ARGUS: Interview mit Butch, Erik, Kevin & Jason

21.05.2011 | 15:44

"Boldly Stride The Doomed" nennt sich das "Album des Monats" im Mai bei POWERMETAL.de und wird von Teilen der Redaktion hocheuphorisch gefeiert. Natürlich sprachen wir dann auch mit den Machern dieses Werkes, die unter dem Banner ARGUS firmieren. Fast die gesamte Truppe nahm sich Zeit, um auf unsere Fragen zu antworten.

Natürlich wird zu Beginn die Botschaft übermittelt, dass "Boldly Stride The Doomed" bei POWERMETAL.de enorm abgeräumt hat. "Das Feedback ist überwältigend", startet Kevin (Latchaw, dr. PK) den Plausch, "und dies ist jetzt das i-Tüpfelchen. Wir sind alle sehr stolz auf das Album und waren sehr gespannt wie es aufgenommen wird, aber ich denke nicht, dass einer von uns so viel positives Feedback erwartet hätte." Und Erik (Johnson, gt., s. Bild - PK) ergänzt: "Stimmt genau. Alles was ich bisher gelesen habe, egal ob Reviews, Blogs, etc. war sehr gut. Ich denke, "Boldly Stride The Doomed" ist ein Album mit dem sich Heavy-Metal-Fans im Allgemeinen identifizieren können. Wir sind wirklich glücklich darüber, dass die Leute da draußen das Album offensichtlich wirklich hören und freuen uns unheimlich über die vielen netten Worte und die tolle Unterstützung." Auch Sänger Butch (Balich - PK) zeigt sich sehr zufrieden. "Ich kann mich den Jungs nur anschließen und finde es toll, dass die Mehrzahl der Fans der Meinung ist, dass wir unser Debüt noch übertreffen konnten."

Eine Meinung, die der Autor dieser Zeilen absolut teilt. Doch was genau hat denn dazu geführt, dass man sich in jedem Bereich verbessern konnte. Ist es allein eine Frage der Erfahrung? "Ja, ich denke tatsächlich, dass das der entscheidende Punkt ist.", schaltet sich Jason (Mucio, gt. - PK) in das Gespräch ein. "Wir haben einfach in den letzten Jahren gelernt als Band besser zusammenzuarbeiten. Früher hat jeder für sich Songs geschrieben, diesmal sind wir immer wieder zusammengekommen und haben die Ideen der anderen einfließen lassen und die Nummern über Monate hinweg reifen lassen. Dadurch bekommen die Songs natürlich ein anderes Gesicht.", erklärt Jason. Doch nicht nur im Proberaum, auch bei der Produktion hat man gelernt wie Erik hinzufügt: "Beim Debüt waren die mittigen Frequenzen sehr dominant, als wir die Platte gemixt haben und das haben wir beim Mastering sogar noch deutlicher betont. Dadurch war der Sound etwas harscher, diesmal hat unser Produzent Dave Watsocon vorgeschlagen, diese Frequnzen düsterer und natürlicher klingen zu lassen. Ich denke, das hat der Atmosphäre des Albums sehr gut getan."

Den größten Schritt hat aber Sänger Butch getan, der eine absolut fantastische Performance abliefert und mehr als einmal für eine Gänsehaut sorgt. Dass Butch bei der Frage, was er denn da angestellt hat, schweigt, macht ihn nur sympathischer. Jason (s. Bild) und Erik springen ein. "Um ganz ehrlich zu sein, waren wir wohl genau so überrascht wie du, als wir das fertige Produkt das erste Mal hörten.", erzählt Jason. "Wir hatten nicht wirklich die Möglichkeit zu hören, was er tut, denn gerade die Vocals wurden erst sehr spät aufgenommen. Manche Songs hatten noch nicht einmal Lyrics als er loslegte. Aber Butch ist einfach phänomenal. Die Kraft und das Gefühl, welches er in die Songs steckt, passt exakt zu unseren Nummern und potenziert noch die Kraft der Songs. Und wenn du dann auf die Texte achtest, ist die Gänsehaut nachvollziehbar, denn es passt einfach perfekt zur Stimmung des Songs." Erik ergänzt lachend: "Ja, Butch tut immer sehr geheimnisvoll mit seinen Vocals und er hatte erst drei Songs fertig, die wir Enrico von Cruz del Sur als Demo vorspielen konnten. Wie Jason schon gesagt hat, wurde der Rest sehr spät fertig und als wir dann den Mix hörten, hatten wir alle ein dickes Grinsen im Gesicht. Wir wussten sofort, dass Butch die Songs tatsächlich zum Leben erweckt hat. Seine Power spielt eine große Rolle im Sound von ARGUS und ich denke ehrlich, dass seine Leistung auf "Boldly Stride The Doomed" seine bisher beste Arbeit ist und seine enormen Fähigkeiten zeigt." Ehre, wem Ehre gebührt.


Vielleicht die größte Stärke des Albums ist die Tatsache, dass man das Songmaterial nicht auf ein Genre reduzieren kann. Es ist sehr heavy, hat flotte Parts, eingängige Twin-Gitarren, viele Melodien, doomige Songs und all das wird von der sehr atmosphärischen Produktion zusammengehalten. "Schön, dass du das so siehst, denn das ist exakt, was wir erreichen wollten.", freut sich Jason über diese Beschreibung und ergänzt: "Wenn ich komponiere, denke ich viel darüber nach, wie sich der Song anfühlt. Ich möchte nicht, dass sich meine Songs wie ein langgezogenes Riff anfühlen, bei dem sich hier und dort mal eine Note verändert. Der Hörer soll durch den Song geführt werden und immer daran interessiert sein, wie sich der nächste Part anhört." Operation gulungen.

Der bislang vielleicht beste Song des Jahres hört auf den Namen '42-7-29', der mit überragenden Vocals, tollen Klaviereinsätzen und einer Gänsehaut erzeugenden, sehr melancholischen Atmosphäre begeistert. "Das ist sicher der doomigste, zumindest aber der traurigste Song des Albums.", startet Butch. "Das ist einer der Tracks, die schon fertig waren, als wir ins Studio gingen und wir haben ihn schon für einige Monate live gespielt. Ursprünglich war der Plan, den Song genauso aufzunehmen wie die anderen Nummern, aber irgendwie hatte ich immer die Idee mit den Pianoparts im Kopf. Da wir uns aber nicht sicher waren, wie das klingen würde, wollten wir eigentlich zwei Versionen einspielen, eine mit und eine ohne Klavier, so dass wir die mit Klavier ggf. als Bonustrack verwenden könnten. Aber nachdem wir einmal gehört hatten, was Dave Watson da gezaubert hatte, wussten wir, dass wir diese Version nehmen würden. Ich finde, es macht den Song noch trauriger, ohne ihn aufzuweichen.", erklärt Butch, um dann den traurigen Hintergrund des Songs zu erklären: "In dem Song geht es um den Tod meines Vaters und die Tatsache, dass ich nie mit seinem Tod abschließen konnte. Ich war neun Jahre alt als mein Vater starb. Ich wusste, dass er krank war, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass er ins Krankenhaus musste. An diesem Morgen wachten ich und meine Schwester auf und unsere Mutter erzählte uns nur, dass mein Vater gestorben sei. Dazu kommt, dass meine Mutter und meine Tante entschieden, dass meine Schwester und ich nicht zur Beerdigung gehen durften, so dass wir uns nie wirklich von meinem Vater verabschieden konnten. Das Konzept des Songs entstand bereits 2009 bei einem Besuch seines Grabs. Ich denke, das ist vielleicht der beste Text, den ich je geschrieben habe."

Dass das Intro und das Outro auf dem selben Thema basieren, legt die Vermutung nahe, dass hier ein Konzeptalbum vorliegt, zumindest aber deutlich gemacht wird, dass man hier ein Album hört und nicht nur eine Ansammlung von Songs. "Letzteres ist genau der Gedanke, den ich bei den beiden Songs hatte. Es gibt kein Konzept, aber wenn du dir das Album anhörst, soll es wie eine Art Reise wirken und am Ende, wenn du 'The Ruinos Of Ouroboros' hörst, weißt du, dass du wieder am Anfang angekommen bist, sich aber alles etwas verändert hat. Ich hoffe, das bringt die Hörer dazu, das Album wieder und wieder zu hören.", erklärt Kevin. Hat funktioniert.

Funktioniert hat auch der Gig beim "Hammer Of Doom", von dem man ausschließlich exzellente Kritiken gehört hat. "Für uns war es sicher die beste Show, die wir je gespielt haben. Die Fans waren fantastisch und es ist großartig zu sehen, wie sehr sich die Fans in Deutschland für den Metal interessieren.", erzählt Jason und Kevin ergänzt: "Ich war absolut sprachlos nach der Show. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn so viele Leute den Namen deiner Band rufen und deine Songs mitsingen. Aber auch die anderen Bands zu sehen, war toll." Und auch Eric & Butch können es kaum erwarten und sind vor allem von der Gastfreundlichkeit übermannt gewesen. "Die Barkeeper im "Haus der 150 Biere" haben uns erst um sechs Uhr morgens rausgeworfen. Wir hatten eine tolle Zeit und hoffentlich können wir so bald wie möglich wiederkommen." Konkrete Pläne gibt es allerdings vorläufig nicht. Hoffen wir, dass wir nicht zu lange warten müssen. Denn ARGUS haben mit "Boldly Stride The Doomed" ein echtes Meisterwerk vorgelegt, dass man auch unbedingt auch livehaftig erleben sollte.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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