Witchblade 1
- Regie:
- Yoshimitsu Ohashi
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
01.01.2008 | 08:29Story
Eine Erdbeben-Katastrophe und der darauf folgende Gedächtnisverlust haben Masane Amaha und ihre Tochter Rihoko vor sechs Jahren unverhofft entzweit: Tokio wurde verwüstet und bot lange Zeit keine Grundlage mehr für ein gemeinsames Leben. Nun jedoch sind die beiden wieder unerlaubt vereint und flüchten vor den Beamten der Kinderfürsorge – erfolglos. Masane sieht kurzzeitig ein, dass sie gegen die Behörden keine Chance hat, revidiert ihren Entschluss jedoch und begeht eine riesige Dummheit. Zur Strafe für ihre unbedachte Verfolgungsjagd auf die Mitarbeiter der NSWF verbringt sie eine Nacht im Gefängnis und zeigt sich anschließend reumütig. Kurz noch ihrer Entlassung wird Masane allerdings von einem weiteren Schicksalsschlag getroffen; ihre Witchblade erwacht und verwandelt die verzweifelte Mutter in eine kompromisslose Kämpferin. Doch was genau steckt hinter ihrer bislang unentdeckten Waffe?
Persönlicher Eindruck
"Witchblade" basiert auf dem gleichnamigen amerikanischen Comic des Kult-Verlags |Top Cow|, ein Ableger des Image-Studios, welches unter anderem durch "Spawn"-Koryphäe Todd McFarlane in den Neunzigern salonfähig wurde. Nachdem |Panini| unlängst eine Manga-Reihe um die außergewöhnliche Kämpferin bzw. ihren verzauberten Armreif startete, hat sich der Verlag nun auch die Rechte an der Anime-Serie gesichert, die nun über sechs DVDs verteilt auch dem deutschen Markt zugänglich gemacht wird.
Im Gegensatz zur gezeichneten Fassung ist die animierte Variante allerdings weniger komplex und insgesamt doch sehr zielstrebig konzipiert. Die einzelnen Storyabschnitte und Kapitel in den Folgen verfügen über einen gradlinigen Aufbau und eine leicht nachvollziehbare Struktur, was unter anderem auch damit zu begründen ist, dass die Episoden nicht so unmittelbar miteinander verwoben sind, wie man dies gemeinhin aus dem Anime-Bereich gewohnt ist. Zwar besteht ein zusammenhängender, roter Faden in allen Teilen der Serie, jedoch bestimmt dessen Existenz nicht zu eindeutig die Handlungsabschnitte und lässt dem Regisseur somit einige sinnvoll genutzte Freiräume.
Die daraus resultierende Unabhängigkeit überträgt Yoshimitsu Ohashi vor allem auf das individuelle Charakterdesign der Protagonisten. Sowohl Masane als auch ihre Tochter werden toll ins Geschehen eingeführt und mit intelligenten Dialogen und äußerst eigenwilligem Auftreten gezeichnet. Es sind durchaus eigenständige Individuen in der großen Welt des animierten Films, echte Charakterköpfe, die aber dennoch so leicht zugänglich und annehmbar sind, als würde man sie schon jahrelang kennen. Ebenfalls vorbildlich ist die separate Entwicklung der Figuren, auch der Fortschritt der vermeintlichen Nebendarsteller. Ihnen kommt mit zunehmender Dauer eine immer größere Bedeutung zu; sie verschaffen sich gleichsam Unabhängigkeit und eigens erkämpften Nährboden, der ihr Dasein teilweise sogar über das der offenkundigen Helden stellt. Interessant, was der Regisseur sich diesbezüglich hat einfallen lassen.
Unterdessen nimmt die Haupthandlung gleich mehrere Nebenschauplätze ins Boot und gönnt ihnen einen ausführlichen Reifeprozess. Während auf der einen Seite die Ungereimtheiten zwischen der flüchtigen Familie zur Diskussion stehen, werden von mehreren Seiten Vermutungen und Geheimnisse um die Witchblade ausgetauscht, das Instrument, um das sich das gesamte Geschehen dreht. Eine ganze Reihe noch unerforschter Persönlichkeiten taucht nacheinander in den Plot ein, gestaltet ihn vielseitig, aber durchgehend nachvollziehbar und verhältnismäßig simpel strukturiert.
Wo einerseits die Vielschichtigkeit der Story als wichtiges Element der Handlung herausragt, bietet "Witchblade" andererseits ein ziemlich hohes Tempo, rasche Wendungen und nicht selten auch kuriose Überraschungen. Gerade in diesen ersten vier Folgen, dem übergreifenden Einstieg in die Serie, erweist sich dies als klarer Vorteil, da man sich umgehend innerhalb der Geschichte befindet und sich entgegen erster Befürchtungen von ihrem einfachen Schema überrumpeln lässt. Auch wenn das Studio Gonzo bei der Adaption des Stoffes keinen weiteren Klassiker ins Rennen geschickt hat – diese Serie startet bereits beachtlich!
Die technische Aufarbeitung könnte indes ein wenig vorbildlicher sein; gerade die Bildqualität ist sicherlich ausbaufähig und durch ihr leicht körniges Erscheinungsbild nicht gerade das, was man unter optimal versteht. Dem entgegen setzt der Ton die vermissten Glanzpunkte, speziell in den Szenen, die von Musik unterlegt sind. Auch der Soundtrack ist sehr gefällig und abwechslungsreich und unterstreicht die actionreiche Stimmung von "Witchblade" vorzüglich. Als Bonus enthält die erste DVD noch ein Interview mit Mariko Noto sowie einen sehenswerten Musikclip zur Serie.
Im letzten Jahresdrittel stampfen |Panini| also noch einmal ein kleines Schätzchen aus dem Boden, welches bis dato zwar (noch) nicht ganz das Niveau von Vorzeige-Animes wie "Fullmetal Alchemist" erreicht, sicherlich aber mehr als nur ein Geheimtipp ist. Die Story ist stimmig, das Tempo anständig und die Charaktere sind fantastisch. Wer auf animierte Action steht, sollte ruhigen Gewissens zugreifen!
http://www.paninicomics.de
- Redakteur:
- Björn Backes