BLACK ABYSS: Interview mit Stefan & Andi

01.01.1970 | 01:00

Der deutsche Untergrund hat schon seit jeher einige sehr vielversprechende Bands an die Oberfläche gespült, die auch international bewiesen haben, dass Deutschland kein metallisches Ödland ist. Nach HELLOWEEN und ANGEL DUST heißen meine derzeitigen Hoffnungsträger BLACK ABYSS, die trotz Widrigkeiten und massiven Problemen während der Recordingsessions ein killendes Power-Metal-Schlachtross von der Leine gelassen haben, das mit Sicherheit noch mit seiner anmutigen Erscheinung von sich reden machen wird. Ein solches Pfund zu rezensieren, war mir eine Ehre, seine Schöpfer hinter die Tasten zu bekommen eine noch viel größere. Die beiden megasymphatischen Bandmitglieder Stefan Röder (Gitarre) und Andi Siegl (Bass) konnten meine Fragen mit viel Humor und Mut zum Preisrätseln beantworten.

Alex:
Moin Stefan, servus Andi! Ihr habt gerade mit "Angels Wear Black" ein musikalisch ziemlich starkes Album am Start. Was erwartet ihr vom Release?

Andi:
Wir machen uns natürlich keine Illusionen. Dadurch, dass wir eine ganze Weile von der Bildfläche verschwunden waren, hoffen wir zunächst mal, den Leuten den Namen BLACK ABYSS wieder ins Gedächtnis zu rufen und nach Möglichkeit, ein paar neue Fans zu gewinnen.

Stefan:
Natürlich wäre es auch ganz schön, wenn wir durch das Album die Möglichkeit bekämen, ein paar 'größere' Gigs (z. B. Festivals) zu spielen.

Alex:
Ich hab' euch in meinem Review als Mischung von HELLOWEEN, ICED EARTH und ANGEL DUST beschrieben. Kannst du damit leben?

Stefan:
Klar! Letztendlich entdeckt jeder andere Einflüsse in unseren Songs, aber im Großen und Ganzen sind es doch immer wieder unsere Faves, die genannt werden.

Andi:
Das ist ja auch völlig okay so, da wir die Musik natürlich nicht neu erfunden haben. Das ist aber auch gar nicht unser Anspruch, sondern wir machen einfach die Musik, an der wir Spaß haben.

Stefan:
Wenn wir mal ehrlich sind, bedarf es zur Findung eines eigenen Stils einer gewissen Entwicklungsphase, in der man in erster Linie darauf angewiesen ist, seine Einflüsse zu verarbeiten. Bei uns ist das natürlich nicht anders.

Alex:
Ihr habt ja schon einige Jährchen auf dem Buckel und könnt schon einiges an Erfahrung vorweisen. Glaubt ihr, der Durchbruch kann unter den Fittichen eurer neuen Plattenfirma Massacre Records gelingen?

Andi:
Wir sind natürlich sehr dankbar, dass Massacre uns unter Vertrag genommen haben. Eigentlich hatten wir schon gar nicht mehr mit so einem fetten Deal gerechnet. Und wir sind auch schwer begeistert von dem, was Massacre bisher für uns gemacht haben: Die Tour mit EXITER, super Anzeigen und die Promo läuft bisher hervorragend.

Stefan:
Besonders klasse finde ich auch, dass die Kommunikation zwischen Label und Band so gut funktioniert. Massacre hat uns von Anfang an bei unseren Vorstellungen und Wünschen unterstützt, so dass wir letztlich immer auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind.

Andi:
Insofern sind die Vorraussetzungen für einen 'Durchbruch' durchaus gegeben. Aber letzten Endes spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, wie z. B. die Resonanz der Presse, der Fans und nicht zuletzt die weitere Entwicklung der Band. Wir geben auf alle Fälle unser Bestes und werden abwarten müssen, was passieren wird.

Alex:
Wenn ich mir so eure Songtitel ansehe, strotzen diese vor Schlagworten wie 'Black', 'Shadows', 'Evil', 'Unholy' und 'Dark'. Für manch einen könnte das schon mal ziemlich abgedroschen aussehen. Kannst du eure Lyrics etwas präzisieren?

Stefan:
In einem Großteil meiner Texte habe ich versucht, diverse negative Lebenserfahrungen zu verarbeiten. Gerade während des Songwritings hatte ich persönlich eine ziemlich schwierige Phase. Mit einem gewissen Abstand fällt mir auf, dass doch fast alle Lyrics ganz schön 'düster' ausgefallen sind. Aber das spiegelt eben meine damalige Stimmung ganz gut wider.
Gewisse 'Grundklischees' lassen sich eigentlich auch nur schwer vermeiden, oder wer würde sich ernsthaft einen Metalsong überhaupt anhören, der 'Happy In The Sunshine' heißt, haha?

Andi:
Obwohl das ja schon wieder saucool wäre! Ich glaube, wir sollten unser nächstes Album "Seasons In The Sun" oder "Heaven Awaits" nennen.

Alex:
Hahaha ...

Stefan:
Das lasse ich jetzt mal unkommentiert stehen ...

Alex:
Ihr habt mit eurem damaligen Label massive Probleme gehabt. Kannst du uns etwas dazu erzählen?

Stefan:
Eigentlich möchten wir lieber nach vorne anstatt zurück blicken.
Vielleicht nur so viel: Dank des besagten Labels bzw. dessen Inhaber wäre die Band beinahe zerbrochen, und drei Jahre kostbare Zeit sowie eine ganze Menge Geld sind auf der Strecke geblieben. Wie auch immer, shit happens sometimes. Aber besonders enttäuschend fanden wir einfach die Art und Weise, wie wir von sogenannten 'Geschäftspartnern' belogen und betrogen wurden.

Andi:
Unglaublich, dass der gleiche Typ schon wieder ein neues Label an den Start gebracht hat und möglicherweise schon wieder junge, unbedarfte Bands abzockt.

Alex:
Was mir persönlich bei "Angels Wear Black" sauer aufstößt, sind die unterschiedlichen Soundeigenschaften der einzelnen Lieder. Es hört sich teilweise an, als wurde im Mix mit völlig unterschiedlichen Presets gearbeitet. Was ist passiert?

Andi:
Presets? Ich dachte wir hätten mit einem Mischpult gearbeitet ...*lacht*

Stefan:
Hehe, der war ganz ordentlich für einen Bassisten ... aber im Ernst: Zu dem Zeitpunkt, als wir von der Zahlungsunfähigkeit unseres damaligen Labels erfahren hatten, befanden wir uns bereits mitten in den Aufnahmen zu "Angels Wear Black“. Diese mussten wir daraufhin erst mal abbrechen, bevor wir uns dazu entschlossen, die Produktionskosten selber zu übernehmen. Das hat uns natürlich wertvolle Studiozeit gekostet und so waren Zeit und Geld zum Ende hin knapp bemessen. Dadurch sind einige der Mixe ziemlich übel ausgefallen. Manche konnten wir noch retten, andere leider nicht so ganz. Deshalb hast du schon Recht, weil wir teilweise ganz neu ansetzen mussten. Damit müssen wir jetzt halt leben, aber das wird uns bei der nächsten Produktion ganz sicher nicht noch einmal passieren.

Alex:
Nach all den unangenehmen Fragen etwas angenehmes. Ihr habt mit 'When Angels Wear Black' eine grandiose Hymne aus dem Boden gestampft. Ich glaube, ihr werdet diesen Brecher auf ausgedehnter Tour vorstellen dürfen. Bin ich richtig informiert?

Stefan:
Freut mich persönlich ganz besonders, dass du gerade diesen Song hervorhebst, da er mir besonders am Herzen liegt. Der Song ist als Hommage an meine absoluten 'Götter' IRON MAIDEN und keineswegs als Abklatsch gedacht. Wer genau hinhört und sich ein wenig mit dem Text beschäftigt, dem sollte das eigentlich klar werden.

Andi:
Um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Du bist richtig informiert! Wir werden ab Anfang Oktober mit EXITER und STEEL ATTACK auf Tour sein und freuen uns natürlich schon wahnsinnig darauf.

Alex:
Ihr vermeidet zu offensichtliche Melodiebögen und arbeitet mit unterschwellig eingängigen Harmonien. Somit kann man euch eher dem amerikanisch geprägten Power Metal zurechnen. Woher kommt der Wille zur Eigenständigkeit?

Andi:
Ich persönlich kann europäischen Power Metal mit süßlichen Melodien einfach nicht mehr ertragen. Davon gab es in letzter Zeit einfach zu viel. Ganz abgesehen davon fand ich amerikanische Power-Metal-Bands wie METAL CHURCH, VICIOUS RUMORS und SANCTUARY immer sehr geil. Aber ich bin ja nur der Basser ...

Stefan:
Eigentlich mache ich mir beim Songwriting gar keine Gedanken darüber, ob das jetzt europäisch, amerikanisch oder polynesisch klingt. Wenn mir ein paar gute Riffs und/oder Melodien einfallen, dann gehe ich damit in den Proberaum, wo wir gemeinsam versuchen, einen Song auf die Beine zu stellen. Dabei kann natürlich jeder seine Einflüsse mit einbringen. Was dabei letztendlich rauskommt, muss man ja nicht zwangsläufig in eine Schublade stecken können, Hauptsache, es knallt ...

Andi:
Das stimmt schon. Im Endeffekt ist ein guter Song ein guter Song bzw. ein schlechter ein schlechter, egal welcher Stil das jetzt ist. Das hängt einfach vom persönlichen Geschmack ab. Dieses Schubladendenken ist eigentlich ziemlich blöd. Ich gebe da schon lang nichts mehr drauf, sondern picke mir aus jedem Genre die Bands raus, die mir gefallen.

Alex:
Man muss ja als Undergroundact sehr hart im Nehmen sein. Wie sieht es mit eurer Lebenseinstellung und der Einstellung zur Musik aus? Was wollt ihr mit ihr ausdrücken?

Stefan:
Für mich besteht der Sinn des Lebens ganz sicher nicht darin, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen, abends vor der Glotze zu hängen und stumpfsinnig vor mich hin zu vegetieren.
Für mich bedeutet die Musik einen großen Teil meiner persönlichen Freiheit und ich habe das Gefühl, dass ich mich durch Musik und speziell durch Metal besser ausdrücken kann als in sonst irgendeiner Form. Und natürlich 'liebe' ich den Metal einfach! Seit ich ihn mit zwöf für mich entdeckt habe, hat nichts anderes mein weiteres Leben so sehr geprägt.

Andi:
Bei mir ist das ganz ähnlich. Auch so ca. mit zwölf haben mich MAIDEN und MOTÖRHEAD dermaßen umgeblasen, dass Musik im Allgemeinen und natürlich Metal im Besonderen mein ganzes weiteres Leben bestimmt haben und auch weiterhin bestimmen.

Alex:
Was dürfen die Besucher eines eurer Konzerte von euch erwarten? Beschreibt mal die Magie eines BLACK ABYSS-Gigs.

Andi:
Zunächst mal muss man da natürlich unsere magisch-erfrischende Talentlosigkeit nennen ...

Alex:
Wahrhaft magisch, hehe.

Stefan:
Für uns selbst ist das natürlich schwer zu beurteilen, allerdings wird uns nachgesagt, dass unsere Musik live eine ganze Ecke härter rüberkommt als auf CD und die Bühnenshow auch eher an eine Thrash-Metal-Band erinnert.

Andi:
Das kommt uns auch immer wieder zugute, da wir dadurch auch Fans härterer Mucke live begeistern können, die sich sonst unsere CD wahrscheinlich niemals anhören würden.
Im Underground gibt es hier bei uns überwiegend Death-Metal-Bands, so dass wir in der Vergangenheit viele Gigs mit Todesmetallacts und vor deren Publikum gespielt haben.

Alex:
Das war bestimmt nicht immer einfach?

Stefan:
Es ist schon vorgekommen, dass uns ein typisches Black/Death-Publikum beim Soundcheck noch als Schwuchteln tituliert hat, beim Auftritt dann aber doch lustigerweise richtig gut mitgegangen ist. Ich bilde mir sogar ein, den einen oder anderen Mundwinkel nach oben 'entgleisen' gesehen zu haben, hahaha ...

Alex:
Ihr habt nach langer Durststrecke mit eurem jetzigen Label endlich einen finanzstarken Partner an eurer Seite. Was wollt ihr noch mit BLACK ABYSS erreichen?

Stefan:
Ach, wir sind da eigentlich ganz bescheiden: Selbstverständlich wollen wir als die größte Band aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

Andi:
Und wenn das nicht klappt, wäre es schön, wenn wir möglichst viele Leute für unsere Musik begeistern und uns in der Szene etablieren könnten.

Stefan:
Nach all den Querelen der letzten Jahre können wir endlich optimistisch in die Zukunft blicken und freuen uns auf die anstehenden Gigs und auf die Arbeit am "Angels Wear Black"-Nachfolger, der sicherlich nicht so lange auf sich warten lassen wird.

Alex:
Stefan, Andi, ich danke euch für das Gespräch. "Angels Wear Black" ist eine starke Scheibe, die Gehör verdient. Irgendwelche letzten Worte an unsere Leserschaft?

Stefan + Andi:
Vielen Dank für das Interview! Freut uns, dass dir die Scheibe gefällt. Hoffentlich sehen wir dich und noch viele andere POWERMETAL.de-Leser auf der anstehenden Tour!
Übrigens ist uns gerade noch eine Idee gekommen: Da ihr das erste Interview zur neuen CD gemacht habt, bekommen die ersten drei POWERMETAL.de Leser, die uns auf der kommenden Tour die Lösung der folgenden Preisfrage nennen, eine rare, signierte "Angels Wear Black"-Promo und einen druckfrischen BLACK ABYSS-Sticker.

Preisfrage: Was erhalten die ersten drei POWERMETAL.de Leser, die diese Preisfrage richtig beantworten?

Der Rechtsweg und der Linksweg sind beide ausgeschlossen! Bandmitglieder, deren Angehörige und sämtliche, auch menschliche, Sexualpartner der Bandmitglieder sind ebenfalls raus.

Okay, jetzt lassen wir euch wirklich in Ruhe.
Cheers, Stefan & Andi

Alex:
Ohne Worte *lacht*.

Redakteur:
Alex Straka

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