AGENT FRESCO : Interview mit Arnór Dan Arnarson

09.01.2013 | 07:28

Tut euch den Gefallen und lernt AGENT FRESCO aus Island kennen. Die Alternative Progger haben auf dem Euroblast-Festival zwei fulminante Auftritte absolviert, in dem Spontaninterview haben wir mit Sänger Arnór über die Band, Island und Zukunftspläne gesprochen.

Hi Arnór! Kannst du die Band vorstellen? Wo kommt ihr her, was für Musik spielt ihr, was sind eure musikalischen Einflüsse, usw.?

Wow, das ist ein großer Einstieg... Mein Name ist Arnór, ich bin Sänger der Band AGENT FRESCO, wir kommen aus Reykjavik (Island). Wir sind vier Typen, die anderen schwirren hier auch irgendwo rum und heben sicherlich das eine oder andere Glas. Unser Line-up besteht aus Gesang, Schlagzeug, Keyboard, Gitarre und einem Bassisten, der auch Kontrabass spielt, des Weiteren gibt es ein paar elektronische Elemente. Ein Genre zu benennen macht heutzutage keinen Sinn mehr, da sich die Geschmäcker so individualisiert haben, deshalb spreche ich gerne über unser Artwork, wie man es auf den T-Shirts sehen kann. Man sieht eine unmögliche Kreatur, die aus vielen Tieren zu bestehen scheint. Das ist meines Erachtens der beste Weg um über unsere Musik zu sprechen. Einerseits gibt es den Wahnsinn, wir haben aber auch viele Elemente, die sehr gelassen und fast balladesk sind.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen den Live-Shows und dem Studioalbum. Das Album ist eher auf die Kompositionen, die Texte und die Themen fokussiert, aber die Live-Shows sind mehr auf die Performance und die Energie konzentriert, also darauf uns selbst auszudrücken. Dass wir dem Publikum zugewandt sind, kann man denke ich bei jeder Show sehen, wir gehen das Ganze sehr leidenschaftlich an. Das sind wir, ich hoffe, ich habe alles beachtet (lacht)!



Was kannst du über die Metalszene in Island sagen?


Sie ist definitiv lebendig! Ich finde es fantastisch wie unglaublich stark die kleine Gemeinschaft in Island im Vergleich zu den wenigen Menschen, die dort leben, ist - in Island wohnen gerade mal 320.000 Leute. Und dadurch, dass es kein Major-Label gibt, gibt es auch keine bestimmten musikalischen Richtungen. Es gibt also nicht 80 Sonstwas-Core-Bands, 80 Djent-Bands, 80 Death Metal-Bands und so weiter, es ist alles sehr frei, was sehr gut ist. Es gibt ein Metal-Festival im Sommer, das "Eistnaflug" (http://www.eistnaflug.is). Das ist ein wirklich tolles Festival, wir haben dort zweimal gespielt, musikalisch passen wir da auch gut rein. Hier auf dem Euroblast zu sein, ist umwerfend, denn wir sind keine Djent-Band. Wir haben zwar Elemente, die unsere Musik metallisch machen, trotzdem ist es nicht selbstverständlich hier zu sein. Ich hoffe, dass es korrekt ist, wenn ich sage, dass in Island alle sehr offen sind. Die Szene ist also sehr gut. Ich bin mit vielen Hardcore und Noisecore-Bands aufgewachsen [Arnór zählt jetzt ein paar isländische Bands auf, JE]. SOLSTAFIR machen jetzt auch tolle Musik. Und auch sonst scheint jeder in einer Band zu spielen und ich finde alles davon gut (lacht). Aber wir können viel aus Deutschland mitnehmen, insbesondere wie die Konzerthallen hier sind. Ich liebe, wie sie klingen und wie sie sind. Auch wenn die Location gestern [das Underground 2 in Köln, JE] sehr punkig war, hatte sie sehr viel Seele und Geschichte. Und hinterher mit den Leuten abzuhängen, die Bar, die tolle Musik, wir mochten es sehr dort zu spielen. Das ist etwas, was wir in Island noch nicht so ausgeprägt haben, der Fokus liegt auch zu sehr auf der CD und nicht auf den Shows, was ein sehr zerstörerischer Weg ist. Wenn das noch etwas ausgewogener wäre, würde die Szene wohl noch gesünder sein, aber man kann nicht alles haben. Aber trotzdem: Die Musikszene in Island ist sehr stark!

Aufgrund bestimmter Umstände konntet ihr eine zweite Show auf dem Euroblast spielen...

Ja, ich habe es schon den Veranstaltern erzählt: Ich hatte einen Traum in der Nacht bevor wir spielten, dass es ein paar Absagen gab. Das wurde vielleicht unterbewusst dadurch beeinflusst, dass große Bands wie ANIMALS AS LEADERS und VEIL OF MAYA bereits abgesagt hatten. Und ich denke, dass das etwas getriggert hat - ich bin nicht übersinnlich oder so (lacht) - aber ich habe wie gesagt geträumt, dass es noch mehr Absagen gab und uns wurde tatsächlich angeboten ein zweites Mal zu spielen! Ich hatte mit Nila [eine der Festivalmanager, JE] - die dafür zuständig ist, dass wir überhaupt auf dem Euroblast spielen - nach dem ersten Auftritt [auf dem Warm Up, JE] bei einem Bier darüber gesprochen, dass, wenn es Ausfälle gibt, wir auf jeden Fall bereit sind zu spielen, egal auf welcher Bühne, ob groß oder klein, wir sind bereit. Daraufhin meinte sie dann, dass wir ins Büro gehen sollten, es habe Absagen gegeben. Das war für uns dann eine klare Angelegenheit, kein Alkohol mehr, wir müssen vorbereitet sein. Ich weiß nicht, welche Show ich mehr mochte, sie waren beide total unterschiedlich. Die Bühnen kreieren immer einen anderen Vibe. Ich würde sagen, dass die zweite Show besser war, denn es waren viele da, die uns vom Vorabend bereits kennen gelernt haben und einige, die uns noch nicht gesehen haben, viele konnten bereits Mitsingen. Das hat mich total umgehauen, total!

Da hast du absolut Recht! Ich habe die Warm Up-Show leider nicht gesehen und am ersten Festivaltag meinte wirklich jeder wie atemberaubend die Show gestern war.

Das ist echt stark!

Was sind die Zukunftspläne für AGENT FRESCO? Kommt ihr wieder nach Deutschland, nehmt ihr ein neues Album auf?

Genau. Aber wir schreiben eigentlich immer. Hauptsächlich schreiben Þórarinn, der Gitarrist, und ich die Songs. Ich bekomme die Instrumentalversionen der Songs von ihm und ich schreibe dann die Melodien, die Texte und alle Gesänge darüber. So haben wir das letzte Album [" A Long Time Listening", JE] geschrieben. Wir sind in der luxuriösen Position, dass die anderen Bandmitglieder alles spielen können, was wir schreiben, was sehr schön ist. Aber wir wollen uns etwas mehr beeilen, denn wir möchten das neue Album in 2013 veröffentlichen. Das heißt, dass wir alle Alles geben, wir haben bisher sieben bis acht Tracks, die sich gut anhören und ich muss mir nun überlegen wie ich die Texte einbringe, usw. Das ist also im Werden. Und wir werden wieder im Januar nach Europa kommen mit Hauptfokus auf Deutschland, wir werden also bald wiederkommen. Dann geht es auch nach Berlin und Hamburg und mal sehen was sich noch ergibt. Dort gibt es dann auch neue Songs und demnächst das neue Album. Das sind soweit die Zukunftspläne - und dann die Weltherrschaft (lacht)! Nein, wir sind einfach total froh auf diesem Festival spielen zu können, es ist einfach fantastisch, umwerfend! Es bedeutet uns sehr viel hier zu sein.

Demnächst wird man bestimmt sagen "ich habe AGENT FRESCO damals auf einer kleinen Bühne auf dem Euroblast gesehen!"

(lacht) Wir würden auch wiederkommen, wenn wir auf einer kleinen Bühne spielen, wir passen uns allen Bühnen an, auf denen wir spielen. Große Bühnen sind natürlich auch toll, denn es gibt mehr Platz für die Band, wodurch sich mehr Energie entwickeln kann. So lange wir einen Grund und das Geld haben nach Europa zu kommen, werden wir das machen. Definitiv!

Kommt das neue Album auch über Record Records raus?

Das Debut-Album wurde über das isländische Label Record Records veröffentlicht, aber wir haben es in der Schweiz, Österreich, Deutschland und Dänemark selbst veröffentlicht. Für das neue Album gibt es noch kein Label, man kann uns gerne kontaktieren! Aber die Zeiten haben sich geändert und das Musikbusiness hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre immens verändert, jeder hat das mitbekommen. Wir gehen also einige Angebote durch, interessieren uns aber nur für die Leute, die wirklich Interesse an unserer Musik haben. Es macht also keinen Unterschied, ob es ein Major- oder ein Indie-Label ist.

Ich freue mich drauf, viel Erfolg weiterhin!

Redakteur:
Jakob Ehmke

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