ANGELUS APATRIDA: Interview mit Guillermo Izquierdo

13.02.2021 | 13:41

Guillermo Izquierdo ist Gitarrist und Frontmann der Jungs von ANGELUS APATRIDA. Und mit ihrem neuen, selbstbetitelten Longplayer lassen es die Spanier einmal mehr richtig krachen. Generell ist auf den Thrash Metal der vier Jungs stets Verlass und so sorgt auch Album Nummer sieben für enorme Nackenschmerzen.

Das nahmen wir zum Anlass, das ANGELUS APATRIDA-Sprachrohr einmal zum Plausch zu bitten, um uns zunächst ein kleines Update zu geben, was seit der Veröffentlichung der letzten Scheibe "Carabet De La Guillotine" im Mai 2018 so passiert ist. "Tourneen, Tourneen und nochmals Tourneen. Da wir mehr Shows und Festivals auch für 2020 geplant hatten, diskutierten wir über die Aufnahme einer kleinen EP für dieses Jahr und tourten weiter, aber wir wissen alle, was im März letzten Jahres passiert ist. Also haben wir den Rest des Jahres damit verbracht, mehr Musik zu schreiben, zu produzieren und ein neues Album aufnehmen und hier sind wir!" Im vergangenen, sehr schwierigen Jahr feierte ANGELUS APATRIDA das 20-jährige Bandbestehen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob dieses runde Jubiläum entsprechend zelebriert wurde. "Wir haben unseren Geburtstag nicht separat gefeiert, sondern waren in der Zeit eh mit den Jungs von EVIL INVADERS auf Tour in Deutschland. So war jede Show eine einzige Geburtstagsparty. 2020 ist kein Jahr, an das man sich gerne erinnern wird. Das einzig Gute ist die Tatsache, dass wir an unserem neuen Album arbeiten konnten. Da wir ohnehin nichts anderes tun konnten, als zu Hause zu bleiben, beschlossen wir, die einstigen Riffs in vollständige Songs umzuwandeln und arbeiteten vom Beginn der Pandemie bis zum Ende des Sommers an der neuen Platte. Da wir auch, wie schon angesprochen, unseren 20. Bandgeburtstag unterbringen konnte, und all die Dinge gemeinsam durchgemacht haben, die so geschehen sind, haben wir uns dazu entschlossen, sie "Angelus Apatrida" zu nennen."

Tja, die Corona-Pandemie hat vor niemandem Halt gemacht. Guillermo klärt uns zunächst über die Aufnahmeprozesse zu "Angelus Apatrida" auf. "Die Art und Weise, wie wir es komponiert und aufgenommen haben, war genau die gleiche wie immer. Wir komponieren gerne alleine zu Hause, jeder von uns, und teilen es dann über das Internet - wir leben in verschiedenen Städten. Dann proben wir alle, wenn die Songs fertig sind und von allen genehmigt wurden, alleine, bis wir das Studio betreten. Diesmal können wir sagen, dass die Pandemie dazu beigetragen hat, sich zu 100% nur auf die neue Musik zu konzentrieren. Das Touren ist unser Vollzeitjob und da wir nicht weiter touren konnten, konnten wir uns darauf konzentrieren, ausschließlich neue Musik zu kreieren und sie dann einfach, langsam und bequem aufzunehmen."

Langsam und bequem hört sich das Album jedoch nicht an, im Gegenteil: Die Platte hat Feuer unterm Hintern und ist ein Statement in Sachen Thrash Metal. Hat sich denn die derzeitige Corona-Situation in irgendeiner Art und Weise auf das Album per se ausgewirkt, lieber Guillermo? "Meiner Meinung nach eher nicht. Durch die Pandemie hatten wir viel Zeit für die Platte, vielleicht konnten wir die Riffs mehr schärfen. So hat die Situation schon dazu beigetragen, auch entsprechenden Frust mit in die Texte zu packen. Aber ich bin sicher, wir würden auch ein großartiges Album ohne Pandemie auf die Beine stellen. Die Einflüsse haben sich im direkten Vergleich nicht verändert. Vielleicht wurde in dieser Situation der raueste Teil unserer Einflüsse lebendig, der punkigste oder crossoverste Teil von ANGELUS APATRIDA. Wir haben bereits vor der Pandemie angefangen, schnellere und härtere Riffs zu komponieren, sind einen halben Schritt auf die Gitarren zugegangen und alles begann viel größer und kraftvoller zu klingen. Das in Kombination mit der Pandemie selbst und die Zusammenarbeit mit Zeuss, der dieses Album verdammt gut hat klingen lassen, sorgte dafür, dass "Angelus Apatrida" unser zweifellos aggressivstes und mächtigstes Album wurde!"

Kurz hat er es schon angedeutet, allerdings fragten wir noch einmal nach, warum ausgerechnet dieses Album nach der Band selbst benannt wurde. "Weißt du, wir haben 20 Jahre lang so unheimlich viel zusammen durchgemacht und so ist es speziell für neuere Fans eine wunderbare Einladung zu unserer Musik. Also lag der Entschluss, das Album nach uns zu benennen, entsprechend nahe. Und ein schöner Nebeneffekt ist, dass unser Bandname recht schwer auszusprechen ist und dieses Album den Menschen hilft, sich noch besser an uns zu erinnern." Wir kommen auch nicht drum herum, uns zumindest kurz auf die einzelnen Songs zu konzentrieren, obwohl "Angelus Apatrida" speziell ob dieser enormen Hitdichte eher als Ganzes am besten funktioniert. Dennoch fragten wir den Kopf der Band(e) nach seinen Favoriten: "Schwer zu sagen. 'Bleed The Crown', 'The Age Of Disinformation', 'Rise Or Fall' oder 'Through The Glass' sind vielleicht die klassischeren ANGELUS APATRIDA-Songs. Dazu kommt 'Indoctrinate' direkt zu Beginn, einer unserer schnellsten und aggressivsten Songs, ein 6-minütiger Mammut, der keine Wünsche offenlässt und quasi drei separate Songs in sich birgt. 'Disposable Liberty', 'Empire Of Shame', 'We Stand Alone', die Variabilität der einzelnen Songs ist nochmals gewachsen und wir haben einen neuen Sound. Einer meiner Favoriten ist auch definitiv 'Childhood's End'."

Auch wenn es schwierig ist, wagte Guillermo zum Ende des Gesprächs hin noch einen kleinen Blick in die Glaskugel, wie es 2021 mit ANGELUS APATRIDA weitergehen wird. "Naja, wir erleben die dritte Welle der Pandemie, die Lage in Spanien ist wieder beschissen, also keine Ahnung, was passieren wird. Wir arbeiten an ein paar großen Shows an großen Veranstaltungsorten in Spanien, mit sozialer Distanzierung, Hygienemaßnahmen usw., aber da wir uns wieder in einer fast strengen Sperre befinden, wird sich schnell entscheiden, was zu tun ist. Wir werden dieses Jahr auf Tour gehen und vor dem Sommer ist das unser Hauptziel. Wir sind darauf angewiesen, dies ist unser Vollzeitjob und es sind bereits 11 Monate ohne Arbeit, die wirtschaftliche Situation wird sehr gefährlich. Wir müssen also abwarten, was passiert."

Zu guter Letzt philosophierten wir noch über die Szene im Allgemeinen. Bands wie TESTAMENT, SODOM, KREATOR oder OVERKILL haben in den letzten zwei, drei Jahren herausragende Alben herausgebracht. Doch wie sieht die Welt nun nach der Ära von SLAYER aus? Was passiert mit den Großen, wenn der Zahn der Zeit irgendwann zuschlagen sollte? Welche jungen Wilden sieht Guillermo das Rennen machen? "Alle diese Bands veröffentlichten unglaubliche Alben, sehr kraftvoll und voller Energie. SLAYER verabschiedete sich im besten Teil der Karriere, ich liebte jedes Album und alles bis zum Ende. Und ich kann das neue EXODUS-Album kaum erwarten! Jüngere Bands veröffentlichen auch unglaubliches Material und hier knüpfen wir mit ANGELUS APATRIDA an! Ich glaube, diese Bands werden jahrzehntelang neue Musik veröffentlichen. Ich hoffe, dass auch andere Bands wie SUICIDAL ANGELS, HAVOK, WARBRINGER, CRISIX oder GAMA BOMB, um nur einige zu nennen, entsprechend nachziehen. Thrash Metal und diese Jungs werden von Mal zu Mal beliebter und halten die Flagge der Szene mutig nach oben!"

Abschließend richtet unser sympathischer Interviewpartner noch einige Worte an uns und all die ANGELUS APATRIDA-Fans da draußen. "Das Interview hat Spaß gemacht, vielen Dank für die Unterstützung! Vergesst nicht, uns auf Instagram und Facebook zu folgen, euch das Album zu besorgen oder zumindest über einen Stream anzuhören und passt auf eure Nacken auf. Passt generell gut auf euch auf, Leute!" Dem können wir uns nur anschließen! Bleibt gesund und gebt "Angelus Apatrida" eine Chance - die Platte ist nicht zu Unrecht so hoch in unserem Redaktionskurs!

Redakteur:
Marcel Rapp

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