AD INFINITUM: Interview mit Adrian Thessenvitz

30.10.2021 | 23:52

Definitiv keine Cheeseburger-Musik! Mit AD INFINITUM und "Chapter I" ist ein neuer Stern am Symphonic-Metal-Himmel emporgestiegen. Nun folgt mit "Legacy" der zweite Streich, zu dem wir Adrian Thessenvitz, dem Gitarristen der Truppe, einige brennende Fragen stellten. Erfahrt, welches Erbe die Musiker meinen, warum Jonas nicht mehr Teil der Band ist und warum das neue Album in Eigenregie produziert wurde.

Grüß dich, Adrian! Bevor es ans Eingemachte geht, lass mich doch wissen, wie es dir und der Band geht.

Hi! Wie schön, dass dieses Interview zustande kommt! Mir geht's derzeit super und ich denke, dass es allen Bandmitgliedern so geht. Wir sind alle etwas überarbeitet, denn der Promotionsplan ist wirklich straff. Aber das fühlt sich sehr gut an, denn wir sind unglaublich stolz auf unser nächstes Album und wir sitzen auf verflixt heißen Kohlen, dieses Album endlich freizulassen.

Allzu viel Zeit habt ihr euch nach eurem ersten Kapitel nicht gelassen. Doch gib mir bitte zunächst ein kleines Update, was nach "Chapter I – Monarchy" bei euch passiert ist und warum es von dem Album eine separate Akustik-Version gibt.

Direkt nach dem "Chapter I"-Release hat uns Corona sämtliche Möglichkeiten genommen, all die Songs auch live aufzuführen. Wir hatten auf einmal viel Zeit und mussten einen stetigen Output bewerkstelligen. Da die Akustikversionen auf der Deluxe-Version des ersten Albums gut ankamen, dachten wir, da machen wir ein Album draus! Direkt nach diesem Release produzierten wir unsere erste Online-Show "Live In Cologne". Während dieser Zeit schrieben wir bereits an unserem zweiten Album...

Jonas ist seit Ende Dezember leider nicht mehr Teil der Band. Magst du mir kurz sagen, warum er euch verlassen hat und wie ihr auf Korbinian Benedict, euren neuen Bassisten aufmerksam wurdet?

Ja, das war für uns alle eine schwere Entscheidung. Jonas kämpfte bereits seit vielen Jahren mit Knieproblemen und jedes Projekt mit AD INFINITUM hat ihn gesundheitlich belastet. Schweres Equipment, lange Laufwege, fünf bis sechs Stunden für Musikvideos durchgängig performen. Das war zu viel und auch seine zahlreichen Operationen hatten natürlich Priorität. Wir stehen selbstverständlich noch in gutem Kontakt. Korbinian ist ein Kollege von mir hier in Köln. In meinem ersten Metalprojekt fiel mal der Bassist aus und Korbinian wurde mir als Ersatz empfohlen. Seitdem haben wir echt viele Gigs zusammen gespielt. Als ich ihn für AD INFINITUM anfragte, war er sofort Feuer und Flamme.

Ende des Monats erscheint euer zweites Kapitel "Legacy" [inzwischen veröffentlicht am 29.10.2021 - d. Red.]. Mit welcher Einstellung und Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten herangetreten und wie schwierig gestalteten sie sich inmitten der Corona-Zeit?

"Chapter I" hatte die Messlatte wirklich hoch angelegt. Wir hatten alle einen großen Respekt davor und haben oft diskutiert, welche Richtung wir einschlagen wollen. An welchen Songs orientieren wir uns, was hat gut funktioniert und was nicht? Da Melissa maßgeblich für das Songwriting bei "Chapter I" verantwortlich war und wir von nun an alle mitschreiben wollten, haben wir alle unsere Geschmäcker, Einflüsse, Genre-Aversionen, Schwächen und Stärken offengelegt. Das war super interessant und wirklich toll zu beobachten, wie wir trotz verschiedenster Herkünfte perfekt miteinander funktioniert haben. Corona hat uns nicht in unserer Arbeit behindert, da wir sowieso in unterschiedlichen Ländern leben und alle unsere Ideen über Skype, WeTransfer oder Dropbox austauschten.

Worin liegen deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen "Monarchy" und "Legacy"? Was hat sich im Bandsound getan?

Beim ersten Hören werden euch sowohl die härteren Seiten von AD INFINITUM auffallen als auch deutlich griffigere Refrains und mehr Ohrwürmer. Mehr Breakdowns und komplexe, aber groovige Riffs. Beim zweiten Hören werden die Synergien aus verschiedenen Genres deutlich. Metalcore, Djent, Pop, sogar Western- und Weltmusik. Der Begriff "Symphonic Metal" wird für meine Begriffe neu definiert, da wir uns nicht zwanghaft auf ein Genre fokussierten, sondern das machten, was uns Freude bereitete. Wie oft wir lachen mussten, weil die abgefahrensten Kombinationen aus Genres oder genretypischen Elementen so überraschend gut ineinandergriffen! Das Symphonische war nicht mehr die Maxime, sondern mehr die Kirsche auf der Torte – oder der rote Faden, der einen durchs Album führt.

Das neue Album habt ihr selbst produziert. Was sind die großen Vorteile, ohne den Einfluss eines externen Produzenten zu arbeiten?

Der Produzent des ersten Albums hatte sehr starke Ideen, die auch kleinlichst umgesetzt werden wollten. Im Aufnahmeprozess kam es nicht selten zu Reibungen, wenn wir eigene Ideen erbracht haben. Jetzt beim zweiten Album hat es sich wirklich gut angefühlt freier zu denken und sich aus allen Quellen inspirieren zu lassen. Das hört man auch! Das komplette Album ist lebendiger, mutiger, detailreicher und mehr AD INFINITUM.

Was genau ist denn euer Erbe? Und welches übergeordnete Thema – auch gerne im Kontext des ersten Albums – verfolgt euer zweites Bandkapitel?

Mit "Chapter I" treten wir ein großes Erbe an. Wir wollen natürlich wiedererkennbar bleiben und uns gleichzeitig neu finden. Daran arbeiten wir immer noch und es wird auch eine interessante Reise bleiben. Der Titel "Legacy" bezieht sich aber in erster Linie auf das Vermächtnis von Vlad, dem Pfähler; dessen Leben und Werdegang die Texte von "Legacy" inspiriert haben.

Mit 'Unstoppable' habt ihr schon einen ersten, sehr verheißungsvollen Vorgeschmack veröffentlicht. Wie sinnbildlich steht die Single für das Album und die Haltung der Band?

'Unstoppable' vertritt viele elementare Facetten des Albums. Die catchige Hook, die Energie, der Fokus auf eine virtuose Instrumentierung. In der zweiten Strophe sind auch schöne Dreier- und Fünfer-Verschieber untergebracht. Ich weiß, das klingt nerdy, aber wie bei jedem anderen Song von "Legacy" verbergen sich hier viele Details, die erst nach wiederholtem Hören deutlich werden. Uns ist wichtig keine Cheeseburger-Musik zu machen: Leicht und schnell zubereitet und es schmeckt irgendwie jedem, ist aber nix Besonderes. Es geht uns schon darum, einen neuen Fußabdruck zu hinterlassen.

Beim ersten Album kamen einige Parallelen zu DELAIN, WITHIN TEMPTATION und KAMELOT zum Vorschein. Würdest du das auch beim neuen Album so unterstreichen oder hat AD INFINITUM langsam den ganz eigenen Stil aus Power-, Symphonic- und klassischem Heavy Metal gefunden?

Es gab einen Moment, als wir das fertig gemischte zweite Album gemeinsam anhörten und uns selbst fragten: Wie definieren wir das? Es waren zu viele Einflüsse, um einfach den Symphonic-Metal-Aufkleber dranzupappen. Das würde dem Album nicht gerecht werden. Von irgendwem fiel dann der Satz: Können wir es einfach Metal nennen - ohne diese Subgenre-Kennzeichnung? Denn eines ist auf jeden Fall klar: Das ist was Neues. Und wir freuen uns tierisch darauf, diesen Weg noch weiterzugehen.

'Afterlife' ist auch ein recht starkes Stück, bei dem Nils Molin von AMARANTHE euch unter die Arme greift. Wie kam der Kontakt zustande und sind weitere Kollaborationen geplant?

Melissa, unsere Sängerin, kennt Nils von ihren bisherigen Tourneen mit DYNAZTY und AMARANTHE. Er hatte sofort zugesagt und ihn dabeizuhaben war eine echte Bereicherung. Natürlich haben wir Lust auf weitere Kollaborationen und es wird auch die eine oder andere Überraschung im Zusammenhang mit dem Release noch geben!

Apropos Planungen: Was wird nach der Veröffentlichung von "Chapter II – Legacy" passieren? Was sind eure Pläne für die kommenden sechs Monate?

Das hängt davon ab, wie unsere Tournee-Planungen stattfinden können. Hier ist nicht das Ob die Frage, sondern das Wie. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, aber 2022 werden wir garantiert unterwegs sein. Die ersten Ideen zu "Chaper III" gibt es natürlich schon, und da werden wir uns auch zeitnah dransetzen. Es bleibt spannend, so oder so!

Lieber Adrian, damit wäre ich mit meinen Fragen auch am Ende und möchte mich noch einmal vielmals bei dir bedanken. Ich wünsche dir und AD INFINITUM viel Erfolg mit der Scheibe und alles Gute für die Zukunft! Was möchtest du euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Vielen Dank! Ich möchte mich bei den Fans für die unermüdliche Unterstützung bedanken! Das hat uns sehr durch die konzertfreie Zeit geholfen und mehr noch, wir können durch euch auf eine gute Zukunft mit dieser Band hoffen. Für uns alle ist das ein wahrgewordener Traum!

Wir sind unglaublich auf euer Feedback zu "Legacy" gespannt! Und wir freuen uns, euch auf unserem Releasekonzert am 29. Oktober in Pratteln persönlich zu sehen! Ja, dieser Gig wird zu 100% stattfinden! [Und es war wohl ein recht erfolgreicher Abend, wie auf der Facebook-Seite der Band zu lesen ist - d. Red.] Bleibt gesund und bis ganz bald!

Redakteur:
Marcel Rapp

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