeits-Thrasher wie 'Pure Insanity' gleichberechtigt neben einem eher vertrackten Song wie 'Brainwashed Into Madness' steht. Für die Zukunft haben wir ebenfalls nicht vor, uns in irgendeiner Form zu beschränken. Wir machen weiterhin einfach das, worauf wir Bock haben. Solange das der Fall ist, kann nichts schief gehen.

Ein bisschen DEW-SCENTED, LEGION OF THE DAMNED und HATESPHERE hier, VADER und TORTURE SQUAD dort - hab ich einen deutlichen Einfluss vergessen oder sind das schon die Bands, mit denen man CEREBRAL INVASION gut vergleichen kann?

Es ist wirklich sehr witzig für uns, welche Vergleiche andere Menschen so ziehen, wenn sie unsere Musik hören. Meistens werden da Bands genannt, die wir überhaupt nicht im Kopf haben, wenn es um unsere Einflüsse geht. DEW-SCENTED kam da schon öfter vor, obwohl niemand bei uns in der Band einen großen Bezug zu ihnen hat. Natürlich kennen wir sie und schätzen ihre Musik. Ein Einfluss waren sie aber nicht für uns. Wenn du LEGION OF THE DAMNED sagst, weiß ich natürlich, was du meinst. Die Ähnlichkeit kommt aber eher daher, dass sie, genau wie wir, stark von SLAYER beeinflusst sind. Neben den Totschlägern, deren Sound sich vor allem in unseren straighteren Songs widerspiegelt, sind vor allem MEGADETH und TESTAMENT zwei Bands, auf die wir uns alle einigen können. Der Name ANNIHILATOR wurde im Proberaum auch mal genannt. Diese Combos stehen dann für unsere technische und bisweilen etwas melodische Seite, die wir in Zukunft sicherlich noch weiter in den Vordergrund rücken werden.

Steckt eigentlich ein bestimmtes Konzept oder eine explizite Story hinter den Songs?

Von einem Konzept oder gar einer Story würde ich da nicht unbedingt sprechen. Es ist einfach so, dass Mahmood eine Menge negativer Gefühle mit sich rumschleppt, die er mit Hilfe der Musik verarbeitet. Das kann man dann durchaus als einen roten Faden bezeichnen, der sich durch alle Songs zieht. Es geht immer um sehr persönliche Themen. Anders als bei Bands wie CANNIBAL CORPSE zum Beispiel, erzählen unsere Songs keine Fantasiegeschichten. Stattdessen geht es bei CEREBRAL INVASION um das echte Leben.

Wie laufen die Planungen für eine full-length-Scheibe eurerseits? Gibt es schon konkrete Sachen?

Die gibt es tatsächlich. Wir haben knapp sechs Songs für unser erstes Album geschrieben und von Mahmood liegen noch genügend Texte für weitere Songs vor. Da die neuen Stücke insgesamt länger und komplexer daherkommen, wird es letztendlich auf etwa neun Songs hinauslaufen, die wir für die Platte aufnehmen werden. Als Erscheinungstermin peilen wir die zweite Jahreshälfte 2021 an. Und wir hoffen natürlich sehr stark, dass spätestens dann wieder Auftritte möglich sind, damit wir unserer Zerstörungswut auch auf den Bühnen freien Lauf lassen können. Für die Platte checken wir aktuell ein paar Labelangebote aus. Mal schauen, was sich dahingehend ergibt.

Wie sehen denn die Wochen nach der Veröffentlichung eurer "Cerebral Invasion"-EP aus? Was habt ihr bis Ende des Jahres noch vor?

Bevor die Zahl der Coronainfektionen wieder anstieg, hatten wir gehofft, im Dezember vielleicht ein Social-Distancing-Konzert als Releaseshow spielen zu können. Aber den Plan haben wir jetzt natürlich auf Eis gelegt. Trotzdem kommt im Dezember unser drittes von insgesamt vier Lyric Videos, die wir zur EP produziert haben. Zu welchem Song das sein wird, bleibt aber fürs erste noch ein Geheimnis. Aber an Weihnachten solltet ihr definitiv Augen und Ohren offenhalten. Ansonsten werden wir uns darauf konzentrieren, die EP so vielen Menschen wie möglich um die Ohren zu hauen und weiter an Songs für unser erstes Album zu werkeln.

Dominik, großes Dankeschön nochmal und dir bzw. euch alles Gute mit eurer Erstlingsscheibe. Möchtest du noch etwas an unsere Leser richten?

Dann erst mal vielen Dank an dich, Marcel, für diese Interview. Als noch recht frische Undergroundband sind wir in diesen konzertlosen Zeiten mehr denn je auf jegliche Unterstützung angewiesen. Und auch vielen Dank an alle, die sich dieses Interview reingezogen haben. Ich hoffe sehr, dass wir uns nächstes Jahr auch mal live im Club über den Weg laufen.

Fotos by Anna Apostata Arts

Redakteur:
Marcel Rapp

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