AMBUSH: Frontmann Oscar über die dunkle Seite der Stahl-Macht

03.09.2025 | 22:59

Die neue AMBUSH-Platte verspricht vom Titel her zumindest das bis dato dunkelste Werk der Schweden zu werden. Ob nun hell, dunkel oder schwarz-weiß – "Evil In All Dimensions" hält einmal mehr die in Stahl gegossene Flagge stolz in der Höhe sowie ebenso alle Erwartungen, die die drei Scheiben zuvor bei den Fans geweckt haben. Lange hat es gedauert, doch der "Infidel"-Nachfolger ist am Start und Fronter Oskar Jacobsson steht uns hierzu Rede und Antwort.

Oskar, wie ist die Lage?

Hallo Marcel, danke, dass wir hier sein dürfen. Hier im AMBUSH-Camp läuft alles super. Wir freuen uns natürlich sehr auf die Veröffentlichung des Albums und proben gerade für die bevorstehende Tournee.

Nach der Veröffentlichung eures letzten Albums musstet ihr zwei Abgänge verkraften. Warum haben Adam und Ludwig die Band verlassen?

Adam hat die Band aus persönlichen Gründen verlassen, um sich anderen Dingen im Leben zu widmen. Ludwig ist gegangen, weil er aufgrund einer Krankheit nicht mehr live spielen konnte. Natürlich sind wir immer noch befreundet und treffen uns. Adam hat auch mit einigen Gesangsspuren zum neuen Album beigetragen.

Aber ihr habt mit Karl und Oskar zwei sympathische Ersatzmitglieder gefunden. Wie seid ihr auf euren neuen Gitarristen und Bassisten gekommen und wie haben sich die beiden bereits in das Songwriting für das neue Album integriert?

Oskar "Burning Fire" Andersson spielt seit 2018 bei uns, es ist also schon eine Weile her. Oskar gehörte zu unserem Freundeskreis, da er mit der Band NIGHT spielt. Er sagte, er würde gerne Bass spielen, und als wir ihn fragten, ob er mitmachen wolle, war das ganz selbstverständlich. Seine Musikalität und seine charakteristische Stimme haben AMBUSH auf jeden Fall viel Würze verliehen.

Wir haben von Karl durch einen gemeinsamen Freund erfahren. Er erzählte uns, dass er einen Typen kenne, der außerhalb unserer Heimatstadt im Wald lebt, Fan der Band ist und wie verrückt Gitarre spielt. Zu dieser Zeit hatten wir einen Auftritt in Sala, Schweden, und haben Karl einfach gefragt, ob er Lust hätte, mitzumachen und sich zu beweisen. Zufällig hat er den Auftritt fehlerfrei gespielt, was ziemlich erstaunlich war, wenn man bedenkt, dass wir vorher nicht einmal geprobt hatten.

Sowohl Karl als auch Burning Fire sind großartige Typen, mit denen man gerne zusammen ist, und sie haben auch zum Songwriting des Albums beigetragen. Mit ihnen fühlen wir uns stärker denn je!

Waren die Veränderung in der Besetzung und die Corona-Situation der Grund dafür, dass das neue Album mehr als fünf Jahre nach "Infidel" erscheint?

Teilweise ja, nach der Veröffentlichung von "Infidel" hat sich aus offensichtlichen Gründen alles verzögert. Aber wir haben es nicht eilig, wenn es um solche Dinge geht. Wenn man Qualität anstrebt, braucht das Zeit.

Ich fasse mich kurz: Das neue Album ist großartig! Aber für mich hat es auch eine etwas dunklere Atmosphäre, das Album wirkt düsterer. Würdest du dem zustimmen?

Danke! Ja, ich denke, es kommt darauf an. Ich finde, manche Themen sind die düstersten, die wir bisher gemacht haben. Aber das ist das einzige AMBUSH-Album, das ich mir anhören und dabei glücklich sein kann… Vielleicht liegt das daran, dass ich stolz auf das bin, was wir dieses Mal gemacht haben, also ist meine Meinung in diesem Fall wohl nutzlos, haha. Ich hoffe, der Hörer kann beim Hören des Albums viele Emotionen durchleben.

Und ist das vielleicht der Hauptunterschied zum Vorgänger "Infidel"? Dass ihr auch konsequenter und zielstrebiger gearbeitet habt?

Wir haben beim Mischen definitiv mehr Zeit im Studio verbracht. Ziel war es, einen weniger subbassigen und druckvolleren Mix zu kreieren, bei dem alle Instrumente durchscheinen können. Wir hatten eine klare Vorstellung davon, wie das Album klingen sollte, und unser Mixing-Held Mankan Sedenberg hat sie zum Leben erweckt.

"Evil In All Dimensions" ist ein sehr eindeutiger Titel – auf wen zielt das Böse ab, wer oder was genau ist böse und was kennzeichnet es?

Der Titel reflektiert die polarisierte Gesellschaft von heute. Social-Media-Algorithmen neigen dazu, die Menschheit in die Extreme zu treiben, und am Ende stehen zwei Seiten. Beide Seiten halten ihre jeweilige Meinung für die gute, während die andere Meinung die böse ist.

Der Titel 'Maskirovka' hat meine Aufmerksamkeit erregt. Er stammt vom russischen Militär, richtig? Kannst du das näher erläutern und erklären, warum er sich so gut als Songtitel eignet?

Kurz gesagt: Maskirovka ist eine alte Militärdoktrin, die Täuschung und Desinformation einsetzt, um ihre Ziele zu erreichen. Der Liedtext entstand während Putins illegaler Annexion der Krim im Jahr 2014. In Zeiten, in denen alles verdreht werden kann, um ins Narrativ zu passen, ist es wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind und unser blindes Vertrauen und unsere Freiheit nicht in die Hände der Regierenden legen.

'I Fear The Blood' ist eine sehr kraftvolle Ballade, die zum Mitsingen und Mitschwingen einlädt. Hast du Lieblingsballaden im Metal? Und wie passt dieser Song in die Albumstruktur?

Für mich trägt der Song mit seiner Dynamik und Emotion zu diesem Album bei. Ich schätze, es ist etwas unerwartet von uns, eine Ballade zu veröffentlichen, also hoffen wir, hier und da für Aufsehen zu sorgen, haha.

Wenn ich mir heute eine Ballade aussuchen könnte, wäre es der JUDAS PRIEST-Song 'Turn On Your Light'.

Im Herbst habt ihr ein paar Konzerte in Deutschland und später sogar in Südamerika. Wie sehr hat sich die Live-Qualität von AMBUSH weiterentwickelt? Ich habe euch das letzte Mal 2018 oder 2019 gesehen…

Wir klingen besser und sind hungriger denn je! Wir können es kaum erwarten, die neuen Songs im Herbst live für euch zu spielen!

Ihr seid von High Roller Records zu Napalm Records gewechselt und gehört nun zu einer völlig neuen Labelfamilie. Spannende Zeiten, nicht wahr? Was ermöglicht euch dieser Wandel, welche Chancen eröffnen sich jetzt für AMBUSH?

Auf jeden Fall ist es aufregend! Für AMBUSH könnte das ein Qualitätsmerkmal sein, das unsere Chancen erhöht, ein größeres Publikum zu erreichen und mehr Medienaufmerksamkeit zu bekommen. Doch egal bei welchem Label man ist, Erfolg ist letztendlich immer harte Arbeit. Für eine traditionelle Heavy-Metal-Band von heute gibt es in der Musikindustrie nichts umsonst. Wir hätten nie gedacht, dass wir es so weit schaffen würden, als wir die Band gründeten, aber wir sind hungrig nach mehr!

Schweden ist bekannt für seine jungen, talentierten Metal-Bands, wenn ich an euch denke, aber auch an ENFORCER, AIR RAID oder SCREAMER. Warum, glaubst du, kommt diese zweite Heavy-Metal-Welle ausgerechnet aus Schweden?

Nun, ich weiß es nicht genau. Vielleicht fühlen wir uns schuldig, weil wir über die Jahre so viel digitale Musik exportiert haben, und wollten etwas Ehrliches, Natürliches und Echtes? Fast alle Jugendlichen unserer Generation haben in der Schule angefangen, ein Instrument zu spielen, und ich denke, das war ein wichtiger Faktor. Ich bin so glücklich und voller Hoffnung, wenn ich sehe, wie die Jugendlichen von heute echte Instrumente spielen und Bands gründen!

Danke dir, Oskar. Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch sagen?

Vielen Dank für die Einladung, Marcel. Wir erwarten von den Hörern, dass sie die Platte zusammen mit ein paar guten Freunden auflegen, die Lautstärke voll aufdrehen und pro Song mindestens ein Bier trinken! Wir sehen uns auf Tour und lasst es uns weiter mit euch krachen lassen!

 

Fotocredits: Adam Hagelin/Philip Truong Bläcksquid

Redakteur:
Marcel Rapp

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